-
Drachentöter
03.07.2003
Regisseur von Hulk im Interview -
Er gilt als großer Dramenregisseur und Meister der feinen Zwischentöne. Der actiongeladenen Comicverfilmung "Hulk" hat Ang Lee seine ganz persönliche Note gegeben - auch weil er selbst als Vorbild für die Bewegungen des grünen Monsters agierte.
» Warum haben Sie sich für einen Blockbusterstoff wie "Hulk" entschieden?
ANG LEE: Für mich war "Hulk" die Chance, mit den großen Werkzeugen Hollywoods zu arbeiten. Dort gibt es die besten Filmemacher, die für ihre Kunst sehr viel Geld ausgeben dürfen. Aber trotz großer Sets und etlicher Specialeffects hoffe ich, "Hulk" eine persönliche Note gegeben zu haben. Das Gute ist, dass es ein Franchisefilm ist, der keine großen Stars braucht, um in den ersten Wochen Kasse zu machen.
» Was erwartete Universal von Ihnen?
Die Studiobosse von Universal mochten "Tiger & Dragon" und hofften das Gleiche zu bekommen, nur viel, viel größer. "Hulk" sollte ein typischer Ang-Lee-Film werden, was mir sehr deutlich gemacht wurde. Das war für mich natürlich eine wunderbare Ausgangssituation.
» Ist "Hulk" der Ang-Lee-Film geworden, den sowohl Universal als auch Sie wollten?
Ich hatte die kreative Kontrolle und den Final Cut. Dennoch bekam ich dramaturgische Änderungsvorschläge, die allerdings sehr bruchstückhaft waren. Es gab nicht viel, was die Studiobosse tun konnten. Normalerweise orientieren sie sich an Testvorführungen, doch der Film war einfach nicht rechtzeitig fertig, um aufgrund von Publikumsreaktionen eventuelle Änderungen vorzunehmen. Erst zwei Monate vor Filmstart wurden dann alle nervös, als es darum ging, wie man "Hulk" eigentlich bewerben soll.
Jetzt wird er ja als großes Action-Spektakel verkauft, obwohl Genrefreunde beklagen, dass zu wenig los wäre, während es andere begrüßen, dass "Hulk" anders ist als bisherige Comicverfilmungen.
Ich sehe "Hulk" auch nicht als Superheld, sondern als Monster, weshalb ich mich weniger an Comicfilme hielt, sondern an klassische Horrorfilme wie "Frankenstein". Ich dachte nicht an einen Sommerhit, die sich doch alle sehr ähnlich sind. Stattdessen hoffe ich, dass der Unterschied den Reiz ausmachen wird. Universal sieht das anders und verkauft "Hulk" wie einen Blockbuster.
» Was hat Sie persönlich an der Geschichte des "Hulk" gereizt?
Mir gefiel, dass es eine typische amerikanische Geschichte ist, die in den Sechzigern entstand, als noch der Kalte Krieg herrschte und die Menschen Angst hatten, was die Wissenschaft außer der Atombombe noch hervorbringen könnte. Für den Film wurde die Geschichte zwar modernisiert, trotzdem bediene ich mich dieser typisch amerikanischen Elemente, die für mich als Asiate sehr exotisch sind.
» Hatten Sie Bedenken, dass Hulk komplett am Computer animiert wurde?
Um ehrlich zu sein, war mir gar nicht klar, worauf ich mich einließ. Ich hatte die Schwierigkeiten unterschätzt, ein menschliches Computerwesen so zu kreieren, dass es glaubhaft wirkt. Die Gefahr, dass Hulk lächerlich wirkt, war sehr groß, aber ich dachte, wenn die Geschichte funktioniert, werden die Zuschauer es schon glauben, dass da ein großer, grüner Kerl über die Leinwand springt. Mit meiner Naivität habe ich die CGI-Künstler von Industrial Light and Magic herausgefordert.
» Stimmt es, dass Sie so eng mit ILM zusammenarbeiteten, dass Sie sogar in den Motion-Capture-Anzug stiegen, um "Hulk" mit Ihren eigenen Bewegungen zum Leben zu erwecken?
Normalerweise übernehmen die Animatoren diese Aufgabe selbst. Sie schauen in den Spiegel, um gewisse Bewegungsabläufe zu beobachten oder sie nehmen sich selbst auf Video auf. Aber "Hulk" ist ein sehr menschenähnliches Wesen, dass den Film tragen muss. Es gab so viel, auf das man dabei achten musste, und deshalb stellte ich mich selbst zur Verfügung, um meinen Vorstellungen gerecht zu werden.
Zuerst hat man meine Gesichtszüge in den Computer gespeist, dann zog ich den Anzug an, um die Bewegungen vorzugeben. Bis auf die Actionszenen, in denen Stuntmen den Anzug trugen, war alles von mir. Das war seltsam, weil ich kein Schauspieler bin und mich noch nie selbst inszeniert habe.
» Werden Sie nach dieser Erfahrung weiterhin für Blockbusterfilme zur Verfügung stehen?
Ich gebe zu, dass ich ganz andere Vorstellungen hatte, als ich mit diesem Projekt begann. Natürlich steht man unter einem besonderen Druck und ist permanent angespannt. Ich habe immer versucht, nach meinem gesunden Menschenverstand vorzugehen, um mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Aber es war trotzdem sehr anstrengend, weshalb ich es im Augenblick vorziehen würde, wieder einen kleineren Film zu machen. Ich habe jedoch noch keine konkreten Vorstellungen, und wer weiß, wie es in drei Monaten ist, wenn sich alles wieder beruhigt hat. Vielleicht habe ich ja dann doch wieder Lust, mich auf ein ähnlich großes Projekt einzulassen.
Quelle Kino.de
Geändert von dread (11.07.2003 um 11:52 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln