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Thema: [Intrigen] Story Entwurf (lange ^^)

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  1. #1

    [Intrigen] Story Entwurf (lange ^^)

    schönen morgen alle zusammen

    ich würde hier gerne mal meine story zu einem neuen spiel vorstellen
    sry, sie ist ein bisschen länger geworden als ich wollte ^^
    war am überlegen, ob ich sie nicht lieber im atelier poste, aber da ich das für ein rm spiel entworfen habe, schreib ich erstmal im entwickler forum

    aaalso es würde mich freuen, wenn der ein oder andere sich 10 minütchen zeit nehmen würde und sich meine geschichte durchliest, denn ich hab mir wirklich mühe gegeben ; )
    zudem leser die unlogischen stellen in storys besser erkennen als autoren, wie ich finde ^^




    Donnerstag, 21. September 1104



    „Ich habe Angst.
    Angst, weitere Menschen, die mir wichtig sind, zu verlieren.

    Mein Name ist Toanh. Ich bin 20 Jahre alt.
    Ich hatte in meinem Leben weder Familie noch Freunde.
    Bis heute.
    Doch heute scheint sich das Schicksal erneut gegen mich zu wenden.

    Der Tag, an dem mein Leiden begann….
    Ich kann mich nicht daran erinnern.
    Man erzählte mir, dass meine Eltern starben, als ich noch ein Säugling war.
    Ich habe kein einziges Bild von ihnen in Erinnerung.
    Doch den Grund ihres Sterbens werde ich wohl nie erfahren….
    Das Einzige, was ich darüber jemals wahrnahm war eine Mauer des Schweigens.
    Auch ich hätte womöglich heute nicht mehr die Möglichkeit, dies hier zu schreiben,
    wäre da nicht dieser alte Mann gewesen, der mich zu ihm aufnahm und in Nostria aufzog:
    Gosho.
    Natürlich war ich ihm dankbar für seine Tat, doch wusste ich nicht, ob diese Dankbarkeit begründet war. Ich erkannte den Sinn meines Lebens nicht. Ich hatte doch nichts.
    Warum war ich es wert, zu leben?

    Bald gab mir das Schicksal eine Antwort: Rika.
    Wir lernten uns kennen, als ich bereits auf 12 Jahre herangewachsen war.
    Rika war ein wunderhübsches Mädchen gleichen Alters, das aus ärmlichen Verhältnissen mit ihren Eltern in unser kleines Heimatdörfchen Nostria zog.
    Sie suchten damals einen Ort, an dem sie sicher waren.
    Sicher vor den Plünderern, die in jener Zeit im ganzen Land ihr Unwesen trieben.
    Rika war neben Gosho der erste Mensch, der mein Schicksal wirklich zu schätzen wusste und zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich ein seltsam schönes Gefühl dar: Freundschaft.
    Mit Rika zusammen konnte ich schwere Zeiten hinter mich bringen.
    Auch sie hatte es nicht immer leicht. Oft wurde sie von ihren Eltern und Mitmenschen als Lastenträger behandelt.
    Doch ich glaube, auch sie konnte die Welt um sie herum für einen Moment vergessen, wenn wir beide beisammen waren.
    So entstand aus unserer Freundschaft irgendwann ein noch viel schöneres Gefühl: Liebe.
    Ich wusste mein Leben plötzlich wieder zu schätzen und es schien doch einen Sinn zu haben.
    Wir lebten lange Zeit glücklich und zufrieden in Nostria.
    Auch wenn die Umstände durch unser armes Leben nicht gerade einfach hinzunehmen waren, so hatten wir doch uns.
    Und das reichte.
    Zumindest, bis es geschah…. Ich dachte, ich hätte meine Vergangenheit hinter mir lassen können, doch ich irrte mich….

    Diesen Tag werde ich wohl nie in meinem Leben vergessen.
    Und das will ich auch nicht. Sonst würde ich Rika vergessen.
    Ich würde die schönen Gefühle des Lebens vergessen…

    Es war ein Tag wie jeder andere.
    Mittlerweile um 6 Jahre gealtert, verbrachte ich meinen Tag zusammen mit Rika.
    Wir waren an der Klippe im Wald, wo wir sehr oft vorher gewesen waren.
    Das war ein sehr schöner Ort.
    Unser Ort….
    Doch die Pflichten riefen.
    Wir beide waren nun 18 Jahre alt, so wurde die Last immer größer, die auf unseren Schultern lag.
    Die ärmlichen Verhältnisse unseres Dorfes machten uns mit jedem Tag mehr zu schaffen.
    Rika und ich träumten oft von einem Leben in einer der reichen Städte, in denen Wohlstand und Frieden herrschte.
    Zwar schienen wir auch in Nostria friedlich leben zu können, doch die Armut entsprach nicht unseren Lebensvorstellungen.
    Bis zum Abend dieses Tages gingen wir dann getrennte Wege.
    Ich musste Gosho bei der Arbeit helfen und Rika musste bei der Ernte der Felder vor dem Dorf schuften.
    Ohne die Felder hatten wir nichts zu essen.
    Schließlich war es Abend.
    DER Abend….

