-
Ritter
Drittes Kapitel – Edgar, König von Figaro und Verbündeter des Imperiums
„Na toll... das ist ja eine ziemlich große Menge von denen...“
Locke überschaute die Schar und zog langsam sein Messer. Vielleicht könnte er, falls er schnell genug war, genug von ihnen verwunden, um sie zum Rückzug zu bewegen...
„Kupo...“
„Hä?“ machte Locke und die Wachen begannen zu rufen:
„Was war das?“
„Ein Geist?“
„Nun gut, Rückzug!“ sagte Locke zu sich selbst. „Falls es ein Monster ist, soll es sie zuerst schnappen!“
Die Wachen kletterten zurück nach oben in die Mine, während Locke sich wieder Terra zuwandte.
Neben ihrem Körper hockte ein kleines, weißes Wesen mit großen Ohren und kleinen rosa Flügeln. Der Rosa Bommel auf seinem Kopf wackelte hin und her, wohl wegen der harten Landung auf dem Boden, und seine niedliche Nase schnupperte, als es zuerst auf Terra und dann zu Locke sah.
„Kupo!“ machte es, und plötzlich erschienen mehr solche Wesen von dem Loch in der Decke. Sie alle flogen herunter und landeten neben Terra. Insgesamt standen nun elf von ihnen vor Locke und schauten ihn an.
„Moogles!“ erkannte Locke und grinste. „Wollt ihr mir sagen, daß ihr mir helfen wollt?“
„Kupo!“ riefen alle aus und begannen, sich in Vierer-Gruppen zu sammeln. Drei Moogles gingen zu Locke und zerrten an seiner Hose, während sie wild in Richtung der Wachen deuteten, die einfach nur fassungslos dastanden.
„Oh, ich verstehe! Und wir vier kämpfen als Gruppe zusammen“, sagte Locke und die drei Moogles nickten ihm zu. „Na gut, auf geht’s!“ Mit diesem Signal rannten Locke und seine Moogles auf die Wachen zu, gefolgt von den anderen Mooglegruppen.
Lockes Gewandheit war unglaublich. Er flog geradezu von links nach rechts, schaltete die Lobomonster mit einzelnen Schnitten seines Messers aus, während die Moogles umherflogen und die Wachen blendeten, indem sie direkt vor deren Gesichtern mit den Flügeln flatterten, oder sie einfach im Flug rammten. Die Moogles in Lockes Gruppe stürzten sich tapfer in den Kampf und bissen ihre Gegner, und schon bald folgten auch die anderen Moogles diesem Beispiel. Nur ein einziger Moogle benutzte eine Waffe... einen schimmernden Speer, den er einer der Wachen abgenommen haben mußte. Als Locke kurz innehielt, um wieder Atem zu holen, sah er, wie der Moogle einen Lobo einhändig mit seiner Waffe erledigte. Als dieser sich zu Locke umdrehte, lächelte er und gab ihm einen Wink.
Es dauerte nicht lange, bis alle Lobos getötet worden waren und die Wachen aus Angst um ihr Leben davonliefen. Sobald in der Höhle keiner der Narshesoldaten mehr war, begannen die Moogles, auf und ab zu hüpfen und laute und aufgeregte Siegesrufe loszulassen. Der Moogle mit dem Speer ging zu Locke und machte einen kleinen Bogen.
„Danke, ihr Moogles!“ rief Locke aus und steckte sein Messer in die Scheide. „Wir stehen in eurer Schuld!“
Nun verschwanden die Moogles wieder, einer nach dem anderen, durch das Loch in der Decke, durch das sie auch gekommen waren. Locke rannte zu Terra und hob sie in seinen Armen hoch. Er fand keine schwere Verletzung an ihr und rannte zu dem Ausgang, der vorher von den Wachen blockiert gewesen war. Schließlich erreichte er das Ende des Tunnels und fand sich in einer Sackgasse. Er runzelte die Stirn, legte Terra vorsichtig auf den Boden und ging zu einem versteckten Schalter an der Wand.
