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Mythos
Ort: Dren Plantage, Herrenhaus - Untergeschoss
Es geschah nicht oft, dass der Grossmeister der Morag Tong überrascht war. Noch weniger oft geschah es, dass er nicht in kürzester Zeit sein weiteres Vorgehen geplant hatte. Praktisch nie geschah es, dass er erstmal sprachlos war. Doch in diesem Moment, als seine Ziehtochter Ninièl vor ihm aufrauchte, trat einer jener Augenblicke ein.
Vollkommen sprachlos betrachtete er die Hochelfin, die einzige Hochelfin, die er nicht wegen ihrer Rasse gering schätzte, nein die er sogar wie seine leibliche Tochter liebte.
Langsam liess er seinen Bogen sinken und stopfte den daedrischen Pfeil wieder in den Köcher. Nach drei Versuchen glitt dieser langsam in den Schaft auf Revans Rücken.
Plötzlich hatte er sich wieder gefangen und entgegnete mit der für ihn so typischen Coolness.
Nicht Baenre, Tochter. Ich bin Revan Indoril. Letzter Nachfahre Fürst Nerevars.
Nun war es an seiner Tochter, zu staunen, während der Indoril ein Lächeln aufsetzte. Er nutzte ihre kurze Sprachlosigkeit gleich dazu aus, um scheinbar unberührt fortzufahren.
Gemeinheit? Ehrenvolle Beseitigung von Banditen trifft es wohl besser.
Nun setzte auch Ninièl ein Lächeln auf, dass ihren Ziehvater schon immer zu bezaubern mochte. Sekunden später lagen sie sich in den Armen. Besser gesagt Revan lag in ihren Armen. Selbst der für seine Rasse grosse Dunkelelf war gut einen Kopf kleiner als die jüngere Hochelfin.
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Dren Plantage, Herrenhaus - Untergeschoss
Wie immer war Ninièl erstaunt, dass sie soviel grösser war als Revan. Irgendwie machte der Dunmer durch seine Persönlichkeit eigentlich einen riesenhaften Eindruck, der seine Körpergrösse, welche im Vergleich zu den Hochelfen wesentlich geringer war, vergessen liess. "Banditen zu beseitigen ist immer eine feine Sache", wisperte sie begeistert und fügte hinzu:" Und die Sklaven, die befreien wir auch gleich mit!" Vorfreude blitzte in ihren Augen auf. Doch dann kam ihr zu Bewusstsein, was er sonst noch gesagt hatte: Indoril? er wäre der letzte Indoril. Der einzige Nachfahre Nerevars? Abrupt liess sie ihn los, um ihn sorgenvoll zu betrachten. War er überarbeitet oder was? "Indoril", flüsterte sie. "Wie kommt Ihr darauf, ein Indoril zu sein? Ihr habt Euch doch nicht dem Skooma verschrieben, oder?", fügte sie angstvoll hinzu, denn anders konnte sie sich einen solchen Satz kaum erklären.
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Mythos
Ort: Dren Plantage, Herrenhaus - Untergeschoss
Skooma? Ein wenig belustigt schüttelte Revan seinen Kopf, während er Ninièl anlächelte. Immer noch mit gedämpfter Stimme entgegnete er.
Du solltest es eigentlich besser wissen.. Nein, ich bin wahrhaft der Nachfahre Nerevars, des Mond-und-Sterns. Es ist eine lange Geschichte, doch versichere ich dir, es ist wahr, von Azura selbst bestätigt.
Wieder lächelte der Grossmeister seine Ziehtochter an und bemerkte ihren noch immer etwas skeptischen Blick. Grinsend fügte er hinzu.
Ich bin zwar etwa zwei Jahrhunderte älter als du, aber senil oder schizophren bin ich trotz allem nicht.
Das liess die Hochelfin lächeln und scheinbar glauben.
Sklaven befreien? Dazu bin ich eigentlich nicht gekommen. Nichtsdestotrotz wird es wohl geschehen, nachdem ihr Herr und Meister dem Kaiserreich überantwortet wurde.
Der Grossmeister war kein Freund der Argonier, aus deren Rasse der grösste Teil von Drens Sklaven bestand. Allein schon, dass ihn mal einer jener durchaus seltsam anmutenden Geschöpfe mit "Was will es?" angeraunt hatte, ärgerte ihn. Resdayn den Dunkelelfen, wie er zu sagen pflegte. Trotz dieses Umstandes war er zufrieden, einige Sklaven befreien zu können, schliesslich hatte auch ein so mächtiger Dunmer eine gewisse Vorstellung von Moral und Ethik.
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Dren-Plantage - Herrenhaus - Untergeschoss
Ninièl war zutiefst verwirrt, wenngleich sie auch Revans Worten Glauben schenkte. Nachfahre Nerevars, ein Indoril, von Azura selbst bestätigt ... Was war bloss alles geschehen während der Zeit, da sie ihren Adoptivvater nicht gesehen hatte? Und wieso sprach die Göttin der Dunmer, die einst so verehrte und nun von vielen vergessene oder - wie im Falle des Tempels - verleugnete, mit den Sterblichen? Hatten die Götter der Altmer dies auch getan? Sie konnte sich nicht erinnern. Aber es gab so vieles, an das sie sich nicht erinnern konnte. Wilde Gedankenwirbel, Schreie, Blut, Tod, Flucht. Das war alles, was geblieben war von ihrem früheren Leben. Keine wirklichen Zusammenhänge. Schmerz, der sich in der Unendlichkeit verlor. Der Unendlichkeit eines vergessenen und zerstörten Selbst.
Sie atmete tief durch. Dies war weder Zeit noch Ort, um ihre Erinnerungen, ihr früheres Leben wiederzufinden. Das hier war Feindesgebiet, in welches sie eingedrungen waren.
"Dem Kaiserreich überantworten", flüsterte sie und sah Revan an. "Warum? Warum töten wir ihn nicht? Er ist ein Verbrecher, ein Sklavenhalter, ein Drogenhändler und vielfacher Mörder. Vvardenfell wäre besser dran ohne ihn. Auch für den Herzog wäre es besser, wenn er nicht länger mit einem solchen Bruder in Verbindung gebracht werden könnte". Abwartend sah sie ihr Gegenüber an.
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Mythos
Ort: Dren Plantage, Herrenhaus - Untergeschoss
Es ist der Weg, um aus der Cammona Tong, deren Anführer Orvas Dren ist, etwas anderes zu machen, als eine Verbrechergilde. Er wird der Legion überantwortet und seine gerechte Strafe erhalten.
Einen Moment lang stockte der Grossmeister. Gerechte Strafe? Er lieferte immerhin einen Dunmer, wenn auch einen Verbrecher, an die Besatzungsmacht des Kaiserreichs aus. Es war elpedes Plan, und der Anführer der Assasinengilde vertraute ihm. Komisch.. Vertrauen. Es gab nicht viele Leute in seinem Leben, denen der Grossmeister Vertrauen schenkte. Sein Ziehvater, Ninièl, Draven, Jarlaxle, elpede, die Mitglieder der Morag Tong, auch wenn das eine andere Art von Vertrauen ist, als bei seinen Freunden.
Der Plan ist der des anderen Indoril. Er wird wissen, was er tut.
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Abenteurer
Dagon Fel, Taverne
Immer dunkler war es draußen geworden, als die Sonne ihren täglichen Kampf gegen die aufkommende Finsternis ein weiteres Mal verlor, nur um am nächsten Tage wieder in vollem Glanze zu erstrahlen. Der an einem Holztisch vor seinem mit Flin gefülltem Becher sitzende Dunkelelf sah durch das trübe Fensterglas nach draußen und sinnierte ein wenig darüber, ohne auf die leise im Hintergrund spielende Lautenmusik zu achten, welche wiederum von einigen lauthals brüllenden Trunkenbolden im Inneren der Taverne übertönt wurde.
