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Ritter
Final Fantasy VI
Zweites Kapitel – Locke, der Treasure Hunter
Sanftes Mondlicht schien durch das Fenster des kleinen Hauses und tauchte die polierten Holzböden in ein silbernes Licht. Es war kurz nach Mitternacht, doch ganz Narshe war auf den Beinen. Es hatte Schreie und Explosionen vor sogut wie jedem Haus gegeben und einige leblose Körper, die der Frost bereits für sich beansprucht hatte, waren inzwischen vom Schnee weggetragen worden. Trauernde Frauen, weinende Kinder und auch einige Lobos, denen bewußt war, daß ihre Herrchen fort waren, prägten das Bild auf den Straßen.
Aber durch diese gesamte Szenerie bahnte sich ein älterer Mann seinen Weg durch die Minen, auf den Armen seine eigene Entdeckung tragend. Sein dunkelblondes Haar war durchnäßt vom eisigen Wasser in den Minen, aber das schien ihn nicht zu kümmern. Er hatte den Einmarsch der Magitek Armors in Narshe von seinem eigenen Haus im nördlichen Teil der Stadt mitangesehen und gedacht, daß heute sein Glückstag sei. Er benötigte zumindest ein Teil einer Magitek Armor für die Studien eines Freudes.
Aber er hatte nicht zu finden erwartet, was er tatsächlich auf dem kalten Boden entdeckt hatte... eine der Soldaten, die er vorher gesehen hatte, ohne ihre Rüstung, ohne Bewußtsein. Er hatte kurz die Umgebung abgesucht, um zu sehen, ob einer ihrer beiden Kameraden in der Nähe war, doch hier war niemand außer ihr und dem gruseligen eingefrorenen Esper, von dem jeder sprach. Bei näherer Betrachtung des Mädchens war ihm das braune Kopfband aufgefallen, das das Mädchen aufhatte, und er hatte vor Erstaunen gekeucht. Sie mußte von hier fort in Sicherheit gebracht werden!
Und nun war er zuhause, nachdem er die junge Frau von den Minen weggetragen hatte. Er legte sie in ein freies Bett in seinem Haus. Bevor er sie allein ließ, griff er vorsichtig um ihren Kopf herum, entfernte langsam die Slave Crown und legte sie auf einen Tisch auf der anderen Seite des Zimmers. Er wollte dieses Ding soweit wie möglich von ihr entfernt aufbewahren. Dann verließ er den Raum, setzte sich auf einen Stuhl und begann, in einem Buch zu lesen.
Auf einmal hörte er ein leises Stöhnen im Schlafzimmer und sofort setzte er sich auf und ließ vor Überraschung das Buch fallen. War die junge Frau endlich aufgewacht? Er seufzte, als er aufstand, denn er wußte, was nun auf ihn zukam. Sie würde ihm Fragen stellen, und er würde ihr all die traurigen Antworten geben müssen. Langsam betrat er das Schlafzimmer und sah zum Bett. Da saß sie und rieb ihre Schläfen. Ihr grünes Haar fiel in langen Locken über ihre Schultern und ihre grünen Augen waren mit einem Licht erfüllt, das vorher nicht dagewesen war. Ihre Kleider waren noch von Schnee und Wasser durchnäßt, aber sie zitterte nicht.
„Geht er dir besser?“ fragte der alte Mann und das Mädchen keuchte und starrte zu ihm hinauf. Als sie anfing zu sprechen, war er überrascht, daß ihre Stimme so hoch und weich war, beinahe schon kindlich. Eigentlich war er aber überrascht, daß sie nach all dem, was sie durchgemacht hatte, bereits wieder sprechen konnte. Was die Slave Crown ihr angetan hatte, Stummheit und Gedächtnisschwund, hatte vielleicht keine langzeitlichen Auswirkungen!
„Wo bin ich?“ fragte sie sanft.
„Wow!“ Er lächelte, als er näher kam. „Und ich habe nur das Band entfernt!“
Das Mädchen sah mit einem gequälten Ausdruck auf ihrem zierlichen Gesicht zu ihm auf.
