Mit nassen Fingern klopft der Regen an die Fenster der Taverne, klappernd versuchen die Fensterläden, sich von den metallenen Haken loszureißen, die sie fest in ihren Verankerungen halten. Für die Dauer eines Herzschlages wird das flackernde Licht der Kerzen von einem gleißendem Blitz verschlungen, das tiefe Grummeln eines Donners rollt aus der Ferne heran. Eine mächtige Windböe lässt die Fensterläden knallen, die späten Besucher schrecken kurz zusammen. Als der Donner verklingt, ist das monotone Prasseln des Regens lauter geworden. Die Tavernentür steht offen, ein kalter Lufthauch streicht wie eine unsichtbare Hand durch den Raum, nimmt zischend das Leben der Tischkerzen mit sich und treibt die Flammen des Kaminfeuers schaudernd in die Ecke.
Ein weiterer Blitz illuminiert für Sekundenbruchteile die Silhouette eines hochgewachsenen Mannes, der mit hochgeschlagener Kapuze im Türrahmen steht. Sorgfältig schlägt er die regennasse Kapuze zurück und entblößt langes, über die Schultern herabfallendes, silbergraues Haar, das im krassen Gegensatz zu der puren Schwärze seiner halb unter dem langen Mantel verborgenen Rüstung steht. Die Tür fällt knallend zu, leise Schritte tragen den Mann in Richtung des Tresens. Eine Spur aus feuchten Pfützen folgt seinem Weg, ebenso scheint ein Teil der Nacht seine Gestalt konstant in eine Aura der Dunkelheit zu hüllen - Als ob die mattschwarzen Panzerplatten seines Hornpanzers jegliches Licht schlichtwegs verschlucken würden. Die Dielen knarzen unter dem Gewicht der ebenfalls schwarzen, ledernen Kampfstiefel. Als er seinen Mantel kurz zurück- und dabei einen Teil des Regens abwirft, sind für einen Moment die Griffe zweier Schwerter an seiner Hüfte zu erkennen. Ein leises Seufzen gleitet durch den Raum - Die gesammelte Erschöpfung eines Mannes, der in seinem Leben zu viele Kämpfe und zuviel Leid gesehen und nur zu wenig verhindert hatte.


"Von Vvardenfell kann ich euch nur wenig erzählen, fürchte ich", beginnt er mit leiser Stimme, "Komme ich doch aus dem fernen Norden der Rimmersmark. Sechzehn Jahre war ich nun fern der Heimat, durch feigen Verrat getrennt von Frau und Familie. Sechzehn Jahre kämpfte ich um meine Freiheit und mein Überleben, stritt in unzähligen Schlachten, bezwang Krankheit und Verletzungen um eines Tages wieder zurückkehren zu können. Jetzt kehre ich nach langen Jahren voller Einsamkeit und Schmerzen heim und alles was ich finde, sind neue Zweifel sowie eine Vergangenheit, die sich nicht begraben lassen will. Solange mein Erzfeind lebt, wird das Verräterblut weiterhin meine Familie bedrohen. Doch kann ich jemandem, dem ich jahrelang mein Leben anvertraute, auf den ich mich jederzeit verlassen konnte und den ich seit meinen Tagen auf der Akademie kenne, ohne weiteres meine Klinge in die Brust stoßen? Blicke ich auf meine Vergangenheit zurück, so frage ich mich, ob ich die Last des Tötens jemals von meiner Schulter wälzen kann..."