-
Ritter
II
Gefallene Schatten
Über Jahrhunderte waren die Schlachten zwischen Aveh und Kislev ohne Entscheidung geblieben, ständige Wechsel in den Machtverhältnissen kennzeichneten die sich endlos dahinziehenden Gefechte.
Bis zur Entdeckung der Ruinen einer uralten Zivilisation durch den Ethos vor wenigen Jahren. Diese religiöse Organisation, deren Aufgabe in der Bewahrung der Kultur der Welt und dem Schutz der Bevölkerung bestand, hatte die Oberaufsicht über sämtliche Maschinen und Waffen, die aus den Ausgrabungsstätten geborgen wurden.
Die Technologien, die auf beiden Seiten der verfeindeten Länder entdeckt wurden, wurden dem Ethos ausgehändigt, der sie für das jeweilige Reich reparierte und in Stand setzte. Ein Wettlauf um die Ruhestätten der untergegangenen Zivilisation begann, jede Seite nur darauf bedacht, mit Hilfe der unter der Erde lagernden Waffen seine eigene militärische Macht zu erhöhen.
Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich erstmals eine dauerhafte Veränderung im Verlauf des Konflikts ab und mit der Zeit errang das nördliche Reich Kislev die Oberhand, bedingt durch den enormen Unterschied in der Menge der Ausgrabungen. Zuerst schien es, als könnte Kislev den Krieg nun endlich für sich entscheiden, doch bald trat eine neue Streitmacht auf den Plan.
Eine mysteriöse militärische Organisation unter dem Namen Gebler erschien praktisch aus dem Nichts und verbündete sich mit Aveh. Mit der Unterstützung der Streitkräfte Geblers wurde Kislev in seinem Vormarsch allmählich aufgehalten und binnen kurzer Zeit erfolgreich zurückgeschlagen. Seine neu errungene Position ausnutzend, begann Aveh ein Gebiet Kislevs nach dem anderen zu erobern, ohne auch nur irgendein Anzeichen von Stillstand in ihrem Invasionsfeldzug zu zeigen...
* * *
Ungläubig starrte Fei auf das Inferno, das in seinem Heimatdorf tobte. Die Gebäude waren in züngelnde Flammen gehüllt; in einiger Entfernung konnte er erkennen, wie die einst stolzen Flügel der Mühle vom Feuer verzehrt wurden und die mächtigen Balken herabstürzten. Eine unheimliche Stille lag über Lahan, einzig das Prasseln des Feuers tönte herüber, Geräusche von berstendem Holz und über all dem das ständige Krachen von Metall auf Metall.
Fei versuchte, den Flammenvorhang mit den Augen zu durchdringen, doch außer dem steten Wogen des Feuers konnte er nichts erkennen. Erst als sein Blick etwas nach rechts wanderte, vermochte er gegen den hellen Schein der Flammen, etwas abseits von den brennenden Häusern, zwei vertraute Gestalten wahrzunehmen.
"Alice! Timothy!," rief er erleichtert, während er auf sie zurannte. "Ihr seid also in Sicherheit. Was ist mit den anderen?"
"Fei!," rief ihm Alice entgegen. "Doktor Uzuki?!"
Fei wandte sich um und bemerkte jetzt erst Citan, der ihm dicht gefolgt war. Jede Spur des gutmütigen, leicht exzentrischen Doktors war aus seinen Zügen verschwunden, stattdessen war sein Blick von tiefem Ernst und Sorge erfüllt – und von etwas, das Fei nicht ganz deuten konnte, wie der Ausdruck von jemandem, der sich einer lange verschwundenen Wirklichkeit gegenüber sah.
"Doktor! Sie sind einfach aus dem Nichts aufgetaucht und geradewegs in unserem Dorf gelandet!," rief Timothy mit einer aufgeregten Geste in Richtung der immer noch kämpfenden Schatten, die Lahan offenbar als Schlachtfeld erkoren hatten.
"Ich weiß," antwortete Citan leise. "Was in aller Welt denken sie sich dabei, hier ein Gefecht zu beginnen...?!" Er warf einen Blick in die Runde. "Sind alle in Ordnung?"
"Ja," berichtete Alice, "Die meisten sind sofort aus dem Dorf geflohen und haben sich in sichere Entfernung zurückgezogen ...Falls es hier irgendwo noch sicher ist," fügte sie mit einem zweifelnden Blick hinzu.
"Warum seid ihr noch hier?," fragte Fei, "Warum seid ihr nicht...?"
"Es ist Dan...," erklärte Alice, "Wir können ihn nicht finden!"
"Ich werde noch einmal nach ihm suchen," sagte Timothy so beruhigend, wie es ihm angesichts der Situation möglich war. "Alice, geh voraus und bring dich in Sicherheit."
"Nein, warte, Timothy," hielt ihn Citan zurück, "Du, Alice und die anderen solltet euch an einen sicheren Ort zurückziehen und..."
