Ich habe mich zuerst wahnsinnig darüber geärgert, dass ich die Steuerung nicht nach belieben einstellen konnte. Nach rumgefummel mit der Ini-Datei geht es jetzt, aber das ist nicht jedermanns Sache. Die vermurkste Übersetzung kostet wirklich Atmosphäre, denn es ist ja nicht nur das Tutorial betroffen, sondern man findet auch NPCs, die nicht reden und bei denen die Untertitel zu schnell vorbeihuschen (dieser Fischer nahe der Kaiserstadt, z.B.)

Die grafische Darstellung der Welt ist durchwachsen. Es gibt Ecken, die wahnsinnig gut aussehen, aber auch Stellen, die echt daneben sind. Teilweise sieht man Texturwiederholungen sehr deutlich, und die in der Ferne runtergerechneten Texturen sind einfach scheusslich. Sieht man z.B. recht deutlich wenn man sich von dieser Wolkendingsda-Festung die Berge anschaut. In anderen Spielen ist das programmiertechnisch besser gelöst, siehe z.B. FarCry. Die Dungeons, Oblivionebenen und alle anderen Innenlevel (auch die Innenhöfe der Burgen) sind wunderschön und lassen nichts zu wünschen übrig. Auch die Städte sind gut, aber die Kaiserstadt ist tatsächlich zu eintönig.

Die Charaktere sehen fantastisch aus, wenn man sie in der Totalen oder Halbtotalen sieht. In den Gesprächen fällt auf, das die Gesichter teilweise "vermurkst" aussehen, scheint mit den Texturen oder Normalmaps zusammenzuhängen.

Die Animationen der Figuren sind mittelmässig, und es sind auch zu wenige. Beim Reden gestikulieren die Figuren fast nie, und wenn sind die Anims unpassend und schrottig. Siehe z.B. in der Kapelle von Kvatch, wenn der Oberoffizier mit der Soldatin redet. Die Dame wedelt mit der Hand als wäre sie auf einem Kaffeekränzchen.

Zum Sound: die Musik ist klasse, sehr unaufdringlich und passend.
Die Stimmen der Bewohner sind gut, allerdings fallen sie manchmal von einer Tonlage/Emotion in eine andere, was die Gespräche oft seltsam macht. Die Stimmen der Banditen müssten sich "gemeiner" anhören; es sind die gleichen Stimmen wie die der anderen Bürger.
Die Schreie der Figuren beim kämpfen sind eher komisch: der niedergeschlagene Bandit ruft "Heeeyyy" beim umfallen....

Das Kampfsystem gefällt mir sehr gut, eventuell sollte es noch eine Taste geben, mit der man durch Zauber und Tränke durchschalten kann.

Das mitleveln der Monster und Quest-Items ist ne zweischneidige Sache. Ich finde die Idee eigentlich gut, frage mich aber ob sie gut umgesetzt ist. Es sollte zumindest einige Gebiete geben, in die man sich erst ab einer bestimmten Level trauen kann. Andererseits sollten schon bekannte Monster nach mehrfachem Levelaufstieg deutlich schwächer sein, z.B. Ratten und Wölfe (man will sich ja auch mal ein bisschen überlegen fühlen). Aber da muss ich erst noch ne Weile spielen, um mir wirklich klar drüber zu werden.

Mein größter Kritikpunkt ist: die Welt sollte lebendiger wirken, und damit meine ich nicht mehr Schmetterlinge oder Vögel. Paradebeispiel für eine wirklich lebendig wirkende Welt ist m.E. Gothic2 DNDR. In Gothic wird gehämmert, gesägt, Suppe umgerührt, gesoffen und geraucht, Schwerter geschmiedet & geschliffen, Unkraut gejätet, in die Ecke gepinkelt, Goldbrocken gehackt und was weiss ich noch alles gemacht. In Oblivion: Nix. Nada.
Quest-Geber wie der väterliche Vatras, der mysteriöse Xardas oder der knurrige Piratenkapitän Greg, Kumpel wie Lares und Diego - das sind echte NPCs wie sie sein müssen, mit einer glaubhaften Persönlichkeit. Da können Jeoffrey und Martin Septim nicht mithalten. Selbst der unbedeutendste NPC in Gothic hatte genug Persönlichkeit für ein ganzes Dutzend Oblivion-NPCs - die wirken alle so, als wären sie gerade auf einem Elternabend damit beschäftigt, einen guten Eindruck auf den Klassenlehrer ihres Sprösslings zu machen.

Dazu kommt, dass der eigene Charakter in Gothic eine Stimme hatte, und die (ordentlich und passend) gestikulierenden Charaktere aus verschiedenen Kamerawinkeln gezeigt wurden. Das vermisse ich wirklich sehr.

Zusammenfassend: Oblivion ist ein gutes Spiel, aber es erfüllt meine Erwartungen nicht vollständig. Die nicht veränderbare Steuerung und die fehlerhafte Übersetzung sind grobe Schnitzer, die einer Firma wie Bethseda nicht hätten unterlaufen dürfen und haben am Anfang viel Motivation gekillt - mich wundert, dass Gamestar, etc. so gnädig gewesen sind (hängt vermutlich mit dem Werbe-Etat für Oblivion zusammen). Andere Firmen wären lange nicht so glimpflich behandelt worden.