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Evil Mastermind
Sadrith Mora
Narf... Immer musste dieser Typ was zu meckern haben. Die Robe war nur wegen dem Regen gedacht und die Rüstung vor dem herabströmenden Wassermassen schützen, so gut dies eben ging. Ohne Rüstung würde der Erzmagister jedenfalls nicht in die Höhle des Löwen gehen, das konnte Malukhat ja machen. Und für die Schiffsreise nach Tel Aruhn unbedingt unauffällig sein zu müssen, erschien Draven auch nicht zwingend notwendig. Na ja, immerhin meinte sein Gegenüber es ja nur gut... obwohl eigentlich wahrscheinlicher war, dass es ihm nur darum ging, ihn zu ärgern. Ja, das wird es hauptsächlich gewesen sein. Warum tat er das nur immer? Der Erzmagister dachte an ihr erstes Treffen in der Magiergilde Balmoras und kam dann zu dem Schluss, dass ihm ja womöglich Ranis Atrys zum Ärgern fehlte und seitdem er selbst das Ziel war. Diese Ranis, von der er früher gehofft hatte, sie würde den komischen Kerl vor ihm und Zareg gehörig in die Schranken weisen. Dieser Kerl, der sich als Erzmagier herausstellte und ihn freundlicherweise auf dieser Aufgabe begleitete, wenngleich ihm die Motive immer noch nicht ganz klar waren. Aber es passte zu ihm, dass er sich mal eben so aus Spaß in Lebensgefahr stürzte. Hm, ob er seine Entscheidung nach der schweren Attacke wohl inzwischen bereute?
„Heiltränke hätte ich au...“, kaum losgesprochen schwieg Draven bereits wieder. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass Malukhat keine Widerrede dulden und auf jeden Fall nach Balmora gehen würde. Er war ein Dickkopf, das hatte der Bretonenmagier inzwischen schon lange gemerkt. Außerdem ging es nicht nur um die Heiltränke, sondern auch die Ausrüstung und es kam auch noch hinzu, dass die Reise per Teleport wirklich nicht viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Und bevor ihm das Mundwerk Malukhats zuvorkommen und ihn lehrmeisterhaft darauf hinweisen konnte, sprach er zügig weiter.
„Ein paar mehr können gewiss nicht schaden. Und sicherlich habt Ihr auch noch mehr nützliche Ausrüstung dort.“
War ihm seine bewusst gewordene Niederlage anzusehen? Hoffentlich nicht, wahrscheinlich aber schon. Er hätte am besten gar nicht erst zu einer Widerrede ansetzen sollen, aber dafür war es nun zu spät.
Erst beim Aussprechen des letzten Satzes wurde ihm bewusst, dass die beiden wieder vom „du“ abgekommen waren. Dabei hatte er sich so fest vorgenommen, dieses zumindest von seiner Seite aus aufrecht zu erhalten, immerhin hatte der Erzmagier sogar damit angefangen. Aber durch Malukhats Gerede hatte er einfach in demselben Ton geantwortet und nun war’s eh zu spät. Ach, verdammt soll er sein...
„Dann beeilt Euch, wir haben nicht übermäßig viel Zeit“, sagte er grimmig und verließ als erster das Zimmer. Was Malukhat nicht wusste, war, dass dieser aus seiner Stimme klingender unterschwelliger Groll nicht ihm galt, sondern einfach der Gesamtsituation. Nun gut, und auch ein wenig dieser weiteren Verzögerung, aber im Grunde genommen war es wirklich leichter, die Vampire etwas später zu töten als sofort hinzurennen und an den eigenen Wundern zu sterben... oder akuter Blutlosigkeit. Der Erzmagier hatte Recht und dies bewies Draven ein weiteres Mal, wie ungerecht doch die ganze Welt war.