Jeden Tag war es dasselbe, die Sonne kam und ging und es ging wieder von vorne los, eintönig und ein scheinbar nie enden wollender sinnloser Kreislauf. Genau so würde er auch seine Tage bezeichnen, seit über 130 Jahren lebte er nun schon so vor sich hin, einem Dämmerzustand gleich. Seit jenem schicksalsträchtigen Tag, als seine Liebe zu einer Dunmerin von dieser eiskalt ausgenutzt wurde, um seinen Lehrmeister, die einzige Vertrauensperson, die er jemals hatte, zu töten, hatte sein Leben für ihn jeglichen Sinn verloren und unendliche Gewissensbisse plagten ihn. Viele Male hatte er bereits darüber nachgedacht, dieser Sinnlosigkeit selbst ein Ende zu setzen, jedoch hatte er es nie fertig gebracht. Stattdessen zog er ziellos durch die Gegenden Vvardenfells und schlug sich alleine durch, seine Schuldgefühle damit ein wenig bekämpfend, dass er verirrten Reisenden beim Überleben half und sie führte. Er wusste, dass er geschehenes niemals wiedergutmachen könnte, aber wenn er es schon nicht fertig brachte, sich selbst von dieser Qual des Lebens zu erlösen, so wollte er wenigstens versuchen, anderen ein wenig zu helfen. Dies wäre wohl sicher auch im Sinne von Kagan gewesen, jener Vaterfigur, an dessen Ermordung er unbewusst mitgeholfen hatte durch seine Naivität. Doch trotz all dieser Verbitterung gab es dennoch Momente in seinem Leben, wo er die Vergangenheit vergessen konnte. Wobei das Vergessen eher ein Verdrängen war, aber nichtsdestotrotz war er ein Abenteurer, der einzelgängerisch in seiner Neugierde auch gerne Gräber und längst verfallene Ruinen alter Daedra-Fürsten erforschte. Dies war wohl das einzige, was sein Leben überhaupt lebenswert machte, er war ein neugieriger Forscher, wenn er sich nicht seinen Depressionen und seiner Verbitterung hingab, welche ihn immer wieder in fast regelmäßigen Abständen überwältigte. Irgendwie kam er sich schizophren vor, er strauchelte durch sein Leben und war eine kuriose Mischung aus einem Forscher und einem verbitterten Elfen, der nichts als sterben wollte. Konnte so was in einem Körper existieren? Er kannte nur die Flut seiner Gefühle, aber diese war schon immer verwirrend für ihn gewesen. Das einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass er niemals wieder jemandem sein Vertrauen und erst Recht nicht seine Liebe schenken wollte, denn solche Gefühle machten ihn schwach und angreifbar. Er sorgte nun seit ungefähr anderthalb Lebenspannen nach menschlichen Maßstäben für sich allein und dies sollte sich niemals ändern, bis zu dem Tag, an dem seine Existenz auf dieser Welt enden würde. Aber was sollte das? Warum dachte er immer wieder darüber nach? Er hatte die Taverne aufgesucht, um sich ein wenig von seiner Verbitterung abzulenken und was tat er? Er saß in der Ecke einsam am einem Holztisch und betrank sich, wie so häufig.
Er stürzte den letzten Schluck seines Flins hinunter und stellte den Holzbecher unsanft auf die runde Platte des Holztisches, welcher schon viele Gebrauchsspuren aufwies. Eine Sache, die dieser Tisch mit seiner Lederrüstung und seinem alten Umhang gemeinsam hatte, denn seine gesamte Ausrüstung wirkte so, als hätte sie ihre beste Zeit schon längst überschritten. Nur sein mit Ornamenten verzierter Bogen und „Drachenbiss“, sein Schwert, passten nicht zu diesem Bild, pflegte er diese beiden Waffen, welche einst ein Geschenk seines Lehrmeisters gewesen waren, doch immer regelmäßig. Als er sich umsah, erkannte er, dass die Taverne sich immer weiter füllte, was zu dieser späten Zeit auch normal war. Hauptsächlich waren es die stämmigen Nords und auch ein paar Vertreter des Kaiservolkes aus Cyrodiil konnte man ausmachen, Dunkelelfen wie er selbst waren in diesem nördlichen Teil Vvardenfells jedoch eher selten, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Städten wie Balmora, Vivec, Ald’ruhn und Sadrith Mora. Zwei Nords hatten sich an der Theke ihre Getränke abgeholt und kamen nun langsam auf ihn zu. Was wollten sie nur von Echozar? Gefiel ihnen nicht, dass er ein Dunkelelf war? Bei diesen hier auf dem Lande lebenden, bodenstämmigen und meist auch nicht von größter Intelligenz gesegneten Nords konnte man ja nie wissen. Langsam ließ er seine Hand hinabgleiten zu dem Griff seines Schwertes. Wollten die beiden eine Prügelei anfangen, so konnten sie diese haben.
„Hey mein Freund“, sagte einer der beiden. Er war etwas größer und muskulöser als Echozar, trug einfache Kleidung in verschiedenen Brauntönen und hatte eine hellblaue Gesichtstätowierung, wie sie von vielen Angehörigen dieses Volkes getragen wurde. “Na toll, wer sagt denn bitte, dass ich dein Freund bin“, dachte der Dunmer im Stillen, sah den Nord aber nur mit einem Blick an, der soviel aussagte wie: „Was willst du von mir?“
„Alle Plätze sind schon belegt, du hast doch sicher nichts dagegen, wenn wir uns zu dir setzen, oder?“
Hatte er nicht? Doch, hatte er eigentlich und zwar gewaltig. Aber bevor er auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte sich der eine Nord bereits auf einem Stuhl neben ihm niedergelassen und der andere war gerade dabei, sich einen Stuhl von einem anderen Tisch zu organisieren, der noch frei war.
„Was führt dich in unsere schöne Stadt?“, fragte der Nordmann mit lauter und nerviger Stimme, bevor er einen großen Schluck Bier in sich hineinschüttete, welcher sich aber zu einem kleinen Teil seinen Weg an den Mundwinkeln vorbei suchte, durch den Vollbart lief und schließlich auf dessen Hose tröpfelte.
“Tolle Manieren, hört bloß auf, mich vollzulabern“, dachte Echozar innerlich seufzend, als plötzlich ruckartig an ihm gerissen wurde. Der andere Nord hatte seinen Arm um seine Schulter gelegt und hatte ihn leicht – in den Augen Echozars eher heftig – an sich gerissen und tönte seinerseits los.
„Gesprächig bist du ja nicht grad, komm, wir geben dir einen aus.“
„Nein, danke!“, antwortete der Dunmer genervt, er wollte eigentlich nur noch aufstehen und endlich verschwinden, dummerweise war der Nord ziemlich kräftig und er wollte auch keine Prügelei mitten in der Taverne riskieren.
„Na dann eben nicht“, sagte der andere, in dessen Bart man immer noch einen kleinen abwärtsgleitenden Bierfluss ausfindig machen konnte. „Aber die Frage war schon gerechtfertigt. Wir haben momentan nicht viele fremde Besucher hier, weil in der Nähe ein Geist sein Unwesen treibt.“
Ein Geist? Hm, eigentlich war Echozar immer noch von dem Wunsch beseelt, dem Griff des Nords zu entkommen und die Taverne schnellstmöglich zu verlassen, jedoch kam nun wieder sein Forscherdrang in ihm hoch und er wollte mehr erfahren.
„Wo ist das Problem mit einem Geist? In fast jeder Ahnengruft spuken doch Geister umher...“
Tatsächlich ließ ihn der Nord endlich los und wandte sich nun ernster an ihn, ebenso der mit dem Bart. Beide sprachen von nun an etwas leiser und man konnte daran merken, wie sie dieses Thema doch beschäftigte.
„Man spricht nicht viel darüber, aber es ist kein normaler Geist. Vielleicht auch ein Vampirältester, aber auf jeden Fall etwas sehr gefährliches. Mehrere Leute berichten von einem großen dunklen Schatten und silberne Krallen, die im Mondlicht funkeln, außerdem von einer Fratze des Grauens und keinen Laut soll diese Kreatur von sich geben.“
Die Stimme des Nords klang wahrhaft verängstigt und auch der andere wirkte verunsichert und sein Blick verriet seine Angst.
„Habt ihr denn Leichen mit Bisswunden am Hals gefunden?“ fragte Echozar weiter. Die beiden Nords sahen sich an, bevor dann einer nach einer kurzen Redepause zu einer Antwort ansetzte.
„Nein...“
„Na also, dann fällt ein Vampir doch schon einmal aus“, sagte er gleichgültig klingend.
„Aber... aber... es existiert wirklich, zu viele Leute haben es gesichtet. Keiner redet öffentlich viel darüber, aber alle haben Angst.“
Der Dunmer hatte keine Ahnung, was das für ein Wesen sein mochte, aber er war sich ganz sicher, dass es eine natürliche Erklärung dafür geben musste. Und er war kurz davor, seinem Forscherdrang nachzugeben. Ihn interessierte plötzlich brennend, wer oder was die Bewohner dieses kleinen abgelegenen Dorfes so in Angst und Schrecken versetzen konnte.
„Was ist mit der Stadtwache? Haben die nicht die nahen Wälder durchkämmt?“
„Doch, aber sie fanden nichts. Trotzdem, glaub mir, wir bilden uns das nicht ein. Die Taverne ist zwar voll und die Stimmung erscheint entspannt, aber dies ist alles nur eine Maske, hinter der die Stadtbewohner ihre Furcht verbergen.“
„Hm, genau wie ihr beiden bis eben.“
„Manchmal ist es halt einfacher, seine Sorgen zu verdrängen, als ununterbrochen mit ihnen leben zu müssen“, meinte der Nord auf die Äußerung Echozars, während dieser nur im Stillen dachte: “Oh ja, wie Recht du doch damit hast...“
„Hör mal“, fuhr der Bärtige fort. „Du siehst auch wie ein Abenteurer, der schon vieles erlebt hat und du siehst so aus, als könntest du Geld brauchen.“
Für einen kurzen Moment stieg Wut in Echozar auf wegen dieser Äußerung des Nords, stellte sie ihn doch als schäbig und arm dar. Natürlich hatte der Mann mit dem Taktgefühl einer Keule schon Recht, Echozar konnte wirklich etwas Geld gebrauchen, aber musste man ihm das gleich so an den Kopf knallen?
