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Sadrith Mora - Taverne "Zum Torbogen"
“Du musst langsam gießen, am Besten nah über der Wunde…“, sagt der Erzmagier schweren Herzens. Ihm ist nicht so, als würde er gleich jede Eventualität auf einen vampirischen Virus in seinem Körper auslöschen, sondern eher so, als sähe er seinem eigenem Tode entgegen, zitternd wie ein Guar auf der Schlachtbank. „Nicht zu viel Wasser auf einmal… Wage es einmal, mir den halben Bottich über den Körper zu schütten und ich leg’ dich um – darauf kannst du dich verlassen!“ Wahrscheinlich sieht Draven das anders. Vor sich auf dem Bett liegend erkennt er doch nur einen geschwächten Dunmer, der sich Erzmagier nennen darf, mit fünf blutenden Wunden im Fleisch. Noch ein paar hübsche Verbrühungen mehr als notwendig, und er ist zu gar nichts mehr zu gebrauchen. Und das weiß Malukhat selbst.
„Wenn du noch irgendwas auftreiben kannst, um mich an das Bett zu fesseln, wäre ich dir äußerst dankbar. Das erleichtert dir selbst auch die Arbeit.“
Und der Erzmagier findet etwas, womit er den Totenbeschwörer fesseln kann: Zwei breite, feste Stricke. Ja, das soll wohl reichen…, denkt Malukhat und lässt sich ohne zu Murren an dem Bett fesseln. Zuerst die Arme, dann die Beine. Wir wollen doch nicht, dass Draven während des Eingriffes einen Tritt in die Magenkuhle kassiert. Ein bisschen Mondzucker sei auch nicht übel, sagt der Verletzte weiterhin, aber da könne Draven wohl nichts machen. Momentan muss er dem Erzmagister wie der Inbegriff hochrangiger Korruption erscheinen, aber das macht nichts. Hauptsache er kommt nicht auf die Idee, den Bottich senkrecht von oben her kippen zu lassen. Mehr will Malukhat gar nicht. Ein mit Drogen mariniertes Hirn hätte ihm zwar auch extrem weiter geholfen, was die Schmerzbekämpfung angeht, aber da hätte man früher dran denken müssen. Und wer denkt schon daran, dass ein Vampir sich so mir nichts dir nichts von der Zimmerdecke stürzt, so was gibt’s eigentlich nur im Theater.
„Du hast doch sicher noch etwas anderes dabei, wenn du schon keinen Mondzucker kriegen kannst“, meint der Erzmagister, wohl in Gedanken an die unzähligen Fläschchen und Beutelchen, die Malukhat mit sich führte. Nein, habe er nicht, entgegnet dieser, nur ein wenig Heidekraut, aber das solle auch nicht sonderlich hilfreich sein; es würde schon irgendwie gehen.
„Gib’ mir doch mal bitte den Dolch, den ich in meiner Tasche habe. Es ist ein altes Ding mit Holzscheide, aber diesen Eingriff sollte es selbst zwischen meinen Zähnen noch irgendwie überleben“, bittet Malukhat. Na ja, die Scheide sollte wohl ein wenig lädiert aus der Affäre hervortreten, aber das Teil hat ihm nie gefallen. Wegwerfanlage. Wo hat er ihn noch gleich her? Keine Ahnung. Der Dunmer sagt Draven, wo der Dolch zu finden sei, und kurz darauf klemmt er auch schon zwischen den Zähnen des Mannes. Malukhat schließt die Augen, atmet einmal tief durch. Das ist der Moment, Draven weiß es auch. Er nimmt den Bottich, der Erzmagier kann es hören. Wo bleibt der Schmerz? Gleich… gleich muss es beginnen…
Ein unterdrückter Schrei erstirbt in der Kehle des Mannes…
Dunkelheit…
Der Erzmagier erwachte in einem abgedunkelten Raum. Nur schwerlich bekam er seine Lider auf, verschaffte sich einen Überblick über sein Umfeld. Neben ihm auf einem Hocker stand der Bottich. Malukhat konnte zwar nur den oberen Teil der Innenseite und sonst nur den Rand sehen, doch er wusste, dass er leer war. Die Vorhänge waren zugezogen. Da erst merkte der Mann, dass der Raum gar nicht abgedunkelt, sondern dass es draußen bereits dunkel war. Nur zwei Kerzen erhellten den Raum mit schwachem Licht. Hatte er etwa so lange in seiner Ohnmacht verharrt? Nun war es aber langsam Zeit, sich aus dem Bett zu erheben, der Umwelt ein neues „Hallo“ entgegen zu schmettern und ganz der Alte zu sein. Langsam war er dieses Schwächeln Leid. Er fand, dass es ihm nicht stand. Und Hilflosigkeit war einfach kein Gefühl, mit dem er sich anfreunden konnte. Er, der Erzmagier, war im Moment nur ein Häufchen Elend, welches abermals mit der Nase auf die eigene Sterblichkeit gestoßen worden war. Und das gefiel ihm überhaupt nicht.
