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Danke, wenn ich von Mittelalter gesprochen habe dann meinte ich vielmehr den technologischen Stand und die politischen Strukturen. Wäre genauso gut denkbar, dass unsere Generation noch immer in Lehmhütten hausen würde, keine Elektrizität zur Verfügung stünde und keine Schusswaffen, das hätte aber nun wirklich keine zwanghaften Auswirkungen auf unseren Sprachstil, unsere Ängste, Sorgen und Wünsche. Die Politik spielt da sicherlich eine andere Rolle, dennoch wäre auch die kein großes Hindernis.
Doch, daß denke ich schon. Die Entwicklung der Sprache hängt sehr stark zusammen mit den Werten und Normen, die in einer Gesellschaft vorherrschen. Die heutige "lockere" Sprache, wäre ohne die 68er sicher nicht so locker, wie sie momentan ist. Daß das Wort "Weib" neben seiner Bedeutung einen zusätzlichen negativen Wertcharakter hat, wäre ohne die Aufklärung sicher nicht möglich gewesen.
Technologische Entwicklung hat einen Einfluss auf die Entwicklung von Werten und Normen, und umgekehrt. In primitiven Kulturen, haben die Menschen auch einfach nicht die Zeit komplexe Wertstrukturen heraus zu bilden, wie wir sie heute haben. Dort entwickelt sich meistens eine Struktur, die funktioniert. Ohne technologischen Fortschritt wird sich auch in solchen Strukturen kaum etwas ändern.

Das bedeutet natürlich nicht, daß jede Gesellschaft die auf dem technologischen Stand des Mittelalters ist, auch zwingend mittelalterliche Sprache hat. Vielmehr ist entscheident wie die Gesellschaft aussieht und strukturiert ist, und welche Entwicklung sie bis zu diesem Punkt durchgemacht hat.