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Balmora
Malukhat lehnte sich in dem Stuhl zurück und lauschte den Worten der Dunmerin, die sich ihm gegenüber befand. Nein, eigentlich hörte er nicht zu, jedenfalls nicht wirklich. Seine Gedanken waren woanders, in weiter Ferne verloren und gewiss würde der langweilige Vortrag dieser Frau nicht dazu beitragen, ihn aus seiner momentanen Apathie zu befreien.
Er hatte es sich ganz anders vorgestellt. So hatte es nicht laufen sollen. Aber was hatte er sich denn gedacht? Etwa, dass ganz Vvardenfell ihm zu Füßen liegen würde? Nein, das hatte er von Anfang ausgeschlossen. Er war erstens nicht die Person, die geliebt wurde und zweitens auch nicht eine solche, die überhaupt geliebt werden wollte.
Bewunderung? – Ausgeschlossen.
Furcht? – Vollkommen schnuppe.
Langeweile? – Kommt hin.
Rebellische Phase? – Das sowieso.
Er hatte einfach nichts mehr zu tun, was ihn ablenkte, ihm Spaß machte, außer wie besessen über seinen Studien zu hocken und des Weiteren gildeninternen wie -externen Interessen nachzukommen. So konnte es mit ihm einfach nicht weitergehen. Er musste etwas unternehmen…
„… Und was sagt Ihr dazu, Erzmagier?“, endete die Gildenvorsteherin Balmoras Ranis Atrys ihren Vortrag und sah Malukhat erwartungsvoll, aber immer noch mit hochgezogener Augenbraue an. Ein orkisches Mitglied der Magiergilde, Sharn gra’Muzgob, wie er sich zu erinnern meinte, schenkte ihm einen ebensolchen Blick. Jedoch mit einem Hauch größerer Verachtung. Oh ja, sie hatte er zum Schweigen gebracht. Da beschwor sie einfach mal hinter dem Rücken aller Beteiligten ihre untoten Toten und keiner merkte etwas davon. Die Leute hier wurden auch immer dämlich. Aber für den Erzmagier ein gefundenes Fressen, da er sich jedes Druckmittel zunutze machte, welches er finden konnte.
„Malukhat…“, drängte Ranis ihn auf ihre gewohnt grummelnde Art.
Okay, dachte Malukhat in geistiger Bedrängnis, Jetzt nur irgendwas Schlaues sagen! Immerhin hatte er nicht zugehört, warum hätte er es auch tun sollen. Die alte Ranis hätte er damit sicherlich völlig überrascht, ihre Meinung von ihm, den Daedrafürsten und der gesamten Welt völlig über den Haufen geworfen. Vielleicht hätte es sie innerlich vollkommen zerstört, sie hätte sich in ihrem Zimmer erhängt und wäre, wenn es denn noch Gerechtigkeit in dieser Welt gab, in der Unterwelt landen. Also – so was wollte Malukhat ihr nun wirklich nicht antun, nur weil er einmal wider seiner Natur handelte und die Ohren spitzte, wenn man ihm etwas Wichtiges zu sagen hatte. Trotzdem musste er sich irgendwas einfallen lassen. So eine Art Universalantwort.
„Klar, passt schon“, gab er seinen Kommentar wie eine Nebensächlichkeit ab und machte eine wegwerfende Handbewegung.
Ranis Atrys sprang von ihrem Stuhl auf und schlug mit den Handflächen auf den großen Tisch, stützte sich darauf ab und sah ihn voller Zorn an. Er selbst schaute ihr mit den Augen eines Kindes entgegen, so gleichgültig und wissbegierig, als hätte er ihre Reaktion nicht im Geringsten verstanden.
„Ihr habt wieder nicht zugehört!“, brüllte sie ihn an, als die letzten Stränge ihres dünn gebauten Nervensystems rissen. „Ist euch denn wirklich alles egal?! Ihr seid der Erzmagier, Malukhat! Ihr habt Eurer Pflicht nachzugehen!“
"Wie kommt Ihr auf die Idee, ich hätte nicht zugehört?", wollte Malukhat aufgebracht wissen. In Ordnung, er hatte nicht zugehört, aber was solls.
"Ach? Ihr habt zugehört? '...und das Problem mit den Totenbeschwörern ist immer noch nicht gelöst... Sollen wir sie etwa gewähren lassen in ihrem Schauspiel, die Gräber unserer Ahnen zu schänden?' - 'Klar, passt schon'?!"
Ein Lächeln zauberte sich auf die Lippen des Dunmers, als er sich erhob und Anstalten machte, einfach davon zu gehen.
„He!“, schrie Ranis ihm hinterher. „Ihr könnt doch nicht einfach abhauen!“
„Wieso nicht?“ Er drehte sich zu ihr um und blickte ihr verständnislos in die roten Augen. „Ihr meintet doch, ich solle ein wenig mehr für Gilde tun. Also werd ich mich mal auf den Weg machen und meiner Pflicht nachkommen, wenn Ihr so wollt.“
Eine entwaffnende Antwort, auf die Ranis nicht mehr zu erwidern hatte als ein schlichtes aber ausdrucksstarkes „Ich bring ihm um!“, als er hinter der nächsten Ecke in den Gang verschwand.
Als er die Tür nach draußen öffnete, gähnte er einmal herzhaft und streckte sich. Endlich befand er sich nicht mehr in der Gegenwart dieses schrecklichen Weibes. Ein wenig Ablenkung würde ihm sicherlich gut tun. Er hatte ihr ja immerhin keine Rechenschaft über seine Tätigkeiten zu leisten.
„Also“, sagte er laut zu sich selbst. „Ab nach Suran zum ‚Haus der irdischen Freuden’“
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