    Es ist dunkel geworden und wir waren fast fertig mit der Arbeit.
    Es begann zu regnen.
    Die Arbeit war wirklich schweißtreibend, doch der Gedanke daran, Rika danach wieder sehen zu können, trieb mich voran.
    Da wusste ich jedoch noch nicht, dass ich Rika nie mehr lebend zu Gesicht bekommen würde.

    Es waren Plünderer!
    Die elenden Plünderer, die unser kleines Dorf so viele Jahre lang verschonten.
    Doch jetzt schienen sie auch noch die letzte Münze aus den Dörfern rauben zu wollen.
    Nostria war keine Hürde für sie.
    Wir hatten keine Verteidigung; wie denn auch, ohne Mittel dazu?
    Unsere Heimat war den Kerlen hilflos ausgeliefert!
    Schier lautlos schlichen sich die Mistkerle durch den Wald auf die Erntefelder vorm Dorf.
    Die Felder waren das erste Ziel im Visier der Plünderer.
    So auch Rika.
    Meine geliebte Rika…..
    Als Gegröle und Kampfgeschrei von den Feldern zu hören waren, griffen wir anderen Dorfbewohner zu den Waffen, wenn man denn Schaufeln und Holzstäbe als solche bezeichnen konnte.
    Ich hatte nur Rika im Kopf! Sie war doch schließlich noch auf den Feldern!
    Einige der Plünderer hatten schon das Zentrum des Dorfes erreicht, doch wir hielten unser Dorf so gut wir konnten. Während die Dorfbewohner um ihre Heimat kämpften, war mir alles egal! Ich rannte über Blut und Leichen meiner Mitmenschen, doch ich musste zu den Feldern!
    Da waren sie! Sie waren in Sichtweite!
    Es war der bis dahin wohl panischste Moment in meinem ganzen Leben.
    Dass um mich herum den unterlegenen Dorfbewohnern Schwerter in den Torso gestoßen, Köpfe abgeschlagen oder die Häuser mit Fackeln zerstört wurden, ging völlig an mir vorbei.
    Denn ich sah Rika! Sie lebte Gott sei Dank !!

    Sie schaute sich panisch und verwirrt um, zerbrach hilflos am Boden und weinte.
    Ich rannte zu ihr so schnell ich konnte.
    Wir mussten weg von hier! So schnell wie nur möglich!
    Da geschah es….
    Rika entdeckte mich gerade und schöpfte Kraft, wieder aufzustehen.
    Ich war nur noch wenige Schritte von ihr entfernt!
    Ich hatte das Gefühl, dass mir die Beine abfielen, so schnell rannte ich.
    Aber es war nicht schnell genug.
    Einer der Plünderer auf einem Pferd war schneller….

    Der Moment kam mir vor wie ein Traum.
    Ein Alptraum.
    Rika streckte bereits ihren Arm nach mir, da wurde sie vom Schwert des Plünderers erfasst.
    Diese Sekunden des Lebens haben sich förmlich in mein Gedächtnis gebrannt.
    Im Vorbeilaufen tötete der Plünderer Rika mit seinem Schwert als wäre sie nichts; nur ein Stückchen Fleisch das zerschnitten würde.
    Im Schein des Donners, der aus dem mittlerweile entstandenen Gewitter hervorging, sah ich das Gesicht des Plünderers, vielleicht ein paar Millisekunden lang.
    Doch dieses Gesicht brandmarkt bis heute meine Erinnerungen.
    Ein ungepflegtes, raues, mit Bartstoppeln und einer Narbe versehenes Gesicht ging unter der Kaputze seines langen, nassen Mantels hervor.
    Dieses Gesicht verfolgt mich Tag und Nacht.
    Nicht nur in Träumen; auch wenn ich zwinkere sehe ich dieses grauenhafte Verbrechergesicht vor mir.
    Dieses Gesicht hat Rika umgebracht!
    Mich anscheinend nicht bemerkend, lief der Mistkerl einfach weiter auf seinem Pferd ins Dorfzentrum. Ich musste zusehen, wie er in seinem Lauf noch zwei weitere Frauen des Dorfes tödlich erfasste.
    Das Gewitter wurde immer schlimmer…

