Kurenai blickte verwundert auf, als Tarador das Krankenzimmer breit grinsend wieder betrat. Was, bitte, war an der Gesamtsituation hier so komisch? Nun, immerhin wusste er bereits wieder, dass sie stumm war, und würde wahrscheinlich gleich losplappern wie ein Wasserfall. Er ging zum Bett hinüber, grinste Kurenai vergnügt an, und machte sich an die weitere Versorgung ihrer Wunden. Dann stand er auf, ging zu einem Schrank und holte ein, zwei Heiltränke heraus.
„Ich nehme an, Ihr wollt so schnell wie möglich wieder gesund werden“, quietschte er freudig, „ohne Markenreklame machen zu wollen, ich habe hier zwei Tränke, die Euch dabei sicherlich helfen werden. Euer Magierhaushalt wird hiermit“ – er hob einen der Tränke in der blaue Flasche an – „innerhalb einer Stunde wieder vollkommen hergestellt sein. Mit Eurer Gesundheit sieht es noch ein wenig anders aus. Ich kann schließlich auch nicht zaubern.“ Tarador lachte über seinen eigenen Witz. Kurenai sah ihn genervt an. „Ja, ja... schon gut. Der Trank hier in der grünen Flasche wird Euch innerhalb eines Tages soweit wiederhergestellt haben, dass Ihr normal gehen und sogar kämpfen könnt. Ganz gesund seid Ihr dann aber noch nicht, seht Euch vor. Auch wenn Eure Verletzungen äußerlich nicht mehr zu erkennen sind, hat es Euch innerhalb Eures Körpers schwer erwischt. Eine Woche lang müsst Ihr noch vorsichtig sein, die Wunden können leicht wieder aufbrechen.“ Er sprach ohne Punkt und Komma. „Das beste Zeug auf dem Markt. Ein Alchemist aus Gramfeste hat die beiden auf meine Anfrage hin hergestellt. Für den Notfall, wisst Ihr? War nicht sehr billig, ich habe ein Vermögen bezahlt. Aber was tut man nicht alles, um für den Notfall gerüstet zu sein und diese Ausrüstung dann an jemanden zu verschwenden, der es einfach nur eilig habt?“ Hätte Kurenai gekonnt, sie hätte ihn angemurrt. Konnte er nicht endlich mal die Klappe halten? Oder ihr noch eben erzählen, was denn verdammt noch mal so komisch war, dass er von einem Ohrläppchen zum anderen grinste?
„Ach ja – was ich noch sagen wollte. Die Situation drüben hat sich entspannt. Die Priester sind auf die tolle Idee gekommen, die Leute so zu verzaubern, dass sie sich gern haben. Mit anderen Worten: Gruppenkuscheln statt Köpfe einschlagen. Nett, oder? Ich hab auch so einem Dunkelelfen das Leben gerettet. Haha! Das hättet Ihr sehen sollen. Einfach herrlich, wie der riesige, besoffene Gris den armen kleinen Burschen so richtig gedrückt hat. Es gibt also doch eine Möglichkeit, aschgraue Dunmergesichter blau zu kriegen!“ Er machte eine Pause. Eine sehr kurze Pause. Vielleicht wollte er selbst erstmal Luft holen, bevor sein braunes Rothwardonengesicht blau anlief... „Diese Altmer – gehört die zu euch beiden? Mensch, die guckt ja böse. Ich wollte sie mit der „Gris knuddelt Dunkelelfen“-Geschichte etwas aufmuntern, aber uh – von dem grimmigen Gesicht krieg ich heute Nacht bestimmt Alpträume!“
Altmer? Grimmiger Gesichtsausdruck? Ja, die kannte Kurenai sehr wohl. Wieso musste eigentlich jeder sie daran erinnern, dass diese Frau versucht hatte, ihr das Leben zu retten und Kurenai das nicht gestattet hatte? Sie war nicht sehr nett gewesen, das musste sie irgendwann wieder gutmachen. Die Elfe hatte nur zu helfen versucht. Hoffentlich war sie nicht mehr wütend auf den Mischling. Man darf es nicht falsch verstehen, Kurenai war gewiss nicht auf die Meinung und die Güte anderer angewiesen, aber manche Dinge schlauchten sie schon. Sie wollte einfach nur alleine sein und in Ruhe gelassen werden. Stattdessen stolperte sie in diese oder jene Probleme und konnte nicht mehr weg, bevor sie nicht alles ins Reine gebracht hatte. Es würde erst vorbei sein, wenn völlige Neutralität vorherrschte, wenn der Moment Einzug hielt, indem alles erschien, als wäre es nie passiert.
Dort musste sie hinarbeiten.