In Sachen "unecht"
Ich habe Menschen erlebt, denen ihre Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes unecht vorkam. Das nennt man Depersonalisations- und Derealisationssyndrom (Diagnose: F 48.1, wer's nachschlagen möchte) und ist in jedem Fall krankhaft, gründet sich allerdings in fast allen Fällen auf eine andere geistige Störung. Die Menschen, die ich kenne und bei denen dieses Syndrom auftrat, hatten meist irgendeine Art der Angststörung, bevorzugt leider Generalisierte Angstzustände (Diagnose: F 41.1, wenn wer auch das nachschlagen möchte). Ob das generell so ist, kann ich nicht sagen. Ich spreche nur aus Erfahrung. Ach, und... äh. Thormantor, das ist nicht auf dich bezogen sondern allgemein dargestellt, so viel sei dazu gesagt, ich denke nämlich ehrlich gesagt nicht, dass du unter einer psychischen Störung diesen Ausmaßes leidest.

In Sachen "Sinn des Lebens"
Früher haben die Menschen an Gott geglaubt, das war ihr Sinn des Lebens. Sie kannten zwar den Sinn ihres Daseins nicht, aber Gott hatte sie auf diese Welt gebracht und ihnen einen Zweck verschafft. Durch dieses System war es leichter, die kleineren Leuten wie Bauern etc. davon zu überzeugen, dass der Sinn ihres Lebens die Ausführung ihres Daseins in der ihnen von Gott zugeschriebenen Lebensweise ist. Du wirst in die Welt geboren, in die du gehörst. Des Bauers Sohn wird Bauer. Des Geistlichen Sohn wird Geistlicher. Obwohl die oberen Schichten hierbei natürlich größere Freiheiten genossen als die Unterschicht, denn sie hatten ja Mittel und Wege zu variieren. Eigentlich hat es in so gut wie jeder Epoche irgendetwas gegeben, was den Menschen als "Sinn des Lebens" gereicht hat. Eine meiner früheren Lehrerinnen sagte immer zu meiner Klasse, dass die Jugend einfach keinen Zweck mehr sieht, nichts zu tun hat und völlig ohne Daseinsberechtigung dem Ende entgegen vegetiert. Ich hätte es zwar nicht so ausgedrückt, aber im Grunde genommen hatte diese Frau sogar recht. Die Jugend hat nichts mehr zu tun, was ihnen einen Sinn verschaffen würde. Statt also einen solchen zu finden, einen wirklichen Grund zum Leben zu haben, denken wir darüber nach, ob es überhaupt einen Sinn im Leben gibt. Und überdies denken wir ohnehin viel zu viel nach, was so gut wie alle geistigen Störungen überhaupt erst hervorruft. ABER meiner Ansicht nach braucht man nicht unbedingt einen Sinn, wenn es einem reicht, einfach da zu sein. Wir leben nun mal auf dieser Welt. Im Endeffekt sind wir nichts anderes als die Tiere, die sind auch auf dieser Erde ohne einen tieferen Sinn zu haben. Das allerdings unterscheidet uns Menschen von dem Tier: Tiere denken nicht nach, sie leben einfach wie es ihnen ihr Instinkt gebietet. Der Mensch ist ein weitaus komplizierteres Lebewesen. Aber ich schweife ab und da ich gerade eh nicht so viel Zeit habe, komme ich gleich zum Hauptpunkt dieses Themas:

In Sachen "alt werden"
Ich kann ganz ehrlich sagen: Ich fürchte mich vor dem Altwerden. Nicht, weil ich Angst vor dem Sterben habe oder davor, eines morgens aufzuwachen und zu merken, dass ich in meinem Leben eigentlich gar nichts geschafft habe. Ich teile James Meinung in dieser Hinsicht voll und ganz. Der Gedanke, in einem Altersheim zu sitzen und nur noch auf den Tod zu warten, ist mir unerträglich. Auch machen mir die ganzen Krankheiten Angst, die bei steigendem Alter immer mehr zunehmen, da der Körper den Kampf gegen die Erreger der Umwelt langsam aber sicher aufgibt und einfach schwach ist.
Ein gutes und trauriges Beispiel ist ein Mann, den ich vor drei Jahren kennengelernt habe. Die Umstände unseres Kennenlernens waren etwas, was mich tief berührt und auch schockiert hat. Er hat geweint, weil er sich nicht mehr an den Namen seiner eigenen Tochter erinnern konnte. Und mit aller Wahrscheinlichkeit wird das noch schlimmer geworden sein, bis zu dem Punkt, an dem er keinen seiner Lieben, niemanden, mehr erkannt hat, und den oft noch dazukommenden Wahnvorstellungen.

Viele schreckliche Krankheiten, viele schreckliche Arten vor sich hin zu vegetieren, viele schreckliche Arten nach diesen Torturen den erlösenden Tod zu finden. Es muss nicht sein, dass man so endet. Krank wird man in den meisten Fällen, davon kann man einfach ausgehen, aber es muss nicht sein, dass man eine der besonders grausigen Krankheiten bekommt. Es muss auch nicht sein, dass man Schmerzen hat. Immerhin ist es durchaus möglich, dass man friedlich alt wird und ebenso friedlich aus dieser Welt scheidet.

Eines ist aber sicher: Der menschliche Körper ist sehr zerbrechlich. Und der menschliche Geist noch weitaus mehr.