Ninièl war zutiefst verwirrt, wenngleich sie auch Revans Worten Glauben schenkte. Nachfahre Nerevars, ein Indoril, von Azura selbst bestätigt ... Was war bloss alles geschehen während der Zeit, da sie ihren Adoptivvater nicht gesehen hatte? Und wieso sprach die Göttin der Dunmer, die einst so verehrte und nun von vielen vergessene oder - wie im Falle des Tempels - verleugnete, mit den Sterblichen? Hatten die Götter der Altmer dies auch getan? Sie konnte sich nicht erinnern. Aber es gab so vieles, an das sie sich nicht erinnern konnte. Wilde Gedankenwirbel, Schreie, Blut, Tod, Flucht. Das war alles, was geblieben war von ihrem früheren Leben. Keine wirklichen Zusammenhänge. Schmerz, der sich in der Unendlichkeit verlor. Der Unendlichkeit eines vergessenen und zerstörten Selbst.
Sie atmete tief durch. Dies war weder Zeit noch Ort, um ihre Erinnerungen, ihr früheres Leben wiederzufinden. Das hier war Feindesgebiet, in welches sie eingedrungen waren.
"Dem Kaiserreich überantworten", flüsterte sie und sah Revan an. "Warum? Warum töten wir ihn nicht? Er ist ein Verbrecher, ein Sklavenhalter, ein Drogenhändler und vielfacher Mörder. Vvardenfell wäre besser dran ohne ihn. Auch für den Herzog wäre es besser, wenn er nicht länger mit einem solchen Bruder in Verbindung gebracht werden könnte". Abwartend sah sie ihr Gegenüber an.