Zitat
Gothic erinnert viel stärker als andere Games an einen (intelligenten) Mix aus RPG und Adventure, es ist wie eine Art Buch, das sich nach und nach entwickelt. Überspringt man einzelne Passagen, so verliert man rasch den Anschluss.
Ich persönlich mochte Gothic grade deswegen sehr gerne, man muss ein wenig tüfteln, auch einige male neu beginnen, bevor man den Bogen raus hat. Das hat auch den großen Vorteil, das das Spiel praktisch bis zum Ende herausfordernd bleibt, ein vorzeitiger Overkill an Fähigkeiten und Werten und daraus folgend ein langweiliger "Spaziergang" durch die zweite Hälfte des Spiels (wie das leider oft im RPG-Genre der Fall ist), bleibt einem weitestgehend erspart.
Es ist einfach eine andere Spielphilosophie, insofern sind imho sämtliche "Gothiv vs. Morrowind Flame-Threads" sinnlos und reine Zeitverschwendung.
Bei Gothic erzählen die Designer eine feststehende Geschichte, die man (mit geringen Variationen durch die Klassenwahl) nachspielen darf. Das ganze ist technisch wunderbar umgesetzt und bis in kleinste Details liebevoll gestaltet. Großartige Ausbrüche aus der Story in Richtung "einfach mal ein wenig rumlaufen, Monster vermöbeln und Schätze finden" ist nicht vorgesehen.
Morrowind hatte einen völlig anderen Ansatz, es wollte ein möglichst offenes Spielerlebnis bieten. Die Designer gaben dem Spieler eine Unmenge an Freiheiten, die Welt zu erforschen und sich selbst zu entwickeln. Zwangsläufig führt das aber dazu, das die einzelnen Quests nicht so detailliert umgesetzt werden können, dazu sind die Entscheidungsbäume, was ein Spieler wann wo wie machen kann, einfach viel zu umfangreich. Auch das Gamebalancing ist bei Morrowind ungleich schwieriger als in einem durchgescripteten Spiel wie Gothic.
Ich lief bei MW (nur als Beispiel) bereits nach etwa 15 Spielstunden (und nachdem ich diese Assassinengilde ausgehoben hatte) mit einer gottgleichen Erzrüstung rum (das nötige Erz hatte ich in einer Mine gefunden und per Teleport wegen das Gewichts stückweise zum dortigen Schmied gebracht). Und eine Megawaffe hatte ich per Zufall unter der Stadt Vivec vor einem Raum in der Kanalisation gefunden (naja nicht grade gefunden, ich nahm sie einem Dieb ab, der dort vorzeitg verschied...).
Danach (und weil durch das merkwürdige Skillsystem die wichtigsten Skills wie Schwert, schwere Rüstung und Schild praktisch von selbst rasch auf 100 stiegen) lief ich durch alle Gegner praktisch durch, was mir so missfiel, das ich das Spiel bald zur Seite legte. Und zwar NICHT, weil ich es schlecht fand, sondern weil einfach das Balancing in meinen Augen unausgewogen war. Ich denke aber, das ich nicht der einzige bin, den das gestört hat, und das Oblivion diese Kritikpunkte aufgegriffen und verbessert hat. Ergo werde ich es mit genauso zulegen wie G3 (von dem ich wiederum im Gegenzug hoffe, das es dem Spieler etwas mehr Freiheiten bieten wird als die Vorgänger)...
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