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Aldruhn-Tempel
Noch immer leicht benommen warf Jarlaxle einen Blick in die Runde und zog dann eine Augenbraue hoch, als ihm bewusst wurde, was hier geschah.
"Halt", donnerte dann seine Stimme durch den Raum und mit fast unglaublicher Schnelligkeit und tödlicher Eleganz bewegte sich der Söldnerführer auf den Ordinator zu, den er im nächsten Augenblick an der Schulter fasste und herumwirbelte. "Wagt es nicht, Sera!", sprach er dann mit leiser, schneidender Stimme und sah dem Ordinator kalt ins Gesicht. "Und mässigt Euren Ton", fügte er dann noch hinzu. Seine Stimme klang noch immer leise. Gefährlich leise und in diesem Augenblick durfte wohl jedem klar sein, dass sie es mit einem Mann zu tun hatten, dessen Macht und Einfluss weit über das hinausreichten, was diese kleinen Priester und Ordinatoren sich auch nur vorzustellen vermochten. Der Ordinator wich unwillkürlich zurück und nur beiläufig bemerkte Jarlaxle, dass Rak'Talzar sich nicht einmal bewegt zu haben schien, jedoch bewegte er- scheinbar spielerisch und mit lässiger Arroganz - seine Klauen. Die Miene des Khajiit war undurchdringlich für den Dunmer, dennoch glaubte er, in den Augen leichte Belustigung und Zufriedenheit zu entdecken.
Er wandte sich jedoch wieder den Priestern zu und erneut schien die Welt zu versinken. Seine Stimme, die jetzt durch die Tempelhallen dröhnte, schien nicht mehr die seine zu sein, anders klang sie, jedoch ebenfalls befehlsgewohnt und doch schwang tiefe Trauer in ihr mit. "Erst verrieten uns die Dwemer, dann verriet uns ein Freund und er, der der Wertvollste und Beste unter uns war, er erlag seinen schweren Wunden! Nun aber verraten uns auch die Priester der Tempel und verkünden Lehren, die so niemals gedacht, handeln und verwerfen mit Taten, die nie gewollt waren. Wehe Dir, armes Resdayn, wenn nicht bald der einzige Erretter, wenn nicht bald Fürst Indoril Nerevar zurückkehrt. Mein Land trauert, mein Volk ist geschlagen und verblendet und ich, ich verliere an Macht, um da zu helfen, wo die Hilfe benötigt wird. Wo seid Ihr, Ihr, die ich Euch einst Freunde nannte? Wo seid Ihr, Almalexia, wo seid Ihr, Sotha Sil? Und nicht zuletzt: wo seid Ihr, Azura, die uns einst die Rettung versprach und die nun schweigt?" Der Söldnerführer, der in diesem Augenblick nicht der Söldnerführer war und sich doch tief im Inneren seiner wahren Persönlichkeit nur allzu bewusst war, stand wie unter Zwang. Er spürte eine Wut und eine Trauer, einen tiefgehenden Schmerz, der der seine und doch nicht der seine war. Persönlichkeit schien sich mit Persönlichkeit vermischt zu haben und Jarlaxle selbst wurde immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Noch einmal bäumte er sich im tiefsten Inneren gegen diese Übernahme auf, wehrte sich mit aller Kraft und bekam erneut wieder einen klaren Blick. Er sah die fassungslosen und entsetzen Gesichter der Priester und Ordinatoren, bemerkte Rak'Talzars forschenden Blick, der eher Neugier denn Entsetzen verriet und machte auf dem Absatz kehrt. Der Elf floh buchstäblich aus dem Tempel in die Dunkelheit. Hoffte, in der kalten klaren Nachtluft unter den wunderbaren Sternen Resdayns und den zwei Monden, die rötlich am Himmel schimmerten, eine Antwort zu finden. Eine Antwort, die ihm Klarheit verschaffen sollte über das Geschehen, die er jedoch zugleich mehr fürchtete als alles andere. Er spürte mehr als er es sah, dass der Senche ihm gefolgt war. Wie von ferne hörte er die Priester und Ordinatoren durcheinander schreien und Worte wie "verrückt", "Ketzer" "Abtrünniger" drangen an seine spitzen Ohren, als er mit raschen lautlosen Schritten durch Aldruhn eilte und die Stadt durch das große Rundbogen-Tor verliess. Er stoppte seinen fast schon wahnsinnige Elfengeschwindigkeit erst, als er an der Kreuzung stand, die geradeaus nach Gnisis, rechts runter nach Mar Gaan führte und liess sich dann erschöpft auf einem Stein nieder..Er atmete tief durch, starrte eine Weile auf den Boden und sah dann Rak'Talzar an, der offenbar keinerlei Probleme gehabt zu haben schien, ihm zu folgen und nicht einmal ausser Atem wirkte. "Nun, sagt schon, dass ich verrückt bin", sprach er und seine Stimme klang bitter und mutlos, während er auf die Antwort des Senche wartete.
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