Mit einem Ruck versuchte er, sich hoch zu hieven, ein plötzlich durch seinen Körper rasender Schmerz hinderte ihn allerdings daran und ließ ihn nach wenigen Zentimetern bereits wieder mit verzerrtem Gesicht in die Kissen zurück sinken.
„Boah…“, sagte er und betrachtete verwirrt die Decke. Nicht nur, dass sein Körper schlimmer schmerzte als nach einer unfreiwilligen Netchbullen-Massage, er war auch unglaublich geschwächt. „Was ist nur mit meinem Körper los?“, fragte er sich des Weiteren laut. Eine Hand lag auf die Wunden gepresst, die Draven mit heißem Wasser ausgekocht hatte. Sie taten höllisch weh.
„Du bist endlich wach geworden“, meinte eine Stimme von der gegenüber liegenden Seite des Zimmers und Malukhat wusste auch ohne hinzusehen, dass es der Erzmagister der Telvanni sein musste. In diesem Moment schoss ihm nur ein einziger Gedanke durch den Kopf, welchem er auch sofort lauthals Ausdruck verlieh: „Sagt mal… Wann habe ich Euch denn bitteschön das ’Du’ angeboten?“
Draven antwortete nicht, aber der Erzmagier war sich sicher, dass der Mann seufzend den Kopf schüttelte. Malukhat hätte sich nun noch stundenlang über dieses Thema ereifern können, doch jagte ihm urplötzlich ein anderer Gedanke durch den Kopf.
„Wo ist der Vampir? Hat Zareg ihn weggeschafft? Wisst Ihr, wo die beiden Hübschen jetzt sind?“
Draven wusste es nicht. War ja mal wieder klar. Da plante man etwas bis ins kleinste Detail und dann vergaß Zareg mal so nebenbei zu erwähnen, wo er denn nun hinzu gehen gedachte. Ein geheimes Versteck, bestimmt, also würden Draven und Malukhat es wohl kaum ohne irgendeinen Hinweis finden. Und dass der Telvanni-Meister einen solchen hinterlassen hatte… Nun, der Dunmer wagte dies in Abrede zu stellen. Warum konnte eigentlich nie irgendwas so laufen, wie er es sich vorstellte? Aber als wenn man eine Vampir-Jagd überhaupt in die Sparte „es kommt, wie es kommen muss“ einordnen könnte…
Halt!
Mooooooment!
Einmal nachdenken. Nur ein ganz kleines bisschen. Da war doch was gewesen, Zareg hatte doch irgendwas gesagt, als er sich den Vampir auf der Schulter zum Wegtragen zurecht gelegt hatte. Bah… Irgendwie konnte er in dieser Haltung nicht denken. Es war, als wäre sein gesamtes Hirn vom liegen in die hinteren Gefilde gesackt und hatte auch nicht die Absicht, jemals wieder in den vorderen Teil zurück zu kehren. Malukhat hätte damit leben können, aber dank seiner körperlichen Verfassung zählte er ganz besonders auf seine nun versagende Intelligenz und sein Erinnerungsvermögen. Da lag er nun kränklich vor sich hin, kniff die Augenlider zusammen und drückte sich einen Daumen gegen die rechte Schläfe. Denken, Kumpel, dann wird das schon. Du musst nur die grauen Zellen ein wenig zur Arbeit antreiben, dann würden die schon den Rest erledigen…
„Ich hab’s!“, rief er plötzlich und setzte sich schwungvoll auf. Mehr als ein als solches zu verstehende „Uark!“ war nicht zu verstehen, als der Erzmagier abermals seinen Weg in die Waagerechte suchte. Ein wenig vor sich hinröchelnd vor Schmerz konnte er wenige Minuten die Antworte geben: „Zareg hat den Vampir nach Tel’Aruhm verschleppt. Na ja, an irgendeinen Ort, der darunter liegt. Man muss irgendeinen Schalter betätigen oder so… An mehr kann ich mich nicht erinnern.“
Nun würden sie also dank der ungenau wieder gegebenen Ortsangabe Malukhats doch noch suchen müssen.
Wie doof…
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