„Hm... ich glaube, dieser Schalter wird...“
Er drückte ihn herunter, und wie erwartet erschien plötzlich eine Tür hinter ihm und öffnete sich. Draußen konnte er die Markierungen erkennen, die Narshes Grenzen ankündigten, und daneben die kleine Hütte, die an der Grenze selbst stand. Diese Hütte war für müde Reisende gedacht, die einen sicheren und kostenlosen Platz zum Ausruhen benötigten. Locke beschloß, das Mädchen dorthin zu bringen und wollte sie gerade wieder aufheben, als sie ein leises Stöhnen von sich gab und ihre Augen öffnete. Locke blinzelte sie an und lächelte.
„Ah, du bist wieder bei uns?“ fragte er und Terra gab sich einen leichten Ruck, sodaß sie nun saß. Sie blickte Locke an und sprach:
„Hast du... mich gerettet?“ fragte sie leise. Sie stand langsam auf und klopfte den Staub und den Schnee von ihrer Kleidung. „Danke sehr...“
„Spar dir die Dankesrede für die Moogles auf“, sagte Locke und betrachtete sie genauer. Sie schien nicht verletzt zu sein, nur sehr müde und äußerst erschöpft. Terra taumelte plötzlich und lehnte sich gegen die Wand, um nicht hinzufallen, während sie ihren Kopf mit der Hand massierte.
„Uhh... ich kann mich an nichts erinnern... egal, ob Vergangenheit oder Gegenwart!“ schrie Terra mit erschöpfter Stimme und stöhnte ein weiteres Mal.
Locke seufzte.
„Hast du Amnesie?“ fragte er, wobei sein Herz einen Schlag übersprang. Sein Geist begann überzulaufen mit seinen eigenen schrecklichen Erinnerungen, und er fühlte auf einmal ein großes Gefühl der Sympathie für dieses Mädchen. Das Imperium hatte ein weiteres Opfer ihrer Habgier...
„Ein Mann hat mir erzählt, meine Erinnerungen kämen bald wieder“, sagte Terra und sah ihn verwirrt an. Er schien ihr völlig entsetzt zu sein.
Locke betrachtete sie und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Hab Geduld. Bis du deine Erinnerung zurückerlangt hast, bist du bei mir sicher. Dafür gebe ich dir mein Wort!“
Terra blinzelte und hob die Augenbrauen. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte.
„Ich werde dich nicht allein lassen, bis deine Erinnerung zurückgekehrt ist!“ versprach Locke und legte die Hand auf seine Brust. „Das verspreche ich dir...“
„Habt Dank... Herr...“ Terra brach den Satz ab. Sie hatte immer noch Angst, aber dieser Mann sah aus, als wolle er ihr wirklich helfen. Sie hatte niemanden, zu dem sie gehen konnte, und auch keinen Ort, den sie aufsuchen konnte, und keine anderen Ideen... Terra streckte ihre Hand aus.
„Ich bin Terra.“
Locke nahm ihr Hand und schüttelte sie. „Locke Cole, Treasure Hunter! Freut mich, dich kennenzulernen, Terra. Und nun laß uns abhauen!“
Sie verließen die Minen und Locke betätigte einen anderen Schalter, um die geheime Tür wieder zu verschließen. Dann drehte er sich zu ihr um.
„Ach ja, dieser geheime Eingang könnte eines Tages nützlich werden. Vergiß ihn nicht!“ Er lächelte und winkte.
Terra nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg, die Minen im speziellen und Narshe allgemein hinter sich zu lassen. Terra blickte zurück zu der kleinen Stadt, und Traurigkeit überkam sie.
Locke sah sie an.
„Ist was?“ fragte er.
Terra drehte sich um und blickte zu ihm.
„Nein...“ sagte sie leise. „Gar nichts...“
„Hab keine Angst, ich bringe dich an einen sicheren Ort“, sagte Locke. „Wir gehen nach Burg Figaro! Der König wird interessiert sein, dich kennenzulernen.“ Locke machte für einen Augenblick die Augen zu und erinnerte sich an etwas. „Ach ja, wie alt bist du eigentlich... falls du dich daran erinnerst...?“
„...“ Terra sagte nichts und wandte den Blick zu Boden. Dies war eine leichte Frage. Jeder normale Mensch konnte sie beantworten...
