Schwer atmend bahnte er sich den Weg aus dem Tempel und wies die Hilfe der Tempel Diener ab. Die Worte des Mischlings, waren nichts weiter als eine weitere Demütigung, die er nun über sich ergehen lassen musste. So viel hatte er an Stolz verloren, als er versuchte ihn zu verteidigen...so viel. Sein Herz wurde schwer bei dem Gedanken. Er selbst fühlte sich wie ein einziges Wrack an, ein kaputter Kahn, der versagte den großen Ozean zu überqueren. Wenn er allerdings nicht alles verlieren wollte, so musste er von der Fracht noch retten was zu retten war.
Zielstrebig humpelte er auf die beiden benachbarten Gildenhäuser der Fighters und Mages Guild zu. Sein Gesuch nach einer Partnerschaft der beiden war nie zum Erzmagier vorgedrungen. Man sagte ihm jedes Mal aufs Neue, er wäre auf Reisen gewesen.
Eine Partnerschaft hätte sich zu dieser Zeit sicherlich als nützlich erwiesen. Bei einem derart großen Auftrag, wie den Mörder Venims zu finden konnte man Freunde gut gebrauchen.
Seufzend wandte er sich von der seinigen Gilde ab, wollte er der Frau mit dem hitzigen Temperament nicht auch noch eine Chance geben ihn zu demütigen, und betrat die Magier Gilde. Von dem Stock getragen humpelte er wortlos durch die Gänge, hatte man ihm doch auch keine entgegengebracht. Die Magier waren ein eigenartiges Volk, doch zumindest behielten sie ihre Gedanken desöfteren für sich selbst. Als er den Guild Guide erreichte, bat er die Frau ohne lange Reden ihn nach Ald'Ruhn zu befördern. Da es ihn an Geld mangelte bot er ihr die beiden exklusiven Heiltränke an, die ihm der Priester mit auf den Weg gegeben hatte. Verwirrt über das merkwürdige Zahlungsmittel zog sie die Augenbrauen hoch und musterte den Söldner eine kurze Weile stumm, ehe sie einwilligte.
Innerhalb eines Augenzwinkerns befand sich der Redguard auch schon in Ald'Rhun, der Stadt in der er sich am sichersten fühlte. Ein stiller Gruß wurde ihn durch einen kurzen Blick des zweiten Guild Guides erwiesen, ehe er sich auch den Weg durch diese Gemäuer durchkämpfte. Seine Schritte und das Klopfen seines Stockes hallten in der Stille des großen Gebäudes wieder als mehr und mehr der Magier verstummten und seinen Weg zur Tür mit ihren Blicken verfolgten. Vielleicht waren sie ja doch kein so nobles Volk, wie er dachte, denn das Schweigen das sie ihm entgegenbrachten vermittelte ihm weitaus mehr als ein Redeschwall aus Demütigungen. Mit zu Boden gesenktem Blick verließ er auch dieses Gildenhaus und trat ein in die sandige Welt der Wüstenstadt.
Ein kleiner Sturm wütete zu der Zeit und wirbelte seine provisorischen Kleider, die lediglich aus einem einfachen Hemd und Hose bestanden, sowie seine Bandagen auf. Der Weg zum Gildenhauptquartier war kurz, doch zögerte er eine Weile ihn anzutreten. Während einige Bürger ihr schützendes Heim aufsuchten stand Deregar noch immer in Gedanken verloren inmitten des Sturmes.
Er wusste nicht wie lange er den Sand gegen sein Gesicht wirbeln ließ, doch als er wieder zu Sinnen kam, war der Wind vergangen und es herrschte wieder hektisches Treiben in den Straßen. Er atmete tief durch und humpelte auf die Tür zu. Seine Hand umschlang nur langsam die Klinke. Als sich schließlich die Tür öffnete und er das Gebäude betrat, entgegneten ihm zwei entsetzte Gesichter. Der "Sekretär", der sich über Auftragsverteilung sowie Annahme kümmerte, brach zuerst die Stille und redete aufgeregt auf den Redguard ein. Der andere rief Percius nach oben, um kurz darauf sich dem Redeschwall des anderen anzuschließen. Er war zwar nicht zum Lachen zu Mute, doch nichtsdestotrotz entlockten die beiden ihm ein kleines Lächeln. Als Percius mit einigen weiteren Neugierigen Gesichtern zu den anderen stieß und sie gemeinsam durcheinander auf ihn einredeten, gebot er mit einem lauten Schrei Ruhe und versicherte ihnen, es ginge ihm gut.
"Aber was ist passiert Guildmaster? Wer auf Morrowind könnte euch derart zurichten?", platzte es aus einem Journeyman heraus.
Erneut musste er zynisch Lächeln, am liebsten hätte er gesagt "Ich selbst.", doch das hätte nur zu der allgemeinen Verwirrung beigetragen.
"Tja mein Freund, ich habe mich ganz einfach überschätzt. Das sollte euch eine Lehre sein. Legt euch niemals mit zu vielen Gegnern auf einmal an. Selbst der beste Krieger ist leichte Beute in Unterzahl."
