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Sadrith Mora / Taverne / Malukhats stilles Kämmerlein
Wow... Es war einfach... Einfach... Unfassbar... Malukhat war einfach nur baff. Ja, in der Tat, zum ersten Mal in seinem Leben schienen ihm die Worte ausgegangen zu sein. Als er sich langsam aufgesetzt hatte, waren sie wohl einfach so aus seinem Kopf gefallen, und schließlich nach den Worten Dravens vollkommen verschollen in den ewigen Weiten des Nutzlose-Gedanken-aber-was-solls-Nirvanas. Boah... Und das hatte dieser Erzmagister geschafft, nur mit wenigen Worten, was der Erzmagier auch nur mit folgendem, bereits gefallenem Wort bezeichnen konnte: Unfassbar.
Erwartungsvoll, aber dabei betont desinteressiert an der Person Malukhats an sich, sah der Erzmagister ihm direkt in die Augen.
Toll... Was sollte er also nun erwiedern? Was erwartete Draven eigentlich von ihm? Dass er eine Ahnung von etwas hatte, wovon er natürlich keine Ahnung hatte? Halt, nein, er hatte ja eine Ahnung, er kannte sich mit Vampiren einigermaßen aus. Na ja, ein wenig. In Ald'ruhn war er einmal auf einen gestoßen, doch dieser war so dämlich gewesen, sich bis zur Morgendämmerung damit aufzuhalten, dem Erzmagier zu erklären, aus welchem Grund er ihn nun beißen und das Blut aus dem Hals saugen würde. Aber was sollte man auch schon anderes tun, als die Zeit zu vergessen und von seinem Opfer genervt zu sein, wenn man idiotischerweise immer wieder die Frage "warum?" an den Kopf geschmissen bekam. Wirklich dreist, aber es hatte nun einmal gewirkt. Das war aber auch Malukhats einzige Begegnung mit einem Wesen dieser Spezies gewesen. Ansonsten hatte er sein Wissen aus Büchern geschöpft. Doch wen wunderte es, dass er sich nun, wo er so intensiv in den hintersten Ecken seines manchmal recht beschränkten Hirns nach eben jenem Wissen suchte, es nicht fand.
"Also...", begann er etwas stockend, legte noch eine Pause ein, um seine Gedanken zu ordnen, und sprach dann weiter: "Ich hatte bisher nur eine Begegnung mit einem Vampir, und die ist mir nicht unbedingt unangenehm sondern eher faszinierend erschienen. Sie sind wie wir auch, nur eben untot - Ihr versteht? Natürlich versteht Ihr... Auf jeden Fall geht ja das Gerücht, man könne einen Vampir nur mit Silber und dergleichen töten, auch durch Sonnenlicht. Das mag ja alles stimmen, doch auch mit magischen Waffen wie auch normalen Waffen kann man sie bezwingen."
Mooooment... Silber? Vampire? Was hatte er da nun schon wieder durcheinander gebracht? Und wieso, verdammt noch mal, benahm er sich so dämlich dem Erzmagister gegenüber? Nein, es musste eher lauten: Wieso benahm er sich immer so dämlich, wenn es darauf ankam, dass er mal nicht dämlich war?
"Nun denn... Es gibt drei verschiedene Arten an Vampiren, aber welche dieser Arten hier ihr Unwesen treibt, kann ich erst in Erfahrung bringen, wenn ich die Leichen untersucht habe... Und ich meine damit sämtliche Leichen, die sich haben auffinden lassen. Das ist schon einmal eine gute Idee gewesen." Ein Bekenntnis, welches auszusprechen ihn große Mühe bereitete. Er selbst hatte noch nicht einmal darüber nachgedacht, dass man die Toten untersuchen konnte. Natürlich war ein solches Verfahren an den toten Körpern ungern gesehen, aber was kümmerte es Malukhat schon, was man so über ihn dachte? Immerhin hatte er eine zeitlang als Totenbeschwörer praktiziert. Mit einem Schulterzucken, welches Draven wohl nur schwer zu deuten vermochte, fügte der Erzmagier noch an: "Und das mit den Orten hatte ich auch bereits in Betracht gezogen."
