„Die Bezeichnungen der Götter, Dämonen, Aedra und Daedra sind für alle Laien verwirrend. Sie werden häufig vertauscht.
Die Begriffe Aedra und Daedra sind keine relativen Begriffe. Sie kommen aus der Elfensprache und haben eine feste Bedeutung. Azura ist sowohl in Himmelsrand als auch in Morrowind eine Daedra. Aedra wird mit Ahne übersetzt, genauer kann dieses elfische Konzept im Cyrodiil nicht übersetzt werden. Das Wort Daedra bedeutet, grob übersetzt, nicht unsere Ahnen. Diese Unterscheidung war für die Dunmer wichtig, deren fundamentaler ideologischer Unterschied in ihrem mystischen Stammbaum zu erkennen ist.
Aedra werden mit Stillstand assoziiert. Daedra repräsentieren die Veränderung.
Aedra haben die sterbliche Welt erschaffen und sind über Erdknochen mit ihr verbunden. Daedra können nicht erschaffen. Sie haben die Macht, zu verändern.
Laut dem göttlichen Vertrag der Schöpfung können die Aedra getötet werden. Siehe Lorkhan und die Monde.
Für die gestaltwandlerischen Daedra gelten diese Regeln nicht, deshalb können sie nur verbannt werden.“

Malukhat saß über dem Buch „Aedra und Daedra“ und fragte sich ehrlich, nach welchem Konzept dies leichter für Laien übersetzt werden konnte. Daedra konnte man eigentlich mit Göttern gleichstellen, allerdings nicht in selbem Maße wie der Geist von Nirn. Lorkhan ist der Geist von Nirn, der Gott aller Sterblichen, was jedoch nicht zwangsläufig bedeutet, dass ihn jene auch notwendigerweise auch alle mögen oder gar kennen. Wie Malukhat wusste, hassen die meisten Elfen ihn sogar, und sehen die Schöpfung als eine Tat an, die sie vom Geistreich trennt. Die meisten Menschen verehren ihn, oder seine Erscheinung, als den Vorboten des Lebens. In jenem Buch, bezeichnet mit dem Band „Der Geist von Nirn“, hatte Malukhat ebenso gelesen, dass die sterbliche Ebene, der Mundus, eine Quelle geistigen Schmerzes aller Lebewesen sei; alle Seelen sollen angeblich in ihrem tiefsten Inneren wissen, dass sie ursprünglich irgendwo anders herkommen, und dass Nirn ein schmerzlicher und entscheidender Schritt zu dem sei, was anschließend kommt. In jenem Buch war Lorkhan auch als Dämon bezeichnet worden, der jedwedes Lebewesen daran hinderte, in das Geistreich zurückzukehren.
„Hm…“ Malukhat sah von seinem Buch auf, rieb sich die Augen und versuchte ernsthaft, einmal ganz tief in sich hineinzufühlen. Nein, da war nichts. Eigentlich war er ganz zufrieden mit dem, was gekommen war. Wo blieb denn da der Spaß? Die Freude? Und wen, verdammt noch mal, interessierte es, ob nun Aedra die Welt erschaffen haben und die Daedra unsterblich sind? War doch alles uninteressant. Für den Erzmagier ging das Leben weiter wie gehabt, es würde voranschreiten, bis er irgendwann starb, da konnten die Daedra noch so unsterblich sein.
Aber faszinierend war der Gedanken der Unsterblichkeit, des absoluten Stillstandes körperlicher Präsenz schon. Aber wieso sich mit dem Gedanken befassen, wenn er doch eh irgendwann sterben musste? Die meisten Wissenschaftler und Gläubigen verschwendeten seiner Meinung nach ihr Leben an ein Wissen, dessen Macht sie niemals würden erreichen können. Alles intelligente Schwachköpfe, die das richtige Leben niemals kennen gelernt hatten und es während ihres letzten Atemzuges bereuen würden.
Und nun drohte er selbst auch zu einem solchen zu werden, zu einem lebenden Toten, dem es nach dem Unerreichbaren dürstete. Mit einem Seufzen klappte er das Buch zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Doch nicht einmal ein wenig Ruhe war ihm vergönnt, seine Gedanken zu ordnen, denn außerhalb seines Zimmers schien reges Treiben zu gehen.
Wahrscheinlich hoher Besuch, dachte er sich und erhob sich, um den Gast „gebührlich“ willkommen zu heißen.