    Ich wandte meinen Blick Rika zu.
    Sie brach auf Knien zusammen, mit offenen, doch leeren Augen schaute sie mich an.
    Ihr Körper war brustabwärts von Blut übersät, sie wurde mitten im Rücken mit einem tiefen Schnitt getroffen.
    Da kniete sie nun vor mir.
    Weinend.
    Keine Kraft mehr, auch nur noch ein einziges Wort von sich zu geben.
    Sie wusste, dass dies ihr Ende war.
    Gedankenleer ging ich zu ihr und kniete mich auf gleiche Höhe, sodass sie nicht schwerfällig zu mir heraufschauen musste.
    Wir schauten einander in die Augen.

    Mir war zwar bewusst, dass ich noch nie ein sehr einfaches Leben hatte.
    Doch nun sah ich zum ersten Mal einen geliebten Menschen vor meinen Augen sterben.
    Wieso traf es immer die anderen?
    Wieso trifft es nicht mich?
    Ich verlor mein Ein und Alles.
    Mein Leben schien in diesem Augenblick seinen Sinn wieder zu verlieren.

    Auch ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten.
    Nie hatte ich in meinem Leben geweint.
    War die Zeit noch so schwer, versuchte ich trotzdem, stark zu sein.
    Doch nun ging es nicht anders.
    Die Tränen hatten sich all die Jahre über angestaut und nun ließ ich sie alle heraus.

    Da gab Rika ein letztes, fröhliches Lächeln von ihren Lippen.
    Ihre ausdruckslosen, tränenden Augen schlossen sich und sie kippte vornüber.
    Ich fing sie in meinen Armen auf.
    Ein letztes Mal umarmte ich Rika so stark, wie ich sie nie zuvor umarmt hatte.
    Meine Tränen, die auf ihr Gesicht tropften, wurden schnell von dem prasselnden Regen weggespült.

    Doch nun war es Zeit zu fliehen, wenn ich nicht auch noch getötet werden wollte.
    Die Plünderer waren alle im Zentrum des Dorfes, sie hatten sich von den Feldern abgewandt.
    Das Geschrei der Dorfleute wurde immer weniger….
    Bald hätten sie alle Menschen aus dem Dorf getötet.
    Auch Gosho würde ich nie wieder sehen.

    Doch war es mir nun überhaupt noch wert, weiterzuleben?
    Sollte ich nicht einfach hier auf dem Boden knien bleiben und warten, bis mich einer der Plünderer doch noch entdeckt?
    Vielleicht könnte ich dann wieder zu Rika….
    Und vielleicht auch zu meinen Eltern.
    Vielleicht würde ich sie zum allerersten Mal sehen können, wenn ich tot bin.
    Doch ich konnte es nicht.
    Ich konnte nicht regungslos auf dem Boden knien mit Rika in meinen Armen.
    Ich musste sie an einem würdigen Ort begraben.
    Ich konnte nicht zulassen, dass sie so niveaulos hier am Boden irgendwann vom Regen weggespült wird.
    Ich stand auf.
    Langsamen Schrittes trug ich Rika durch den Wald, bis wir in Sicherheit vor den Plünderern waren.

    Als ich dieses wunderschöne Mädchen eines würdigen Platzes mit bloßen Händen begrub, schlief ich an ihrer Seite ein.
    Ich schlief sehr lange.



    Es war ein Licht da.
    Ich versuchte, meine Augen zu öffnen, doch fiel es mir sehr schwer.
    Ich schaute mich um, unwissend wo ich war.
    Das schien ein Zimmer zu sein.
    Ich lag in dem Bett eines recht noblen, wenn auch kleinen Zimmers.
    Ich wollte aufstehen, doch fehlte mir die Kraft dazu.
    Mein Hals war so trocken wie nie zuvor. Er war so trocken, dass es brannte, wenn ich schluckte. Mein Magen war leer und knurrte.
    Was war geschehen?

    Ich erinnerte mich an die Plünderer, an das Dorf und…… an Rika.
    Wo sie jetzt wohl sein mochte?
    Ich hatte meine große Liebe verloren.
    Das, was mir das gute Gefühl des Lebens gab, war nun nicht mehr da.
    Es war einfach weg.

