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Thema: Welche Stories findet ihr gut?

  1. #41
    Zitat Zitat
    Das fundamentale Problem bei der ganzen Thematik ist, dass wir ganz unterschiedliche Maßstäbe für die Qualität einer Geschichte ansetzen.
    Äh... Nein.

    Wir legen unterschiedliche Maßstäbe für die Fähigkeit einer Geschichte, uns zu unerhalten.
    Es spielt nämlich keine Rolle für die Qualität einer Geschichte, ob sie mir gefällt oder nicht.

    Ich habe es damals mit Ulysseus (James Joyce) auch nicht über 100 Seiten geschafft.
    Mit der Erkenntnis kann ich aber nicht zu Recht behaupten, dass sie schlecht ist.

    Wenn wir das schon die Phrase
    "für mich eine schlechte Geschichte"
    verwenden, argumentieren wir falsch herum, glaube ich.

  2. #42
    Zitat Zitat
    Wir legen unterschiedliche Maßstäbe für die Fähigkeit einer Geschichte, uns zu unerhalten.
    Es spielt nämlich keine Rolle für die Qualität einer Geschichte, ob sie mir gefällt oder nicht.
    Wie gesagt, für mich hängt die Qualität einer Geschichte aber genau davon ab. Ob sie handwerklich gut geschrieben ist oder nicht spielt für mich nur eine sehr untergeordnete Rolle.

  3. #43
    Zitat Zitat
    Wie gesagt, für mich hängt die Qualität einer Geschichte aber genau davon ab
    Ah, das ist schwierig...

    Der Umstand, dass grün für mich blau ist, erschwert meiner Umwelt mehr, mir zuzuhören, als es mich befriedigt, langfristig zumindest.

    Es STIMMT, dir gefallen Geschichten, die dich unterhalten, natürlich mehr als diejenigen, die es nicht tun, aber das macht sie nicht zu guten Geschichten.

    Egal, hat nichts mehr mit dem Thema zu tun, verzeih...

    Ich verspürte nur den Drang, das nochmal zu erklären.

  4. #44
    @Topp
    Der Vergleich hinkt aber ein wenig, denn die Farben wurden durch eine einheitliche, allgemeingültige Konvention festgelegt, während es diese für Geschichten nicht gibt. Es ist sogar umstritten, was überhaupt eine Geschichte ist.

    Warum schreibst du anstelle von "gut" nicht einfach "handwerklich gut geschrieben"? Da könnte ich in dem Sinne zustimmen, dass Literaturwissenschaftler für ihren Fachbereich gewisse Normen festgelegt haben, nachdem das bewertet werden kann. Ein einfaches "gut" ist für mich losgelöst vom Handwerk. Etwas, das ich als gut ansehe, ist etwas, das mir gefällt.

  5. #45
    Zitat Zitat
    Warum schreibst du anstelle von "gut" nicht einfach "handwerklich gut geschrieben"? Da könnte ich in dem Sinne zustimmen, dass Literaturwissenschaftler für ihren Fachbereich gewisse Normen festgelegt haben, nachdem das bewertet werden kann.
    Und wie sehen die aus?
    Gerade Deutschland ist doch das beste Beispiel dafür, dass Inhalt wichtiger ist, als Verarbeitung: Schreib was zum Thema 2. Weltkrieg oder Nachkriegszeit, und du kannst schonmal Platz auf deinem Regal für nen Literaturpreis machen, egal, was für nen Schrott du in dem Buch sonst verzapfst. Wenn du hingegen irgendetwas Kommerzielles verfasst, bekämst du nichtmal nen Preis, wenn du die ultimative Formel für gut geschriebene Geschichten gefunden hättest.

  6. #46
    Zitat Zitat
    Warum schreibst du anstelle von "gut" nicht einfach "handwerklich gut geschrieben"?
    Weil ich damit Leuten wie Dan Brown oder Rowling oder Pratchett oder wie all solche Autoren heißen, Unrecht täte, zu behaupten, ihre Bücher seien handwerklich nicht gut geschrieben.

    Brown hat sicherlich ein spannendes Buch geschrieben, es war auch sehr schön recherchiert, wenn auch die Interpretation etwas gewagt war, und es war auch höchst unterhaltsam.
    Dan Brown hat sein Ziel erreicht: Er hat viele Menschen angesprochen und einen ungemein großen Haufen Geld gemacht.
    Er war erfolgreich. Und sein Buch ist handwerklich gut gemacht.
    Es ist aufregend und voller interessanter Ideen, die dafür gesorgt haben, dass in den Buchhandlungen jetzt mehr Bücher mit dickem, roten Titel, die "Vatikan" im Namen tragen oder mit "-um" aufhören, als einem lieb sein kann.

