Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass wir so etwas wie Liebe nur empfinden, weil wir uns fortpflanzen wollen und nicht alleine sein möchten. Auch Höhlenmenschen von damals haben sich fortgepflanzt und waren in Grüppchen zusammen, ob es da wirkliche Liebe gab, wage ich zu bezweifeln.

Was ich damit sagen will, die Leute können erzählen, was sie wollen, aber solange ich das dauernde Verlangen verspüre, bei einem Menschen zu sein, ich ihm zu hören möchte und alles für ihn geben würde, dann lass ich mir nicht einreden, dass das bloß mein innerer Fortpflanzungstrieb ist. Wenns so wär, hätt ich schon lange jeden Kerl am Hafen gepoppt, nur teile ich so besondere Dinge nicht mit jedem X-Beliebigen.

Ich find es sehr schade, wenn Leute die Liebe oder auch scheinbar insgesamt Gefühle als so etwas Schlechtes abstempeln, derjenige scheint wirklich noch nicht das Kribbeln gefühlt zu haben, dass einen überkommt, wenn man an jemanden denkt, den man so unglaublich lieb hat. Das hört sich nach nem schlechten Kitschroman an, aber dieses Gefühl gibts wirklich und es fühlt sich verdammt schön an. Und dieses Gefühl habe ich, wenn ich an einen lebenden Menschen mit all seinen Fehlern und Schönheiten denke und nicht an eine hässliche Polygonfigur.

Für mich könnte Folgendes stimmen: Jedes Lebewesen versteht unter Liebe, unter schönen gefühlen etwas anderes, erlebt sie anders. Einige erleben sie intensiv und beständig, andere garnicht oder nur schwach. Und ich glaube nicht, dass ich mich von der Angst vor der Einsamkeit verführen lasse, wenn ich an "ihn" denke und schöne Gefühle dabei habe.