*fällt in die taverne* *erreicht mit letzter kraft das frühstücksbuffet* *schenkt sich nen riesenpott kaffee ein* *sucht verzweifelt den schnaps, der dazu noch fehlt*
wenn ich hier so lese, dass wieder einer mehr in kürze die straßen unsicher macht und das mit einer gerade erlebten begegnung in verbindung bringe hab ich kein gutes gefühl... gar kein gutes gefühl![]()
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man stelle sich vor: morgens um halb acht hat es bereits knapp 20° und strahlenden sonnenschein, entsprechend voll sind die radwege in wien mit leuten, die genau dreimal im jahr und nur bei solchem wetter auf ihr überdrüber-2000euro-rad steigen und sich für den gipfel der sportlichkeit und der umweltfreundlichkeit halten, weil sie nun heute mal aufs auto verzichten. diese leute eiern also mit ca. 13 km/h wie eine gebremste schwingung über fahrbahn, radweg und bürgersteig, mit quietschenden ketten, schlecht eingestellter schaltung und bremsen, zu hohem oder zu niedrigem sattel, aber mit unerträglich vor sich hin quäkendem badezimmer-radio am lenker - man darf ja den staubericht nicht verpassen.
das andere extrem: der geschäftsmann, der wie jeden morgen möglichst schnell mit dem (großen, dicken, schweren) auto durch wiens innenstadt will und natürlich, ebenso wie jeden morgen, an den heerscharen anderer mit dem gleichen ziel scheitert - also schleicht er in schrittgeschwindigkeit um den ring, kann ausgiebige blicke auf all die dargebotenen sehenswürdigkeiten inklusive der horden von japanern werfen, die vollkommen apathisch dem ausgestreckten zeigefinger ihrer guides hinterherlaufen, die digicam immer im anschlag, und sich im geiste jede menge mittelalterlicher foltermethoden für alle diejenigen ausdenken, die ihm die freie fahrt für freie bürger streitig machen.
man stelle sich vor: zwei vertreter dieser beiden spezies rasseln an einer vollen, vielbefahrenen und vollkommen behämmert geregelten kreuzung aneinander (für ortskundige: die kreuzung an der urania ist gemeint). der autofahrer fährt bei dunkelgelb noch über die ampel, kann die kreuzung wegen des rückstaus aber nicht mehr überqueren (was er natürlich vorher schon gesehen hat) und bleibt deshalb mit seiner sternbewehrten 100.000-euro-karosse mitten drauf stehen und parkt bei der gelegenheit auch noch den rad- und fußgänger-überweg zu - die inzwischen aber grün haben. ein vertreter der radfahrer lässt ihm daraufhin ein freundliches "trottel" durch das offene fenster zukommen, bevor er sich in der schlange anstellt, die sich bemüht, sich zwischen den autos durchquetschend die fahrbahn zu überqueren.
so, bisher war das ein verkehrsbericht über eine situation, wie sie wohl in jeder großen stadt täglich dutzend- und hundertfach zu beobachten ist. dass allerdings der autofahrer aussteigt und den radfahrer mit einem gezielten linken haken unters kinn von seinem drahtesel holt mit den worten, von so einem ••••••••• würde er sich gar nichts sagen lassen und demnächst würde er seinen wagen in seinem vorgarten parken, habe ich so plakativ und aus nächster nähe noch nie erlebt. dass er meinte, sich nach diesem "befreiungsschlag" und einem heftigen tritt gegen den fragilen alurahmen des niedergeschlagenen radfahrers einfach in seine karre setzen und wegfahren zu können, grenzt allerdings schon an fortgeschrittene debilität - inzwischen hatte ein schneller und mitdenkender zeitgenosse die polizei alarmiert, und andere sorgten dafür, dass der typ nicht einfach abhauen konnte. fast schon wieder erheiternd war dagegen der folgende cholerische anfall, der in drohungen mit fortschrittener waffengewalt, rache bis ins siebte glied für die erlittene schmach und seinen beziehungen bis in die obersten schichten von politik und wirtschaft gipfelte.
manchmal frage ich mich echt, wer solchen asozialen primitivlingen eigentlich die lebensberechtigung ausgestellt hat...