So, zum neuen Blind Guardian - Album:
A Twist in the Myth. OK. Ich bin froh, keine numerische Wertung vergeben zu müssen, denn das fiele mir sehr schwer - das Album schwankt meinem persönlichen Geschmack entsprechend zwischen Meisterwerk und "na ja, kann man immerhin gut nebenbei laufen lassen", und letzteres ist für ein Blind Guardian-Album wirklich nichts, worauf es stolz sein sollte.
Gehen wir die Lieder durch:
- This will never end: Das Album beginnt sehr gut! Der Song hat Kraft, einen guten eingängigen Refrain und die Melodie ist interessant. Solche Lieder gefallen mir.

- Otherland: Und das Album geht gut weiter! Ganz an "this will never end" kommt Otherland zwar für mich nicht ganz heran, dafür fehlts ein bißchen an Kraft an manchen Stellen, aber immer noch auch für Blind Guardian ein gutes Stück.

- Turn the Page: Ein überraschend fröhliches Stück ("la la la la laaa..."), uff. Recht experimentell. Ich würde mir kein Album kaufen, das nur aus solchen Liedern besteht, aber es ist bei weitem nicht schlecht. Es trifft bloß nicht ganz meinen Geschmack.

- Fly: Müßte ich den besten Blind Guardian-Song bestimmen, nun, das würde verdammt schwer, aber dieser Titel hätte aussicht darauf, es zu werden. Fly ist zwar sperrig, doch in seiner Komplexität und Abwechslungsreichtum und Power absolut genial. Wegen solcher Lieder lieb ich Blind Guardian! Nachdem das die erste Singleauskopplung war, hatte ich auf mehr Songs dieses Kalibers gehofft - leider vergeblich. Für mich ist Fly der absolute Höhepunkt des Albums.

- Carry the blessed home: Und wie es so nach einem Höhepunkt ist, danach gehts bergab. Leider recht steil. Der Song hat einige gute Ansätze, insbesondere im Refrain, außerhalb langweilt er mich aber einfach nur.

- Another Stranger me: Zum Glück kommt danach schon dieser Song. Er ist von der Struktur ziemlich einfach, und diesbezüglich das genaue Gegenteil von Fly, aber Text und Melodie wissen zu überzeugen. Kraftvoll und auch ein bißchen unheimlich. Bildet für mich zusammen mit Fly und This will never end die drei besten Songs des Albums.

- Straight trought the Mirror: Na was ist denn das?! Super Titel, verschwendet in einer Midtemponummer mit seltsam teilnahmslosen Gesang, die es mit den Tiefschlägen auf der letzten Demons&Wizards (die auch durchwachsen war) aufnehmen kann - klingt irgendwie wie schon in ähnlicher Form tausendmal bekannt. Name hört sich toll an, Lied ist aber für mich die Power Metal-Version von Fahrstuhlmusik. Urks.

- Lionheart: Danach geht es mit Lionheart wieder bergauf. Ein bißchen komplexer, mehr Kraft, allgemein interessant, Refrain hat sich bei mir als Ohrwurm festgebissen. Auf jeden Fall ein guter Song, der mich ein bißchen an "A night of the opera"-Titel wie Battlefield erinnert - und das ist in meinem Fall nichts schlechtes, denn ich mochte Anato sehr!

- Skalds and Shadows: Eine Ballade wie "The Bards Song", und ganz gut - reicht aber bei weitem nicht an das große Vorbild heran. Warum? Der Refrain ist total verbockt. Auf der einen Seite steht der geniale, lange "Tomorrow will take us away, far from home, no-one..." (insgesamt 8 Zeilen), auf der anderen "Dream in the Shadows" (1 Zeile). Toll.

- The Edge: Okay. Ein bißchen verwirrend. Nicht unbedingt schlecht, wobei es da hauptsächlich die Musik ist - von Text und Gesang her seltsam und bin ich noch nicht mit warm geworden.

- The New Order: Schlechtester Abschlußsong eines Albums seit über einem Jahrzehnt, Punkt. OK, er hat sehr starke Konkurrenz - Theatre of Pain, And the Story ends, A dark Passage, And then there was Silence - aber gerade weil die bisherigen Endtitel der vorangegangenen Alben so gut, kraftvoll und auf ihre Weise genial waren, hätte hier zumindest ein Stück von der Qualität eines "this will never end" hin gemußt - und da muß ich sagen, der Opener hätte hier daher auch besser hingepaßt. Aber The New Order ist nicht nur im Kreis der Abschlußsongs nicht gerade herausscheinen, sondern bildet für mich zusammen mit "Straight trough the mirror" und "carry the blessed home" auch die drei uninteressantesten Songs des Albums. Schade, schade, schade. Er ist nicht schlecht, das keinesfalls, aber auch nicht sehr gut. Bestenfalls so gerademal gut.

- Dead Sound of Misery: In der Limited Edition ist dies der Bonustrack, der dunkle Bruder von Fly. Man nehme Fly, drehe den durchaus positiven Song durch eine alptraumhafte Vision und achte nicht auf einen kohärenten Inhalt, raus kommt "Dead Sound of Misery". Leider paßt an einigen Stellen der Gesang nicht zur Melodie, und der Text nennt sich selbst völlig zurecht "no sense at all" (sage ich einfach mal - außer man schreibt "Sirenen die Zunge herausschneiden, Siegel aufbrechen, Zeitalter vorbeigehen und eins mit der Hydra sein" einen Sinn zu). Gefällt mir aber trotzdem, diese alternative Fly-Version. Warum? Komplexität - was Fly in meinen Ohren so genial macht, findet man in der Struktur auch hier, obschon sie nicht perfekt paßt. Ein besserer Abschluß als "The New Order" ist es allemal.

Macht:

-> 6

-> 3

-> 3
Da sa der Schnitt bei den vorhergehenden Alben aber besser aus :/. Sehr geniale Songs bei, leider auch... weniger inspirierte. Da das mit Sicherheit viele anders sehen, erwarte ich die Flames...
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