„Achtzehn“, erwiderte Terra schließlich und Lockes Gesicht wurde lang.
„Was ist?“ fragte Terra verwirrt.
„Ähm, nun.... hör mal, widme dem König nicht ZU viel Aufmerksamkeit, ok?“ Und er fügte hinzu: „Er könnte sonst... mehr an dir interessiert sein als uns lieb ist.“
Terra sah ihn belustigt an. Sie verstand nicht, was er meinte, aber später würde sie es sicherlich verstehen.
Während die beiden so dahinwanderten und sich über alles mögliche unterhielten, änderte sich die Landschaft drastisch. Kaum hatten sie die gebirgige Region um Narshe hinter sich gelassen, fanden sie sich in einer warmen und grasigen Ebene. Der ganze Schnee war verschwunden und schließlich fühlte sich die Luft so warm an, wie es sich für eine Sommernacht gehörte. Bald durchquerten sie eine kleinere Wüstenregion und Burg Figaro konnte schon am Horizont gesehen werden. Die aufgehende Sonne der frühen Morgendämmerung beleuchtete den Rest ihres Marsches.
Es war eine große und majestätische Burg, aber sie war auch äußerst modernisiert. Das war schon von weitem erkennbar. Das Fundament der Burg und die Außenmauern waren in ein metallisches Material gehüllt, das dem der Magitek Armors ähnelte. Riesige Ventilatoren mit speziellen Vorrichtungen drehten sich in den Türmen, um die Energie der Sonne für die Burg nutzbar zu machen. Als die beiden Reisenden näher kamen, konnten sie Chocobos erkennen, auf denen grün uniformierte Soldaten saßen. Terra sah sich fasziniert um, aber Locke schien nicht davon beeindruckt zu sein. Sie erreichten die Haupttore dieses Palastes und wurden auf einmal von einer uniformierten Wache aufgehalten, die ihnen in friedlichem Respekt salutierte und dann sprach:
„Bleiben Sie bitte stehen, Herr!“
Locke lächelte und winkte ab, und auf einmal lächelte die Wache zurück und schielte ein bißchen.
„Oh, Ihr seid es, Locke!“ rief der Wächter aus. „Bitte, geht weiter!“
„Danke!“ sagte Locke und ließ Terra den Vortritt. Diese war verwirrt wie nie zuvor. Sie starrte genüßlich die ganzen hübschen Gemälde und teuren Dekorationen an, während Locke sie durch eine lange Halle mit rotem Teppich und schließlich durch ein riesiges Paar von Doppeltüren geleitete. Terra fand sich selbst in einer verzierten Halle mit zwei Thronen am anderen Ende und reichen, schweren Vorhängen, die von den Fenstern zurückgezogen worden waren, um Licht in den Raum zu lassen. Die Soldaten, die vor jedem Fenster postiert waren, nickten alle Locke zu, als dieser seinen Weg zum anderen Ende des Raumes fortsetzte, auf die beiden Throne zu.
Auf einem dieser Throne saß gelangweilt ein gutaussehender Mann, der eine Locke seines langen, blonden Haares um einen Finger zwirbelte. Er war in ein reich verziertes Gewand gekleidet, in Schichten von königsblauen und grünen Umhängen, die aussahen wie aus Seide, und sogar der Brustpanzer, den er trug, paßte elegant zu seiner Kleidung. Seine blauen Augen schienen beinahe zu leuchten, als sie Terra fixierten. Es gab keinen Zweifel, daß dies einfach ein wunderschöner Mann war. Er stand auf, schüttelte sein langes Haar hinter seine Schultern und ging langsam auf die beiden Neuankömmlinge zu. Dann unterhielt er sich mit Locke kurz im Flüsterton.
„Du meinst... DIESE junge Frau?“ rief er aus. Locke nickte und der Mann starrte Terra weiterhin an. Der erste Gedanke, der dem Mann in den Sinn gekommen war, als er sie sah, war, wie wunderschön dieses Mädchen doch sei, doch dieser Gedanke wurde nun langsam von der Realität der Situation verdrängt, in der er sich befand. Schließlich seufzte er und drehte sich für einen Augenblick von ihr weg, um darüber nachzudenken, wie er das sagen sollte, was er ihr zu sagen hatte.