"Doc, du weißt, dass ich Dan nicht einfach hier zurücklassen kann!"
"Timothy...," lenkte Alice beschwichtigend ein.
"Ich kann verstehen, wie du dich fühlst," entgegnete Citan, "aber überlass den Rest Fei und mir. Ihr solltet vor allem anderen auf eure eigene Sicherheit bedacht sein... Timothy, es ist jetzt deine Verantwortung, Alice zu beschützen."
"Aber..."
"Doc hat recht," meinte Fei, "Ihr beide solltet zusehen, dass ihr das Dorf verlasst, ehe sich das Feuer weiter ausbreitet. Macht euch keine Sorgen wegen Dan. So wie ich ihn kenne, ist er bereits draußen und wartet auf euch."
"...Ich schätze, du hast recht...," erwiderte Timothy zögernd. "Okay! Alice, lass uns gehen und die anderen von hier weg bringen."
"In Ordnung," stimmte Alice schließlich zu. "Danke, Doktor. Aber... Fei, bitte sieh, ob du Dan finden kannst."
"Ja, mach dir keine Sorgen. Sollte er tatsächlich noch hier sein, werde ich alles tun, um ihn zu retten."
"So, und jetzt beeilt euch besser," sagte Citan mit einer Dringlichkeit in seiner Stimme, die Fei noch nie bei ihm erlebt hatte.
Die beiden nickten, wandten sie sich ab und gingen schweigend davon.
"Ich werde in den Häusern nachsehen, ob jemand zurückgeblieben ist," wandte Citan sich nun an Fei, "Fei, kontrollier du die Wege und evakuiere das Dorf, falls sich noch jemand hier aufhält."
"In Ordnung," antwortete er, "Aber Doc... Sei vorsichtig."
"Ja, du auch," erwiderte Citan und schritt in das Dorf hinein, bis die Flammenhölle seine stolze Silhouette verschlungen hatte.
Fei nahm sich zusammen und betrat den Dorfweg. Flammen leckten gierig an den steinernen Wänden der Häuser, glühende Funken wehten im Wind über den Weg. Der Boden erzitterte unter den stählernen Füßen der kämpfenden Gears und der Donner ihrer Geschütze hallte über das Dorf. Er fuhr zusammen, als hinter ihm ein hölzerner Dachbalken herabstürzte und am Boden in brennende Splitter zerbarst. Die Hitze war beinahe unerträglich und bereits nach wenigen Metern, die er sich durch das flammende Inferno gekämpft hatte, fiel ihm der Atem schwer.
Er sah zurück, den Weg hinauf. Es war zwecklos; wenn tatsächlich noch jemand hier war, so war es unmöglich, ihn in diesem Chaos aufzuspüren.
Warum mussten sie ausgerechnet hier ihre Auseinandersetzung austragen, fragte er sich immer wieder, der Kontinent war so groß, warum konnten sie nicht einfach in Frieden nebeneinander leben? Und wenn ihnen dies schon nicht möglich war, warum mussten sie ein kleines Dorf wie Lahan, das keinen Anteil an ihrem Streit hatte, in ihren Konflikt hineinziehen?
Das Knattern eines Maschinengewehrs riss ihn aus seinen Gedanken. Projektile von der Größe seiner Faust schlugen in die Mauer des Gebäudes hinter ihm und ließen die letzten Reste des Hauses in sich zusammen stürzen. Fei hechtete unter den herabfallenden Trümmern weg, als eine weitere verirrte Salve direkt neben ihm in den Boden schlug und ihn von den Beinen und einige Meter zu Seite fegte.
Als er den Kopf hob und sich langsam aufrappelte, fand er sich am Rand eines der an Lahan anschließenden Felder wieder; Flammen huschten hier und da über die schwelende verbrannte Erde. Fei wich zurück, als er den Schatten erblickte, der keine zehn Meter von ihm entfernt in den Himmel aufragte.
Es war ein Gear, zweifellos, doch es unterschied sich markant von den anderen, die er vom Berg aus gesehen hatte. Es war von majestätischer menschenähnlicher Gestalt und mochte etwa fünfzehn Meter messen, schlank und athletisch gebaut, den Kopf, der das Cockpit in sich barg, mit stolzem Blick auf Fei gerichtet. Wuchtige gefächerte Metallplatten wuchsen wie Flügel aus seinem Rücken, zwischen denen die Thruster lokalisiert waren; die Krallen der beiden Ether-Kanonen schwangen sich wie tödliche Klauen um die Arme des Gears.
Das nachtschwarze Metall schimmerte matt im Feuerschein und ließ den Giganten wie einen zum Leben erwachten Dämonen erscheinen. Er war auf ein Knie herabgesunken, die typische Landestellung eines Gears, die Brustplatte war geöffnet und offenbarte den Zugang zum Cockpit.
Die Zeit schien still zu stehen, als er wie gebannt auf die imposante Gestalt des offensichtlich verlassenen Gears starrte, ihm war, als riefe ihm eine Stimme aus der Maschine zu, der er nur zu folgen brauchte...
Ein hohles metallisches Pochen hallte herüber, als langsam und bedächtig das Verdeck des Cockpits aufschwang und nach und nach den Blick ins Innere frei gab.
Fei zuckte zusammen, als er die Gestalt sah, die ihm aus den schwarzen Tiefen des Schädels des Kampfroboters entgegenblickte. Ein silbernes Kreuz, gekrönt mit einem feurigen blutroten Rubin im Zentrum schwang wie eine Sichel vor seinem inneren Auge vorbei, wie das Pendel einer Uhr, das ihm bedeutete, dass er keine Zeit verlieren durfte.
Dann wurde die Sicht plötzlich erschreckend klar und Fei blickte der Gestalt direkt in die Augen. Das Gesicht wirkte seltsam vertraut, obwohl es großteils vom pechschwarzen, leicht rötlich schimmernden Haar, das wild nach vorne sprang, verdeckt wurde, doch er konnte ohne jeden Zweifel erkennen, das er sehr jung war, nicht älter als sieben oder acht Jahre. Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, doch es war kein fröhliches Lächeln. Was Fei in der Miene des Jungen zu erkennen glaubte, war die Freude an der Verwüstung ringsum, an der immer fortschreitenden Zerstörung, gleich ob hier oder an irgend einem anderen Ort auf Ignas oder dem gesamten Planeten, eine stille Befriedigung angesichts des Leidens und Sterbens des Lebens auf der Welt – und dessen, was danach kommen würde.
Fei blinzelte und die Vision verschwand, das Antlitz des Gears rückte wieder zurück in die Ferne und das Innere war in Dunkelheit gehüllt.
Fast ohne dass er es bemerkte, bewegte er sich auf den Giganten zu und hielt erst inne, als er bereits begonnen hatte, die stählerne Kreatur zu erklimmen. Die Berührung der eisernen Griffe unter seinen Händen, die, winzig im Vergleich zu den kolossalen Ausmaßen der Maschine, über die schwarze Oberfläche verliefen, rief ihn wieder in die Realität zurück.
Er blickte zurück auf den Boden, bereits ein gutes Stück unter seinen Füßen und überlegte einen Moment, was er hier eigentlich tat. Er blickte wieder hinauf auf das Gear. Die metallene Oberfläche, die ihm zuvor als vollkommen schwarz erschienen war, zeigte an einigen Stellen Spuren von dunklem Blau. Sein Blick wanderte weiter hinauf und blieb an der dunklen Öffnung der Brustplatte hängen, nur wenige Meter über ihm.
Citan verfolgte Feis Aufstieg mit ungläubigem Entsetzen. Eine düstere Vorahnung stieg in ihm hoch, doch es gab nun nichts mehr, was er tun könnte.
"Fei, warte!," schrie er verzweifelt hinüber, doch seine Stimme ging in dem Toben und Brausen des Feuers ringsum ungehört unter.
Fei reagierte nicht auf Citans Rufen, wahrscheinlich hatte er ihn noch nicht einmal bemerkt. Er durfte diese Gelegenheit nicht ungenutzt vorüberziehen lassen; dies war die Waffe, mit der er die Dorfbewohner verteidigen konnte, mit der er das Dorf rächen konnte. Er hatte bereits zuviel Zeit verloren und er wusste nicht, wann die übrigen Gears die unbemannte Maschine bemerken würden – und ihn bei dem Versuch, hinauf zu steigen.
Während ihm all diese Gedanken durch den Kopf rasten, erklomm er die letzten Sprossen, schlüpfte durch die schmale Öffnung in der Panzerung des Gears und verschwand im dunkeln Inneren der Maschine.
Er kletterte die kurze Leiter in den Schädel des Giganten hoch und fand sich in einem engen Raum wieder. Das Kontrollpult an der Frontalwand war übersät mit Unmengen sanft glühender Kontrollanzeigen; mächtige, zuvor nicht sichtbar gewesene, gläserne Scheiben gewährten nach vorne und zu den Seiten Ausblick auf die in Finsternis gehüllte Umgebung, die einzige Lichtquelle kam von den Flammen des brennenden Dorfes und den glimmenden Dioden im Cockpit selbst.
Ohne zu Überlegen, ließ sich Fei in den Steuersessel gleiten und begann mit flinken Fingern die Sensorfelder auf dem Kontrollpult zu betätigen. Nach dem zweiten Versuch lief ein sachtes Zittern durch die Gelenke des Gears und mit einem sanften dumpfen Grollen zündete die Energieversorgung. Die beiden Platten der Brustpanzerung schwangen sanft zu und verschlossen die Öffnung, durch die Fei geklettert war. Langsam zunächst, doch schnell kontrollierter werdend, setzte sich die Maschine in Bewegung...
Die Steuerung eines Gears war komplexer, als man angesichts seiner geschmeidigen Bewegungen vermuten mochte. Die gewaltigen Kampfmaschinen waren konstruiert worden, um sämtliche Bewegungen des menschlichen Körpers nachahmen zu können, bis hin zu den waghalsigsten Manövern des waffenlosen Kampfes, weshalb sie im Notfall nicht auf Klingen oder Geschütze angewiesen waren.
Daraus resultierte das Problem, das einige wenige Kontrollen für die Steuerung der schier unbegrenzten möglichen Bewegungsabläufen der Gears ausreichen mussten, sodass ein extrem hohes Feingefühl über Sieg oder Niederlage entschied. Kein gewöhnlicher Zivilist war in der Lage, die Kampfroboter auch nur ansatzweise zu bewegen, selbst die Piloten durchliefen eine oft jahrelange Ausbildung, bis sie ihr persönliches Gear perfekt beherrschten und sich gleichermaßen wie in ihrem eigenen Körper in der stählernen Hülle der Giganten bewegten.
Fei hatte bis zu jenem Tag noch nicht einmal ein Gear zu Gesicht bekommen, doch instinktiv betätigte er die Steuerhebel nach den korrekten Mustern, als hätte er sein Leben nichts anderes getan, als den stählernen Giganten zu steuern.
Erst als er bereits einige Schritte zurück in das Dorf gewagt hatte, wurden die anderen Gears auf ihn aufmerksam und unterbrachen ihre gegenseitigen Kampfhandlungen.
Ehe er reagieren konnte, schnitten ihm zwei feindliche Maschinen den weiteren Weg ab und richteten ihre überdimensionalen Gewehre auf ihn.
Hätte Fei mehr über den Krieg und die in ihm gebrauchten Waffen gewusst, so hätte er in ihnen die Standard-Gears der Kislev-Armee erkannt, von überwiegend weißer Farbe und eher zweckmäßigem klobigem Bau.
Die Mündungen der Geschütze spuckten Feuer und die Projektile zischten haarscharf an der Panzerung des Gears vorbei. Fei hechtete zur Seite, als ein zweiter Schuss fiel. Die Reflexe des schwarzen Gears reagierten, als wären es seine eigenen, doch einer der Schüsse erreichte sein Ziel und schlug in den linken Arm des Giganten.
Fei spürte nur ein geringes Erzittern in der Maschine, die Statusanzeigen schienen den Schaden nicht einmal wahr zu nehmen. Die Panzerung des Gears schien extrem robust, doch selbst auf diese Weise würde er einem Gefecht gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind nicht lange standhalten.
Es war alles so einfach, als er auf die knochenbleichen Maschinen losstürmte; in einer fließenden Bewegung verpasste er dem ersten einen hochangesetzten Tritt gegen den Schädel, der ihm das Gewehr aus den Klauen fegte und ihn rückwärts sandte, und ließ das stählerne Bein seines Gears in den anderen gegnerischen Koloss krachen, dass metallene Splitter in alle Richtungen davonflogen und die weiße Gestalt von der Wucht des Schlages zu Boden geworfen wurde, wo sie reglos liegen blieb.
Noch in der selben Bewegung vollführte er eine beinahe elegante Drehung in Richtung des ersten Gears, das sich bereits wieder erhoben hatte, und versetzte ihm eine Serie von stahlharten Faustschlägen gegen das Cockpit, ließ all seine Wut und seinen Schmerz angesichts der rücksichtslosen Zerstörung seiner Heimat in die Attacke fließen, bis das feindliche Gear knirschend in die Knie sank und im Sturz eine der brennenden Ruinen Lahans mit sich riss.
Fei hielt keuchend inne. Er fühlte sein Herz in der Brust rasen, als der Blutrausch in seinen Adern aufwallte und sein gesamtes Bewusstsein zu füllen schien und es kostete ihn enorme Konzentration, sich unter Kontrolle zu halten.
Nach einer Weile hob er den Kopf, um die Lage zu erfassen – und blickte direkt ins Antlitz eines weiteren knochenweißen Gears. Ein Blick in die Runde verriet ihm, dass er eingekreist war, von mindestens vier weiteren Kampfrobotern, die wie eine Horde bleicher Skelette auf ihn zu marschierten.
Er blickte sich gehetzt um, verzweifelt nach einem Ausweg suchend, doch die anrückenden Angreifer ließen keine Lücken erkennen, drohend ihre Gewehre auf Fei gerichtet, falls er auch nur die geringste Bewegung wagen sollte.
Eine Bewegung hinter den hellen Gestalten der feindlichen Maschinen zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Das Gear, dass sich mit bedächtigen würdevollen Schritten durch die zerstörte Siedlung näherte, hatte ohne jeden Zweifel das Kommando über die restliche Einheit, eine hochgewachsene schlanke Gestalt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Giganten besaß, den Fei steuerte.
Seine Panzerung war schwarz wie eine mond- und sternlose Nacht, nicht wie das sanfte beruhigende Schwarz des Gears, das Fei gekapert hatte, sondern eine radikale alles verschlingende Finsternis, ein Riss im Raum, der einen direkten Blick in die Abgründe der Hölle gewährte. Ein einziger orangeroter Schein leuchtete düster auf der Brust des stählernen Kolosses, ein Hohn auf jedes reale Licht, das die Finsternis nur noch weiter zu verdichten schien. Das dämonische Haupt war gekrönt von einem einzelnen metallenen Horn, die Schultern, die massiven Beine, die wuchtigen Arme waren übersät mit gewaltigen rasiermesserscharfen Klingen an den Gelenken, aus dem Rücken der Kreatur schossen ein Paar mächtiger speerartiger Platten, die in steilem Winkel seitlich abstanden, wie eiserne gefaltete Schwingen.
Der Gigant war unbewaffnet, doch Fei zweifelte nicht daran, dass er im Stande war, sein eigenes Gear mit einem Schlag in Stücke zu schmettern. Eine Welle der Furcht ging von dem diabolischen Koloss aus, er schien all die anderen Maschinen zu überragen und erweckte mit seinen leicht gespreizten flügelartigen Stahlplatten den Eindruck eines gefallenen Engels, eines Gesandten aus der Hölle.
Ein eisiger Schauer durchlief Fei bei dem Anblick, doch er kämpfte das Verlangen nieder, Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen. So weit er festgestellt hatte, waren die Thruster des Gears defekt, weshalb ihm der Weg durch die Luft verwehrt blieb und jeder andere Versuch zu entkommen war zwecklos.
"Verstärkung, huh?," sagte er leise zu sich selbst. "Ich schätze... mir bleibt keine andere Wahl... als zu kämpfen..."
Er straffte sich und das Gear vollzog die Bewegung mit und bereitete sich auf die nächste Attacke vor.
"Fei!! Du darfst hier nicht kämpfen!," schrie Citan durch das Chaos von Flammen und splitterndem Metall. Er hatte bisher nur abwartend beobachtet und still gebetet, dass er sich getäuscht hätte, doch so wie sich die Situation entwickelte, deutete alles darauf hin, dass der Zwischenfall zu eskalieren drohte.
Ein knochenweißes Gear segelte funkenstiebend rückwärts durch die Luft und stürzte in eine Gruppe dürrer verkohlter Bäume und Gebäudereste, dass das Feuer bei dem Aufprall hell aufflammte, doch der nächste Gigant ersetzte bereits seinen Platz.
Die Art und Weise wie er kämpft... Oh nein!, schoss es ihm durch den Kopf. Das kann nicht gut gehen. Wenn 'er' hier erwacht...
Er fuhr herum, als er eine vertraute Stimme hinter sich vernahm.
"Doc!" Vom Ende des Weges, aus der Richtung seines ehemaligen Hauses kam Dan angerannt.
"Dan?!," rief der Doktor in einer Mischung aus Freude und Erschrecken aus. "Bist du in Ordnung? Was in aller Welt tust du hier?," fragte er mit leisem Vorwurf, "Weißt du nicht, wie besorgt Alice und Timothy sind?"
"Tut mir Leid, Doktor Uzuki," entgegnete er mit einer entschuldigenden Geste, "Ich hab' das Dorf schon früher verlassen, aber ich bin noch einmal zurückgekehrt..."
Erst jetzt bemerkte Citan das schimmernde Bündel in Dans Armen. "Ich konnte nicht einfach das Hochzeitskleid meiner Schwester hier in den Flammen zurücklassen...," fügte er erklärend hinzu.
Citan war ehrlich überrascht. "Du bist zurückgekommen um das Kleid deiner Schwester zu retten? Ich wusste gar nicht, dass du so ein sentimentaler Junge bist," lachte er.
"Ich... Alice hat so viel Arbeit dafür verwendet," erwiderte Dan. "Ich wollte nicht, dass ihre Mühe umsonst war."
Citan lächelte ihn wieder mit seiner gewohnten gutmütigen Miene durch seine Brille an. "Hauptsache du bist in Sicherheit," meinte er. Sein Lächeln zerfloss und er wurde wieder ernst. "Komm, lass uns von hier verschwinden, solange Fei ihre Aufmerksamkeit hat. Sieht so aus, als sind sie hinter dem Gear her, das er steuert."
Dan blickte erstaunt zu dem wütenden schwarzen Gear hinüber. Ein weiterer weißer Kontrahent lag bewegungslos am Boden und der nächste machte den Eindruck, als würde er nicht mehr lange Feis flinken Angriffen standhalten.
"Fei ist... in diesem Monster?"
"Fei ist gebunden...," antwortete Citan ohne den Blick von dem nur wenige Meter entfernt stattfindenden Kampf abzuwenden, "...vom dunklen grausamen Schicksal Gottes..."
Dan warf ihm einen fragenden Blick zu.
"Komm, Dan, wir sollten besser gehen." Citan wandte sich zum Gehen, als ein freudiger Ruf von der anderen Seite des Schlachtfelds erschallte.
"Dan!," schrie Timothy, als er zu ihnen herüber gerannt kam, "Ich wusste, dass du noch hier bist! Junge, bin ich froh, dass du okay bist..."
Es erschien Citan, als streifte ihn ein Blick aus purem Eis, als das diabolische finstere Gear den Kopf wandte und die eiserne Hand hob.
"Oh nein...,"flüsterte er. "Timothy!!"
Er erschien ihm unendlich klein, als Fei Timothy auf dem verwüsteten Platz erblickte, doch die folgenden Momente liefen mit derartiger Deutlichkeit vor seinen Augen ab, als befände er sich nur wenige Meter daneben. Die beiden verbliebenen weißen Gears hatten plötzlich von ihm abgelassen und richteten den Lauf ihrer Gewehre auf die wehrlose Gestalt unten, die sich langsam mit schreckgeweiteten Augen umblickte.
So schnell es ihm die Mechanik des Gears erlaubte, sprintete er auf die knochenweißen Maschinen zu.
"Wartet!," schrie er ihnen hinterher. "Nicht schießen! Diese Leute haben nichts mit euch zu tun!"
Er wäre beinahe mit den beiden scheinbar aus dem Nichts erschienenen Gears kollidiert, die ihm den Weg zu versperren suchten.
"Aus dem Weg, ihr Hunde!," schrie er unter Verzweiflung, "Aufhören, sag' ich. Aufhören! Timothy!!"
Es schien ihm wie ein unendlich langer Moment, als liefe die Welt um ihn plötzlich in Zeitlupe ab, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, wie der dunkle Anführer die Hand mit einem befehlenden Wink senkte. Undeutlich durch einen Schleier von Tränen sah er, wie die Projektile sich schnurgerade ihren Weg auf ihr Ziel zu bahnten, gnadenlos und unaufhaltsam, er konnte nichts tun, als ohnmächtig und tatenlos zuzusehen. Wie aus weiter Ferne und dennoch unerträglich laut in seinem Kopf widerhallend vernahm er den erstickten Schmerzensschrei, als die Kugeln Timothys Brustkorb durchschlugen und ihn rückwärts schleuderten.
Wie um ihr Versäumnis nachzuholen, setzte sich die Zeit rasend schnell wieder in Bewegung. Ihm schien das Herz in der Brust stehen zu bleiben, als er den winzigen reglosen Körper seines besten Freundes erblickte, der Schmerz schien ihm die Kehle zuzuschnüren; er meinte an seiner eigenen Hilflosigkeit zu ersticken.
Die Welt um ihn, die Überreste seines Dorfes, das Innere des Cockpits, alles schien in undurchdringlichem Nebel zu verschwimmen. Wut und Hass wallten aus den Tiefen seines Unterbewusstseins hervor und rissen alle anderen Gedanken mit sich, gleich einer Flutwelle, die sich durch seine Seele ergoss und für einen Moment konnte er jenes Gefühl wahrnehmen, wie eine uralte Erinnerung an die Zeit vor Lahan, das Gefühl des absoluten und ungezügelten Hasses, des unsterblichen Wunsches nach Rache und Zerstörung.
Dann wurde ihm der Boden des Bewusstseins unter den Füßen fortgerissen und er fühlte wie sich der Ether um ihn verzerrte, fühlte nur noch den nicht enden wollenden Fall, den Fall aus seinem eigenen Selbst. Das messerscharfe Bild des schwingenden silbernen Kreuzes vor seinem Inneren Auge war das letzte, was er sah, ehe die alles verschlingende Dunkelheit ihn umfing und die Verbindung zu ihm selbst trennte...
Er lag auf dem Rücken und fühlte die Wärme der Morgensonne auf seiner Haut, als er wieder zu sich kam. Der Wind wisperte verstohlen im Geäst irgendwelcher nahestehenden Bäume und vereinzelt drang der flinke Flügelschlag munterer Vögel zu ihm herüber, begleitet von ihrem lebensfrohen Gesang.
Fei ließ die Augen geschlossen und genoss die friedliche Stille ringsum, das Gefühl des weichen Grases unter seinen Händen. Sein Schädel dröhnte, als hätte eine höhere Macht ihn als Hammer für einen kosmischen Amboss missbraucht und er war unfähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Über dem Hintergrund des dunklen wogenden Chaos, die einzige Konstante vor den in wahnsinnigem Tempo in flirrenden Farben zerfließenden Erinnerungsfetzen in seinen Kopf, schwebte einzig, scharf und dennoch unerreichbar, wie ein Trugbild eine schattenhafte menschliche Gestalt, doch zu kantig, mit Klauen und Stahlplatten besetzt, und mit durchdringenden weißglühenden Augen.
"Gear," schoss es ihm durch den Kopf, ohne dass er den Begriff zuzuordnen vermochte. Er blinzelte benommen gegen das grelle blendende Tageslicht, um das verstörende Bild aus seinem Bewusstsein zu vertreiben und hob langsam den Kopf.
Als sich der schwarze Schleier vor seinen Augen verzogen hatte, um lediglich einige tanzende Lichtpunkte zu hinterlassen, blickte er in das gutmütige Gesicht Citans, der besorgt, doch die Augen von seltsamem Ernst erfüllt, auf ihn hinabsah.
"Du bist also endlich zu dir gekommen...," bemerkte Citan mit dem leisen Anflug eines Lächelns.
Fei richtete sich behutsam auf und warf einen Blick in die Runde. Er befand sich am grasbewachsenen Fuß des Berges, nicht weit vom Pfad entfernt, der hinauf zum Anwesen des Doktors führte. Ein paar vereinzelte Bäume wuchsen in kleinen Grüppchen verteilt auf dem sanften Hang und reckten trostlos ihre trockenen dünnbelaubten Äste gen Himmel. Fei meinte Brandspuren an dem dürren Holz zu erkennen und überhaupt war von der frühlingshaften Idylle des vergangenen Tages nichts mehr geblieben. Jetzt wo er darauf achtete, schienen selbst die sonst unermüdlich umherschwirrenden Insekten den Atem angehalten zu haben. Die Luft war von Totenstille erfüllt.
In einem Halbkreis um den Doktor herum standen in respektvollem Abstand eine traurige Handvoll Dorfbewohner und verfolgten misstrauisch mit vorwurfsvollen Blicken jede seiner Bewegungen. Und hinter ihnen...
"Was zum...," entfuhr es ihm, als er sich vollends erhoben hatte und auf wackeligen Beinen auf dem weichen Untergrund des hohen Grases Halt zu finden suchte und der schlanke gezackte Umriss zur Gänze in sein Blickfeld trat, "Wie kommt dieses... Ding... hierher? Doc, was ist passiert?"
Erst jetzt wurde er sich der eigentlichen Leere in seiner Erinnerung bewusst; alles, was seit seinem Besuch bei Docs Haus am Vortag geschehen war, lag hinter einer undurchdringlichen dunklen Mauer des Vergessens. Ein beklemmendes Gefühl beschlich ihn; es war wie damals, als er nach Lahan gebracht worden war. War er überhaupt am gestrigen Tag auf dem Berg gewesen? Wie lange lag er schon so hier?
Sein Blick blieb an der gewaltigen dunklen Silhouette, die wie ein unheilvoller Turm hinter den Dorfbewohnern aufragte, hängen. Wie kam dieser stählerne Gigant hierher? Es war ein Gear, zweifellos, und abgesehen davon auch noch genau jenes Ungeheuer, das ihm seit seinem Erwachen im Kopf herumgeisterte.
"Weshalb sind wir hier? Wo sind Alice und Timothy, Lee und all die anderen?" Eiserne Stille schlug ihm anstatt einer Antwort entgegen. Aufgebrachtes Wispern lief durch die kleine Gruppe von Menschen und einige warfen ihm hasserfüllte Blicke zu.
Fei konnte sehen, wie Citan nach Worten suchte, und das Gefühl drohenden Unheils, das ihn schon die ganze Zeit über quälte, verstärkte sich. Irgendetwas war passiert, etwas, von dem er nichts wusste, in das er aber zweifellos tiefer verstrickt war, als ihm lieb sein konnte.
"Nun, wie soll ich nur sagen...?" begann der Doktor schließlich nach einer schrecklichen Zeit des Schweigens.
"Sag ihm die Wahrheit!" schrie eine dünne Stimme hinter ihm, "Sag ihm, dass er sie alle umgebracht hat!!"
Citan wandte sich erschrocken um und Fei zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Schlag versetzt, doch diese Worte waren verletzender, als jede Waffe es sein konnte.
"Dan!" rief der Doktor bestürzt. Der rothaarige Junge war aus der kleinen Menge hervorgetreten und hatte sich vor Fei aufgebaut. Er bot einen bemitleidenswerten Anblick, man sah ihm deutlich an, dass er großen Schmerz hatte durchmachen müssen, doch seine Augen loderten in zornigem Feuer. Hätte er Fei mit seinen Blicken aufspießen können, so hätte er es ohne zu zögern jetzt getan.
"Dan, wovon redest du?" fragte Fei mit heiserer Stimme. Es schmerzte ihn, den kleinen Kerl so zu sehen, doch noch viel mehr schmerzte ihn, was der Junge behauptete.
"Nur weil... weil du in dieses Monster steigen musstest... Alice und Timothy… die Leute aus dem Dorf sind alle..." Er stockte und Tränen traten in seine Augen. "Du hast sie alle umgebracht mit diesem Monster!!"
Fei schwieg. Wenn es stimmte, was Dan erzählte, so hatte er ihm nichts entgegen zu setzen. Dann war das mindeste was er tun konnte, seine Verwünschungen über sich ergehen zu lassen. Es war unvorstellbar, dass er etwas derart Schreckliches getan haben sollte, doch mit einem Mal erinnerte er sich schlagartig. Er war in dem Gear gewesen, hatte das von Menschenhand geschaffene Ungeheuer gesteuert, auch wenn die Erinnerung daran noch verschwommen war und nur widerwillig in sein Bewusstsein trat. Und warum sollte Dan sich so etwas ausdenken? Außerdem war der Beweis, jene blauschwarze Höllenmaschine, nur wenige Meter entfernt...
"Warum musstest du mitten im Dorf kämpfen...? Woher weißt du überhaupt, wie man so ein Ungeheuer steuert?"
Er wusste es selbst nicht. Jetzt, wo langsam und gnadenlos die Erinnerung wieder zurückkehrte, die Erinnerung an die in Flammen stehenden Häuser, die mit jeder Sekunde fortschreitende Zerstörung seiner Heimat, den Tod seines besten Freundes, der vor seinen Augen ums Leben gekommen war, jetzt, wo ihm die Konsequenzen bewusst wurden, konnte er selbst nicht mehr sagen, was er zu erreichen geglaubt hatte. Er hatte einfach etwas unternehmen müssen. Aber er hatte nur Leid über diejenigen gebracht, die er hatte beschützen wollen...
"Es ist wahr, was er sagt," sagte Citan schließlich bekümmert, "Es kam zu einer Fehlfunktion in den Waffensystemen des Gears und die Maschine geriet außer Kontrolle. Der daraus resultierende Ethersturm hat das Dorf... schlichtweg atomisiert." Er deutete den Hang hinunter, in die Richtung, wo früher einmal Lahan gewesen war.
Bei dem Anblick krampfte sich Fei das Herz zusammen. Citans Beschreibung war keine Übertreibung gewesen. Die Etherenergie hatte das Dorf nicht bloß zerstört – sie hatte es einfach vom Antlitz der Erde gefegt. Der schwelende Krater, der sich in weitem Umkreis hinzog, erweckte den Eindruck, als hätte ein Meteor von der Größe eines Güterwagons eingeschlagen und alles in seinem Radius zu Staub und Asche reduziert. Selbst die Anhöhe, auf der sie sich jetzt befanden, war nicht ganz von der Schockwelle verschont geblieben.
Fei hätte nie auch nur davon geträumt, dass der Ether Zerstörung von solchem Ausmaß hervorrufen könnte. Er hatte den Ether nur als die spirituelle Energie gekannt, die den gesamten Planeten durchfloss und dessen Manipulation demjenigen, der es verstand sie zu nutzen, begrenzte Kontrolle über die Elemente ermöglichte. Er selbst hatte nur ein paar wenige Male jene Kraft hervorgerufen, um geringere Verletzungen zu heilen und hatte nie daran gedacht, das diese Macht darüber hinaus gehen könnte.
"Ich..." begann er, brach jedoch ab. Was konnte er schon sagen? Dass es ihm leid tat? Dass er das nicht gewollt hatte, als er in das Gear gestiegen war? Nein, er hatte den Tod seiner Mitmenschen auf dem Gewissen und dafür konnte es keine Entschuldigung geben, auch keine Fehlfunktion in dem stählernen Giganten. Dan hatte recht. Wenn er nur nicht das Gear gesteuert hätte, wenn er sich nur mit den anderen zurückgezogen hätte...
"Ich habe es euch gesagt," erklang eine Stimme aus der Richtung der Überlebenden. "Jemanden in unser Dorf aufzunehmen, über den wir rein gar nichts wissen, konnte nur in einer Katastrophe enden." Solche und ähnliche Bemerkungen, dünne Kinderstimmen, die nach ihren Eltern riefen, das Jammern von Verletzten, klangen aus der Menge herüber, doch Fei nahm sie kaum wahr. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Er hatte ihnen schließlich ihre Heimat und ihre Angehörigen genommen.
"Dan.." brachte er hervor und trat einen Schritt auf ihn zu. Angsterfülltes Raunen durchlief seine einstigen Mitmenschen und sie wichen entsetzt vor ihm zurück. Nur Dan blieb mit felsenfester Entschlossenheit stehen und blickte ihn voller Abscheu an.
"Du Mörder," flüsterte er mit bebender Stimme, "Meine Schwester... Gib mir meine Schwester zurück!"
"Dan," warf Citan beschwichtigend ein. "Es ändert nichts, wenn du die ganze Schuld allein auf Fei schiebst. Mehr noch, du weißt, dass Fei keine Kontrolle über die Fehlfunktion des Gears hatte."
"Ich... Ich weiß," sagte er mit gesenktem Blick, "Aber... Aber..." Er blickte Fei fest in die Augen, "Das werde ich dir niemals verzeihen!!!"
Damit brach er in Tränen aus und rannte davon, in Richtung des Kraters, der einst ihrer aller Heimat gewesen war...
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln