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Abenteurer
Geisterpforte
... und doch war es geschehen. Jemand hatte ihr das Leben gerettet. Der Nord hätte ihr den Kopf mit Leichtigkeit zu Brei schlagen können, aber die silberhaarige Schönheit war gekommen und hatte seinem Wüten Einhalt geboten. Wie die Mischlingsfrau sich bereits gedacht hatte: Alles ging hier drunter und drüber. Keiner achtete mehr darauf, wer Freund oder Feind war. Es war ihnen nicht wichtig. Jeder muss nicht jeden mögen. Und wenn man über viele Jahre hinweg mit den immer selben Personen auf engsten Raum eingepfercht ist, braucht es meist nur einen winzigen Anstoß, um alles, was in der ganze Zeit aufgebaut wurde, das Gemeinschaftsgefühl selbst gegenüber ungemochten Personen zerbrechen zu lassen und ins Chaos zu stürzen. Nur war dies hier nicht nur eine Kleinigkeit. Es ging um die heilige Krankheit und Kurenai war mitten drin. Hoffentlich würde diese arme Missgestalt ihr nicht zunahe kommen, denn sie selbst würde ihr Schwert ziehen und sie töten. Sie hatte keinen persönlichen Bezug zu dem Opfer und konnte es sich daher leicht machen. Kurenai war kein von Grund auf schlechter Mensch, in ihrer Ehrlichkeit gegenüber sich selbst machten ihre Eigenschaften sie sogar zu einer weisen, gerechten Person, die Situationen mit Leichtigkeit ausloten konnte und diese oftmals auch für sie selbst von Nutzen waren. Es wäre halt ihre Art von Barmherzigkeit, dem Corprus-Kranken ein Ende zu bereiten und auf diese Weise selbst nicht angesteckt zu werden.
Kurenai wollte sich erheben und nach ihrem Schuldner suchen, doch der sanfte, aber bestimmte Druck auf ihren Schultern hielt sie am Boden, beinahe zusammen gekauert an der Wand sitzend. Sah sie wirklich so schrecklich aus? Von der Schwellung an ihrem Auge, deren Flüssigkeit sie selbst mit einem Messer hatte ablaufen lassen, war nichts mehr zu sehen. Leider aber konnte sie auf dem Auge kaum etwas sehen und es schmerzte höllisch. Die selbst zugefügte Verletzung war entzündet und hatte stark zu eitern begonnen. Kein gutes Zeichen. Gar kein gutes Zeichen. Sie musste nun endlich in heilerische Behandlung, ansonsten zog sie noch irgendeine Blutkrankheit zu. Und um noch kranker zu werden, darum war sie nun wirklich nicht hierher gekommen.
„Ah... Euch... Ich kenne Euch... Ihr seid doch...“ Ein Mann löste sich aus dem Getümmel und stürmte auf Kurenai zu. Bevor er ihr allerdings zu nahe kommen konnte, hatte sich die Silberhaarige bereits umgedreht und die Spitze ihres Schwertes gegen seine Brust gedrückt, genau dort, wo das Herz am Anfang des Lebens zu schlagen begann und die Arbeit am Ende wieder einstellte. Ein Rothwardon. Kurenai musste grinsen. Es verwunderte nicht, dass diese Frau von dieser Menschenrasse erstmal genug gesehen hatte.
„Ich... also... mein Name ist Tarador. Ich kenne die Frau dort, um die ihr Euch gerade gekümmert habt. Ich führe nichts Böses im Schilde; wenn Ihr also bitte...“ Tarador betrachtete die Klinge und schob sie leicht pikiert zur Seite. Die Dunmer ließ es geschehen, betrachtete den Rothwardonen aber weiterhin mit unverhohlenem Misstrauen. Kurenai war es schon vorher aufgefallen. Mit der stimmte was nicht. Ihre Bewegungen besaßen die Eleganz eines Raubtieres, welches seine Beute riss. Dem Status eines Assassinen war es zueigen, ein guter Schauspieler zu sein, aber wenn er erstmal kämpfte, konnte man ihn ganz leicht erkennen, wenn man einen Blick für die Feinheiten des Kampfes hatte und sich ein wenig auskannte. Unbarmherziger Kampfstil gepaart mit tödlicher Schönheit. Die perfekte Mischung.
Kurenai beschloss, sich nicht allzu sehr von ihrer Retterin einwickeln zu lassen. Jedenfalls nicht solange sie nicht wusste, warum sie so freundlich zu dem Mischling war. Hier war niemand nett zu einem Mischling. Das war nun mal so. Ein ungeschriebenes Gesetz. Wenn ein Mischling den Leuten hier nützlich sein konnte, wurden sie mit Freundlichkeit behandelt, doch erst anschließend würde sich zeigen, ob sie mit Toleranz gesegnet waren. Das bezog sich ganz besonders auf die dunkelelfische Rasse.
„Ehm... K... Kruni. Das war doch dein Name, oder?“, fragte Tarador und bückte sich zu Kurenai hernieder. Letztere brachte immerhin noch ein entnervtes Augenrollen und ein Kopfschütteln zustande.
„Ah – nein? So... ehm... entschuldigt bitte. Ich habe Euren Namen tatsächlich vergessen.“ Er bedachte sie mit einem entschuldigenden Lächeln, „nehmt es mir nicht übel. Ich hab’s nicht so mit Namen.“
Er betrachtete die vor ihm sitzende Frau etwas genauer, jede einzelne sichtbare Wunde. „Ihr seht scheußlich aus.“
Na danke, hätte Kurenai gerne gesagt. Idiot. Dass sie nicht gerade wie Miss Vvardenfell aussah, sollte nicht verwundern.
„Kommt, ich bringe Euch erstmal in das Krankenzimmer.“ Als er Kurenais ungläubigem Gesichtsausdruck gewahr wurde, fügte er hastig hinzu: „Nein, nicht in das mit dem Corprus-Kranken. Ich schulde Euch einen Gefallen und nicht die heilige Krankheit.“
Die Mischlingsfrau ließ es mit sich geschehen, dass er sie sanft in seine Arme hob. Jede Hilfe war willkommen und irgendwo war sie auch froh, erstmal selbst nicht laufen zu müssen. Die Schmerzen hatten auf der Wanderschaft ein ungeahntes Ausmaß angenommen.
„Könntet Ihr vielleicht mit uns kommen?“, richtete er sein Wort an die hellhaarige Dunmer, „ich kann Kr... na ja, ich kann die Wunden dieser Frau erstmal nur provisorisch versorgen. Anschließend werde ich versuchen, mich um Streitschlichtung zu kümmern. Die eine Seite will den Corprus-Kranken tot sehen, die anderen halten an seinem Leben fest und wollen ihn natürlich schützen. Er ist ein Freund und hat Jahre lang Seite an Seite mit uns gekämpft und an diesem Ort verharrt. Andererseits ist er nicht mehr der alte Freund sondern ein wahnsinniges, geschwächtes Monster mit Fieberträumen. Ich kann beide Seite verstehen.“
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