    Brown als Dilettanten zu bezeichnen wäre ungerecht, auch, wenn er literaturwissenschaftlich nur Schund fabriziert hat.

    Aber ein wichtiges, auch inhaltlich gutes Buch ist es trotzdem nicht.

  7. #47
    Wieviele Menschen auf der Welt sind denn Literaturwissenschaftler? Und wer sagt, dass man deren Maßstäben zustimmen muß?

    Das ist doch genau das worauf ich hinaus will. Es sind die Maßstäbe eines bestimmten Fachbereiches. Man kann ihnen zustimmen, oder nicht. Nur kann man nicht sagen, dass diese Maßstäbe allgemeingültig sind, denn die meisten Menschen kennen sie vermutlich nicht mal und selbst wenn, können sie immer noch sagen, dass sie Unsinn sind. Also können diese Maßstäbe letztendlich auch nicht objektiv sein.

    "Wichtig" werden Mainstreambücher für die Entwicklung der Literatur wohl wirklich nicht sein; das stimmt. Aber innerhalb der Literaturgeschichte wichtig zu sein ist für mich nochmal wieder was ganz anderes als "unterhaltend gut" oder handwerklich gut zu sein. So was ist mir als Laie herzlich egal. Für mich sind die Maßstäbe der Literaturwissenschaft, genauso wie von der Kunst, Musik, Film- oder was-weiß-ich-wissenschaft alle irrelevant. Und vermutlich bin ich nicht der einzige der so denkt.

  8. #48
    Zitat Zitat von Kelven
    "Wichtig" werden Mainstreambücher für die Entwicklung der Literatur wohl wirklich nicht sein; das stimmt.
    Nicht mal da kann man sich sicher sein: Ich nehme mal als Beispiel die "Gothic Novels" des frühen 19. Jahrhunderts. Von den "Dichtern und Denkern" als Räuberpistolen abgestempelt, hatten sie einen maßgeblichen Einfluss auf die deutsche Romantik und die französische Décadence. Ich denke, ohne "Frankenstein", hätte sich die Geschichte der SF grundlegend anders entwickelt, und "Dracula" ist aus der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts gar nicht mehr wegzudenken.

    Was haben Goethes "Meister" oder seine "Wahlverwandschaften" dagegen vorzuweisen?

    Was das eigentliche Thema des Threads angeht: Ich zäle mal meine Vorstellung der "perfekten" RPG-Story der Reihe nach auf, wobei jeder Punkt auf den vorhergehenden aufbaut:

    1. Innere Logik:
      Das Grundgerüst jeder Geschichte: Stimmt das Setting, sind die Entscheidungen der Figuren nachvollziehbar? Wenn eine Geschichte nicht glaubhaft ist, gibt es nur noch sehr wenige Möglichkeiten, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
    2. Spannung:
      Da geht es um das Dan-Brown-Niveau: "Zieht" die Handlung genug, damit der Spieler am Ball bleibt?
    3. Emotion:
      Im Idealfall lacht sich der Spieler vor seinem Rechner kaputt, oder fängt zu heulen an.... am besten beides gleichzeitig.
    4. Message:
      Tjoa, das wäre dann die Königsklasse, die "Quasi-Literatur" - sollte es ein Computerspiel mal schaffen, mich über das Spieleerlebnis hinaus zum Denken anzuregen, quasi über das Leben, das Universum und den ganzen Rest zu referieren, ziehe ich meinen Hut - ich warte auch bei kommerziellen Spielen auf dieses Erlebnis.


    So, das ist meine Meinung zum Thema; Ich lege keinen Wert auf durchkonstruierte Plots und Charaktere, wo man andauernd mit kalt servierten Überraschungen konfrontiert wird - am Wichtigsten ist für mich persönlich, dass es sich "echt" anfühlt. In meiner oben aufgeführten Liste ist daher nur "Punkt 1" wirklich wichtig, der Rest steigert das Erlbenis nur noch ein wenig.

    Daher bin ich auch der Meinung, dass jemand, der zumindest die "Innere Logik" im Griff hat, storymäßig nicht abgetraft werden sollte, wenn aber nicht mal das funktioniert, kann man den Autor meinethalben auch mehr oder weniger unfreundlich darauf hinweisen, dass in seinem Konzept der Wurm ist.

    Geändert von Grandy (22.08.2006 um 02:09 Uhr)

  9. #49
    Zitat Zitat von Grandy
    Message:
    Tjoa, das wäre dann die Königsklasse, die "Quasi-Literatur" - sollte es ein Computerspiel mal schaffen, mich über das Spieleerlebnis hinaus zum Denken anzuregen, quasi über das Leben, das Universum und den ganzen Rest zu referieren, ziehe ich meinen Hut - ich warte auch bei kommerziellen Spielen auf dieses Erlebnis.
    Hättest du zur Verdeutlichung ein Beispiel für diesen Punkt?

  10. #50
    Zitat Zitat von Grandy
    [*]Message:
    Tjoa, das wäre dann die Königsklasse, die "Quasi-Literatur" - sollte es ein Computerspiel mal schaffen, mich über das Spieleerlebnis hinaus zum Denken anzuregen, quasi über das Leben, das Universum und den ganzen Rest zu referieren, ziehe ich meinen Hut - ich warte auch bei kommerziellen Spielen auf dieses Erlebnis.[/LIST]
    Also mit der Message und dem "zum Denken anregen" (man klingt das nach Ekelklische) muss ich zustimmen! Es gibt kein Spiel das mich bisher wirklich zum Denken anregt über Gott, mein Leben etc. ...
    Das einzige was ich bisher erlebt hab ist, das es spiele gibt in denen man schön rumdeuten kann. z.B. FF7 und FF8, wobei ich gestehen muss das ich nur Teil 8 durch hab und mir zu 7 das meiste im NEtz angelesen hab!
    (Aber grad 8 hat ne schöne Deutung drin wenn man sich die Rinoa-Artemesia-THeorie anguckt und diese anderen Kleinigkeiten ....)

  11. #51
    Zitat Zitat
    Was haben Goethes "Meister" oder seine "Wahlverwandschaften" dagegen vorzuweisen?
    Na, komm...
    In Ordnung, wenn man nun die inhaltlichen Auswirkungen auf die Literatur betrachtet, stimmt es; Stokers Dracula hat mehr Papier hinter sich hergezogen als vermutlich irgendein anderes Buch.

    Aber du musst auch sagen, dass Goethe selbst mit seinem "Faust" (jaja, ich weiß, immer derselbe Zug) einen gedanklichen Aufbau geschaffen hat, der nun wirklich vorbildlich war. Damit meine ich, dass er sein "Bildgefüge" so absurd deutlich gemacht, dass man recht leicht zumindest ansatzweise verstand, worauf er hinauswill... und insofern hatte es sicherlich schon einiges zum späteren Aufbau von vielen Bücher beigetragen.

    Natürlich, ganz so deutlich wie bei den Vampiren war es nicht, stimmt, aber auch Goethe hat einiges fertiggebracht; und Schiller mit seinen aufklärenden Werken hat auch einen recht deutlichen Schnitt gesetzt.

    Dafür, dass man die Gotik damals (warum wundere ich mich eigentlich gar nicht darüber, dass du mit dem Beispiel kamst? He) verschrien hat, war sie ziemlich effektiv, stimmt.

    Aber das, was sie hinter sich herzog, war schlicht Trivialliteratur, nichts großes.
    Aber natürlich hast du Recht - auf den Alltag hat Mary Shelley mehr eingewirkt als Schiller.

  12. #52
    Zitat Zitat von Kaat
    Hättest du zur Verdeutlichung ein Beispiel für diesen Punkt?
    Leider Nein - weil ich sowas bisher aben noch nicht gesehen/erlebt habe. Bei Filmen und Literatur dagegen passiert mir das andauernd - und zwar eben auch im Unterhaltungs-Bereich. Da kann ich einfach die letzten beiden erwähnen die ich gesehen/gelesen habe: "Million Dollar Baby" von Clint Eastwood und "Death is a Lonely Business" von Ray Bradbury.
    Zitat Zitat von Topp
    Aber das, was sie hinter sich herzog, war schlicht Trivialliteratur, nichts großes.
    Aber natürlich hast du Recht - auf den Alltag hat Mary Shelley mehr eingewirkt als Schiller.
    Ahäm, ich werfe mal zwei Namen in den Raum: Victor Hugo und E.T.A. Hoffmann... Außerdem ein großer Teil der angelsächsischen, französischen und russischen Literatur des 19. Jahrhunderts mit Kalibern wie Baudelaire, Gogol, Poe, Kipling, Dostojevskij, Balzac, Dickens usw. Dazu kommen nach dem Schneeball-Prinzip noch die ganzen Autoren, die wiederum mehr oder weniger direkt davon beeinflusst wurden.
    Ein zeitgenössischer Autor der seine gothischen Romane (Gotik ist ein baugeschichtlicher Begriff) offensichtlich sehr genau gelsen hat, ist Umberto Eco.
    Die internationale Literaturkritik zollt dem natürlich entsprechenden Respekt, bloß den Deutschen fällt seit 200 Jahren außer Goethe und Schiller nicht mehr viel ein. (Komisch, auch danach wurden in Deutschland Bücher geschrieben - und die waren auch nicht übel - warum werden immer diese beiden aus dem Zylinder gezogen?)

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