„...Kopf ... schmerzt...“
„Keine Sorge...“ sagte der Mann und nahm die Slave Crown vom Tisch. Er hielt sie vor das Gesicht des Mädchens und sie blinzelte, doch erkannte dieses Ding nicht.
„Dies ist eine Slave Crown“, erklärte er ihr und legte das Band auf den Nachttisch neben ihrem Bett. „Die anderen hatten vollständige Kontrolle über dich, während du das hier getragen hast.“
Das Mädchen bekam große Augen und massierte ihre Schläfen.
„Ich... ich kann mich an nichts erinnern!“ schrie sie gequält. Ihr Herz raste. So sehr sie auch in ihrem Gedächtnis suchte, sie konnte nichts außer einem Nebel, der sich durch ihre Erinnerung zog, entdecken... Ihr wurde plötzlich kalt und sie machte ihre Augen fest zu, um ihre heißen Tränen davon abzuhalten, über ihre Wangen zu laufen. Der alte Mann seufzte und legte eine Hand auf ihre knochige Schulter.
„Keine Angst. Du wirst dich schon wieder erinnern... alles braucht seine Zeit...“ Er hielt kurz inne. „Die Zeit heilt alle Wunden...“
Außer sich vor Verzweiflung schüttelte das Mädchen ihren Kopf. Sie rief all ihre innere Kraft zusammen, um die Angst in ihrem Herzen zu vertreiben. Ein warmes Gefühl begann sie zu durchfluten, ein Gefühl, von dem sie schwören könnte, daß sie es vor sehr kurzer Zeit schon einmal gefühlt hatte...
„Mein Name... ist Terra!“ rief sie aus und öffnete ihre Augen.
Der alte Mann blinzelte und lächelte. „Das ist ein Wunder... Ich habe noch nie gehört, daß sich jemand so schnell erholt hätte!“ Er erkannte, daß trotz ihres schwächlichen Aussehens irgendetwas in ihr sehr stark war und der schrecklichen Wirkung, die die Slave Crown im Körper des Mädchens hinterlassen hatte, nicht nachgab.Es war auf jeden Fall etwas, was er bisher noch nicht gesehen hatte...
Plötzlich kamen draußen ein lautes Bellen von einigen Lobos und die Schreie von einigen Menschen auf.
„Aufmachen! Gib uns das Mädchen und die Magitek Armor des Imperiums zurück!!“
„Öffne die Tür! Wir wollen das Mädchen! Sie ist ein Offizier des Imperiums!“
Der alte Mann seufzte und blickte zur Haustür. Terra stieg alarmiert aus dem Bett und stand nun neben ihm. Ihr Herz schlug so laut, daß die Soldaten draußen es sicherlich hören konnten. Was hatte sie getan?
„Imperium...?“ fragte sie. „Magitek Armor...?“
Der alte Mann sah sie an und schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Sie war eindeutig unschuldig... nicht wie die anderen imperialen Offiziere, die er getroffen hatte. Sie war überhaupt nicht wie sie.
„Hör zu, ich muss dich hier rausbringen!“ schrie er und schob sie zu einer Hintertür im Schlafzimmer. „Ich habe keine Zeit für Erklärungen!“
Das Mädchen blinzelte und starrte ihn an.
„Mach dich auf den Weg durch die Minen! Ich werde diese Kerle aufhalten!“ rief er ihr zu.
Terra wollte gerade protestieren, als er die Tür öffnete und sie sanft hindurchschob. Sie stolperte auf ihren langen, noch schwerfälligen Beinen hinaus und hörte, wie sich hinter ihr die Tür schloß.
„...Ach du lieber Himmel...“, murmelte sie und zitterte, als sie ein kalter Windzug traf. Sie fühlte sich noch nicht gut genug auf den Beinen, um jetzt loszugehen, aber sie entschied sich dafür, den Anweisungen des Mannes zu folgen und zu den Minen zu laufen. Sie hatte die Furcht in ihrer Stimme bemerkt, sogar dann, als er ihre Schulter berührte... aber er hatte sich wirklich Sorgen um sie gemacht und er HATTE sie gerettet. Also beschloß sie, sich bei ihm zu revanchieren, indem sie floh, so wie er es gesagt hatte.
Und so rannte Terra los, weg von der Hintertür vom Haus des alten Mannes über eine lange hölzerne Brücke, die gebaut wurde, um zu den Minen zu kommen. Als sie die Mitte der Brücke erreicht hatte, konnte sie unter sich auf der Hauptstraße von Narshe zwei Wächter entdecken und blieb erschrocken stehen. Langsam begann sie, auf das andere Ende der Brücke zu zugehen, und versuchte, kein Geräusch zu machen, doch die Absätze ihrer Schuhe waren zu laut und verrieten sie. Sie schluckte, als die Wachen grinsend zu ihr hinaufblickten.
„Da oben ist sie!“
Terra starrte sie einen weiteren Augenblick an, bevor sie bemerkte, daß sie nun schnell verschwinden mußte...
Bald betrat sie eine dunkle Mine und sah sich gehetzt um.
‚Wo kann ich mich verstecken?’ dachte sie. ‚Was soll ich nur tun? Ich habe Angst...’
Terra rannte weiter durch die Minen, obwohl ihr ganzer Körper sich anfühlte, als breche er bei jedem Schritt zusammen. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich und war nahe daran, vor Verzweiflung zu schreien, als sie hinter sich Stimmen hörte.
„Ich kann sie dort vorne hören!“
„Ok, die kleine Dame kann schnell rennen, was?“
‚Oh Gott, was werden sie mit mir anstellen?!’ Terras Gedanken rasten, als sie sich blind um eine Ecke tastete. Dann sah sie einen Ausgang und sie lächelte vor Freude. Sie war frei! Sie wollte gerade durch den Ausgang rennen, als sie von zwei plötzlich vor ihr auftauchenden Narshe-Wachen aufgehalten wurde. Terra schrie und ging einen Schritt nach hinten, als sich die beiden ihr lachend näherten.
Doch hinter ihr tauchten zwei weitere Wachen auf, die von dort kamen, woher auch Terra gekommen war. Jetzt fand sie sich selbst eingeschlossen und in die Ecke gedrängt. Sie drückte sich an die kalte Wand hinter ihr und dachte darüber nach, wie sie aus dieser Situation entkommen könnte.
„Wir haben sie!“ schrien die Wachen wie aus einem Munde. Terra seufzte und schloß die Augen.
‚Was soll ich tun? Was soll ich tun?’
Plötzlich fühlte Terra eine gewaltige Erschütterung und sie sah hinunter zu ihren Füßen. Zu ihrem Schrecken erkannte sie, daß der Boden unter ihr zusammenbrach! Aber bevor sie sich in Sicherheit bringen konnte, gab das Gestein unter ihr nach und Terra fand sich selbst in die kalte Dunkelheit eintauchen. Die überraschten Schreie der Wachen über ihr wurden ziemlich schnell leiser. Terra schlug unten mit einem kräftigen Schlag auf den Boden auf und sie stöhnte, als sie versuchte, sich auf allen Vieren zu erheben. Sie kroch ein paar Schritte vorwärts, brach jedoch dann zusammen und erkannte, daß sie nun Ruhe brauchte.
Diese Männer... wer waren sie? Wächter von Narshe? Imperiale Soldaten? Was ging da vor...?
Terra versuchte, weiterzukriechen, aber ihr Körper weigerte sich hartnäckig und schickte Schmerzimpulse durch jedes ihrer Glieder. Terra schrie auf und fiel erneut zu Boden, und diesmal begrüßte sie die Dunkelheit und das Gefühl der Wärme, das sie überkam.
Sie fand sich in einer seltsamen, in gelb getauchten Welt wieder, und sie sah sich um. Sie konnte den Raum eines Schlosses erkennen. Dieser Raum war gefüllt mit vielen Maschinen und an den Wänden prangten rote Banner mit einem seltsamen schwarzen Symbol darauf. Ebenfalls konnte sie einen seltsam gekleideten Mann sehen, der mit seinem grell geschminkten Gesicht einem Clown nicht unähnlich sah. Dieser Mann hielt etwas vertrautes in den Händen. Die Slave Crown! Er näherte sich einer anderen Person, und diese stand einfach nur wie benommen da, als wäre sie mit Drogen beruhigt worden. Terra keuchte, als sie sich selbst in dieser Person erkannte!
„Wach auf!“ versuchte Terra zu rufen, aber niemand achtete auf sie. Terra schrie erneut, doch wiederum bekam sie keine Antwort. Der Clown legte die Slave Crown um den Kopf des Mädchens und sofort verlosch das Licht in ihren Augen.
„Meine süße kleine magisch Begabte...! Uweee, he, he! Mit dieser Slave Crown BESITZE ich dich praktisch!“ Er begann verrückt zu lachen und Terra keuchte erneut.
„Wer bist du!?“ schrie sie das Bild an. „Hast du mir das angetan!?“
Das Bild verschwand und Terra fand sich in einer neuen Szene wieder. Hier sah sie sich selbst, wie sie gerade eine riesige Maschinerie steuerte, die rote, blaue und weiße Strahlen rechts und links verschoß. Sie wurde von Soldaten angegriffen, doch alles, was sie tun mußte, um diese zu vernichten, war, einen Knopf zu drücken. Ein feuriger Hintergrund erschien und Terra erkannte, daß sie in einer brennenden Stadt waren! Der Clown erschien nun und stolzierte über das Schlachtfeld, nachdem Terra jeden in Sichtweite getötet hatte.
„Uwee, hee, hee! Gut! Brenn alles nieder!“ rief er aus und lachte erneut. Sein Lachen war so schrecklich, so furchteinflößend, daß Terra wußte, sie würde es nie wieder vergessen können.
„War das wirklich ich...?“ fragte sie leise. „Habe ich wirklich all diese Leute getötet...? Oder ist das nur ein böser Traum?“
Die Szene wechselte erneut. Nun waren sie wieder im Palast, bei einer Art Versammlung. Terra sah sich selbst, den Clown, einen jungen Mann mit hellblondem Haar und blauer Rüstung und eine junge Frau mit ebenfalls blondem Haar und in einer engen Kampfrüstung. Sie alle standen hinter einem viel älteren Mann mit einem langen Bart, und Terra konnte sehen, wie er vor einer großen Menge von braun uniformierten Soldaten stand, die ihm zuwinkte und zujubelte.
Als der alte Mann zu sprechen begann, wurden die Schreie und die Jubelrufe lauter.
„Wir stehen am Rand des großen Durchbruchs! In den kommenden Tagen werden wir Zeugen der völligen Wiederkehr der Magie werden. Es ist unser Schicksal, und unseres allein, diese mystische Kraft anzunehmen und uns zu holen, was rechtmäßig uns gehört!“
Terra blinzelte und sah genau zu, als die drei Leute, die mit ihr dastanden, sie allein ließen und zu dem alten Mann gingen.
„Mit unserer neuentdeckten Macht kann uns nichts im Wege stehen!“ rief er aus und die drei Menschen hinter ihm salutierten. Terra versuchte genau zu überlegen, ob sie die drei kannte oder nicht, aber es gelang ihr nicht. War dies Wirklichkeit oder ein Traum?
Auf einmal schrien alle Soldaten aus:
„Hurra!!! Lang lebe Imperator Gestahl!!!“
Terra schluckte, als die Szene zu verschwinden begann.
„Nein, warte!“ rief sie und ihre Stimme hallte in der Dunkelheit wider. „Warte...!“
„...Warte....“
„..................Warte...“
*********
Indessen ging in seinem Haus Terras Retter nervös in seinem Wohnzimmer auf und ab und sah alle paar Minuten auf die Uhr. Dies geschah immer. Immer war er zu spät... Seine Gedanken begannen, um das Mädchen zu kreisen, das er gerettet hatte... Wie war ihr Name? Terra. War sie schon in Sicherheit? Hatte sie es geschafft, sich zu verstecken?