Terra jedoch hatte nicht die Absicht, zu warten.
„Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind?“ fragte sie, ein bißchen im Flüsterton.
Der Mann drehte sich zu ihr um und lächelte sie anmutig an.
„Es tut mir so leid! Wie unhöflich von mir, meinen Rücken einer Dame zuzukehren“, entschuldigte er sich.
Terra blinzelte und Locke mußte sich zusammenreißen, um wegen des dramatischen Auftritts nicht zu lachen.
„Ich bin Edgar Roni Figaro, natürlich der König von Figaro“, sagte der Mann und Terra wurde ganz weiß im Gesicht. Sie sah zu Locke, der ihr zuwinkte.
„Überrascht, daß jemand wie ich einen König kenne?“ fragte er und sowohl er als auch Edgar brachen in Gelächter aus.
Terra sah zu, wie sich Edgar Locke näherte und die beiden begannen, miteinander zu flüstern.
„War deine Reise hierher ok?“
„Ja, wir hatten kaum Probleme. Sie wird einige Zeit nicht nach Narshe zurückkehren können. Die Wächter dort wollen sie in Gewahrsam nehmen. Ich habe sie gerade noch rechtzeitig retten können...“
„Nun gut. Laß sie hier etwas ausruhen, während wir unseren nächsten Schritt planen..“ Edgar wandte sich plötzlich wieder Terra zu und sah, daß sie ihn mit leerem Blick anstarrte. Locke winkte ihr zu und war im Begriff, wegzugehen.
„Locke...!“ protestierte Terra, aber er lächelte einfach nur.
„Ich seh dich später!“ sagte er zu ihr und verließ den Thronsaal. Terra seufzte und stemmte die Arme in die Hüften. Ja, sie war zu der Einsicht gelangt, daß sie so verwirrt war wie immer. Edgar kam zu ihr und nahm ihre Hand, küßte diese leicht und erreichte damit, daß sie ihn mit noch seltsamerem Blick ansah. Er lachte.
„Dies ist eine gewöhnliche Geste, meine liebe“, erklärte er ihr und ließ ihre Hand los. „Also... Du bist also eine imperiale Soldatin! Kein Problem. Figaro und das Imperium sind Verbündete. Bitte entspanne dich, solange du hier bist. Es liegt mir nicht im Blut, einer Dame wehzutun.“
„Imperiale Soldatin?“ fragte Terra unwissend und gab auf. Sie würde keine Antworten von ihm bekommen. Also entschied sie sich, sich ihrem Schicksal zu ergeben, wie Locke und dieser Edgar es gesagt hatten.
„Ähm, warum helfen Sie mir eigentlich?“ fragte Terra. „Liegt dies an... meinen Fähigkeiten?“ Sie fragte sich, jetzt, da sie es erwähnte, ob dies etwas damit zu tun hatte, warum sie imperiale Soldatin sein sollte. Aber was immer es war, es klang äußerst wichtig. Sie konnte sich nicht denken, daß sie etwas anderes besaß, was für ihn von Interesse sein könnte, außer vielleicht... Sie brach den Gedankengang ab, als er zu sprechen anfing.
„Ich gebe dir drei Gründe“, erklärte Edgar und hob den Zeigefinger. „Als erstes: Deine Schönheit hat mich ergriffen!“ Er hob den Mittelfinger: „Zweitens... ich würde sterben, um zu erfahren, ob ich dein Typ bin.“
Terras Kiefer klappte beinahe nach unten. Dieser Mann war nicht ungehobelt! Edgar begann, zum großen Tor, das aus dem Thronsaal führte, zu schlendern und blieb kurz davor stehen, um sich zu ihr umzudrehen. Er hielt einen dritten Finger hoch.
„Ich glaube, deine ... Fähigkeiten könnten ... ein dritter Grund sein.“
Auf Terras Stirn entstand eine Falte.
„Und was ist jetzt mit Ihnen?“ fragte Terra und brachte Edgar so zum seufzen.
„Ich fürchte, meine Technik rostet ein bißchen...“ murmelte er und verließ den Raum.