„Die Stadtwache wird dich sicher fürstlich entlohnen, wenn du die Sache mit diesem mysteriösen Wesen aufklärst.“
“Ach wird sie das?“ Der Dunkelelf hatte diesen Aspekt bisher noch gar nicht bedacht, obwohl er seine Entscheidung bereits von seiner eigenen Neugierde aus getroffen hatte. Sollte es dafür jedoch auch noch ein paar Draken geben, wäre das umso besser. Ja, er würde sich jetzt sofort daran machen, er hatte ja sowieso sonst nichts vor, wie so ziemlich jeden Abend seines vor sich hindämmernden Lebens.
Mit einem Ruck stand er auf und nahm seinen Bogen samt Pfeilköcher an sich, den er an die Wand in der Nähe seines Stuhles gelehnt hatte.
„Ihr habt Recht, ich werde mir dann jetzt mal etwas Geld verdienen und die Sache aufklären.“
Die beiden Nords blickten zuerst ihn, dann sich gegenseitig mit verständnislos blickenden großen Augen an, aus denen Echozar den Satz „Bist du jetzt total bescheuert?“ rauslesen konnte, so lange sie auf ihn gerichtet waren. Der ohne Bart sprach zuerst los, obwohl beide den Mund geöffnet hatten.
„Bist du verrückt? Um diese Zeit? Mitten in der Nacht? Da ist das Wesen am gefährlichsten, wie es heißt.“
„Ja, und tagsüber ist es wahrscheinlich nicht aufzufinden, habe ich Recht?“
Schweigen, aber Echozar wusste, dass er richtig lag. Außerdem war er sich immer noch sicher, dass es sicher nur ein Scherz war, allerhöchstens ein paar Banditen, die ihre Höhle mit ihren erbeuteten Schätzen so vor der Entdeckung durch die Stadtbewohner bewahren wollten. Ein übernatürliches Wesen... lachhaft... Aber er würde das schon regeln und seine Belohnung kassieren.
Er nickte den beiden abergläubigen Nords zur Verabschiedung zu und ging dann festen Schrittes zur Tavernentür, nachdem er der Wirtin ein paar Draken für sein Getränk mit einer spielend wirkenden Geste auf die Theke geworfen hatte. Wohlgemerkt, die spielerische Geste war ihm eher schwer gefallen und die Draken waren beinahe seine letzten, aber das musste nun ja niemand der Tavernenbesucher wissen. Auch wenn er sich nicht mehr umdrehte, wusste er, dass die Blicke der beiden leichtgläubigen und naiven Nords vom Tisch aus immer noch mit großen Augen auf ihn gerichtet waren. Ihm war es egal, er würde nun nach längerer Zeit seinen Forscherdrang wieder ausleben und so seinem sinnlosen Dasein für einen kurzen Moment wieder den Zweck geben, wenigstens anderen helfen zu können. So, wie sein Lehrmeister Kagan es sicherlich von ihm gewollt hätte.
Kühle Nachtluft schwang ihm entgegen und er fröstelte leicht, als er die Taverne verließ und seinen Kapuzenumhang enger um seinen Körper zog. Auch die Kapuze streifte er über und überlegte leicht amüsiert, ob sie ihn in der Stadt jetzt auch für ein übernatürliches Wesen halten würden, wenn sie seine dunklen roten Augen unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze erblickten. Niemand war auf den Straßen zu sehen, wenn man von einigen kaiserlichen Legionären absah, welche mit einer Fackel „bewaffnet“ durch die Gassen des kleines Ortes gingen und nach dem Rechten sahen. Ihre Rüstungen schimmerten im Schein der Fackel, während auf dem Bogen und den umgebenden Gebäuden durch ihre Schatten gespenstisch wirkende Bilder entstanden. Der Himmel war klar und die Sterne sowie die beiden Monde ließen die Nacht total friedlich wirken. Auch wenn Echozar immer noch fröstelte, war es in der Taverne doch besonders warm gewesen, genoss er die frische Luft, die er beinahe gierig in seine Lungen zog.
Je weiter er sich von der Stadt entfernte, desto dunkler wurde es um ihn herum. Eine Fackel hatte er nicht dabei, aber als ein Abenteurer, der fast nur in der Wildnis lebte, konnte er seine Umgebung immer noch gut genug erkennen, ohne über Astwurzeln, kleinere Felsen oder ähnliche Hindernisse zu stolpern. Abgesehen davon würde er niemals dieses geheimnisvolle Wesen finden, wenn er mit einer Fackel herumlief, die so viel aussagte wie „Hier bin ich, versteck dich vor mir“ und ihn jeglichen Überraschungsmomentes beraubte.
Als er dem Weg von der Stadt weg immer weiter folgte, fand er an dessen Rand einen kleinen und für die Verhältnisse Vvardenfells recht dichten Wald vor, sofern man dabei von Wald sprechen konnte. Denn mit „echten“ Wäldern aus anderen Provinzen oder auch der Insel Solstheim konnte man diese Art Wald wohl nicht vergleichen, da sich die Baumarten grundsätzlich unterschieden. Aber es war ein recht dichtes Gestrüpp von großen dicken Laubbäumen und ebenso hohen „Pilzbäumen“. Auf jeden Fall war es ein ideales Versteck für so ein geheimnisvolles Wesen, sollte es überhaupt existieren. Dieser „Wald“ war tatsächlich dichter als zunächst von ihm angenommen. Das Mondlicht konnte nur vereinzelt die hohen Baumkronen durchbrechen und es war ziemlich dunkel. Hätte er doch nur das Zaubern gelernt, er wusste, dass viele Magier einen Zauberspruch kannten, der sie in der Dunkelheit besser sehen ließ. Aber Zauberei war ihm schon von frühester Kindheit an etwas suspekt gewesen und er hatte nicht einen Zauber jemals gelernt und hatte auch so ganz gut leben können. Trotzdem fluchte er jedes Mal leise auf, wenn er mit seinem Schienbein gegen einen Stein knallte oder seine Lederstiefel sich in am Boden befindliche Wurzelgeflechten verhedderten. Toll, wie sollte er so dieses Schattenwesen mit den Krallen und der hässlichen Fratze finden? Er fand ja nicht mal mehr seinen eigenen Weg und hatte das Gefühl, die Nacht wäre in den letzten Stunden des Umherirrens immer dunkler geworden. Doch dann erblickte er in der Ferne eine etwas hellere Stelle, scheinbar eine Lichtung. Da überall sonst dieselbe Dunkelheit herrschte, steuerte er die Lichtung ratlos an und beschloss, sich dort erst einmal auszuruhen. Diese Suche war bisher eine einzige Schnapsidee gewesen und insgeheim fragte er sich, ob diese beiden Nords sich mit ihm nur einen Scherz erlaubt hatten. Wen würde es wundern, jedoch kam ihm die Angst in ihren Augen keineswegs gespielt vor. Es war auch egal, sein Forscherdrang war inzwischen versiegt und das Geld würde er wohl auch nicht bekommen, wenn er nichts vorzeigbares mit zurück in die Stadt bringen würde. Er betrat die etwas höhergelegene Lichtung, welche von dem Firmament aus Sternen und Monden ein wenig beleuchtet wurde und setzte sich auf einen Stein, den Blick resignierend nach unten gewandt und wartend darauf, dass er sich für den Rückweg aufraffen würde. Hier gab es wohl nichts mehr zu finden, seine Suche war gescheitert, genau wie die der Stadtwache, von der die beiden Nords berichtet hatten.
