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Schwertmeister
Zwischen Sadith Mora und Tel Aruhn -> Tel Aruhn
Das Gewicht, das auf Zaregs Schulter lastete war schon bald ziemlich unerträglich und er entschied sich für eine erneute Pause. Er fühlte sich nach dem Wutausbruch ziemlich ausgelaugt. Man konnte ihn in diesem Zustand fast „friedlich“ nennen, doch wenn man dies als Gegner glaubte, würde dieser das bitter bereuen, denn notfalls war Zareg immer kampfbereit.
Inzwischen war er der Insel, auf der Tel Aruhn war, schon ziemlich nahe. Gerade erreichte er eine kleine Insel. Der Grund war steinig und ein paar Felsen ragten aus dem Boden heraus. Außerdem befanden sich ein paar Schlammschwammstöcke und vereinzelte kleine Sträucher und Bäume auf ihr, aber dennoch war die Insel schon winzig und spärlich besiedelt, was für die klimatischen Bedingungen dieses Gebietes hier eher typisch war. Hier dominierten, wenn überhaupt, keine Bäume sondern die riesigen Pilze, aus denen die höchsten der Telvanni auch ihrer kunstvollen eigenen Häuser errichteten. Der Telvanni legte den bewusstlosen - zumindest hoffte er das - Vampir auf den Boden und lehnte sich an eine der Stöcke. Er machte es sich ein wenig zu gemütlich und schon bald fiel ihm auf, dass er ziemlich müde und fertig war. Um ein Haar wären ihm die Augen zugefallen, so müde war er. Er schwor sich nur mehr ein bisschen Zeit auf der Insel zu verbringen und vernahm plötzlich, als er so ganz ruhig an den Stock angelehnt war, Geräusche, die aus dem nahen Ufer in der Nähe von ihm kamen. Sicherheitshalber stand er auf und wollte gerade einen Zauber wirken, um ihn dem ahnungslosen Gegner entgegen zu werfen, brach aber ab, als er sah, mit welchem Tier er es zu tun hatte: Ganz gemächlich und ruhig krabbelte eine Schlammkrabbe aus dem Wasser. Während man anfangs nur den Panzer sehen konnte, gab das Tier schon bald den ganzen Körper preis. Der Bretone wusste, dass die eher harmlose Erscheinung und das friedliche Auftreten nur täuschten, denn die Viecher waren aggressiver, als man glauben würde. Dennoch, Zareg müsste nur einen Zauber aus dem Handgelenk wirken, dessen Magieverlust er kaum spüren würde und das Tier wäre des Todes. Doch der Bretone hielt nichts von komplett sinnloser Zerstörung, zumindest in jenem Zustand, in dem er sich gerade befand. Naja, zu Forschungszwecken der Nekromantie würde er auch keine Sekunden davor zurückschrecken, ein wehrloses Tier um zu bringen, doch im Moment sah er einfach keinen Nutzen darin. Also hievte er sich wieder den Vampir über die Schulter und hob danach den, an einen Fels gelehnten, Stab wieder auf. Die Krabbe war viel zu langsam, als dass sie Zareg erreichen würde, der inzwischen sowieso schon wieder die Insel verlassen hatte. Der Telvanni würde sich gar nicht wunden, wenn ihm das Tier gar nicht registriert hatte, den Schlammkrabben zählten auch nicht unbedingt zu den intelligentesten Lebewesen.
Er bemerkte schon langsam, dass sein Zauber, mit dem er auf Wasser gehen konnte, nachließ und war froh, als er die Ufer der Insel entdeckte, die sein Ziel war. Zareg wusste nicht, wie lange der Spruch noch anhalten würde, deswegen beeilte er sich.
Schon bald hatte der Bretone die Trockenheit der Insel erreicht und schon sein wirkliches Ziel angepeilt: Tel Aruhn. Es war noch die wirklich letzte richtige Kraftanstrengung, als er den doch recht steileren Hügel, auf dem sich die Stadt befand, erklimmen musste. Schließlich hatte er es geschafft, er befand sich in Tel Aruhn. Die Stadt war viel kleiner und unspektakulärer als Sadith Mora, aber das interessierte Zareg nicht, denn er war ja zu einem ganz anderen Zwecke hier. Das erste Rundtor, das in den Hügel und den Untergrund führte, war bald erreicht und betreten. Es stank typisch nach Untergrund: Modrig, erdig und irgendwie faul. Außerdem war das Tageslicht gleich weg, als das Tor wieder geschlossen war. Gedimmte Lichter erzeugten eine ganz eigene Atmosphäre. Genau richtig für Zareg, der den Untergrund und die Dunkelheit mochte. Viele Tage seines Lebens hatte er unter der Erde bei seinen Experimenten und nekromantischen Tätigkeit verbracht. Der Telvanni hatte sich an alle dem gewöhnt und das Tageslicht oftmals gescheut, bis er sich wieder näher mit dem Hause Telvanni beschäftigt hatte und sein Dasein nicht nur nach seinen eigenen Plänen gerichtet hatte. Er verbannte die Gedanken an früher wieder, denn sie schweiften wieder zu weit zurück in die Vergangenheit und das wollte er vermeiden.
Er wusste genau, welche Stiegen er hinab gehen und welchen Schalter er betätigen musste, um an sein Ziel zu gelangen. Schließlich war er wieder dort, wo er schon einmal vor Wochen gewesen war. Ein kleiner Gang, der zu beiden Seiten in tiefster Dunkelheit, nur durch eine Infavisionszauber richtig zu sehen, von ein paar Türen durchzogen war. Zareg konnte sich noch an die eigenartige Tür erinnern, die er das letzte Mal so umständlich, nur durch Drücken eines Schalters, hatte betreten können. Wieder wählte er diese Tür und betrat dann den Raum, noch immer den bewusstlosen Körper auf der Schulter. Nachdem er den Vampir auf den Boden geschmissen hatte, blickte er sich erst genauestens um und kam glücklicherweise zum Schluss, dass hier schon länger keine mehr gewesen war. Der alte Raum mit der spärlichen Einrichtung war voller Staub: Die alten Schränke, Kommoden und das Bett, die Kisten, einfach alles, war von einer dicken Schicht Staubs überzogen. Leider waren es auch Knochen und Schädeln, die so herumlagen und die Einrichtungsgegenstände waren, gleich wie letztens total auseinandergerückt und teilweise zerstört. Auch das Blut, das hier überall mal gewesen war, hatte seine Spuren hinterlassen. Der Telvanni machte sich erst gar nicht daran, irgendwas aufzuräumen, sondern legte den Vampir irgendwo so hin. Erst danach fiel ihm ein, dass er nichts hatte, um den Körper zu fesseln. Auf die Gegenstände, Schnüre, Seile, was sich auch immer in den Kisten und Schränken befand, wollte er sich gar nicht verlassen. Der Bretone musste schnellstens irgendwo ein Stück Seil oder Schnur herbekommen und was anderes als die Stadt über ihm fiel ihm im Moment nicht ein. Er wusste genau, dass es ein Wagnis war, den Vampir einfach so unbewacht da liegen zu lassen, aber er machte das Gleiche wie das letzte Mal. Sein Stab diente als Keule und der Bewusstlose bekam einen erneuten Schlag auf den Kopf, welcher ihn hoffentlich wieder ruhig stellen würde. Danach schloss er eilig das Zimmer und löste den geheimen Mechanismus aus. Nach einem „Klick“ beeilte sich Zareg so gut es ging, nach oben zu gelangen.
Sogleich hatte er die oberste Etage erreicht. Der Lidreflex setzte sofort ein, als er wieder das Tageslicht erblickt und im selben Moment geschah etwas, dass den Bretone überraschte. Es meldete sich wieder die Stimme in seinem Kopf. „Du wirst meinen Befehlen gehorchen!“, vernahm er die Stimme des Vampirs, zuckte zusammen und vermochte sich nicht mehr zu bewegen…
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