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Schwertmeister
Tel Aruhn Untergrund, dann Sadrith Mora Umgebung
Ein kleines Wort am Anfang. Ohne Cruel wäre dieser Post nicht derselbe. Danke^^
Zareg hatte es schon fast geschafft, sich in dem labyrinthartigen Geflecht aus Tunneln zurecht zu finden, sich bis zum Ausgang durchzukämpfen, als ihn plötzlich eine Woge der Übelkeit wie der Schlag einer göttlichen Offenbarung traf. Er stolperte über seine eigenen Beine, doch bevor er auf den harten Boden fallen konnte, ließ er sich zur Seite sinken und lehnte sich mit gebeugtem Körper gegen die kalte Wand. Nun war es soweit, er wusste es. Er hatte gehofft, dass er es wenigstens noch bis zur Oberfläche schaffen würde, aber da hatte er sich verdammt getäuscht.
Nicht hier, ging es ihm schlagartig durch den Kopf, als er auf die Knie fiel. Seine Umgebung begann sich um ihn zu drehen, wurde immer schneller und schneller, bis das Bild des Tunnels vor seinem Auge verschwamm. Grausame Stimmen hallten in seinem Kopf wider. Es waren zu viele, er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Und selbst wenn – er wäre nicht fähig gewesen, im Moment irgendeine Information logisch umzusetzen. Die Übelkeit verstärkte sich nur noch, doch ungeachtete dessen presste er seine Hände auf seine Ohren, kniff die Augen zusammen und betete darum, dass dieser Alptraum bald ein Ende finden würde…
Plötzlich: Das Zimmer mit den Leichen. All das Blut, welches ebenso an den Wänden verteilt war. Wie war er hierher gekommen? Die Übelkeit war fast vollkommen niedergezwungen, doch das Gefühl des Schwindels war immer noch zugegen.
Komm zum roten Berg, komm zu mir – Zareg… Die Stimme, die in dem Raum ertönte, von den Wänden widerhallte und zu einer atemberaubenden Lautstärke anschwoll, war so grotesk, dass Zareg sie kaum begreifen konnte. Sie klang wie die verführerische Stimme einer Frau, aber gleichzeitig auch wie der tiefe Bariton eines Mannes, der Schrei eines Klippenläufers. Wie ein gellender Schrei und das leise Seufzen des Windes, der durch das Blätterwerk eines Baumes fuhr. Zareg vermochte es kaum zu beschreiben. Wieder ergriff ihn die Übelkeit, wieder musste er sich anlehnen und der Boden wurde unter seinen Füßen davon gerissen. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst, während etliche ihm unbekannte Worte ans Ohr drangen.
Nein, dachte er sich und presste seine Hände vor das Gesicht, während eine tiefe Finsternis, schwärzer als jede Nacht, die er bis dahin erlebt hatte, ihn umgab, wie eine gähnende Leere, ein unbarmherziger Schleier aus Bosheit.
Rote, Unheil verkündende Wolke, ein Sandsturm, der um die Felsen jagte – seine Geräusche rissen Zareg aus seiner Apathie. Als er sich aufrichtete, stand ein Aschenzombie vor ihm, mit seltsam verzerrtem Gesicht und weißem Haar. Seine Augen glichen schwarzen, leeren Höhlen. Das verkrüppelte Wesen streckte eine Hand nach ihm aus, zeigte mit dem Finger auf ihm. Dann öffnete es den Mund, wollte scheinbar etwas sagen, doch bevor es das vermochte, zerstörte der Sturm seinen Körper, verwandelte ihn in kleine, bläuliche Körnchen feinen Sandes und riss ihn mit sich.
Zareg wusste es. Er wusste es genau – all das spielte sich nur auf der feuchten Oberfläche seiner Augen ab. Und dennoch… Dieses Gefühl der Angst, welches er nicht verdrängen konnte, die Sorge um sich selbst. Was war nur mit ihm geschehen? Wer hatte ihm das angetan? Und dann noch dieser unüberbrückbare Zwang, zur Geisterpforte zu pilgern, sie zu durchschreiten und die Quelle dieser Krankheit ausfindig zu machen.
Ein lauter Schrei, so kräftig und schrill, welcher Zareg die Trommelfelle zu zerreißen drohte, beendete seine Gedankengänge schlagartig. Weitere Schreie, die direkt aus dem Sturm zu kommen schienen, als erzählten sie die Klage des vom Wind gepeitschten Sandes. Doch nun war es kein Sand mehr – weiße Körper, schrecklich deformiert, strömten an ihm vorbei, schienen ihn gar nicht zu beachten. Die Münder weit aufgerissen, die Gesichter verwandelt in hässliche Fratzen der Panik und Todesqual.
„Hört auf!“, brüllte Zareg und ging zu Boden, stützte seine Hände auf dem Boden ab. Sein Körper zitterte, hatte alle Energie verloren. Und dieses ohrenbetäubende Klagegeheul – es war nicht auszuhalten! „Hört auf! Hört auf! Hört auf!“
Stille; körperlich präsentes Schweigen, welches beinahe schon absichtlich hervorgehoben wirkte.
Zareg erkannte sich in dem Tunnelgang – in genau jenem, in dem er zusammen gebrochen war. Nein, das konnte unmöglich sein. Eben war er doch noch…
Es war ein Traum gewesen, er hatte es gewusst. Einer seiner kranken Wahnalpträume, die er selbst dann hatte, wenn er wachte. Oder eher: Die er besonders dann hatte.
Er spürte, dass seine Augen weit aufgerissen waren. Mit den Händen schlug er einmal, noch einmal und noch ein drittes Mal auf den Boden, um auch sicher zu sein, dass er sich demnächst nicht wieder im freien Fall befinden würde, dass dieser Stein echter Stein war.
Und ja, das war er. Erleichtert stellte er also fest, dass es vorbei war. Diesmal.
Mit dem Handrücken wischte er sich über seine von kaltem Schweiß benetzte Stirn. Sein Körper fühlte sich auf einmal so schwer, so unbelastbar an, als wäre ihm all seine Kraft entzogen worden. Zareg fühlte sich noch schwächer als während seiner Wahnsvorstellungen. Komm zum roten Berg, hatte die Stimme ihm gesagt.
„Nein“, antwortete er mit fester Stimme und machte sich auf wackligen Beinen auf in Richtung Ausweg.
Zareg erreichte erst nach einiger Zeit völlig fertig und verstört die Oberfläche und war erstaunt, als er sah, das es hell war. Er hatte gedacht, dass es vielleicht Abend oder Nacht sein könnte, aber dass es Nachmittag oder Vormittag sein könnte hätte er nicht für möglich gehalten. Noch einmal wurde das Bild vor seinen Augen von den elendigen Fratzen dieser Wesen ersetzt und noch mal zeriss ein Schrei den helllichten Tag. Seufzend stützte er sich an den Torrahmen. Er war eigentlich froh, dass der “Wahn“ vorbei war und das er auch dabei keine Menschen verletzt hatte, doch diese schrecklichen Bilder und Stimmen, die er dabei gehört hatte, würden er sicher wieder in seinen Alpträumen vorfinden. Er atmete tief ein und während er seine Luft ausströmen und dabei seinen ganzen Kummer und seine Angst in einem einzigen Strom Luft erstickte und in die Welt entströmen ließ, machte er sich auf den Weg.
Wieder konnte er es kaum fassen, dass es helllichter Tag war. Anscheinend hatte er dort unten, während seines “Wahnes“ das Zeitgefühl verloren gehabt. Naja, eigentlich machte dies keinen Unterschied für ihn, er würde so und so mit Draven und Malukhat über das Geschehene reden müssen. Den “Wahn“ würde er aber verschweigen. Dies würde sicher nur Misstrauen erwecken und die sowieso schon eigenartige missmutige Gemeinschaft der Magier noch mehr zerrütten.
Die strahlende Sonne, der Reif, der sich überall angesetzt hatte und das glasklare Eis, dass das Meer überzogen hatte, standen im Gegensatz zu Zaregs Stimmung. Gedankenverloren schritt er so dahin und musste immer wieder nachdenken, was sein Ziel war: Sadith Mora. Die zusätzliche Kälte der Witterung störte ihm kein bisschen und er wanderte so dahin. Als er am Ufer angelangt war, vermochte er erst beim zichsten Anlauf, genug Konzentration und Willen aufzubringen, den Zauber zu wirken, um über das Wasser gehen zu können, bis er schlussendlich draufkam, dass das Wasser ohnehin zugefroren war. Zumindest war es von einer Eisschicht überzogen und ein “Feder“ - Zauber, der sein Körpergewicht um einiges verringern würde, hätte wohl gereicht. “Wenigstens muss ich nicht darauf achten, ins eiskalte Wasser zu fallen“, dachte er sich.
Er wusste nicht, wie wenig Zeit vergangen war, als er das andere Ufer erreicht hatte, die Insel überquert und weiter auf die nächste Insel, Sadith Mora, zuging, als er ein Geräusch vernahm. Irgendwie klang es wie ein fernes Kreischen, oder so etwas in der Art und ein komisches Flattern in der Luft vernahm er ebenfalls. Er ging so dahin und lauschte dem Geräusch. “Es kommt immer näher, was ist das nur?“, träumte er so dahin, als etwas auf seinen Rücken traf und ihm aus seinem Dahinwandeln, aufwachen ließ und er wieder voll in der Realität war. Zareg drehte sich um und sah schon den Klippenläufer mit seinem keulenartigen, spitzen, Schwanzende, dass er als Waffe benutzte. Nun war Zareg irgendwie sauer. Ein Zorn breitete sich in ihm, denn er nicht begreifen zu vermochte und bevor er überhaupt wusste was geschah, hatte er seinen Zauberstab genommen und mit voller Wucht auf den Klippenläufer eingeschlagen. Das Vieh kreischte und zeigte zahlreiche Wunden auf. Es versuchte gar zu fliehen, doch es schaffte es nicht. Zareg ließ all seine Wut in einem riesigen Feuerball strömen und warf ihn auf das verzweifelte Biest. Die Flügel des Tiers fingen Flammen und es verbrannte bei ganzem Leib. Verwirrt dachte sich der Meister der Telvanni, was schon wieder in ihm gefahren war. Pure Wut hatte sich in ihm ausgebreitet gehabt, wie ein Geschwür, das in ihm wohnte und immer wieder ausbrechen zu vermochte.
Der Weg nach Sadith Mora war gleich abgelaufen, wie vor dem Angriff des Klippenläufers. Irgendwie war er ohne an irgendwas zu denken, nur gewandert und befand sich nun wieder im Gasthaus, wo sie am ersten Tag in Sadith Mora gewesen waren. Leicht verwirrt stellte er fest, dass niemand von den anderen hier war. “Mir doch egal“, stellte er nach einiger Zeit fest und bestellte sich was zu trinken.
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