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Ritter
Geheime Höhle der Camonna Tong
"Nett", bemerkte elpede süffisant, "Der böse Ruf der Camonna Tong scheint sich gerade in Luft aufzulösen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass so viele Fremde sich an einem einzigen Tag in die Ratstaverne getraut hätten. Erwartet Ihr vielleicht noch jemanden ? Einen Erbonkel vielleicht, oder die liebe Tante ? Wenn nicht, dann schlage ich vor, dass wir uns nun zum Artefakt begeben. Folgt mir."
elpede ging voraus, den schmalen Gang hinter dem Schankraum hinunter bis zu seinem vermeindlichen Ende. Rechts und links befanden sich je zwei Türen, vorne eine Wand. Außerdem stand hier eine weitere Wache, eine Dunmer von makeloser Schönheit, doch ebenso tödlich, denn sie verstand es, Feinde mit Wurfsterne und Pfeilen auszuschalten, ohne dafür eine Waffe zu gebrauchen. Ihre Treffsicherheit machte sie zu einer der Besten innerhalb der Camonna Tong, was ihr niemand anzusehen vermochte.
Als sich elpede näherte, trat sie einen Schritt zur Seite und berührte die Wand an einer unscheinbaren Stelle. Knarzende Geräusche erklangen, und die Wand, welche sich noch vor wenigen Sekunden massiv in den Gang geworfen hatte, glitt nach oben und gab den Blick auf einen weiteren Gang frei, der nahezu im Dunkeln lag und dessen Ende sich nur erahnen ließ. Der Hall vieler unbekannter Geräuche verlor sich in der schier endlosen Dunkelheit des Weges.
"Folgt mir", sagte elpede und trat an die Öffnung, wobei ihm die Dunmer eine der Fackeln reichte, die hier für die Beleuchtung sorgte. Dann verschwand der Dunkelelf, und nur der Schein der Fackel ließ seine Konturen erahnen, sein Schatten, der auf die glatten, felsigen Wände geworfen wurde, während er hinunterstieg, denn der Gang zog sich nicht linear und gerade weiter, gemessen an der Linie des Tavernenbodens, sondern er führte hinab in die Tiefe, gesäumt von einer schmalen Treppe, die scheinbar endlos in die Teife führte.
Und doch waren es nur wenige Meter, die elpede auf dieser Treppe hinunterstieg. Der Gang vor ihm war tatsächlich linear, aber tiefer angelegt, als es normalerweise nötig war. Der Dunkelelf ging voraus, langsam, und seine Schritte hallten durch die Dunkelheit. Die Luft war frisch, aber feucht, und ein Rauschen näherte sich von vorne, je weiter er voranschritt. Schließlich war das Rauschen da und erfüllte den Gang, hallte wider und verlor sich. Sprechen war bei diesem Geräusch unmöglich, aber der gewiefte Wanderer wusste, dass sich der Gang nur wenige Meter neben dem Bett des Flusses Odai befinden musste, der seinen offenen Ursprung nur wenige Schritte hinter dem westlichen Ende von Balmora hatte und sich von dort seinen Weg ins Meer bahnte. Wo er wirklich seine Quelle hatte, wusste niemand, denn der größte Teil des Flusses war unterirdisch, aber man vermutete, dass sie irgendwo in den Weidenländern lag, denn je mehr man nach Westen kam, desto unwegsamer, trockener und öder wurde die Gegend, bis sie schließlich in die wieder fruchtbaren Weidenländer mündete, die zwei der vier heimischen Achländerstämme versorgten und ihnen Lebensraum boten.
Schweigend ging elpede weiter voran, der Gang zog sich schier endlos hin, er war eng und feucht. Einmal, so schien es, hörte man das Klopfen von Spitzhacken, und seltsame Schreie, die der Kundige den Kwamakriegern andichtete, und tatsächlich führte der Gang an der Eiermine Shulk vorbei, die sich bei Balmora befand. Vielmehr war dieser Gang einst ein Teil jener Mine gewesen, doch hatte elpede ihn vor wenigen Jahren schließen und ausbauen lassen, in die beiden Richtungen, deren Enden zum einen die Ratstaverne in Balmora und zum anderen die große Höhle unter dem Odai-Plateau markierten, auf welche die Gruppe zumarschierte.
Schließlich, und nach einem scheinbar endlosen Weg, der tatsächlich weit über eine Viertelstunde beansprucht hatte, sah man von vorne Licht, es strömte in den Gang und erleuchtete ihn ein wenig, wenngleich die Felswände vieles davon wieder schluckten. Das Licht wirkte künstlich, es flackerte wie die Fackel, die der Dunkelelf in einer seiner Hände hielt. Als erster trat er auf die große Holzplatzform, die das Ende des Ganges bedeutete.
Ein Vorbau, der sich über einen großen Kessel erhob, rechts und links führten zwei hölzerne Treppen hinunter auf den Boden. elpede blieb am Ende des Gerüstes stehen, um den Besuchern die Gelegenheit zu geben, selbst einen Blick hinunter zu werfen. Selten geschah es, dass jemand diese Höhle zu Gesicht bekam.