Lüge, aber egal. Was kümmerte es diesen Bretonen, wenn er einen Faden seinerseits aufgriff und ihn weitersponn? Hauptsache sie kamen zusammen zu einem Ziel. Und wenn dieser Zareg anstatt das Weite gesucht zu haben genau das tat, was er von einem wie ihm erwartete, dann hätten sie unter Umständen demnächst noch die ein oder andere hilfreiche Information. Andererseits konnte ihm das bedrückte Schweigen zu Tisch auch zu viel geworden sein. War wohl ein kleiner hippeliger, hyperaktiver Bretone, bestimmt ein merkwürdiger Geselle... Aber Malukhat kam gedanklich wieder einmal vom Thema ab, und bevor er vergaß, was er eigentlich hatte sagen wollen, drängte er alles anderen beiseite und konzentrierte sich auf die ihm gekommene Erleuchtung: "Wir könnten die Orte, an denen die Toten gefunden worden sind, auf einer Karte verzeichnen und nach einer eventuellen Struktur suchen, die darin liegt. Es stimmt schon, im Grunde sind Vampire nichts anderes als blutdürstige Bestien, aber dumm sind sie auch nicht. Und genau das macht sie so gefährlich: Intelligenz gepaart mit wilder Tollheit. Das ist der gewisse Unterschied. Mensch, Mer und alle anderen Rassen Tamriels, also alle lebenden, zivilisierten und intelligenten Wesen, sehen bereits bei einer kleinen Krankheit, einer einfachen Verletzung den Tod vor Augen. Doch Vampire... Eine verwundete Bestie sieht ihr Auslöschen nicht kommen, wenn sie in die blanke Klinge läuft. Sie verschwendet keinen Gedanken daran."
Nun war er also doch wieder ins Erzählen gekommen, ins Philosophieren über unbekannte Tatsache, die er sich einfach mal so zusammen gereimt hatte. Aber was sollte ein Vampir - ein Untoter - auch Angst vor dem Erlöschen des Lebens haben? Er erinnerte sich an den wilden Guar, ein verdammt großes Vieh von außerordentlichem Stockmaß, welches seine kleine Schwester gerissen hatte... Vor vielen, vielen Jahren. Vater hatte ihn mit einem geschickten Schwerthieb geblendet, doch das Tier hatte nicht nachgegeben, immer wieder blindlinks angegriffen... So mochte es unter Umständen auch bei den Vampiren sein, denn Bestien, in der Tat, das waren sie. Sie hatten es nicht verdient, in dieser Welt zu verweilen, nicht einmal das Recht auf eine simple Duldung ihrer Existenz.
"Mist!", knurrte Malukhat schließlich und ballte die Hände zu Fäusten, kniff die Augen zusammen. "So ein verdammter Mist. Was für einen Schwachsinn ich mir da wieder zusammen gereimt habe!"
Doch dann erlangte er die Fassung wieder zurück und ließ ein schwaches, wehmütiges Grinsen erkennen, welches eigentlich frech und desinteressiert hatte erscheinen sollen.
Jetzt schon wusste der Dunmer, dass die nächsten Tage eine einzige Tortur werden würden. Einen ganzen Nachmittag hatte Neloth gebraucht, um ihnen über alle derzeit bekannten Einzelheiten Bericht zu erstatten. Wahrscheinlich würden sie nun sämtliche Orte abklappern, an welchen er die Leichen untersuchen würde, falls man sie nicht schon längst an einen Ort geschafft hatte, an dem sie für ihre letzte Ruhe vorbereitet wurden.
"Ah!" Malukhat schnippte mit den Fingern seiner rechten Hand. "Da fällt mir doch glatt noch etwas ein - Blutbanken! Vampire bewahren ihre Opfer teilweise auf in sogenannten Blutbanken, das sind Räume, in denen die Lebenden zusammen gepfercht wie eine Guar-Herde ihr tristes Leben leben, von den Vampiren gefüttert werden, damit sie nicht sterben und sie noch reichlich Blut produzieren. Sind sie dann allerdings 'aufgebraucht'" - Er hob beide Hände an und formte aus Zeige- und Mittelfingern zwei Hasenohren - "sind sie nutzlos und werden, soweit ich das beurteilen kann, getötet. Aber die meisten sterben schon aufgrund des hohen Blutverlustes."
Mehr konnte Malukhat Draven auch nicht berichten - noch nicht. Er würde einige Nachforschungenbetreiben, was in diesem Fall bedeutete, dass er den winzigstens, partikelartigsten Rest seines Wissens aus seinen Gehirnwindungen zusammen kramen und zu Papier bringen würde. Die Zeit, eine Bücherei aufzusuchen, war ihnen einfach nicht vergönnt. Zudem musste man nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass das, was in den Büchern geschrieben stand, auch wirklich der Wahrheit entsprach und nicht einfach der Feder eines vorlauten Wichtigtuers entstammte.
Malukhat hob seinen Kopf, erwiderte den Blick Dravens mit einem Ernst, der so überhaupt nicht zu seiner Person passen wollte, und wartete darauf, dass der Erzmagister eine Meinung zu dem eben besagten abgeben und eine Entscheidung über den weiteren Verlauf der "Jagd" fällen würde.
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