Vereinzelte Blitze erhellten die Umgebung, als die beiden Männer die Taverne verließen und das Donnergrollen war teils ohrenbetäubend. Der Erzmagister hatte sich seine Kapuze tief ins Gesicht und den Umhang fest um den Körper gezogen, aber der leichte Wind trug viele der Regentropfen genau in sein Gesicht. Es kam ihm gar so vor, als würde der Regen sich nur auf ihn konzentrieren. Die Welt war einfach ungerecht... Egal, immerhin hatten auch andere mit dem Wetter zu kämpfen, nämlich einmal der große Magier, welcher neben ihm herlief, aber auch die armen Personen, deren Pflicht es war, bei jedem möglichen Wetter durch die Straßen zu laufen und nach dem Rechten zu sehen. Aber die Helme der paar umherirrenden Stadtwachen – welche ja auch viel zu beaufsichtigen hatten, immerhin war sonst so ziemlich jeder in seinem warmen Haus – schützten sie immerhin besser vor dem Regen als Dravens Kapuze ihn. Nun, ein Helm wäre nicht verkehrt gewesen, aber Helme hatte der Bretone noch nie sonderlich gerne gemocht, vor allen Dingen unter Vollhelmen (solche wären vonnöten gewesen, wenn er dem Regen entgehen wollte) fühlte er sich immer so beengt und unwohl, zudem schränkten sie natürlich auch das Sichtfeld erheblich ein.
Durch sein ganzes Nachdenken über die Ungerechtigkeit der Welt ihm gegenüber, die verschiedenen Helme, welche er in seinem Leben bisher getragen hatte und dem Beobachten der Telvanniwachen hatte er gar nicht gemerkt, wie schnell sie vorangekommen waren. Vor ihnen türmten sich bereits die hohen Mauern der Wolfenhalle auf, ein wahrlich imposantes Bauwerk, wie jede der kaiserlichen Burgen. Malukhat hatte zweifelsohne Recht, im Inneren war das Ding eins der verwirrendsten Gebäude Vvardenfells, einige der riesigen Telvannitürme waren übersichtlich dagegen. „Eigentlich hätte man sich das Gelatsche durch den Regen sparen können“, dachte sich Draven, während die beiden die steinernen Treppen zur Tür des Kaiserlichen Kults heraufstiegen. „Einmal den göttlichen Eingriff sprechen und schon wären wir beide hier gewesen. Da es sich um einen einfachen Mystikzauber handelt, würde auch Malle diesen mit Leichtigkeit beherrschen. Na ja, andererseits sollten wir jegliches Mana für später aufbewahren und nicht jetzt schon in gefahrlosen Momenten den Haushalt unserer arkanen magischen Kräfte durcheinanderbringen.“
Im Inneren der Wolfenhalle begrüßte sie gleich ein kaiserlicher Priester des Kultes in seiner braunen Robe auf seine gewohnt freundliche Art mit einem Redeschwall, welcher beiden Männern die Ohren rappeln ließ, während Draven sich seiner klatschnassen Kapuze entledigte, indem er sie nach hinten schlug.
„Seid gegrüßt, werte Herren. Oh, erst jetzt erkenne ich Euch, Ihr seid doch der Erzmagister auf der Jagd nach Vampiren. Nun gut, Vampire habe ich natürlich nicht anzubieten, aber vielleicht benötigt Ihr ja ein wenig Vampirstaub? Ich habe aber auch andere Zutaten, die ihr eventuell für einen mächtigen Trank gebrauchen könnt, der Eure Kampfkraft erhöht. Ihr beherrscht doch die Kunst des Tränkebrauens, nicht? Oder habt Ihr kein Alchemieset zur Hand? Auch ein solches kann ich Euch bieten, als Oberhaupt des Fürstenhauses Telvanni bekommt Ihr es sogar zwei Draken bill...“
Mehr mussten die beiden sich nicht anhören, da sie durch die zwei Schritte entfernte Tür gegangen waren, welche sie sorgsam und schnell hinter sich schlossen.
„Immer dasselbe mit diesen Kultpredigern, wobei der hier wohl der schlimmste von ganz Tamriel ist“, meinte Draven knapp zu Malukhat, welcher wahrscheinlich seine Meinung teilte. Kühler Wind pfiff durch den langen Gang in der Wolfenhalle, der komplett ohne Fenster auskam und nur von einigen Kerzen an diversen Kerzenständern und –haltern schummrig erhellt wurde. Zudem befand sich in gerade diesem Moment keine andere Seele in der Nähe, es war die typische Atmosphäre in der Wolfenhalle. Nach einer gewundenen Treppe standen sie endlich am Ziel ihres Weges, vor der Tür der Magiergilde Sadrith Moras. Draven blieb davor stehen und trat zur Seite, nun begaben sie sich in die Gefilde des Erzmagiers. Eine kleine Pfütze Regenwassers bildete sich zu seinen Füßen, während er eine Geste in Richtung der Tür machte.
„Nach Euch, Erzmagier Malukhat.“
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