Terra stand einfach nur da und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hm... ich glaube, ein normales Mädchen hätte ihn aufregend gefunden. Aber ich bin kaum... normal...“ Sie seufzte und sah sich um. Er hatte ihr die Erlaubnis gegeben, das Schloß zu erkunden, und so beschloß sie, davon Gebrauch zu machen.
Als Terra von Raum zu Raum wanderte und all die wunderbaren Gegenstände bewunderte und sich mit den Leuten in der Burg unterhielt, wurden ihr zwei Dinge schlagartig klar. Zum einen war Edgar Roni Figaro höchst wahrscheinlich ein selbsternannter Frauenschwarm. Sie hörte Geschichten von den Dienstmädchen, wie er bei einem wichtigen Ereignis einen Treffer bei der Hohepriesterin von Figaro gelandet hatte, wie er immer wieder seine Aufmerksamkeit den Frauen widmete und wie er einem sehr hoffnungsvollen Mädchen, das mit einer Puppe durch den Palast gelaufen war, sogar versprochen hatte, sie zu heiraten. Terra lernte auch, daß Figaro technologisch hoch entwickelt war und daß sogar der gesamte Palast selbst ein unglaubliches Geheimnis barg, das nur dessen Bewohner kannten. Natürlich lehnte Edgar es ab, ihr davon zu erzählen.
Terra lernte auch mehr über das Imperium... Als sie einen Aussichtsturm bestieg, hörte sie, wie sich zwei Soldaten darüber unterhielten, wie das Imperium vor kurzem alle drei Städte auf dem südlichen Kontinent zerschmettert hatte. All diese Angriffe wurden von einer achtzehnjährigen Generälin angeführt, die wie eine Art Wunderkind erschien. Terra schluckte und stieg schnell wieder von dem Turm hinab. Sie konnte nur beten, daß sie nicht von ihr gesprochen hatten.
Am Ende ihrer Erkundungstour fand sich Terra in Edgars Gemächern wieder. Doch dieser war hier nicht aufzufinden. Anstelle dessen saß eine ältere Frau in einem Stuhl und flickte etwas, das Terra für einen von Edgars Umhängen hielt. Die Frau sah auf und lächelte Terra an.
„Guten Tag, junge Dame“, sagte sie zur Begrüßung. „Wenn Ihr nach Edgar sucht, werdet Ihr ihn hier nicht finden. Er trifft gerade einen seiner Freunde, Herrn Cole. Ich bin übrigens Matron. Wenn Ihr etwas benötigt, so laßt es mich wissen!“
„Oh, Locke...“ sagte Terra zu sich selbst, die fast schon vergessen hatte, wer „Herr Cole“ war. „Nun, ich entschuldige mich für mein Eindringen... Habt Dank, Matron!“
Als Terra nach draußen ging, bemerkte sie ein altes Gemälde an der Wand, auf dem zwei sich umarmende Knaben mit blonden Haaren abgebildet waren. Sie erkannte in dem einen mit den längeren Haaren Edgar, ... der andere sah ihm auch ziemlich ähnlich. Der älteren Dame fiel auf, was Terra so betrachtete und ließ einen leisen Seufzer los.
„Habt Ihr es gewußt, junge Dame? Edgar hat einen Zwillingsbruder.“
Terra schluckte. Darum sahen sich die beiden auf dem Bild so ähnlich!
„Er war so ein netter Junge...“
Terra drehte sich um und sah der Älteren genau in die Augen. „Was... ist passiert?“
Die Frau räusperte sich und blickte zur Decke hoch. Sie schien in ihre eigene Welt zu gehen, als sie sich erinnerte...
************
Ein junger Edgar saß in der Bibliothek und war in seine Studien für das kommende Examen vertieft. Er fand es schwer, sich zu konzentrieren, besonders, weil er immer an die Geschehnisse außerhalb dieser Mauern dachte...
„Bruder!“
Eine Stimme erklang und kurz darauf kam ein anderer junger Mann die Stufen heruntergerannt und stürmte in die Bibliothek. Edgar sah auf und runzelte die Stirn.
„Bruder, was ist mit Vater los? Was soll all das Gerede um seinen Nachfolger?“
Der junge Mann schluckte, als Edgar aufstand und sein Buch wütend schloß.
