Wenn ein Leben in Dunkel getaucht, aus Furcht hinein in die Ungewissheit geboren und das Licht der Welt nur am Tage seines Todes zu Gesicht bekommt, so ist es des wahren Leidens mächtig. Es leidet anders, länger, intensiver als der Rest seiner Artgenossen. Es ist ein konstanter Schmerz in seiner Brust, der ihn Tag ein, Tag aus begleitet. Ein Schmerz der ihn in den Wahnsinn treiben würde, wüsste es von dem Guten, der Güte der Welt. Doch wie ein naives kleines Kind versteckt es sich hinter seiner kleiner Weltanschauung, driftet nur selten orientierungslos von der Schwärze ab.
Erblindet von seinen ungezügelten Emotionen, geleitet von den Hass auf seine Schöpfer und gestärkt von dem zerstörerischsten aller Elemente, das sie alle in sich tragen...vom Nichts. In verzerrter Gestalt und mit geplagtem Geist wandelt der Dämon zwischen Oblivion und Tamriel. Einzig und allein in den Herzen und Gedanken der Götter und ihrer Schützlinge zugleich Ruhe findend.

Seine Träume waren kurz und leer. Er erwachte desöfteren von dem Schmerz getrieben, nur um wenig später wieder in einen Zustand der Ohnmacht zu verfallen. Er ging ihm tief unter die Haut, bis hin zu den Knochen, die in kleine Teile zerbrochen, zersplittert waren.
"Warum?"
Auch wenn er sie sich stets aufs Neue fragte, so wusste er keine auch nur annähernd befriedigende Antwort auf seine Frage. Wo er war? Lediglich seine vagen Erinnerungen ermöglichten ihn eine Vermutung aufzustellen. Die versammelte Priesterschar, war das letzte das er zu Gesicht bekam, ehe er in das Dunkel tauchte. So hatte man ihn also in einen Tempel gebracht...Angesichts seiner Verletzungen keine unkluge Entscheidung. Doch wer?
Alles war so verschwommen, entartet. Das Brennen, das seinen ganzen Körper zum Aufschreien zwang, war ihm dabei auch nicht gerade sonderlich hilfreich. Er konnte sich auf kaum etwas anderes Konzentrieren als den Schmerz, das Leid, das sein Herz sowie sein Körper füllten. Sie wussten mehr als er, hatten alles aus erster Hand miterlebt und trugen deutliche Narben davon. Doch sie kannten nur eine Sprache, nur ein Wort, nur einen mahnenden Gedanken, den er ihn deutlich spüren ließ. Als ob sie ihm all das Leid zurückzahlen wollten.
Die Zeit verstrich. Er fand länger Schlaf, nur noch selten war er unsanft geweckt worden. Er bekam endlich wieder Gelegenheit nachzudenken, in seinen Erinnerungen zu kramen. Alles war so lückenhaft, von der Dunkelheit in Fetzen zerrissen, als ob ihn jemand sein Gedächtnis hatte nehmen wollen. Etwas war in einer Taverne passiert...er hatte gekämpft, wild gekämpft, wilder als er es je für möglich gehalten hatte...gegen wen und weshalb wusste er nicht mehr. Schließlich floh er blutüberströmt...er floh! Man verfolgte ihn...man erwischte ihn...und…nichts. Nur noch sein Fall zu Boden und die aufgebrachten, sowie erschrockenen Gesichter der Tempel Priester zierten seine Erinnerungen. Es war alles so unvollständig...hatte er etwa getrunken? Nein, zu so etwas war nicht einmal der Alkohol fähig. Er verstand nicht, nur der dumpfe Schmerz blieb als Relikt seiner und womöglich der Handlungen anderer übrig.
Erneut schloss er die Augen, wollte nicht mehr darüber nachdenken. Er wusste, dass man ihn mit seinen Erinnerungen zwar auch ein schmerzliches Erlebnis seines Lebenswegs genommen hatte, doch plagte ihn seine Ungewissheit mehr als es die Wahrheit je hätte tun können. Er wünschte sie beide hinfort, die Gewissheit sowie die Ungewissheit. Schlaf würde sie in die Dunkelheit tauchen, dort wo nichts von Bedeutung war.
Es war das erste Mal das er seit seinem Bett Aufenthalt einen Traum hatte. Er lag im heißen Sand seiner Heimatwüsten. Einsam, allein und zum Sterben verdammt. Er hungerte und durstete und es war keine Rettung in Sicht. Er versuchte seine wertvollsten Erinnerungen mit nach Oblivion zu nehmen, indem er nach ihnen in seinem Gedächtnis kramte und sie sich vor Augen hielt. Sie zauberten ihm ein letztes laues Lächeln aufs Gesicht, ehe er sich dem Tod überließ. Dieser kam auf leisen Pfoten, seine Schritte versanken in dem See aus Sand. Er war weder Mensch noch Tier, obwohl er seine Sprache sprach und das Aussehen eines Bluthundes, wie sie es zu Hauff an Adelshöfen gab, besaß. Sein schwarzes Fell, seine kleinen aber weiten Augenschlitze, seine abwechselnd rot-grünen Pupillen, seine messerscharfen Fangzähne und seine lange rote Zunge, die ihm weit aus dem Maul ragte; alles fixierte einzig und allein ihn. Er sprach nicht in Worten, sondern in Gedanken zu ihm. Es schmerzte, mehr als der Durst und der Magenschmerz. Als würde sich sein Wille in den Kopf des Redguards bohren.
Seine Gedanken waren wirr, unvollständig und unverständlich. Nichtsdestotrotz verstand er. Sein Wille lebte in dem Menschen weiter. Er bot ihm das Leben, er bot ihm sein Leben. Er bot ihm Kraft, er bot ihm seine Kraft. Und er bot ihm einen Traum, er bot ihm seinen Traum. Alles für was es sich zu Leben lohnte, alles nachdem man im Leben trachtete und das Leben gar selbst würden wieder sein sein, dort draußen in der Einöde, die sein Grab hätte werden sollen. Allein ein einziges Wort, ein einzelner Gedanke, der Wille sich seiner Anzunehmen, sein Dasein gemeinsam mit ihm zu fristen, genügte und er stand vor einem Neuanfang.
Er willigte ein.
Ein Stich durchfuhr sein Herz, während er plötzlich die Augen öffnete und in ein von weißem Verbandszeug verhüllten Gesicht sah. Es war eine Frau. Sie war ein Mensch, doch irgendwie auch anders. Sie war verletzt, man hatte ihre Wunden verpflegt. Einzig und allein ihre Augen schienen von dem körperlichen Elend befreit zu sein.
Wer bist du?
Er erkannte sie, oder viel mehr sein Hass erkannte sie wieder. Er flammte allein bei einem einzigen Blickkontakt wieder auf und breitete sich wie ein Lauffeuer über seinen gesamten Körper aus.
Was machst du hier?
Er wollte sich an die Kehle, an die Brust fassen und sich vergewissern das nicht vielleicht ein Dolch in einen der beiden Bereiche steckte. Doch seine Arme, ja jede Faser seines Körpers war so leb- und kraftlos. Lediglich sein rechtes Bein und den dazugehörigen Fuß konnte er ein wenig heben, allerdings resultierte dies nur wieder in unnötigen Schmerz. Weshalb er jedoch in ihrer Nähe um sein Leben fürchtete, weshalb sie ihm nicht das Leben nahm, weshalb er das überhaupt annahm, wusste er nicht. Er versuchte sich zu erinnern. Er versuchte in den Feuern der Wut und des Schmerzes die Erinnerung an den vergangenen Tag wiederzufinden.

Was willst du?
Mich töten.
Das willst du.
Was will ich?
Dicht töten.
Das will ich.
Dein Leben nehmen.
Das werde ich.
Dein Name, deine Gestalt, dein Gesicht, deine Identität...sie interessieren mich nicht. Allein dein Tod hat Bedeutung für mich. Allein der Kampf mit dir hat Bedeutung für mich. Ich erkenne dich nicht als Lebewesen, sondern als Feind wieder. Nemesis.


Die Lücken füllten sich. Sie war das Schwarz das seine Erinnerungen trübten. Sie war der Grund. Ihre Existenz allein diente ihrem Tod durch seine Klinge. Sie war Grund genug sein Leben wegzuwerfen um das ihre zu nehmen. Denn das war der Weg des Kriegers, ja der seinige. Lediglich das Bestehen, das Übertrumpfen derer, die gegen ihn bestanden, ihn übertrumpften, machte sein Leben lebenswert. Das war seine Freiheit. Die Freiheit, die er seinem gesamten Volk wünschte.
Langsam öffnete er seinen Mund. Er war trocken geworden. Seine taube Zunge fuhr die Innenseite seiner Zähne entlang. Als er schließlich sprach erklang seine Stimme heißer und leise; erbärmlich und schwach.
"Noch einmal so eine gute Gelegenheit mich zu töten wirst du dein Leben lang nicht mehr bekommen. Töte mich jetzt und rette dein Leben oder stirb später im Kampf durch meine Klinge. Du hast die Wahl."