Plötzlich öffnete sich die Haustür und der alte Mann drehte sich um. Als er erkannte, daß es sich bei dem Neuankömmling nicht um einen Narshe-Wächter handelte, lief er rot an und begann zu schimpfen: „Du hast ziemlich lang gebraucht!“
„Hey, sorry....“ Der Neue schloß die Haustür und sperrte sie zu. Er war ein großer Mann, mit breiter Brust und überall gebräunt von seinen Reisen. Sein hellbraunes Haar war durchzogen von einigen blonden Strähnen und es hing ihm in einer zottligen Art über die Augen, bis er es mit einer Handbewegung zur Seite warf. Dies entblößte ein schöngestaltetes Gesicht mit braunen, leuchtenden Augen und einem süßen Lächeln, das so aussah, als könnte es niemals verschwinden. Er war warm angezogen: Eine warme blaue Jacke, darunter seine gewöhnliche Kleidung, ein weißes T-Shirt, und eine Baumwollhose. Weiterhin trug er braune Lederschuhe und ebenfalls braune Handschuhe. Schließlich war noch ein blaues Bandana um seinen Kopf gewickelt.
Der alte Mann grinste. „Nun gut... Was macht dein Raub- und Plünder-Beruf?“
Dem jungen Mann verschlug es die Sprache und er wurde rot. Er war wirklich tief beleidigt und schockiert.
„Ich bevorzuge den Ausdruck ‚Treasure Hunting’!“ protestierte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Der alte Mann brach in Lachen aus und schüttelte den Kopf.
„Ha! Semantischer Unsinn!“ rief er aus und der junge Mann schüttelte seinen Finger.
„Wie auch immer, du warst der, der nach mir gerufen hat, richtig?“ fragte er.
Auf einmal wurde der Alte ernst und nickte.
„Locke, es gibt da ein Mädchen, von dem ich möchte, daß du es kennenlernst.“
Locke blinzelte und schüttelte sofort den Kopf. Arvis, der ernsthafte alte Mann, den er gut zu kennen geglaubt hatte, versuchte ihn zu einer Verabredung zu überreden?! Nicht daß es ihn berührt hätte. Locke hatte kein Interesse mehr an diesen Dingen...
„Locke!“ schrie Arvis und Locke wurde aus seinen Gedanken gerissen.
„Ja! Ein Mädchen?“ fragte er.
„Du hast doch nicht geglaubt, ich würde versuchen, euch beide zusammenzubringen, oder?“ grinste Arvis und Locke verlor beinahe das Gleichgewicht.
„Nein, natürlich nicht!“ Locke seufzte erleichtert und schluckte dann, als er darüber nachdachte, worum es gehen könnte. Es war bereits in ganz Narshe die Rede davon und... Locke rannte auf Arvis zu und packte fest dessen Schultern.
„Hm? Dies hat besser nichts zu tun mit dieser Magitek steuernden ... Hexe!!!“ schrie Locke.
Arvis nickte traurig und Locke blinzelte erneut. Was war ihn ihn gefahren?!
„Imperiale Truppen verfolgen hier ihr Ziel, jetzt, während wir sprechen“, meinte Arvis. „Diese Stadt hat nichts zu tun mit dem Imperium!“
„Ich weiß, Arvis, aber...“
„Unsere Unabhängikeit kann nur gesichert werden, wenn wir uns mit den Returners verbünden...“ Arvis verstummte und Locke ging einige Schritte zurück.
„Narshe soll sich mit den Returners verbünden? Mit der Widerstandsbewegung gegen das Imperium?“
Locke schüttelte den Kopf. „Sehr fraglich! Narshe würde niemals...“
„Nun, das ist jetzt nicht so wichtig“, unterbrach ihn Arvis. „Dieses Mädchen war für ihre Handlungen nicht verantwortlich. Wir müssen sie finden, damit sie unsere Lage versteht. Locke, du mußt mir glauben... wir brauchen ihre Hilfe, und zwar bald. Wir brauchen sie, um anderen zu zeigen, was das Imperium den Leuten antun kann, und...“
„Nun gut... Ich denke, wir helfen ihr lieber mal...“ gab Locke seinen Widerstand auf und seufzte. Er wollte das nicht tun, aber er sagte sich, daß er es für die Returners tat. Und für Arvis.
„Einverstanden. Begib dich dann zuerst nach Figaro und sprich dort mit dem König!“ erklärte Arvis und wies dann auf die Hintertür, durch die Terra einige Zeit vorher das Haus verlassen hatte. „Sie ist durch diese Tür entkommen. Finde sie schnell, und dann verlaß Narshe so bald wie möglich! Sie hat grünes Haar und trägt rote Kleidung.“
Locke nickte und verschwand einige Augenblicke später durch die Tür.
„Ich wußte, ich kann mich auf dich verlassen, Locke!“ sagte Arvis fröhlich zu sich selbst. „Paß auf dich auf...!“
Locke rannte los, den kleinen Fußspuren im Schnee folgend, überquerte die hölzerne Brücke und betrat die Minen. Er konnte nicht glauben, daß er wegen so etwas mitten in der Nacht geweckt worden war. Arvis mußte verrückt geworden sein, ihm zu erzählen, er solle einen imperialen Soldaten retten und dann sicher aus Narshe eskortieren. Er haßte das Imperium, er haßte es einfach. Was war denn so anders an diesem Mädchen? Und wenn sie wirklich in Schwierigkeiten war, warum kam nicht einfach das Imperium und nahm sie mit sich? Sie mußte mit einigen anderen Soldaten in die Stadt gekommen sein, um den Esper zu stehlen... Das war jedenfalls, worüber jeder redete. Inzwischen wußte das Imperium sicherlich, daß etwas schiefgelaufen war...
‚Nun gut’,dachte Locke, als er die Minen betrat und begann, sich umzusehen. Man sollte eine Situation nicht nach dem äußeren Schein beurteilen und sich nicht in irgendwelche Schlüsse verstricken. Dies hatte ihm seine Großmutter immer gesagt, und er war sicher, daß ihm dieser Rat nun nützen würde.
„Hallo?“ rief Locke in die Dunkelheit. Er ging um eine Ecke und blieb erschrocken stehen. Vor ihm war ein Loch im Boden, groß genug, daß eine Person hinunterfallen konnte. Locke legte sich auf den Boden und schob sich langsam und vorsichtig mit Händen und Knien auf das Loch zu, blickte hinunter und lächelte.
Da unten lag sie! Ein grünhaariges, rotgekleidetes Mädchen lag unten bewußtlos auf dem Boden. Das mußte sie sein. Locke sprang durch das Loch und landete neben ihr. Er kniete sich hin und strich ihre Haare von den Augen weg. Er wurde von einem kindlichen Gesicht überrascht, doch er hatte andere Sorgen, denn ihre Lippen war schon ganz blau gefroren und sie selbst war ziemlich blaß.
„Sie is’ doch noch’n Kind...“ sagte er zu sich selbst. „Und sie wird bald zu Tode erfroren sein, wenn ich sie nicht schnellstens hier rausbringe...!“
Locke stand auf und sah sich nach einem Ausweg um, als er Stimmen hörte:
„Ja, die Wachen sagten, sie wäre da unten!“
„Endlich! Dann können wir sie einfangen und hier rausbringen! Es ist schon fast Morgen, und ich bin fürchterlich hungrig!“
„Was glaubst du, daß der Älteste befehlen wird?“
„Wahrscheinlich Tod. Sie hat in dieser Nacht die Hälfte unserer Einheit geschlachtet!“
Locke sah überrascht auf das Mädchen hinab. SIE hatte das getan? Aber wie...?
„Nein, das ist jetzt nicht wichtig!“ sagte Locke zu sich selbst und schluckte. „Aber ich muss immer noch einen Ausgang finden...“
„HEY!“ schrie einer der Wächter und Locke sprang vor Schreck in die Luft.
„Jetzt haben wir sie!“ rief ein anderer aus. Locke schüttelte seinen Kopf. Vor ihm mußten mindestens ein Dutzend ziemlich wütender Narshe-Wächter sein, und sie hatten ihre Lobos dabei. Locke stöhnte und ging ein paar Schritte zu dem Mädchen zurück.
Wie sollte er diese Menge nur bekämpfen?
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