„Bist du blind?“ schrie Edgar. „Sieh dir doch mal sein Gesicht an!“
„Was?“ Der Neuankömmling versuchte, die Hand seines Bruders zu greifen. „Edgar, was bedeutet das...?“
Edgar schüttelte den Kopf und rannte weg und lief die Treppe hinunter in den Keller der Bibliothek. Der Andere senkte seine Hand und ließ sich schockiert in einen Stuhl fallen.
„Tränen...?“ flüsterte er, während sein Herz laut pochte.
************
„Edgar!“
„Was, hä?“ fragte Edgar und schreckte aus seinem Tagtraum auf. Locke starrte ihn von der anderen Seite des Tisches aus an, während er mit den Fingern auf der Tischplatte trommelte.
„Hast du bei irgendetwas aufgepaßt, was ich dir erzählt habe?“ fragte Locke, und Edgar schüttelte den Kopf.
„Es tut mir Leid, Locke. Ich habe gerade wieder... an Sabin gedacht.“
Locke öffnete die Augen zur Gänze und lehnte sich langsam zurück.
„Nein, mir tut es Leid“, entschuldigte sich Locke. „Ich habe das nicht bemerkt...“
„Vergessen wir das“, meinte Edgar und setzte ein Lächeln auf. „Also, was hast du mir gerade erzählt?“
**********
„Ja... sein Name ist Sabin“, erzählte Matron und seufzte. „Oh, er ähnelte seinem Vater sehr! Als er fortlief, war er ein süßes kleines Kind. Ich frage mich... wie sieht er wohl heute aus?“
Terra schüttelte den Kopf.
„Es... tut mir leid“, stammelte sie und verließ den Raum. Als sie sich auf den Weg zurück zum Thronsaal machte, lauschte sie noch mehreren interessanten Unterhaltungen. Eine von ihnen wurde von zwei Gelehrten in der Bibliothek geführt.
„Vor langer Zeit existierte eine Macht mit dem Namen „Magie“. Leute, die Magie benutzten, wurden „Mage Knights“ genannt.“
Einer von ihnen las in einem Buch, um einen Beweis für eine These zu finden, die er aufgestellt hatte, als Terra nicht im Raum war.
„Magie...“ murmelte sie und sah auf ihre Hände.
„Gelehrte auf der ganzen Welt erforschen die Magie. Dumme Leute, Gelehrte...“ schimpfte ein anderer und diskutierte weiter.
Vor dem Tor zum Thronsaal traf Terra auf den Kanzler, der gerade mit einer jungen Frau sprach.
„Der ganze Erfolgsdruck lastete so sehr auf Sabin, des Königs Bruder, ... war so abstoßend für ihn, daß er... für immer aus der Burg floh. Die Entscheidung wurde mithilfe einer Münze gefällt...“
„Oh mein Gott!“ rief die Frau aus, als Terra den Thronsaal betrat und die Türen hinter sich leise schloß. Was für eine traurige Geschichte, dachte sie.
„Nun, wie gefällt dir meine Burg?“ erklang eine Stimme. Terra sah zitternd auf. Aber sie sah, daß es nur Edgar war, und entspannte sich wieder. Noch ehe sie eine Antwort hervorbringen konnte, stürmte ein Soldat herein, der sie beinahe umrannte.
„König Edgar!“ rief er atemlos aus. „Jemand vom Imperium will Euch sprechen!“
Terra blinzelte.
„Imperium!“ sagte sie und blickte Edgar an. Dieser seufzte und kletterte von seinem Thron herunter. Er sah alles andere als erfreut aus.
„Wahrscheinlich Kefka!“ sagte er und ging zu dem Soldaten. „Entschuldige mich, Terra...“
„Wartet! Wenn die vom Imperium sind, sollte ich dann nicht...?“ Terra hielt inne, als Edgar den Kopf schüttelte.
„Du wirst hier drin sicherer sein“, erklärte Edgar und verließ den Raum. Terra machte einen Schritt zurück. Sie fühlte sich, als flösse Eis durch ihre Adern.
Der kalte Ton in seiner Stimme hatte ihr Angst gemacht.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln