Na ja, heute ist der Text für uns höchstens noch lächerlich oder sogar ein Ärgernis, aber man muss ihn auch im Kontext der damaligen Zeit sehen. Da war es wohl leider so, zumal viele Frauen in der Zeit nicht - wie heute - selbst berufstätig waren. Es war eine andere Generation, ein anderes Sittenbild. Für uns heute unvorstellbar. Würde ein Mann von mir derartiges verlangen, er flöge achtkantig zur Tür hinaus mit der Bemerkung, eine Sklavin und Barbiepuppe könne er sich woanders suchen, aber zu der Zeit war das wohl definitiv anders.
Und das ist noch harmlos im Gegensatz zu der Tatsache, dass Frauen bis in die 60er Jahre in der Schweiz nicht mal wahlberechtigt waren. Also nicht als vollgültige, erwachsene Menschen zählten. Und in wievielen Ländern wird auch heute noch die Frau leider als "Eigentum" gesehen, dass in die Küche gehört und ansonsten zur Gebärmaschine und fürs Bett taugt, aber bloß ja nicht selbst über sich entscheiden darf. Auch dagegen ist diese Regel von 1955 "harmlos".
Damit will ich keinesfalls sagen, dass ich das gut finde, aber: andere Zeiten, andere Sitten und zu allen Zeiten in allen Ländern, wo ein Patriarchat herrschte, haben wir Frauen erst geradezu gewaltsam um unsere Gleichberechtigung kämpfen müssen und wo dies nicht geschah, da ist die Frau heute noch Besitz des Mannes und sieht das sogar noch als "natürlich" an. Aber was von Generation zu Generation, ohne es zu hinterfragen, hingenommen und an die Kinder weiter vermittelt wird, erstarrt irgendwann zu einem Sittenkodex, der nur noch durch gewaltsame Opposition gesprengt werden kann, wobei dann meist die "Vorreiter" sogar noch als schwarze Schafe angesehen werden. Doch diese einstigen schwarzen Schafe sind diejenigen, die späteren Generationen ein Leben in mehr Freiheit ermöglicht haben.
Die meisten der heutigen Männer dürften übrigens ein solches Frauenbild auch nicht mehr berauschend finden, denn sie sind ebenfalls dahintergekommen, dass solche Frauen langweilig sind. Aber sie konnten dahinter kommen, weil auch sie anders erzogen worden sind und somit eine reale Chance bekamen, ihr Denken zu verändern. Denn was aus einem Menschen wird: wie er denken, fühlen, handeln wird, das beginnt bereits in der Kindheit und der entsprechenden Erziehung der Eltern.