Die Geräuschkulisse hatte sich geändert, das Rauschen des Flusses war kaum mehr zu vernehmen. Man hörte es hämmern, klopfen, kreischen, und man hörte große Blasebälge, die die Luft anfächerten. Drei große Schmiedeöfen standen im Kessel, ihre Schornsteine zogen sich hinauf bis zur Decke und verschwanden darin, während ihre Feuer die Höhle taghell erleuchteten. Schmiede arbeiteten an Ambossen, wiederum andere standen an den Öfen und fachten das Feuer an. Viele Kisten standen herum, die meisten noch offen, und man sah die Erze darin schimmern, Gold, Eisen, Silber, Ebenerz, ja sogar ab und an ein wenig Vulkanglas, das grünlich leuchtete im Schein der Feuer. Männer, zumeist Dunmer, schleppten groß Blöcke hin und her, packten sie in Kisten, wiederum andere trugen Waffen. Ein reges Treiben herrschte hier, und niemand schenkte den oben auf dem Vorbau stehenden Beachtung, wenngleich vereinzelte Blicke hinaufgeworfen wurden.
Die Höhle war geräumig, aber nicht groß, doch sie wirkte imposant. Der Dunkelelf indes legte die Fackel in einen Halter und stieg die Treppe hinunter. Unten sah man nun, dass viele der Männer, die hier arbeiteten, Dunmer waren, doch fanden sich hier auch Khajiit und vereinzelt sogar Argonier, die frei von Fessel waren. Viele der Männer trugen Stiefel aus Ebenerz oder Stahl, doch kaum jemand trug mehr, als dieses, denn die Hitze in der Höhle war hoch, doch jemandem, der daran gewöhnt war, machte dies nichts aus.
Unter dem Vorbau stand ein Schreibtisch, er war nicht groß, aber massiv, und die Felswand dahinter war mit Karten bedeckt, die zumeist einen Ausschnitt der Insel enthielten und mit Markierungen übersäht waren. Neben dem Schreibtisch stand eine große, schwere Kiste, sie war verschlossen, doch elpede ging darauf zu. Sogleich eilten zwei Männer heran, ein Argonier und ein Dunmer, und sie wuchteten die schwere Kiste auf den Schreibtisch und entfernten sich wieder.
elpede stellte sich davor, als ein weiterer Argonier aus den Wirren der Höhle herantrat. Er trug eine Robe, der eines Magiers nicht unähnlich, und das aus gutem Grund, denn er war einer.
"Herr, die Arbeiten kommen gut voran. In einer Woche wird alles Material verbraucht und zu Waffen und Rüstungen verarbeitet sein. Ein Schiff liegt im geheimen Hafen bereit und wartet darauf, beladen zu werden."
elpede nickte nur, wie es seine Art war. Er kannte nicht einmal den Namen des Argoniers, wohl aber seine Geschichte, denn jenen Argonier hatten seine Raritätenjäger einst in der Region um den roten Berg aufgelesen und hergebracht. Sein Hang zur Magie hatte den Dunkelelfen bewogen, ihn in Sadrith Mora ausbilden zu lassen, und nun war der Argonier ein Meister der Schulen der Illusion und der Zerstörung. Er war damit beauftragt, neue Methoden zu entwickeln, um Erze zu verbinden und neue Waffen zu kreieren, die die Vorteile aller Gattungen miteinander verbanden, ohne Einbußen hinzunehmen. Doch der Erfolg war bislang eher bescheiden gewesen, war es dem Argonier doch noch nicht gelungen, die Dwemerwaffen zum Schmelzen zu bringen, und auch an den noch selteneren daedrischen Ausführungen hatte er sich bisher die Zähne ausgebissen. Doch zeichnete sich dieser argonier dadurch aus, dass er nicht aufgab und stets neue Methoden und Zauber erprobte und sich mit den Waffen beschäftigte. Ein Teilerfolg war die Verbindung von Silber und Ebenerz gewesen, die es erlaubte, Waffen und Rüstungsteile herzustellen, die wenig wogen und dennoch robust waren. Nun war er hier, um den Umzug vorzubereiten, denn auch diese Produktionsstätte würde bald nach Suran verlagert werden.
"Oh, das Artefakt wollt Ihr den Fremden zeigen ? Ich hoffe doch, Ihr habt sie gewarnt vor den Auswirkungen dieser Waffe", lispelte der Argonier, während elpede den Schlüssel, den er stets bei sich trug, in das Schloss der Kiste steckte und herumdrehte.
"Das habe ich in der Tat", erwiderte der Dunkelelf trocken und ließ die beiden Schnallen zurückschnappen, die den Deckel an die Kiste fesselten. Leise schwang er auf, und zum Vorschein kam ein großes Bündel Leinen. Vorsichtig holte elpede es heraus und legte es auf den Schreibtisch. Ebenso vorsichtig schlug er den Stoff zurück, und zum Vorschein kam eine Waffem die äußerlich leicht mit einem Kurzschwert dwemerischer Scmiedeart verwechselt werden konnte. Doch die Klinge war nicht etwa matt, sie glänzte und strahlte ein leichtes, seltsames Licht aus, das an einen Blauton erinnerte. Die Waffe sah aus, als wenn sie eben erst geschmiedet worden war, hatte keine Kratzer, keine Beschädigungen.
elpede trat zur Seite.
"Nur zu, seht sie Euch an. "
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