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Veteran
Vivec
Vivec musste riesig sein. Gleich hinter dem Waldrand streckten sich die Dächer der gewaltigen Großstadt gen Himmel. Schon allein von hier sah man drei der gigantischen, pyramidenförmigen Anlagen langsam im Äther verschwinden. Drei Stockwerke musste ein jedes zählen, mindestens!
Leicht wanden sich die Wimpel der Standarten im Wind.
Ein Drache, das Wahrzeichen des Kaiserreiche's, war auf die Standarten gestickt wurden, grau war er, auf braunen Hintergrund. Selbst aus dieser Entfernung konnte man deutlich erkennen, wie sich der Stoff im Wind räkelte, der Drache schien sich zu bewegen, schwacher Wind hauchte ihm Leben ein.
Erschöpft lies sich der Altmer in das nasse Gras fallen.
Dunstwasser hatte sich im Morgentau gebildet, perlte von den Hälmen ab.
Klares Wasser? Selbst in der Ferne hatte man bereits sehen können, dass große Rohre Wasser warfen, doch dass die Wohnsiedlungen Vivec's in wirklichkeit große Inselanlagen waren, ahnte man nicht.
Es tat gut, seinen Kopf einfach in den See hinein halten zu können. Die Kühle raubte jegliche Erschöpfung, Müdigkeit, brachte neuen Mut für große Taten.
Langsam rannten die Tropfen über Kinn, den Hals hinab, bis sie sich irgendwann im Schlüßelbein sammelten, oder der Stoff der Robe sie aufsog.
Die Bewegungen bei der Wasseraufnahme beunruhigte die Wasseroberfläche, liesen kleine Wellen entstehen, die wohl einen ewig weiten Weg auf der sonst stillen Wasseroberfläche finden würden, bis sie dann, ihrer Kräfte beraubt, verebten.
Aber so kam es nicht. Die Wellen kreuzten andere, deutlich größere, die irgendetwas verursacht haben musste. An ihren Schnittstellen entstanden wiederrum kreisförmige Bewegungen, bis irgendwann alles Nass am Ufer in Bewegung zu sein schien.
Ein Boot hatte es verursacht. Klein war es, wohl um sich durch die engen Kanäle der Stadt schlängeln zu können. Eine Gestalt stand am Bug, bewaffnet mit einem langen Stock, der als Antrieb diente, indem er sich damit kräfig vom Boden abstieß.
"Almsivi, Altmer."
Das Gesicht des Fährmannes blieb größtenteils unter einem weiten Strohhut verborgen, nur dunkle Wangenknochen und eine reichlich verzierte, dunkle Haut konnte man erahnen, und zwei lange, über und über gepiercte Ohren standen zu beiden Seiten ab. Gekleidet war er in einer langen Tunika, gerade eng genug anliegend, damit sie bei der Arbeit nich behinderte.
"Ihr müsst neu hier in Vivec sein, denn sonst hättet ihr den ganz normalen Eingang dort drüben genommen."
Der Dunkelelf verwies mit einem Kopfnicken zu seiner Rechten, wo ein Brücke zur ersten Wohnanlage führte.
"Aber macht euch nichts draus, Hochelf, steigt in mein Boot, ich fahre euch zum Fremdenviertel."
Die Außenfläche des Boote's war aus Schilf geflechtet wurden. Im Inneren gab es Holzbänke, die genung Platz für drei Leute samt Fuhrmann boten. Erst jetzt verstand der Altmer, wieso sie nicht größer gebaut wurden. Jedes der pyramidenförmigen Wohnsiedlungen, von dem ein jedes ein Meisterwerk der Baukunst war, besaß große Abwasserrohre, die massenhaft Wasser frei ließen. Die geringe Größe der Boote bot den Wassermassen so halt nur wenig Angriffsfläche, was dafür sorgte, dass das Boot ausgesrpochen ruhig im Wasser lag, fast ohne von rechts nach links zu schaukeln
"Macht euch nichts draus, Altmer, Vivec ist selbst für uns Ansäßige des Öfteren verwirrend. Doch solltet ihr einige grundlegende Dinge wissen. Die Stadt besteht aus neun verschiedenen Wohnanlagen, ein jede beherbergt eine große Anzahl an Bürgern. Wir haben ein Fremdenviertel hier, wo Händler ihre Geschäfte verrichten, Magiergilden werdet ihr auch dort finden können. In der Nähe befindet sich eine Arena, die blutigen Spiele dienen den Volk zur Unterhaltung, sollen sie von innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken. Wenn ihr euch von der Arena entfernt, solltet ihr eigentlich bald zum Tempel kommen, dort wird Vivec gehuldigt, der bedeutenste Person der Stadt. Auch die Hallen der Gerechtigkeit, die Residenz der Ordinatoren, die Halle der Weisheit, die Stadtbibliothek, werdet ihr dort finden können. Natürlich auch viele andere Dinge, wie den bewegungsolen Mond."
Die Stimme des Dunmer's klang verranzt, als würde er häufiger seine Stimmbänder mit Nikotin, oder anderen Stoffen schädigen. "Aber ich werde euch ersteinmal zum Fremdenviertel bringen, dort seit ihr wahrscheinlich am besten aufgehoben. Ach, und wenn ihr Zeit findet, schaut euch die Spiele in der Arena an, wirklich großartig, wenn eure hochelfischen Augen das Gemetzel vertragen!"
Obwohl es einer der fremdenfeindlichen Witze der Dunmer' war, lachte der Fährmann nicht, stillschweigend schob er das Boot weiter vorran.
Die Stadt war ein grandioses Kunstwerk. Allein die vielen Motive betender Dunmer, die die Dächer der Anlagen zierten, waren Beweise für meisterhafte Steinwerkskunst. Es musste viele Hände benötigt haben, die Stadt auf den Inseln zu errichten.
"Wir sind da. Benehmt euch vor den Augen der Ordinatoren. Sie wachen über euch wie die Almsivi selbst."
Vor ihnen taten sich ein Holzbug auf. Mehrere Boote standen dort bereits. Auf den Stegen liefen drei Dunmer umher, ebenfalls in Tunika gegleitet, einen Strohhut zum Schutz gegen die Sonne tragend. Sie schoben ihre eigenen Boote mit Seilen beiseite, um den neuen Ankömmlingen Platz zu bieten.
"Wenn ich euch einen letzten Tipp geben darf, sucht den Tempel der Stadt auf, lasst euch von einem der Geweihten zum Glauben Vivec's bekehren, nur so macht ihr euch hier Freunde. Und vielleicht faszinieren euch die Lehren der Almsivi ja so sehr, dass ihr euch ganz und gar zum Glauben konfessionieren lasst."
Mit einem dumpfen Geräusch legte das Fuhrwerk an der Reling an. Die anderen Fährmänner, und Frauen halfen den Altmer aus dem Boot, an Land zu steigen.
"Danke für alles, Dunmer."
"Verschwindet bloß, bevor noch mehr für Lau bei mir fahren wollen."
Das erste Mal sah Amras ein Lächeln auf den Lippen des Dunmer's. Er schulterte seine Harfe.
"Geht weiter, die Almsivi werden schon über euch wachen!"
Ein schwer gepanzerter Mer zog den Altmer aus der Menge hinaus, schubste ihn den hölzernen Steg hinauf, der zur Bodensektion des Fremdenviertel's führte. Dies war wohl einer der Stadtwachen, die 'Ordinatoren' genannt wurden. Diese Gestalten waren wirklich Furcht einflößend. Nicht nur, dass sie schwer gepanzert waren, über ihren ganzen Körper zogen sich goldene Platten, lederne Waffenröcke schützten ihre Beinpartien, an jedem noch ein Kurzschwert geheftet, nein, das beeindruckenste war ihr Kopfschmuck. Ihre Helme waren in Form einer Gesichtmimik geschnitzt, die bösartig aussah, zielgerichtet, idealisiert, perfektioniert. Die Stirn ging in einem langen, hohen Irokesenschnitt über.
Auf dem Weg warteten noch zwei weitere Ordinatoren, ebenfalls gerüstet, ihre Maskenhelme ließen keinen Ausdruck darunter erahnen. Schweigend ließ Amras die Tortur über sich ergehen, schritt den Steg hinauf, vorbei an den beiden wachenden Ordinatoren, und betrat den steinernen Boden des Fremdenviertel's.
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