Einige nachdenkliche Blicke fielen auf den Redguard, ehe die Frage gestellt wurde, auf die er schon gewartet hatte.
"Gegen wie viele habt ihr denn gekämpft?"
Sein Miene verfinsterte sich, sein Blick wurde ernst und seine Stimme tief.
"100 Imperiale Legionäre."
Rings um ihn herum weiteten sich die Augen vor Unglauben und Erstaunen, ehe er in lautes Gelächter ausbrach und die Treppe nach unten humpelte. Mercius griff ihn unter die Arme, doch auch wenn sich der Söldner wehrte, so verlor er den Ringkampf mit seinem Rechte Hand Mann immer wieder aufs Neue. Er begleitete ihn auf sein Zimmer und setzte ihn auf das weiche Bett ab. Percius machte anstallten wieder zu gehen, doch Ragnar hielt ihn davon ab.
"Du weißt das ich dir ganz und gar Vertraue, was auch nicht zuletzt der Grund ist weshalb ich dir ohne Bedenken immer wieder gerne vorübergehend die Gildenleitung überlasse."
Der Alte lächelte.
"Ja, ich glaube, das habt ihr schon desöfteren zu mir gesagt, Guildmaster."
"Das ist, weil ich es so auch meine."
Ein leises Kichern war von ihm zu hören.
"Also…was kann ich nun für euch tun?"
Der Verletzte seufzte laut. Er wusste nicht so Recht wo er anfangen sollte. Seit seinem letzten Abstecher nach Ald'Rhun war einiges geschehen. Und soweit er sich erinnern konnte, nichts Gutes.
"Zum einen muss ich dich bitten einen Boten in den Balmora Tempel mit einer kleinen Spende von mir zu schicken."
Der Alte sah ihn fragend an, während der Redguard zu seiner Kiste humpelte in der er sein erspartes aufbewahrte, ein Säckchen daraus entnahm und seinem Gildenkollegen zuwarf.
"Sie haben mir mein Leben gerettet und mich mehr als gut versorgt."
Lächelnd nickte er Deregar zu.
"Und weiter?"
"Nun ja, meine Erfolge, wenn man sie denn so nennen kann, bei der Suche nach Venims Mörder waren mehr als bescheiden. Mehr als ein Banditen Nest ausgenommen und dabei meine Rüstung und mein Schwert verloren, habe ich nicht. Frag lieber nicht nach, es ist eine lange Geschichte..."
Percius sah ihn nicht gerade überrascht aus und lächelte nur weiter.
"Es ist nicht gerade verwunderlich das ihr nichts herausgefunden habt, diejenigen die euren Auftrag angenommen hatten, und das waren jede Menge, gaben auch schon nach kurzer Zeit auf, so sagt man sich doch, der vermeintliche Mörder Venims wäre nichts weiter als ein Landstreicher. Doch das Morag Tong Emblem spricht nun mal dagegen und so steht unter seinem Steckbrief eben Mitglied der Morag Tong."
Der Redguard sah ihn verwundert an.
"Moment...heißt das du kennst die Identität des Mörders."
Sein Gegenüber lachte auf.
"Ja, aber natürlich, wer denn nicht. Redoran hat schon Steckbriefe von ihm in all ihren Gebieten verteilt. Es ist ein Dunmer. Moment, ich müsste noch einen an mich haben..."
Er kramte ein wenig in seinen Taschen, bis er ein zerkrümpfeltes Blatt Papier herauszog.
"Ah ja, hier ist er."
Er übergab ihn dem Söldnerführer, der ihn mit blankem Entsetztem betrachtete.
"Percius...ich kenne diesen Mann!"
"Was?"
"Ich habe ihn erst vor kurzem in Pelagaid getroffen...Ich habe sogar gemeinsam mit ihm getrunken! Ich verdammter Narr!"
Nachdenklich sah Ragnars Rechte Hand Mann zu Boden.
"Das würde die kürzlichen Unruhen in Pelagaid erklären..."
Der Redguard fing sich wieder und sah zu Percius auf.
"Wenn wir koordiniert vorgehen, finden wir ihn vor den anderen Gilden. Ruf alle verfügbaren Fighters Guild Mitglieder hierher. Lass in jedem Gildenhaus nur eine Minimalbesetzung zurück. Wenn wir das richtig machen ist der Ruhm und das Ansehen der Fighters Guild endlich wieder hergestellt."
Mercius grinste zufrieden.
"Verstanden, Guildmaster. Doch es wird eine Weile dauern. Bis dahin würde ich euch raten zu Ruhen. Ihr wollt doch nicht verletzt zurück bleiben, oder?""Auf keinen Fall, mein Freund."
So verließ der Alte das Zimmer des Redguards, während sich selbiger zum schlafen legte. Endlich bahnte sich wieder ein Hoffnungsschimmer durch all das Unglück das ihm in letzter Zeit widerfahren war. Er hatte eine konkrete Aufgabe, ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnte.