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Kämpfer
Balmora - South Wall Corner Club
"Ich hasse diese Jobs...", brummte der Redguard, mit Namen Deregar Ragnar, in den dunklen Raum hinein.
Ob ihn jemand vielleicht hätte hören können war ihm sichtlich egal. Ihm war diese ganze Warterei zu bieder. Und dann noch im Dunkeln! Wieso lies sich dieser Verdammte Auftragsmörder auch so viel Zeit? Waren die ganzen Assasinen in der Morag Tong letztendlich doch zu faulen Stubenhockern degeneriert?
"Wenn die Kämpfer Gilde so lange für ihre Aufträge bräuchte, wären sie schon längst Pleite gegangen...die überleben doch nur, indem se den ganzen Häusern in den Arsch kriechen, allen voran Haus Hlaalu...pah!", prustete er erneut in die Dunkelheit.
Dass er von Vorurteilen und seiner Wut auf ein einzelnes Individuum geleitet wurde, störte ihn nicht. Er brauchte ein Ventil, um seinen Ärger Luft machen zu können, denn wenn er eines nicht konnte, dann war das Warten.
Er sollte ruhig bleiben, die Fenster und allem voran den Hintereingang im Auge behalten und dabei wenn möglich nicht einzuschlafen. Obwohl er der Guildmaster der Kämpfer Gilde war, hieß das noch lange nicht dass er übermenschliche Fähigkeiten besaß. Er war auch nur ein Mann, der Schlaf und allen voran Abwechslung brauchte und diese am besten in Form eines schwächlichen Morag Tongs, der soeben durch eine der Fenster sprang...
Moment, was hatte er da gesagt oder besser noch, was hatte er da gesehen? Da war doch tatsächlich der gesuchte Morag Tong in den Corner Club hereingestürzt. Ein fettes Grinsen machte sich auf dem Gesicht des, im Dunkeln sitzenden, Mannes breit. Die Assasine, ein Dunmer, hatte ihn noch nicht bemerkt, sondern sah sich stattdessen um, in der Sorge es hätte in jemand gehört oder gesehen. Zu Recht...
Der Söldner wollte schon sein Schwert aus der Scheide ziehen und ihn aus der Deckung mit einem fein platzierten Schlag außer Gefecht setzen, doch gerade in diesem Moment ertönte ein, zu der stetigen Stille verhältnismäßig lautes, Pfeifen aus dem Erdgeschoß.
"Warum zum Teufel pfeift der Idiot? Der Typ ist doch hier oben...Moment, Zwei!?! Arbeiten die Morag Tong nicht alleine? Verdammt..."
Sein Gedankengang war beunruhigend. Auf einer solchen Situation war der Mann nicht vorbereitet. Der Auftragsmörder ignorierte den Pfiff natürlich nicht und schlich der Treppe entgegen. Ragnar zögerte. Was sollte er denn nun tun? Warten und hoffen das sie seinen Begleiter nicht entdeckten und dann erneut aus dem Dunklen zuschlagen oder den ersten Morag Tong möglichst schnell ausschalten und dann dem Journeymann zu Hilfe eilen?
Ersteres war zu Riskant...willige Lebensmüde waren rar gespickt in Zeiten "Imperialen Friedens", also entschied er sich für die rabiate Art und Weise. Stören tat's ihn ja nicht...
"Heads up..."
Diese 2, für die Assasine unverständliche Worte, kamen von der selben Gestalt, welche sich in wenigen Augenblicken hinter ihm geschlichen hatte, gefolgt von einem mächtigen, vertikalen Hieb auf das Opfer.
Doch so leicht würde es der Morag Tong dem Söldner nicht machen. In letzter Sekunde hechtete er noch zur Seite und blockte den darauf folgenden seitlichen Hieb gekonnt mit seinem, eher mickrig aussehenden, Silber Dolch.
"N'wah!"
"Immer diese Rassisten...naja, bald gibt’s einen wenigen. Die!"
Der in schwarz gekleidete Dunmer machte sich auf einen neuen Angriff des Redguards gefasst, doch hatte er nicht mit den rabiaten Methoden Deregars gerechnet. So kam es auch, dass der Morag Tong, fast wehrlos, von dem anfliegenden Langschwert aufgespießt wurde. Der Söldner lies ihm nicht einmal seinem letzten Atemzug aushauchen, da hatte er auch schon wieder sein von Blut getränktes Schwert aus dem Leib seines Feindes gezogen und rannte die Treppen hinunter.
Unten sah er den Journeymann mit einem weiteren in schwarz gekleideten Dunmer kämpfen. Allerdings hatten sich die Befürchtungen Ragnars nicht bestätigt, sein Begleiter war der Assasine nicht hoffnungslos unterlegen. Nein, sie kämpfen sogar auf gleicher Stufe gegeneinander. Der ebenfalls Langschwert schwingende Reguard lies dem Dolchträger nie nahe genug heran, sodass er keine Chance zum Angriff hatte. Immer wieder musste er den Hieben ausweichen und besonders gefährliche Schläge blocken. Allerdings gelang ihm dies mit einer Leichtigkeit, die trotz seiner scheinbaren Ausweglosigkeit, es fraglich erschienen ließ, ob der Dunmer diesen Kampf verlieren würde.
Ragnar zögerte. Es war ein fairer Kampf, beide waren sich einigermaßen ebenbürtig, es wäre fatal jetzt einzugreifen. Es war ein Kampf um die Ehre, um das Überleben und die Stärke. Derjenige, der als Sieger aus diesem Duell hervorgehen würde, würde eine neue Stufe erklimmen, die nächste Ebene erreichen zum ultimativen Krieger, den God Slayer.
Percius hätte ihn wahrscheinlich wieder angemault, hätte er gesehen das er einen seiner Untertanen „im Stich“ lies, anstatt ihm zu helfen. Aber das Leben stellte einem solche Prüfungen, indem man entweder als Gewinner oder Verlierer hervorging.
Also setzte er sich in eines der dunklen Ecken, die von dem Mondlicht nicht erfasst wurden und sah ihnen zu. Das unkoordinierte Hacken des Journeymanns hatte sich nun zu einem geschmeidigen Rhythmus eingefunden und auch das Ausweichen des Dunmers und dessen Blocks schienen miteinander im Einklang zu sein. Es war ein fliesender Strom, indem Mensch und Klinge gemeinsam miteinander tanzten. Das Klirren der aufeinander prallenden Klingen, der Windstoß bei verfehlten Schlägen, die geschmeidigen Schrittlaute des Dunmers, zusammen ergaben sie eine mystische Melodie, ein Lied des Einklangs, das nur wenige zu vernehmen im Stande waren.
Es war dann, als der Guildmaster den wunderschönen Klängen lauschte, dass ihm, der von ihm tot geglaubte, Dunmer ihm sein Dolch in den Rücken rammte.
Ein lauter Schrei ertönte, der nicht nur die schlafenden Diebe aufweckte, sondern auch die Duellanten zum Einhalten animierte. Die stets kühlen Augen des Redguards wurden furios, voller Wut und Hass. Langsam stand der Söldner auf, den Dolch aus seinem Rücken ziehend, und drehte sich zu dem am Boden liegenden Auftragsmörder.
„Schmerz…du hast mir Schmerz zu gefügt…seit jenem Tag hat das niemand mehr gewagt. Dein Urteil ist gesprochen. Rot in Hell!“
Sein Langschwert schwirrte durch die Lüfte. Erst flog das eine, dann das andere Bein durch die Luft. Ein Gemetzel, das einen ungewohnten Schatten auf den Söldneranführer warf. Es passte einfach nicht zu ihm, zu diesem immer auf Scherzen aufgelegten Mann.
Doch wo die Anwesenden, Diebe, Mörder und Söldner zugleich, nur zuschauen konnten, da schnitt der Wildgewordene Berserker, von den Schmerzensschreien des Dunmer angetrieben, jedes nur erdenkliche Glied ab, bis er ihn letztendlich den Gnadenstoß verpasste.
Langsam, ja fast in Zeitlupe, wandte er sich nun den anderen Dunkel Elfen zu. Seine vom Blut Rotgefärbten Augen und Gesicht starrten in die, von Furcht erfüllten, Augen des Einheimischen.
Stille. Niemand wagte es auch nur einen Ton zu sagen. Nur das leise wimmern des Assasinen füllte den Raum mit spärlichem Klang. Der Auftragsmörder konnte sich vom Blick des Kriegers nicht abwenden, der mit jeder verstrichenen Sekunde näher kam.
„Halt! Guildmaster! Hört auf!“
Ein Flehen, das an dem Berserker vorbei flog wie ein laues Lüftchen. Es waren nur noch wenige Meter zwischen Jäger und Gejagten. Doch gerade als der Söldner ausholte, schrie sein Begleiter ein letztes Mal.
„Bei Cyrus und Iszara, hört auf!“
Der stählerne Todesbringer zischte durch die Luft, direkt auf den Dunmer zu. Dann, ein dumpfer Ton. Das Schwert steckte im Holz neben ihm. Tränen flossen den Wangen des Redguards herunter. Die Assasine wurde verschont.
Nach einem kurzen Schweigen, das für die Anwesenden wie eine Ewigkeit schien, zog der Guildmaster sein Schwer aus dem Holz und steckte es zurück in seine Scheide.
„Journeymann Tralan, ab diesem Tag sollst du der Kämpfer Gilde als Swordsman dienen. Dein erster Auftrag ist es, den Morag Tong zu verhören und dann den Imperialen zu überlassen. Erstatte dann umgehend Bericht in der Balmora Zentrale…“
Mit diesem Worten verlies er den Corner Club und lies die verunsicherte Menge hinter sich zurück. Er wollte nun allein sein, mit ihm selbst und seiner Dunkelheit, welche sich in der finsteren Nacht wiederspiegelte.
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