Genau wie die anderen Wohnanlagen, die aus dem klaren Wasser ragten, stieg das Fremdenviertel pyramidenförmig gen Himmel, die Spitze wurde von einer Kuppel geziert, das letzte Stockwerk. Vom Steg Fährenhafen’s erreichte man die erste Bodensektion, und die Treppenstufen, die zu den oberen Bereichen führten.
An jeder noch so nutzlosen Ecke war ein Ordinator positioniert, Fremde, wie es sie hier doch eigentlich vorzufinden hätte sollte, gab es nur wenige.
Nur im Inneren war es anders. Auf der Bodenstufe der Anlage tummelten sich außländische Händler, boten ihre exotische Waren in einem Wirrwarr aus Stimmen an, nur wenige Ordinatoren hielten sich hier auf. Es war stickig hier drin, und warm, was sich wohl alles auf die gigantische Anzahl der Anwesenden hier berief.
Der Hochelf sah Kahjit, die Pflanzen, Früchte, Pilze, Obst, aber auch Fleisch anboten, Menschen preisten die Preise ihrer hochwertigen Tränke, Orks standen an sich rotierenden Schleifsteinen und schärften in einem Wirbel aus Funken die verschiedenartigsten Waffen.
“Waffen der Nord, zu den billigsten Preisen, selbst die kaiserlichen Legionen würden hier kaufen!“ Ein bulliger Kerl hatte sich auf seinen Verkaufsstand gestellt, man sah eine Schwertklinge im Licht aufblitzen, die seine Hände obligatorisch in die Höhe hielten. “Ha, deine Schwerter durchdringen doch noch nicht einmal weiches Netchleder!“ Die Opposition, ein Dunmer, vor sich einem Haufen glitzernder Dolche gestapelt, ergriff das Wort. “Kauft lieber Dolche, wie sie selbst unsere Ahnen sie schon fabriziert haben!“
Ob es wohl genauso Diebe hierher lockte, wie Käufer, und Händler? Ohne es großartig wahrzunehmen schnallte Amras seine Harfe enger um die Schulter, selbst das Unterbewusstsein wusste ja nie…
Aber wer traute sich schon beim Anblick dieser Gestalten überhaupt, an Kriminalität zu denken. Der Altmer bemerkte zwei Ordinatoren, die sich durch das Getümmel drängten, anscheinend einen Flüchtling verfolgend.
Anscheinend gibt es sie doch hier, oder ist es einfach nur purer Rassismus?
“Verzeiht, wenn ich euch großartig störe, aber wo finde ich eine Unterkunft für die nächsten Tage““Wisst ihr überhaupt, wer ich bin? Ich bin Marcel Maurard, der wohl beste Schauspieler, den ihr hier finden werdet! Also, redet in einem anständigem Ton mit mir, was war eure Frage?“ Der Bretone, den Amras für seine Frage auf die Schulter getippt hatte, zog noch in der Bewegung hochmütig seine Nase hoch. “Eine Unterkunft, eine Taverne?“ “Ah, sagt das doch gleich. Dort drüben, `Zum schwarzen Schalk` heißt die Schänke, so und nun entschuldig mich, ich habe zu tun, und zwar nicht mit so einem Gesindel, wie ihr es seid.“ Amras folgte seinem Finger, während er eine Bemerkung unterdrückte. Die Fingerspitzen des Schauspieler’s wies über den Balkon rüber, auf dem sie sich anscheinend befanden, denn er in der Mitte der Sektion ging es wohl hinab zu den Kanälen, in eine Gasse hinein. Dort sollte sich diese ominöse Schänke befinden…

Die Taverne war nicht sonderlich klein, sie glich eher einem riesigen Festsaal mit den vielen Tischen, die alle entweder besetzt, oder Teller, gespickt mit Essensresten, häuften sich dort. Eigentlich hatten sich nur Dunmer hier versammelt, bis auf dem Nord, der im Gegensatz zu den anderen Anwesenden vertieft darin war, eine hochwertige Schnitzerei zu vollenden.
Die Dunmer aber hielten für einen Moment dem Konsum ihrer Pfeifen ein, um sich umzudrehen und den neuen Gast zu musterten. Abfälliges Räuspern machte die Runde. Selbst das Viertel, was dem Wohle der Fremden verschrieben war, war nicht unverschont der Feindlichkeit ihnen gegenüber.
“Was macht ihr hier, Altmer? Wollt ihr ein Zimmer, oder nur etwas zu essen?“ Hinter dem Tresen war ein Dunkelelf damit beschäftigt, die hohe Anzahl an überflüssigen Tellern gerecht zu werden.
“Ich wollte ein Zimmer mieten, ich habe vor, länger in Vivec zu bleiben.“
Man konnte es förmlich riechen, wie die Stimmung des Dunmer’s wechselte.
“Ihr wollt euch ein Zimmer mieten? Natürlich habe ich noch Platz für einen zahlungsfähigen Kunden. Wie lange wolltet ihr denn bleiben? Tage, Wochen?“ Der schleimige Unterton war kaum zu überhören. Der Wirt hielt das Säubern seines Teller’s für einen Augenblick inne, um sich über den Tresen hinüber zu lehnen.
“Ich glaube, mit einer Woche unter eurem Dach bin ich gut bedient.“
“Da habt ihr wohl recht.“ Der Wirt wand sich wieder dem Putzen zu, hielt den Teller gegen das Licht, und suchte den äußersten Rand noch sorgfältig nach Dreck ab, bevor er ihn abstellte. Dann lehnte er sich wieder über den Tresen. “Sagen wir doch, 15? Liegt das in eurem Ermessen?“
Amras konnte nicht viel mit der Währung des Lande’s anfangen, suchte in seinem Beutel die gewünschte Menge zusammen, und stellte erfreut fest, dass er doch genug umgewechselt hatte. Auch der Wirt zog eine freudige Miene, als er das Geld empfing, und in seinen, bereits übereilig geöffneten, Beutel stopfte.
“Ich schätze, ihr wollt die Stadt noch ein wenig erkunden. Auch wenn die Tage dunkler werden, es ist noch früh, und einen Blick auf dem Tempel solltet ihr euch gönnen, wenn ihr es noch nicht getan habt. Ich werde eure Sachen auf das Zimmer bringen.“
Das erste Mal, dass der schleimige Dunkelelf Recht behielt, der Altmer hatte wirklich vor, heute noch den Tempel aufzusuchen. Er löste das wenige Gepäck, und die schwere Harfe vom Rücken. Die fehlende Last erleichterte wahrlich, was Amras mit einem erleichterten Seufzer unterstrich. Es hatten sich bestimmt viele blutige Strammen auf seinem Rücken gebildet, vielleicht hätte er doch die schnürenden Bänder, die die Harfe getragen hatten, auspolstern sollen?
“Passt auf die Sachen auf, in der heutigen Zeit weiß man nie.“
“Natürlich.“
Der Wirt war ein Schleimer.