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Abenteurer
Dagon Fel - Sheogorad-Inseln
Gekonnt zupfte der Nord die Saiten seiner Laute, gerade so, als hätte er sein gesamtes Leben nichts anderes getan. Die Stühle und Tische waren an die Wände gestellt, Mann wie Frau tanzten ausgelassen zu dem Instrumental, lachten und scherzten, während der Wirt mit einem wohlwollenden Lächeln den Raum mit einem kaum hörbaren Trommelsolo seiner Finger auf dem hölzernen Tresen beehrte. Die Flammen im Kamin züngelten auf, verebbten und bäumten sich abermals auf in ihrem unbändigen Hunger, der sie ihrer eigenen Auslöschung zuführen sollte. Auch draußen konnte man die Musik vernehmen, die Menschen, die sich dort gemütlich taten und sich an ihrer kleinen Feier erfreuten. Dort draußen in der Kälte, in der Dunkelheit, gerade einmal erhellt durch die beiden vollen Monde, die mit ihrem Licht auf die freudige Gemeinschaft hinabzulächeln schienen, war nur ein schwacher Funke dieser Sorglosigkeit zu spüren, es drängte einen, die Taverne zu betreten und sich an den Feierlichkeiten zu beteiligen. Metallene Krallen legten sich an die Wand neben einem der Fenster, blitzten silbern auf im Mondlicht; eine dunkle Gestalt neigte sich leicht zur Seite, betrachtete das Geschehen eingehend. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, nur der Ansatz einer Maske, verborgen von einer schwarzen Kapuze…
Lachend ließ sich Malida von Jaradal führen, der sie mit einem Blick voller Liebe und Zärtlichkeit betrachtete, während seine Tanzschritte immer im Takt blieben. Er war ein wirklich begnadeter Tänzer, dies musste sie ihm voll und ganz zugestehen, doch war dieses Unterfangen für sie nur eine Art Spiel. Sie wollte ihren Spaß, nicht seine Liebe. Ihm das allerdings zu erklären, sollte zwar ihre Aufgabe sein, jedoch nicht an diesem geradezu vollkommenen Abend. Die Holzverkleidung des Bodens erbebte unter dem gleichmäßigen Getrippel vieler Füße, die warme Luft war geschwängert von dem Geruch nach Schweiß und Alkohol, als das Lied der Spielmänner ein Ende fand, Malida und Jaradal sich mit einem gekonnten Ausfallschritt voreinander verneigten. Das Ende des Liedes wurde begleitet mit einer Welle von Jubelrufen und Klatschen, auch Malida schloss sich diesem an, dann blickte sich lächelnd an Jaradal vorbei zu ihrer alten Mutter, die neben dem Fenster direkt anbei des Tresens auf einen Stuhl Platz genommen hatte und jenes Lächeln erwiderte. Irgendetwas zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, verleitete sie unbewusst dazu, ihren Blick in Richtung des dunklen Fensters schweifen zu lassen. Das Lächeln gefror auf ihren Lippen, ihre Augen weiteten sich. Eine silberne Krallenhand griff um die Ecke, die bei der Einlassung des Fensters entstanden war, schien so hart zuzupacken, als wollte sie ein gutes Stück der Außenwand einfach herausbrechen. Nur für einen kurzen Moment erhaschte Malida einen Blick auf das Antlitz dieser Gestalt.
Ein gellender Schrei durchbrach die Stille, ließ sämtliche andere Geräusche in der Umgebung verstummen. Für einen Moment verharrte die Gestalt an jenem Ort, blickte in scheinbarer Faszination in die weit aufgerissenen Augen der jungen, strohblonden Nordin, die den Schrei ausgestoßen hatte. Die Person wusste, dass sie der Auslöser für die Angst der Frau war, doch trotz der Gefahr, dass sie bald von einigen Wachen aufgegriffen werden konnte, blieb sie still stehen, spielte den unbeteiligten dritten Beobachter, und es kam ihr selbst vor, als vergingen Stunden, bevor ihr endlich eine Reaktion als angemessen erschien und sie sich schnellstmöglich in die Schatten der Nacht zurück zog…
Im Schein der Monde saß eine vermummte Gestalt auf einer leicht abgerundeten Steinplatte zwischen etlichen anderen Felsen hier unten am Wasser bei Dagon Fel. Sinnend betrachtete sie den Himmel, die Wellen, die sanft am Ufer brandeten und sich wieder zurückzogen, gekrönt von den rötlichen Glanzlichtern des Massah. Die Gestalt hob ihre rechte, krallenbesetzte Hand und zog langsam und bedächtig die Kapuze von den wirren Strähnen ihres kurzen, schwarzen Haares. Als sie auch noch die Maske abnahm, kam das feingeschnittene Gesicht einer Bosmerin zum Vorschein, die Augen von einem tiefen Blau wie die der Norden, und auch ohne diese für die Elfenrasse typischen spitzen Ohren. Dennoch war ihre Teilherkunft unschwer zu erkennen. Während das daedrische Antlitz des Schreckens seinen Weg neben sie auf das kleine Steinplateau fand, fuhr sie sich vorsichtig durch das Haar. Sie sind wieder ganz schön lang geworden…, dachte die Frau gleichgültig, wandte ihre Aufmerksamkeit schließlich wieder dem beeindruckenden Panorama zu, welches sie ebenso wenig zu interessieren schien. In ihren Augen war nur vollkommene leere zu erkennen, sie waren wie zwei schwarze Seen, deren Wasser keinerlei Licht widerzuspiegeln vermochte. Dennoch war das Bild der Frau auf dem abgeflachten Felsen von einer eleganten Ruhe – welche allerdings sofort gestört wurde, als sie ruckartig ihren Kopf zur Seite neigte. Mit verfinsterter Miene wandte sie sich leicht zur Seite, um einen Blick in den Wald hinter sich erhaschen zu können. Dort war etwas gewesen, sie hatte es gespürt, ein Rascheln gehört, einen Schatten gesehen. In Gedanken wieder bei diesen Wachen angelangt, die sie einfach nicht in Ruhe ließen, atmete sie einmal tief durch und glitt schwungvoll und gleich der Geräuschlosigkeit einer Schlange von dem Stein hinter eine Reihe Felsen, die ihr als Versteck gute Dienste leisten würden.
Wider jedes Erwarten trat ein Mann aus dem Wald, ein wenig ärmlich gekleidet. Auch vor seinem Umhang und der sich darunter befindliche Rüstungen hatte das Zahnrad der Zeit keinen Halt gemacht. Bei entsprechender Pflege jedoch hätte der Herr es ihm auch ein wenig schwerer machen können. Mit den Augen verfolgte die Frau, wie er sich auf genau jenem Stein niederließ, auf dem sie zuvor gesessen hatte. Beinahe hatte sie Angst, er würde sie bemerken, doch schien er gar nicht mehr auf seine Umgebung zu achten.
Falter Fehler, denn sofort war sie aus ihrem Unterschlupf getreten und er fand sich mit der Klinge ihres Ebenerzschwertes an seiner Kehle wieder.
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Abenteurer
Dagon Fel – Sheogorad Inseln
Mit geschlossenen Augen saß der Dunkelelf auf der Steinplatte, sein Schwert „Drachenbiss“ und auch seinen Bogen neben sich gelegt. Was sollte nun denn auch noch passieren? Er hatte das Gebiet durchgekämmt und nichts finden können, diese ganze Wanderung war nicht außer reine Zeitverschwendung gewesen, was ihn wirklich ernsthaft gestört hätte, wenn er nicht sein ganzes Leben für eine Art Zeitverschwendung gehalten hätte.
Tief atmete er die kühle Nachtluft ein und beschloss, sich sogleich auf den Rückweg zu machen, hier gab es nichts mehr für ihn zu tun, außer diese merkwürdige geheimnisvolle Kreatur mit ihren schimmernden Klauen würde ihm einen Besuch abstatten, was ja sehr wahrscheinlich war, wenn sie sich grundsätzlich niemandem zeigte, wie die erfolglosen Suchaktionen der Stadtwachen zeigten. Immerhin hatte er es versucht, er würde eh bald weiterziehen. Sollten sie Männer und Frauen Dagon Fels halt weiterhin in Angst leben und diese Geschichte selbst aufklären. Er wusste nicht, was er sonst noch tun sollte und eigentlich war es ihm auch egal. Er wollte zwar helfen, aber er konnte nicht mehr tun. Zeit, von hier zu verschwinden.
Ein ganz leichtes Knacken, als wenn ein hauchdünner Ast irgendwo in seiner Nähe zerbrochen wäre, ließ ihn für einen kurzen Moment alle seine Gedanken vergessen und er horchte mit immer noch geschlossenen Augen konzentriert auf. War da etwas gewesen? Um ihn herum war es gewiss nicht still gewesen, typische Waldgeräusche umgaben ihn, aber dieses fast unhörbar leise Knacken hatte nicht dazugepasst, es musste sich etwas bewegt haben. Gerade schlug er seine Augen auf, als er kaltes Metall an seiner Kehle spürte. Spätestens jetzt war ihm klar, dass dort definitiv etwas gewesen war und innerlich verfluchte er sich und seine Dämlichkeit selbst. Gerade ihm als aufmerksamer Jäger und Abenteurer hätte so was auf keinen Fall passieren dürfen, aber nun konnte er wohl nichts machen. Würde er seine Hand zu „Drachenbiss“ gleiten lassen, dann würde sein Blut wahrscheinlich schneller auf den Boden fließen als er das Schwert hätte hochreißen können. Eigentlich war es ihm egal, ob er nun starb, aber ahnungslos wollte er dann doch nicht sterben, also ließ er seine Hände wo sie waren und hob stattdessen vorsichtig den Kopf, um sehen zu können, wer ihm diese eiskalte Klinge an den Hals hielt. Es kam Echozar beinahe wie Ewigkeiten vor, als er das beinahe unhörbar leise Knacken gehört hatte, aber in Wirklichkeit war seitdem nicht einmal eine halbe Minute vergangen. Seine Gedanken hatten sich so überschlagen, dass es ihm wohl einfach gefühlsmäßig länger vorkam.
Als sein Blick nach oben wanderte erkannte er zunächst das Gewand der anderen Person, es wirkte auf ihn wie ein tiefschwarzer Schatten, welcher alles Licht zu absorbieren schien. Bei der Hand des Wesens angekommen, sah er nun auch die Krallenhandschuhe, die aus dem weiten schwarzen Gewand hervorschauten und deren bedrohlich wirkende Finger nach unten in Richtung des Bodens zeigten. Dann sah er den anderen Handschuh, welcher genau so bedrohlich wirkte, die spitzen Finger hatten sich fest um den Griff eines Schwerstes aus dunklem Ebenerz geschlossen. Jener Klinge, die nun seinem Hals empfindlich nahe gehalten wurde und durch welche er gleich womöglich sterben würde.
Weitere Gedanken schossen in seinen Kopf, denn schon jetzt war klar, dass dies das gesuchte Wesen war. Eigentlich eine gute Sache, hatte er doch danach gesucht, jedoch wäre es ihm lieber gewesen, wenn er es gefunden hätte und nicht umgekehrt. Was hätte er eigentlich gemacht, wenn er es gefunden hätte? Gute Frage, Echozar war sich nicht sicher, denn so weit hatte er bisher noch nicht einmal gedacht. Nein, er war einfach aufgebrochen und hatte sich auf die Suche begeben.
Vorsichtig hob er den Kopf weiter an und bereitete sich darauf vor, das von den beiden Nords in der Taverne als hässliche Fratze des Grauens bezeichnete Gesicht zu erblicken. Dies würde wohl endgültig Aufschluss darüber geben, mit was für einem Wesen er es zu tun hatte. Doch als er das Gesicht sah, konnte er nichts von einer hässlichen Fratze erkennen. Vielmehr war es das Gesicht einer jungen Frau, fein geschnitten und von fast elfischer Schönheit. Kurze schwarze Haare trug sie und ihre Augen wirkten blau schimmernd im Mondlicht.
„Wer immer das als hässliche Fratze des Grauens bezeichnet hat, der Typ muss bescheuert sein“, dachte Echozar, jedoch beruhigte ihn das schöne Gesicht seines Gegenübers keineswegs, denn die Augen starrten ihn so dermaßen hasserfüllt an, dass er der Meinung war, sein Leben würde gleich ein Ende finden. Er fragte sich nur, warum sie ihn nicht gleicht getötet hatte, die Gelegenheit war zweifelsohne da gewesen.
„So, Ihr seid also die Person, welche die gesamte Gegend hier in Angst und Schrecken versetzt. Ich war auf der Suche nach Euch und nun habt Ihr mich gefunden, welch Zufall...“
Mehr Worte fielen ihm nicht ein, natürlich hätte er noch fragen können, was sie denn mit ihm machen würde und ob sie ihn nun von seiner weltlichen Existenz befreien würde, aber das würde er ohnehin gleich merken. Auf alles gefasst wartete er ihre Reaktion ab.
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General
Bitterküste - Spähposten der Zwillingsfackel
Aufmerksam betrachtete er das blasse, runde Gesicht mit dem schwarzen Kinnbart und den rot leuchtenden Augen. Wie jedes mal, wenn er in diese abscheulich roten Augen blickte, fragte er sich, was wohl wäre, wenn seine Haut nicht so unerträglich hell, sondern dunkel wie die der Dunmer wäre. Würde man ihn wohl ab und an für einen Dwemer halten? Vielleicht würde es ihm dann leichter fallen, die sich anhäufenden Bücherstapel über das verschollene Volk endlich abzuarbeiten. Seufzend ließ er sich auf den dicken Stoff fallen. Sie waren allesamt in geschwollener, alter Sprache und absolut unleserlicher Schrift verfasst und kaum die Mühe wert. Was sollte dieses Wissen nützen? Wenn man seine Neugier stillte, wurde sie ohnehin nur noch stärker und er hatte wahrlich kein Interesse daran als greiser Dwemerexperte zu enden, ohne jemals wirklich gelebt zu haben.
Gelangweilt richtete er seinen Oberkörper auf und strich mit der Hand durch das schwarze, kurzgeschorene Haar. Schließlich erhob er sich und verließ das kleine Höhle durch die halb verrottete Holztür. Zum ersten Mal seit Tagen zeigte sich die Sonne wieder. Der blassblaue Himmel wurde nur noch hier und da von einigen Wolken verdeckt.
So schrecklich war es gar nicht... Aber wenn die Truppe nicht bald wiederkäme, würde er zum nächsten Spähposten weiterreisen... Dabei hatte er nicht mal Schuld. Hätte der dämliche Wächter sich nicht eingemischt, wäre ihm auch nichts passiert. Hätte er ihn nicht getötet, wäre schließlich die ganze Aktion aufgeflogen... Ein paar Jahre Haft für alle und die Zwillingsfackel wäre nebenbei auch außer Gefecht, die jahrelange Arbeit womöglich umsonst, immerhin wurden ja immer neue Sklaven herbeigeschafft. Aber sollten sie doch, bitte, ihm hatte bisher noch kein Sklave gedankt, ein Danke bekamen immer nur die dämlichen Schlüsselträger und dann hieß es immer "Beschützt den Schlüsselträger!" Als ob es so schwer wäre, so einen dämlichen Schlüssel zu tragen und ein paar Fesseln aufzuschließen. Wegen genau diesen Leuten wurden die Wachen doch erst aufmerksam, das waren die unfähigen Leute, welche die Aktionen planten und dann selbst verhauten, weil sie zu blöd waren, sich einigermaßen leise zu bewegen und weil sie ja unbedingt auch aktiv beteiligt sein mussten.
Ganz langsam versank die orangegelbe Sonne im Meer und die Bitterküste offenbarte ihre wahre Schönheit. Dunkle Sümpfe, modrige Bäume blaugrün erleuchtet mit Pilzen gespickt. Ein letztes Mal verschwand er in die Höhle, hinterließ einen Hinweis, falls die Gruppe in seiner Abwesenheit zurückkehren sollte und machte sich auf den Weg.
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General
Bitterküste - Spähposten der Zwillingsfackel
"Kain!" Kain... diesen Namen hatte sich selbst irgendwann gegeben. Einer uralten Geschichte nach, war dies der erste Mörder gewesen. Als Sklave hatte er keinen Namen gebraucht. Er war der einzige Junge in der Miene und wenn man nach einem rief, konnte nur er gemeint sein. Für ihn war es einfach so, er hatte es nicht anders kennen gelernt.
"Was bei Boethiah tust du hier? Laut Anordnung musst du dort mindestens drei--"
"--Sie sind noch nicht zurück.", unterbrach er den aufgebrachten Ork, der sogleich verstummte.
"...Gut, ich leite die Nachricht weiter... Geh zurück, vielleicht kommen sie ja noch.", brach er nach einer Weile das Schweigen. Ohne Widerworte kehrte der junge Halbelf um. Was, wenn ihm etwas geschehen war? Die anderen waren ihm egal, nur er...
Mit dem Ärmel wischte er sich den Weinbrand von den Lippen, steckte die Flasche weg, streifte die Stahlarmschiene über und machte sie fest. Vielleicht... Ja, vielleicht waren sie ja doch schon wieder zurück... Unbewusst erhöhte er sein Tempo... Sie mussten einfach da sein.
Nahe dem Versteck vernahm er Stimmen. Wieder beschleunigte er seine Schritte. Doch was war das? Das silberne Mondlicht wurde wie von einem Spiele zurückgeworden, sodass er nur eine ungefähre Form erkennen konnte. Es war auf jeden Fall humanoid, aber nicht einmal die polierte Haut eines Hochelfen glänzte so eigenartig... metallisch... Unweigerlich wurde er an die Dwemeranimucli erinnert. Doch wie kam so ein Wesen hierher und was wollte es hier? Laut den Büchern waren nur noch einige wenige als Wächter in den Dwemerruinen aktiv. Vorsichtig beobachtete er, wie sich das Wesen ihm näherte, während er sich bewegungsunfähig hinter einem breiten Stamm versteckte. Hilflos wanderte sein Blick nach einer geeigneten Fluchmöglichkeit suchend vom einen Punkt zum anderen. Mit offenem Mund versuchte er die außer Kontrolle geratene Atmung so ruhig wie möglich wieder in den Griff zu bekommen. Ein leiser, erleichternder Seufzer entrang unfreiwillig seiner Kehle, als sich das Wesen von ihm abwandte.
Keine Sekunde später hatte sich ein matt schimmerndes Ebenerzschwert neben ihm in den Stamm gebohrt. Langsam lugte das weiblich anmutende Metallgesicht um den Baum, um zu überprüfen, ob sie getroffen hatte. Mit einem kräftigen Ruck zog sie die tief sitzende Klinge aus dem Holz und holte aus. Erst jetzt wagte er es, sich zu bewegen. Verzweifelt zog er sein eigenes Schwert, welches die vermeidliche Dwemermaschine sogleich mit einer gekonnten Parade an sich nahm und zur Seite warf. Vorsichtig taumelte er rückwärts in einen der großen Schlammteiche. Worauf wartete sie noch? Sie war eine Maschine verdammt. Was hatte sie schon davon, mit ihrem Gegner zu spielen... Oder... Fast wäre er selbst über diese Wurzel gestolpert und auch die Maschine schien da deutliche Probleme zu haben, sodass sie wenig später platschend im grünen Wasser landete. Nach kurzem Zögern ergriff der Halbelf ihr Schwert und durchbohrte ihren schutzlosen Rücken. Ihre Haut schien zwar metallisch, ließ sich aber leicht durchbohren, ebenso wenig schien sie Innen eine Maschine zu sein, es fühlte sich eher so an, als würde er durch zähes Fleisch schneiden... Noch ehe er sich über ein neues Schwert freuen konnte, verschwand selbiges samt dem merkwürdigen Wesen in gelblich glühende Funken. Es musste eine Beschwörung gewesen sein... Doch wer sollte... Nein, er musste ins Versteck, bevor noch mehr von diesen... Dingern hier auftauchen würden. Er holte seine Silberklinge zurück und eilte zu der Höhle.
"Kain!"
"Ah, Hallo, Mächtiger von... Heda, du bist nicht der Meister, aber du siehst ihm verdammt ähnlich, nicht wahr Chörö?"
"Bitte Kain, du musst mir helfen, sie haben alle mitgenommen."
"Beruhige dich. Erzähl mir, was geschehen ist."
"Der Meister hat die Lichter entsandt und uns am Leben gelassen, damit wir... was sollten wir noch tun, Chörö?"
"Was ist mit ihm?"
"Er ist dem Wahnsinn verfallen, es muss wegen der verstümmelten Leichen gewesen sein. Schrecklich, als wir dort ankamen waren sie alle tot, die Sklaven, ihre Besitzer. Diese Metallwesen--"
"Die Diener des Meisters!"
"--sie haben uns aufgelauert und... dann haben sie...", ihre zittrige Stimme kippte, sie brach in Tränen aus.
"Und dann haben sie alle klein gemacht, hier gestutzt, da gehackt, in Stücke geschnitten und--"
"--Bitte Kain, bring ihm zum Schweigen, die ganze Zeit redet er von nichts anderem!"
"Ja, Großer, es war einfach überwältigend!" Ihr Schluchzen wurde heftiger. Und draußen liefen wahrscheinlich noch mehr dieser Viecher rum. Ein erster Schrei bahnte sich den Weg aus ihrer Kehle. Der Halbelf schloss für eine Moment die Augen. Ein lautstarker Schrei des Entsetzens folgte, als sie die Klinge zwischen den Rippen des Wahnsinnigen erblickte.
"So ist es gut, mein Großer...", hustete er mit merkwürdig veränderter Stimme.
"Übrigens, deinen speziellen Freund hat es auch erwischt..." Wütend riss Kain die Klinge nach oben und spaltete seinen Schädel. Die Frau schien inzwischen einen Schreikrampf bekommen zu haben. Und wie zu erwarten stieß ein weiteres Metallwesen die Tür auf. Mit rot glühenden Augen stürmte er auf sie zu...
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General
Bitterküste
Abrupt wurde er aus dem Schlaf gerissen. Prustend versuchte er unter dem schrecklichen Dröhnen in seinem Kopf das Wasser aus seiner Lunge zu drängen. Was hatte er da gestern nur genommen? Vergeblich suchte er in seinem lückenhaften Gedächtnis nach einer jüngeren Erinnerung daran, dass er Mondzucker verzehrt hatte. Lange musste er jedoch nicht mehr suchen. Als er den schrecklichen Salzwassergeschmack aus seinem Mund spülen wollte, schmeckte er den Cyrodiilischen Weinbrand, den er gestern in seine Trinkflasche gefüllt hatte. Sie war viel praktischer, also so eine schwere Glasflasche oder... Metallwesen... Schemenhaft kehrten seine Erinnerungen zurück. Einzelne Gesprächsfetzen, die allesamt keinen Sinn ergaben und dem Gebrabbel eines... Wahnsinnigen... Er musste umgehend zum nächsten Spähposten. Sein Glück, dass die Bitterküste genügend markante Punkte hatte, auch wenn es oft nur Kleinigkeiten waren, reichte es meist dennoch aus, um sich zu orientieren.
Dort angekommen verfing sich sein viel zu langer Mantel an einem trockenen Ast. Während er mit aller Kraft an dem Stoff zerrte, vernahm er zwei wohl bekannte Stimmen, die einen heftigen Streit ausfochten.
"Wo?!" Das war doch... Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, durch den unscheinbaren, künstlichen Felsspalt etwas erkennen zu können, der eigentlich genau umgekehrt funktionieren sollte. Ja, drinnen stand er und streckte dem Ork etwas entgegen.
"Ich habe dir doch gesagt, ich weiß es nicht! Und bitte, nimm endlich die Waffe runter!"
"Nehmt ihn mit, er weiß mehr, als er zugibt."
"Mit wem...?" Links und rechts hinter ihm erschienen wie aus dem Nichts zwei der Metallfrauen.
"...Wie? ...Du! Du warst das! Du hast sie in die Falle gelockt! Ich wusste, dass man dir nicht trauen kann." Mit zusammengekniffenen Augen drehte der Halbelf den Kopf zur Seite. Der Ork gab keinen Laut von sich.
"Vorsicht. Das war erst einer... aber das weißt du ja sicher. Du bist sowas gewöhnt, habe ich mir sagen lassen. Deine alten Besitzer haben dich immer als Sandsack benutzt oder? ...Keine Sorge, ich mag Ausdauernde. Mit dir werde ich sicher noch eine Menge Spaß haben..." Ungläubig starrte Kain den Ork durch den Felsspalt an, dieser hatte seinen Blick erwidert, aber nichts gesagt.
"Sag mir, was willst du mit Kain machen, nachdem du ihn eingefangen hast?" Der Mantel hatte sich gelöst, doch der Halbelf hielt es für klüger, draußen zu warten.
"Du beantwortest mir meine Frage, ich beantworte deine Fragen, so läuft es und nicht anders. Also, weißt du wo er ist?"
"Ja." Sein Puls beschleunigte sich.
"Und wo?"
"Ich habe deine Frage beantwortet, du beantwortest meine Frage. Was geschieht mit Kain?" Sein Gegenüber schnaubte wütend.
"Ich bringe ihn zum Schrein meines Meisters."
"Das war nicht meine Frage. Was geschieht mit Kain?"
"Was immer mein Meister wünscht."
"Wirst du ihn opfern, wenn es dein Meister wünscht?", stellte er scheinbar die Ergebenheit seines Gegenüber in Frage.
"Ohne zu zögern." Verwirrt sank Kains Blick zu Boden, er musste sich Mühe geben dem Geschehen weiter zu folgen und nicht in seinen unzähligen Fragen zu versinken.
"Das ist... ein wenig überraschend... Denn, wie ich mir hab sagen lassen, seid oder sollte ich lieber sagen wart ihr beide--"
"--Ich stelle hier die Fragen! Zum letzten Mal, wo ist er?!", brüllte er den Ork an.
"Schon gut, mir ist es gleich, töte ihn." Dieser Ork war ja wohl...
"Wo?!"
"Gleich heute Morgen kam er hier an, ich habe ihn gleich nach Caldera zu Benjeal weitergeschickt." ...absolut genial...
"Gut, danke. Und da du nun ja nicht weiter von Nutzen bist..." ...zumindest für einen Ork. Bereitwillig schloss dieser seine Augen...
"Du machst mich krank! Kannst du nicht einmal damit aufhören so ruhig zu tun?!" Wütend presste er dem Ork seine Klinge gegen die Kehle.
"Wo ist er wirklich?"
"Khartag. Ich hab ihn zur Basis am Khartag geschickt.", antwortete der Ork trocken. Sie verweilten so noch einen Moment und sahen sich in die Augen.
"Ich hoffe für dich, dass er dort ist..." Dann wandte er sich den Metallfrauen zu.
"Sorgt dafür, das alles jederzeit bereit ist, wenn jemand ankommt, müsst ihr ihn überraschen und gefangen nehmen... Wenn er versucht zu flüchten, tötet ihn." Mit diesen Worten zerprang er in tausende kleiner Funken. Wenigstens eine kleine Erleichterung, der Halbelf hätte wirklich nicht gewusst wohin, wenn er rausgekommen wäre... Er sollte so schnell wie möglich zum Khartag und die anderen warnen... Aber angesichts seines Teleport wären die vermutlich bei seiner Ankunft schon Tod... Und die Metallwesen würden bestimmt vermuten, dass er noch auf dem Weg war und selbigen absuchen... Und der Ork? Naja, er war zwar wirklich mutig, aber... Scheiße, er hatte die anderen für ihn verraten... Aber er wusste, was er tat und... Ach was solls...
"Sucht ihr mich? Kommt und holt mich!" Entgegen seiner Vermutung kam jedoch nur eine der beiden auf ihn zu. Zum Glück erkannte der Ork seine Chance und schnappte der anderen ihren Speer vor der Nase weg, um sie damit aufzuspießen.
"Idiot!"
"Ich? Wer hat denn hier einen voll besetzten Stützpunkt ausgeliefert?" Gerade so, als wäre es völlig nebensächlich, durchbohrte er auch das andere Metallwesen.
"Er ist nicht besetzt, ich habe heute Morgen die Meldung bekommen, dass man alles hier für eine Weile auf Eis gelegt hat, bis sich das ganze hier wieder beruhigt hat."
"Beruhigt?"
"Seitdem du ihre Wache getötet hast, sind sie drauf und dran nach dem Mörder zu ermitteln und dabei mussten sie ja zwangsweise auf uns treffen, deswegen konzentrieren wir uns jetzt wieder auf den Osten..."
"Die Telvanni."
"Ja... Sag mal, trifft es dich nicht, dass er dich... verraten hat?"
"Ich... Ich glaube nicht, dass er es war..."
"Nun ja... Ich muss zugeben, diese gefälschten Goldenen Heiligen--"
"--Goldene was?"
"Goldene Heilige... Bösartige Deadra. Aber wie du siehst, sind diese hier nicht mal golden und so leicht wie man sie durchbohren kann, würde ich meinen, sie wären aus Blech. Außerdem fehlen da noch aufwendige Verzierungen, aber sonst könnte man glatt meinen, es wären echte--"
"--Warum hast du das gemacht?
"...Warum hast du das gemacht?"
"Weil du das gemacht hast... Ihm gesagt, wo ich bin... oder auch nicht."
"Hätte ich ihm gleich Khartag gesagt, hätte er mir wohl auch nicht geglaubt. Und hätte ich gesagt, das ich nichts wüsste, wäre ich jetzt vermutlich tot."
"Und warum hast ihm nicht erzählt, dass ich direkt hinter ihm stehe?"
"..."
"Hm?"
"...Er hätte gehabt, was er will und damit wäre ich wirklich überflüssig für ihn."
"...Okay... Was machen wir jetzt?"
"Ich gehe nach Hla Oad, da haben sich die anderen aus dem Süden schon versammelt... Alle im Norden, auch die Leute aus der Khartagbasis, sind gestern schon von Gnaar Mok aus dahingekommen. ...Kommst du mit?"
"Hast du gewusst, was mit seiner Truppe passiert ist... Ich meine, bevor er zu dir kam?"
"Ja, ich bin gleich, nachdem ich erfahren haben, dass wir die Bitterküste verlassen, zu deinem Spähposten und wollte dir Bescheid sagen, da hab ich die zwei gefunden..."
"Warum bist du dann nicht gleich weiter nach Hla Oad?"
"...Ich wollte noch auf dich warten."
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Kämpfer
Irgendwo in Vvardanfells
"Wird nicht lange Dauern...tz!"
Immer noch empört über die Inkompetenz der fliegenden Insekten, einen einfachen Angriff Cliffhangers zu widerstehen und genervt, dass er dabei aus der fliegenden Festung flog, saß er auf einen der toten Flieger. Der Reiseführer hatte ihn aus lauter Panik hier unten vergessen oder womöglich sogar absichtlich liegen lassen. Nur seiner Ebony Rüstung und dem Tiefflug des Kolosses hatte er es zu verdanken, dass er noch nicht ins Reich der Daedra eingegangen war. Laut fluchend rannte er auf eine Ratte zu und streckte sie mit einem gezielten Schlag seines Langschwerts zu Boden.
"VERDAMMT!"
Wieso hatte er dem schmierigen Dunmer nur im Voraus bezahlt, wieso hatte er nicht den Guild Guide der Magier Gilde benutzt, wieso war er in der Mitte von Nirgendwo, ohne jegliche Orientierung, gestrandet?
Ein weiterer Schlag streckte einen herannahenden Cliffhanger nieder, der nun nur noch auf wild auf dem Boden zuckte. Ein beherzter Stoß in den Kopf, dann war es wieder ruhig. Er schien in einem richtigen Cliffhanger Nest gelandet zu sein. Egal wo er hin sah, zumindest einer der Klippen Flieger kreuzte seinen Blick.
Entnervt lies er sich erneut auf den Boden fallen.
"Wo bin ich bloß...?"
Entrüstet schaute er wieder gen Himmel und wieder erblickte er einer dieser Bestien. Er hatte zwar gut Lust noch einige Stunden dort rum zu sitzen und sich lautstark über seine Situation zu beschweren, doch wusste er, dass ihm dies kaum weiter helfen würde. Er musste ein Dorf oder eine Stadt auffinden, um sich dort neu zu orientieren.
Also steckte er sein Schwert wieder zurück in die Scheide, streckte seine Glieder, lief ein paar Mal im Kreis um sich warm zu machen und fing dann an im Laufschritt einen kleinen Gebirgsweg zu folgen.
Das dunkle Hügelland wechselte schnell zu einem grasigen Flachland, mit guten Feldwegen, doch ohne Wegweiser. So irrte er einige Stunden umher, immer mal die Richtung wechselnd, bevor er endlich auf das erste Wegschild nach Gnisis stieß. Tief aufatmend machte er sich durch das erneut hügelig gewordene Land auf den Weg in die Imperiale Stadt.
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General
Hla Oad
"Wo genau gehen wir hin?"
"Warst du damals nicht schon dabei?"
"Erst kurz... Ich war Sklave in der Tel Mora Miene. Das war eine der letzten Befreiungsaktionen, bevor wir hierher gekommen sind."
"Ja, ich erinnere mich."
"Mein erster Einsatz war auf der Dren Plantage..."
"..."
"..."
"War er damals schon--"
"--Nein. Er ist erst später aus Dagon Fel gekommen?"
"Er war kein Sklave?"
"Nein..."
"Dachte ich mir schon... Hast du ihm etwas über die Stützpunkte im Osten erzählt?"
"Nein, ich--"
"--Versuch dich zu erinnern, denk genau nach."
"Er hat ein paar mal danach gefragt... ganz nebenbei, als wir uns über früher unterhielten."
"Kain..."
"Ich kann nicht glauben, dass er das war. Er kann es nicht gewesen sein. Das ist nicht seine Art... Dieser Mann war... anders."
"Er hat dich verraten, Kain!"
Der Anker wurde eingeholt, starker Wind drückte in die Segel.
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Ehrengarde
Vivec/Arena/Hauptquartier der Morag Tong
Gelangweilt spielte Tar'Chirr mit der Schriftrolle in seinen Händen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Großmeister Revan ihn sich möglichst weit weg wünschte. Der Erlass in seinen Händen traf Grozfurk-Nork-Zurg, einen Ork der sich irgendwo zwischen Gnisis und Ald Velothi befinden müsste. Überhaupt hatte das Oberhaupt der Morag Tong wenig Begeisterung gezeigt als er von dem neuen Anwärter erfuhr den seine Kontaktleute zu ihm gebracht hatten. Zwar wurden Tar'Chirrs Fähigkeiten offensichtlich für genügend befunden, aber Revan sah man deutlich die Unzufriedenheit an einen Argonier unter seinen Leuten zu haben. Vermutlich hatte der Dunmer auch gar nicht versucht seine Missbilligung zu verbergen.
Der Argonier klappte das kleine Buch auf und las alles was er über seine Zielperson wusste. Eigentlich nichts außer einem vagen Aufenthaltsort und den Auftrag seinem Leben ein Ende zu setzen. Der einzige Hinweis war, dass ein Händler aus Gnisis vor einiger Zeit von einem hünenhaften Ork in den Bergen südwestlich von Ald Velothi überfallen wurde. Tar'Chirr verstaute das Buch wieder in einer der unzähligen Taschen seines Gewandes und erhob sich von seinem Bett.
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Ehrengarde
Irgendwo zwischen Vivec und Seyda Neen/An Bord eines Schlickschreiters
Trotz der mit Decken aufgepolsterten Transportkapsel bließ der eisige Wind den beiden schneidend ins Gesicht. Aber während der dunmerische Schickschreiterführer mit zusammengekniffenen Augen mühsam die Kontrolle über das riesige Tier behilet, hatte sich Tar'Chirr bereits wichtigeren Dingen zugewant. Zum Beispiel der kleinen Vertiefung im Chitinpanzer, in der zuvor das Fahrgeld verschwunden war. Tar'Chirr behandschuhte Rechte glitt in das Loch und fühlte einige kalte Metallscheiben. Der Schlickschreiterfährdienst schien noch nicht viel eingenommen zu haben, in der Vertiefung fanden sich neben Tar'Chirrs Fahrgeld nur drei Draken und ein schmuckloser Ring, der wohl als Pfand zurückgelassen wurde.
In der Ferne waren bereits einzelne Lichter zwischen der dichten Sumpfvegetation zu sehen. "Ist das Gnisis?" schrie der Argonier dem Führer zu um den Fahrtwind und den aufkommenden Donner zu übertönen. "Ne, das ist Seyda Neen. Wir machen hier halt, bis der Regen aufhört. Wenn sich die Höhle hier mit Wasser füllt ersaufen wir wie zwei Kanalratten", schrie der Fahrer zurück und lenkte das riesige Insekt näher auf die Ortschaft zu. Punktgenau blieb der Schlickschreiter an der Rampe stehen.
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Dren Plantage, Herrenhaus - Untergeschoss
Niniel lauschte den Worten ihres Ziehvaters und meinte dann nachdenklich: "Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt diesem anderen Indoril trauen? Womöglich verfolgt er lediglich den Plan, selbst die Herrschaft über die Camonna Tong zu übernehmen und damit an Macht und Einfluss zu gewinnen. Wer weiss, was er dann zu tun gedenkt. Und wenn Orvas Dren seine gerechte Strafe erhalten soll, dafür brauchen wir ihn wohl kaum den Kaiserlichen zu überantworten. Das können wir selbst erledigen. Oder ist es in Resdayn jetzt Sitte, dass die Dunmer die menschlichen Besetzer jene Dinge erledigen lassen, die eigentlich Sache der Dunmer sind?" Das letzte fügt sie geradezu herausfordernd hinzu. War Revan Baenre oder Indoril, wie er sich jetzt nannte, etwa nachgiebig geworden. Begann der stolze Grossmeister der Morag Tong etwa, sich den Imperialen zu unterwerfen? Das wäre zu traurig, dachte sie innerlich. Auch wenn er ein Dunmer und kein Altmer war, auch wenn sie nicht wirklich blutsverwandt waren, sie waren beide Elfen und sie, Ninièl, verdankte diesem Mann vor ihr sehr viel. Und sie hasste die Menschen. Abgrundtief. Sie wollte keinem dieser kurzlebigen Geschöpfe jemals auch nur einen Hauch einer Chance geben, über einen Elf zu triumphieren.
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Ritter
Quartier des Xarus Meridius
"Und möge der Drachengott Tiber Septim stets über das Kaisereich und seine Majestät, Kaiser Uriel Septim wachen, bis das Alles Ende bevorsteht und die Legionen Das Reich nichtmehr schützen können und"
Die Scharniere einer Rostigen Tür quietschten ganz erheblich als ein junger Rekrut in das Quatier von Xarus hineinplatzte. Zornig erhob er sich und sah den Rekrut von oben bis unten an.
"Was fällt dir ein mich bei meinem Gebet zu stören? Solltest du keinen guten Grund haben, kannst du dich Bereit machen,die nächsten Jahre Wache auf der wolfenhalle zu schieben" blaffte der Ritter des Kranzes den Rekrut an.
"Sir, ich habe Neuigkeiten" sprach der Rekrut leise und zitterte stark. Xarus war Gläubig und eine Störung bei seinem Gebet an Tiber Septim hatte schon für so manchen eine Dienstplanänderung bewirkt. Trotzdem gab sich der Ritter ruhig und antwortete dem Rekrut in gemässigter Lautstärke.
"Wenn Radd wieder irgendwelche Probleme mit seinen Truppen hat dann..."
Der Rekrut antwortete bereits bevor der General ausgesprochen hat.
"Sir, es geht um die Banditen, sie scheinen unsere Karawanen immer öfter zu Überfallen und"
"REKRUT, maße es dir noch einmal an, mich zu unterbrechen und du wirst nach Cyrodiil SCHWIMEN. Also nochmal von vorne."
"Banditen überfallen unsere Karawanen in den Ascadia-Inseln und angeblich sollen einige Telvanni darunte sein. Unser Informant bestätigte das"
Ein kurzer Moment der Stille, dann antwortete der General auch wieder.
"Ich werde mich darum kümmern" antwortete der general immernoch verärgert darüber und eilte auch schon zur Falkenfalter-Garnison.
"ANTRETEN IHR MÜDER HAUFEN" schrie der General und sofort erschienen einige Soldaten, später dann der Rest mitsamt dem Anführer, dem Ritter-Protektor Frald.
"Ich benötige 10 Soldaten, 5 Schwertkämpfer, 3 Magier und 2 Heiler. Bis morgen stehen diese Leute Reisebereit am Hafen,wer das sein wird ist mir egal. ABMARSCH" sofort vewrschwand auch der Trupp und Xarus verschwand wieder Turmaufwärts in seinen Gemächern um erneut zu Beten.
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Waldläufer
Kurz vor Balmora
Erec wachte auf,doch wo war er ?Er wusste es nicht.Desswegen richtete er sich erstmal auf und schaute sich um.Überall Gebüsch und Pflanzen,doch was hörte er dort in der ferne ?Es pletscherte vor sich hin,war es ein Fluss oder etwa ein Bach ?Zu viele Fragen zu wenig antworten.Erec war verzweifelt,was er sollte er bloß tun ?Er wusste es nicht,doch eins wusset er genau ,würde weiter so in selbstmitleid zerfließen wär von dem Waren Erec,Erec der Nord nichts mehr übrig,dann wäre er nur noch ein verweichtlicher Mann und das wollte er auf keinen Fall sein.Er hatte nun genug nachgedacht es war Zeit für Taten.Er zog seine Robe zurecht und folgte dem pletschernden Geräuch bis er an einem Fluss ankam.Erec hatte richtig geraten,das gab ihm Hoffnung.Als Erec dem Flusslauuf eine Weile gefolgt stand er vor seinen ungewollten Ziel,vor einer Stadt,doch es war nicht irgendeine unbedeutende Stadt,es war Balmora.
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Ehrengarde
Seyda Neen
Er war unter Wasser. Weit über ihm brach die Sonne durch die Wasseroberfläche, aber ihre Strahlen erreichten die schwarzen Tiefen in denen Tar'Chirr schwamm nicht. Eine eiskalte Hand zog an dem Bein des Argoniers und trieb ihn tiefer in die lichtlose Welt. Das letze Licht verschwamm nun, und er hörte nur noch ein schrilles Quicken.
Ein Schmerz durchfuhr sein Bein und Tar'Chirr schlug die Augen auf. Die untere Hälfte seines Körpers lag im Wasser, und sein Gewand bauschte sich im Wasser auf. Dies war allerdings teilweise auf den schwarzen Schatten im Wasser zurückzuführen, der sich am Bein des Assassinen festgebissen hatte. Mit einem Ruck zog er sein Bein zum Körper. Die Schlammkrabbe wurde durch die Luft geschleudert und blieb strampelnd auf dem Rücken im warmen Sand liegen. Tar'Chirr rollte zur Seite und hinterließ eine tropfenartige Blutspur im Sand. Der Dolch zuckte aus einer Falte seines Gewandes hervor und bohrte sich in die ungepanzerte Seite der Krabbe. Nach einigen krampfartigen Zuckungen blieb der Leib des Tieres regungslos liegen.
Stöhnend kam Tar'Chirr auf die Beine. Die Fangzähne der Krabbe hatten eine blutende Wunde in sein linkes Bein gerissend, als sein Angreifer ihn ins Meer ziehen wollte. Vorsichtig kroch er unter dem Steg, zwischen dessen Pfählen er sein Nachtlager errichtet hatte, hervor und humpelte zur Rückwand eines der wenigen Häuser in Seyda Neen. Der Raum hinter den Erdgeschossfenster war leer, aber der Geruch von gebratenen Fisch zeigte, dass im oberen Stockwerk gerade das Mittagessen zubereitet wurde. Nach einem letzten Blick zog Tar'Chirr sich auf die Fensterbank und von dort aus ins Haus. So gut es ging schlich er quer durch den Raum bis er den Schrank erreichte. Als er die schweren Türen öffnete stöhnte ein lang gezogenes Knarren durch das Haus. Der Argonier holte geräuschlos seinen Dolch hervor und wartete, aber die Person im oberen Stockwerk schien nichts gehört zu haben, keine Schritte kamen die Treppe herab. Tar'Chirrs suchende Hand ertastete ein Stück Stoff hinter den, einen spaltbreit geöffneten, Schranktüren. Es war ein schlichtes und schlecht vernähtes Hemd aus hellgrauen Stoff, passend für Tar'Chirrs Zwecke.
Als er wieder draußen war riss er einen Streifen aus dem Hemd und verband damit die immer noch blutende Wunde. Humpeld begab er sich wieder zur Schlickschreiterplattform, der Führer musterte interessiert den blutgetränkten Verband.
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Mythos
Ort: Dren Plantage, Herrenhaus - Untergeschoss
Der Grossmeister kannte seine Ziehtochter gut genug, besser als irgendeine andere Person in Tamriel. Der Grossmeister machte einen Schritt zurück, um Ninièl in die Augen zu blicken, ohne sich den Hals aushängen zu müssen.
Nein, ich habe keine Gewissheit, dass der andere Indoril die Wahrheit sprict.
Skeptisch blickte die Hochelfin den Dunmer an, der ihr knapp bis zum Halse reichte.
Ich vertraue ihm jedoch. Das muss reichen. Ich vertraue darauf, dass er sehr wohl seine Gründe hat, so vorzugehen.
Der Grossmeister wurde sich erst jetzt bewusst, wie ungewöhnlich diese Art des Vorgehens war. Normalerweise war er bestens über alles informiert, was er mit einer Angelegenheit zu tun hatte. Nun aber basierte die Überzeugung für sein Handeln lediglich auf dem Vertrauen zu einem Mann, den er erst seit kurzem kannte.
Trotzdem sagte etwas in seinem Kopf, dass es richtig war, so zu agieren.
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