    Ich wäre am liebsten wieder in Tränen ausgebrochen, doch aus welchem Grund auch immer, ich konnte nicht.
    Vielleicht hatte ich mit Rika in meinen Armen all meine Tränen vergossen?
    Vielleicht war jetzt einfach keine Träne mehr übrig?
    Ich saß da…..
    In einem weichen Bett, in einem gemütlichen Zimmer.
    Doch warum?
    Die Türklinke bewegte sich.
    Langsam öffnete jemand die Tür zu diesem Zimmer.

    Es fiel mir schwer, meinen Kopf in die Richtung der Tür zu drehen; so geschwächt war ich.
    Es kamen zwei Leute ins Zimmer.
    Sie trugen beide dieselbe blaue Rüstung.
    Diese Rüstung hatte ich schon mal gesehen….
    Das mussten Soldaten aus Gareth sein.
    Die Soldaten in Gareth, der Hauptstadt von Lombardien, tragen alle eine blaue Rüstung.
    Die zwei Kerle schienen das absolute Gegenteil darzustellen.
    Einer von ihnen wirkte etwas ernst, verschlossen, geheimnisvoll.
    Der andere lächelte mich sofort an und sprach zu mir:
    „Du bist aufgewacht. Weißt du, wie lang du geschlafen hast?“
    Der ernstere Mann fuhr fort:
    „3 Tage.“
    Ich war erstaunt. War das die Wahrheit?
    Vielleicht träume ich nur? Oder bin gar im Himmel?
    Hunderte von Fragen schossen durch meinen Kopf, doch als ich anfangen wollte zu reden, brannte mein Hals wieder fürchterlich und mein Magen verkrampfte. Ich konnte keinen Ton von mir geben.
    „Du hast Glück, dass wir dich so rasch im Wald gefunden haben.
    Wäre das nicht geschehen, wärest du wohl schon längst an Unterkühlung oder Wassermangel gestorben.“
    Die beiden haben mich gefunden? Wo?
    Dort, wo ich Rika….. begraben hatte?
    Wieso waren sie im Wald?
    Ich hätte so gern gesprochen, doch ich konnte nicht.
    Das merkten die zwei und der Gesprächigere von ihnen gab mir etwas zu trinken und zu Essen.
    „Stille erst deinen Hunger und Durst, damit du uns erzählen kannst, was passiert ist.
    Wir kommen nachher wieder.“
    Ich nickte.
    Als sie das Zimmer verließen, konnte ich mich nicht zurückhalten.
    Ich stopfte das Essen und Trinken geradezu in mich hinein.
    Ich wusste, dass ich hier in Sicherheit sein musste, denn es waren Soldaten aus Gareth hier.
    Irgendetwas war in mir, dass mir den Willen gab, weiterzuleben.
    Wo ich doch noch am schrecklichen Ereignis zuvor daran gedacht hatte, mich von den Plünderern töten zu lassen….
    Ich wollte leben!
    Ich wollte nicht mehr sterben!

    Nach einer Weile verschwand der Schmerz im Hals und Magen, ich fühlte mich besser.
    Ich sah die Bilder von dem Angriff der Plünderer auf Nostria die ganze Zeit genau vor mir; so scharf als würde es jetzt gerade erst passieren.
    Ich lehnte mich zurück in das weiche, angenehme Bett.
    Nach einer Weile kam der Ernstere der beiden Soldaten wieder ins Zimmer.
    Doch irgendwie wirkte er auf mich noch viel vertrauenswürdiger als der andere von ihnen, der nicht mehr da war.
    „Mein Kollege erhielt den Befehl, zurück nach Gareth zu kommen. Ich bleibe aber hier, keine Sorge.
    Kannst du wieder sprechen?“
    „Ja… es geht so.“, antwortete ich. Auch wenn es mir besser ging, fiel es mir schwer zu sprechen. Ich hatte noch einen traurigen Ton in meiner Stimme. Ich konnte die schlimmen Ereignisse nicht verkraften.
    Ob ich das überhaupt irgendwann schaffen würde?
    „Erzähl mir, was geschehen ist. Kommst du aus Nostria?“

    Ich erzählte ihm von dem Angriff der Plünderer, auch wenn mir das nicht sehr leicht fiel.
    Ich brauchte immer wieder eine Pause und trank einen Schluck Wasser.
    Meine Stimme zitterte.
    Ohne es wirklich zu realisieren, erzählte ich ihm auch alles von Rika und meinen Eltern.
    Dieser Kerl sieht zwar ziemlich ernst und ungesprächig aus, doch er wirkte trotzdem auf seltsame Art sehr souverän. Es schien, als würde er die Geschichte meiner Heimat förmlich aus mir herausziehen.

    „Du hast schwere Verluste hinnehmen müssen, aber du kannst dich glücklich schätzen, dass du den Angriff überlebt hast. Bisher hat das noch nie jemand geschafft.
    Die Plünderer machen den kleinen und armen Dörfern in Lombardien schwer zu schaffen.“
    „Hat…. Niemand außer mir überlebt?“, fragte ich.
    Es schwirrten immer noch ettliche Fragen durch meinen Kopf, doch diese schoss mir geradezu unkontrolliert aus dem Mund.
    „In den armen Dörfern dieses Landes sind die Menschen nicht zum Kampf ausgebildet und ohne nötige Ausrüstung oder Mittel können sie sich nicht gegen Plünderer wehren.
    Plünderer sind gnadenlos. Sie sind Meister des hinterhältigen Angriffs.“
    Mit diesen Worten beantwortete er meine Frage mit Nein.
    Also hatte ich tatsächlich alles wieder verloren.
    Alles, was ich mir die friedlichen Jahre über so schön aufgebaut hatte!
    Auch Gosho war tot.
    Ich stand wieder alleine da.

    Der Soldat schaute mich mit einem seltsamen Blick an…
    Der Blick von ihm wirkte…. durchdringend, eiskalt.
    „Du hast nichts mehr.“, begann er zu sprechen.
    „Wenn du möchtest, kann ich dir eine Unterkunft in Gareth besorgen.“
    Wieso bot er mir das an?
    Er kannte mich nicht einmal.
    War es aus Mitleid?
    Nein, Mitleid passte nicht zu einem Kerl wie dem.
    Dankend nahm ich das Angebot an.
    „Ich schlage dir vor, dort in die Armee von König Gerard einzutreten.“
    Schwerfällig antwortete ich ihm:
    „Wieso das? …. Wenn ich zu einem nicht geboren bin, dann ist es kämpfen.“
    Darauf sagte er nichts.
    Er grinste nur.
    „Du bist hier momentan im Inn südlich von Gareth. Es ist nicht weit zur Stadt.
    Wenn du wieder wohlauf bist, komme einfach in die Stadt und frag nach mir.“
    Er schien gehen zu wollen.
    „Warte!“, rief ich,
    „Mein Name ist Toanh.“
    Er grinste.
    „Aron.“
    Und mit diesem letzten Wort verschwand er durch die Tür.
    Diese Begegnung war seltsam…
    Aron war wirklich etwas Besonderes.
    In dem Gespräch mit ihm konnte ich einen Moment lang vergessen, was geschehen war.
    Doch umso schlimmer wurde es, als es mir wieder durch die Gedanken schoss.

    Am nächsten Morgen war ich wieder in der Lage aufzustehen.
    Ich wunderte mich, dass ich scheinbar keine Verletzungen bei dem Angriff der Plünderer davontrug.
    Doch das machte mich auch traurig.
    Wieso sterben alle, die ich liebe?
    Und ich bekomme nicht einmal etwas bei der Zerstörung meiner Heimat ab?
    So etwas muss Schicksal sein.
    Offenbar will es nicht, dass ich sterbe.

    Ich ging aus dem Zimmer heraus und eine Treppe hinunter.
    Dort empfing mich der Besitzer des Inns.
    Aron hatte mir einen Aufenthalt im Inn für die ganze nächste Woche bezahlt.
    Ich wusste seine Worte auf eine merkwürdige Weise zu schätzen und wollte nach Gareth gehen und in die Armee von König Gerard eintreten.
    Ich wollte stark werden!
    Ich wollte nie wieder so hilflos in einer Situation sein wie bei dem Angriff der Plünderer!
    Ich wollte nie wieder einem Menschen beim Sterben zusehen müssen!
    Ich hatte plötzlich Ziele vor den Augen.
    Aron schaffte es doch tatsächlich, durch solch ein kurzes Gespräch neuen Mut in mir zu schöpfen.

    Vielleicht konnte ich in Gareth ein ganz neues Leben beginnen…….

    4 Tage vergingen.
    Ich kurierte mich lange im Inn aus.
    Schließlich war ich wieder normaler körperlicher Verfassung.
    Ich musste während der Zeit im Inn viel über das, was geschehen war, nachdenken.
    Immer wieder diese Fragen;
    Warum sind meine Eltern tot?
    Warum ist Rika tot?
    Warum sind Gosho und die Dorfleute tot?
    Und warum bin ICH nicht tot?
    Schließlich verließ ich das Inn, auch wenn ich noch 2 Tage dort hätte ruhen können.
    Ich wollte nach Gareth und zu Aron.
    Nach Gareth war es nicht sehr weit.
    Der Besitzer des Inns gab mir zu Essen und zu Trinken mit auf den Weg.
    So marschierte ich raschen Schrittes immer nach Norden, in der Hoffnung, in Gareth ein neues Leben zu beginnen.
    Doch würde ich die Vergangenheit jemals verkraften können?
    Es war wirklich schwer.

    Es war ein sonniger Tag.
    Recht warm für diese Jahreszeit.
    Ich hatte den Eindruck, dass ich hier am sichersten Ort der Welt sein müsste.
    Auf dem Weg nach Gareth kam ich an vielen Feldern und kleinen Ansammlungen von Häusern vorbei.
    Die Menschen hier sahen glücklich und zufrieden aus.
    Es musste ihnen wirklich gut gehen.
    Auch ich wollte in Zukunft so leben….
    Ich wollte nicht mehr arm sein und mir mein Essen selber zusammenpflücken.
    Ich wollte ein schönes Leben haben und stark werden.

    Gareth war in Sichtweite.
    Ich war unglaublich beeindruckt von dieser schier riesigen Stadt.
    Türme und Turmspitzen ragen hinter den großen Steinwällen hervor.
    Ich war nun am Eingang.
    Allein der Eingang bestand aus 3 riesigen Toren, eins jeweils links und rechts und ein etwas Größeres in der Mitte.
    Überall an den Wällen flatterten blaue Flaggen.
    Das war das gleiche Blau wie bei der Rüstung der Soldaten.

    Die Tore waren bereits geöffnet.
    Ich wurde von zwei Wachen am Tor ausgefragt, was ich hier wolle.
    Als ich ihnen die Sache mit Aron erklärte, ließen sie mich schließlich passieren.
    Einer der beiden Wachen gab mir den Rat, im Pub oder direkt am Hofe vor dem Schloss des Königs nach Aron zu fragen.
    Ich betrat also Gareth.

    Ich stand auf einem gepflasterten Steinweg.
    Allein das war schon ziemlich beeindruckend, denn so etwas hatte ich selten zuvor gesehen.
    In meiner Heimat gab es solche Wege nicht, geschweige denn ganze Straßen.
    Gareth musste reich sein!
    Unendlich lange solcher Steinwege verbanden die ettlichen, großen und gepflegten Häuser der Stadt miteinander.
    Einige Schritte vor mir war ein großer Platz mit einigen Marktkarren.
    Überall waren Menschen.
    Sie alle waren ziemlich nobel gekleidet, zumindest empfand ich das so.
    Denn ich besaß nie in meinem Leben solch schöne Kleidung.
    Ich stand da und schaute mich eine Weile um, nur den Kopf bewegend.
    Ich fühlte mich gut.
    Sicher.
    Ich dachte mir, dass ich bald auch zu diesen Leuten gehören würde.
    Die Hauptstadt Gareth war wirklich etwas Beeindruckendes!

    Nachdem ich dank einiger Straßenschilder den Weg zum Pub fand, sah ich davor einen Soldaten Gareths stehen. Wie sollte es auch anders sein, trug er eine blaue Rüstung.
    Ich sprach ihn an und erklärte ihm meine Lage und fragte ihn nach Aron.
    Der Soldat war wirklich freundlich und führte mich durch die halbe Stadt bis hin zu einem weiteren, großen Tor, das verschlossen war.
    „Lasst uns rein!“, rief er und das Tor öffnete sich.
    Das war nun das Beeindruckendste von ganz Gareth.
    Vor mir war ein riesiger, leerer Platz. Und er war wirklich riesig!
    Dahinter befanden sich mehrere überdachte Wege zu verschiedenen Häusern.
    Und inmitten davon;
    Das unendlich große Schloss!
    Die größte Turmspitze, die ich vom Eingang Gareths hinter den Steinwällen emporragen sah, war die Spitze dieses Schlosses! Es war wirklich beeindruckend.
    „Hier waltet der ehrenwerte König Gerard, König unseres Landes.“, sprach der Soldat zu mir.
    „Nicht jeder darf hier einfach so hereinspazieren, normalerweise ist das nur den Wachen und Soldaten erlaubt. Doch du wurdest von Aron hergerufen, das ist eine Ausnahme.“
    Wir überquerten den riesigen Platz, an dem sich keine einzige Menschenseele befand.
    Noch eben ging ich durch eine fantastische, lebvolle Stadt.
    Doch plötzlich befand ich mich an einem Ort, an dem eine angenehme Ruhe herrschte.
    Ich hörte nur noch das Geplauder der Menschen in der Entfernung.
    Als wir den Platz überquert hatten, betraten wir einen der überdachten Gänge.
    Mir schien, es gab hier keine einzige Stelle, an der es hässlich aussähe.
    Alles war riesig, nobel und mit Liebe zum Detail verziert.
    Egal, ob es die goldenen oder silbernen Blumentöpfe, die Flaggen, die Goldmuster an den Wänden oder die großen Glasfenster waren…
    Ich traute meinen Augen einfach nicht.

    Nun waren wir angekommen an dem Eingang eines der „kleineren“ Gebäude um das Schloss herum.
    „Das ist die Kantine. Bürger haben keine Berechtigung, einzutreten. Ich werde Aron herholen.“, sagte der Soldat zu mir und betrat das Gebäude.
    Ich wartete.

    Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür wieder und Aron kam heraus.
    „Wie ich sehe, hast du meinen Rat angenommen. Das freut mich.“, sprach er, bevor ich ihn überhaupt begrüßen konnte.
    „Gehe zurück vor das Tor und warte dort auf mich. Ich werde mit König Gerard reden.“
    Aron drehte sich um und verschwand in eines der anderen Gebäude, das offenbar eine Art Nebeneingang zum Schloss war.
    Ich befolgte seine Worte und verließ den großen Platz.
    Ich war wieder in der Stadt.

    Nach einigen Stunden kam Aron zu mir.
    Ich konnte nicht sagen, dass mir das Warten lästig fiel, denn es war einfach wundervoll, sich all die schönen Häuser und die reichen Leute anzuschauen.
    „Ich konnte dir ein Dauerzimmer im Inn besorgen.
    Dort kannst du dich für die ersten Monate in Gareth niederlassen.“
    Ich antwortete Aron an diesem Tag noch kein einziges Wort, doch nun kam die Frage einfach unwillig aus mir heraus:
    „Warum hilfst du mir so sehr?“
    Aron blickte in die Weiten der Stadt und nach kurzer Pause meinte er:
    „Du bist Einwohner Lombardiens. König Gerard herrscht über Lombardien.
    Und er hilft nun mal seinen Einwohnern.“
    Ich staunte.
    Das musste wirklich ein sehr guter König sein!
    „Ich zeige dir den Inn. Direkt daneben gibt es ein kleines Geschäft, in dem du dir eine Karte von Gareth kaufen kannst.“
    Sagte er „Kaufen“ ?
    „Womit…. Kaufen?“, antwortete ich zögerlich.
    Aron grinste mich an und warf mir ein paar Münzen zu.
    Langsam wurde es mir unheimlich, wie sehr er sich um mich kümmerte.
    „Ist es normal, dass ihr Einwanderern in Gareth so sehr helft?“, fragte ich ihn, während wir immer weiter durch die Stadt in Richtung Inn gingen.
    „Nein.“, sprach er,
    „Glaub mir, auch wenn diese Stadt für dich besonders aussehen mag; auch Hauptstädte haben ihre Probleme. Das hier ist kein allheiliger Ort, das solltest du dir immer im Hinterkopf behalten. Das hier ist wie ein schöner Traum für dich, doch das kommt nur daher, dass du bisher nichts Besseres kanntest.“
    Aron schien wohl nicht sehr überzeugt von Gareth zu sein.
    Mir war das unverständlich, denn diese Stadt sah nun wirklich nicht danach aus, als hätte sie Schwierigkeiten.
    Doch eine Antwort auf meine Frage war das trotzdem nicht.
    Aron schaute mich mit seinem eiskalten Blick an.
    „Du bist die Ausnahme. Dir helfen wir und versorgen dich, weil du als einziger einen Angriff der Räuber überstanden und deine Heimat verloren hast.
    König Gerard plant Rückschläge, doch die Plünderer sind geschickt und verstecken sich; jeden Tag wechseln sie ihr Lager und ziehen an einen anderen Ort.
    Du bist sozusagen Augenzeuge, dass kann man immer gut gebrauchen!“
    Ich war Augenzeuge.
    Das stimmte.
    Leider.

    Wir waren am Inn angekommen.
    Man zeigte mir mein Zimmer und ich konnte mich dort fürs erste niederlassen.
    Ich war glücklich.
    Allein dieses Zimmer im Inn war schöner als alles andere, was ich aus Nostria kannte.
    Aron verabschiedete sich und verließ den Inn.
    Scheinbar war er sehr beschäftigt.
    Mit den Münzen, die er mir gab, kaufte ich mir wie empfohlen eine Karte von Gareth im Geschäft nebenan.
    Doch es blieben noch Münzen übrig.
    Einige sogar.
    Aron gab mir scheinbar eine kleine finanzielle Starthilfe und nicht nur das Geld für eine Karte, wie ich bis dahin annahm.
    Das war wirklich nett. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen gewesen.

    Das viele Wandern durch die Stadt machte meine Beine schnell müde.
    Es war anstrengend, vom einen Stadtpunkt zum anderen zu kommen, da die Stadt einfach so groß war.
    Doch das war nicht wirklich ein Problem, denn ich war körperliche Belastung von der Arbeit in Nostria gewohnt.
    Ich erkundete diesen aufregenden Ort bis zum Abend hin.
    Ich sah immer wieder neue, erstaunliche Dinge, die wunderschön und mir völlig fremd waren.
    Schließlich gingen die Laternen an.
    Ja, sogar Nachtbeleuchtung gab es in Gareth.
    Es war so wundervoll!

    Wäre ich in einer Stadt wie dieser geboren, als Kind einer dieser reichen Leute; ob ich dann jemals ein solch schweres Leben gehabt hätte?
    Mir schossen erneut hunderte Fragen durch den Kopf.
    Fragen, die nur durch den Aufenthalt in der Stadt entstanden waren.

    Ich ging zurück zum Inn und beschloss, erst einmal zu schlafen und neue Kraft zu tanken.
    Erst, als ich mich auf mein Bett setzte, merkte ich, dass meine Beine doch schon ziemlich schlapp gewesen waren.
    So schlief ich.
    Das war das erste Mal in meinem ganzen Leben, dass ich fast sorglos einschlafen konnte.
    Doch ich merkte schnell, dass mir etwas fehlte.
    Mir fehlte jemand an meiner Seite.
    Mir fehlte Rika.

    Am nächsten Morgen wachte ich schließlich gegen Mittag auf.
    Ich wunderte mich, wie gut ich schlafen konnte und reckte mich gähnend.
    Ich hatte keinerlei Schmerzen oder sonstige negative Beeinflussung, wie ich es sonst in Nostria immer gewohnt war, weil ich auf dem Boden schlafen musste.
    Heute war ich wirklich gut drauf!
    Heute würde ich in die Armee von König Gerard eintreten!
    Ja, ich würde sogar Geld verdienen und mir vielleicht irgendwann ein Haus in Gareth kaufen!
    Ich verließ den Inn.

    Ich machte mich auf den Weg zum großen Marktplatz im Zentrum der Stadt, denn von dort aus war es am einfachsten, zum Schloss zu gelangen.
    Sicherlich gab es einen kürzeren Weg dorthin, doch ich kannte mich schließlich nicht gut aus und hielt mich vorerst an die Straßen, die ich bereits kannte.
    Nach einem weiteren, langen Marsch durch die Stadt, der mir jedoch jedes Mal aufs neue Freude bereitete, traf ich am Tor zum großen Platz vor dem Schloss ein.
    Es war geschlossen.
    Doch vor dem Tor standen zwei Wachen, offenbar war eine davon eine Frau.
    Sogar eine ziemlich hübsche Frau.
    Sie war rothaarig, genau wie Rika.
    Das wunderte mich, denn ich wusste nicht, dass offenbar auch Frauen in die königliche Armee eintreten konnten.
    Zudem trug sie nicht wie all die anderen eine blaue, sondern eine grüne Rüstung.
    Sie bemerkte mich rasch und erkannte schnell, dass ich offenbar zum Schloss wollte.
    Sie kam auf mich zu und sprach mich an.
    „Hallo, willst du zum Schloss?“
    Sie duzte mich.
    Sah ich etwa noch jünger aus, als ich es war?
    „Ja, ich möchte gern der Armee König Gerards beitreten. Aron sagte mir, das wäre hier möglich.“
    Und bevor ich weiterreden konnte, unterbrach sie mich,
    „Aber natürlich! Du musst Toanh sein!“
    Immer, als ich Aron erwähnte, nahmen mich die Soldaten plötzlich äußerst höflich auf.
    Aron schien wohl einen besonderen Rang unter den Soldaten zu haben oder so.
    Doch fasste ich den Gedanken, dass die weibliche Wache, die vor mir stand, scheinbar Gefallen an mir hatte.
    Sie schaute mich mit ihren hübschen, glänzenden Augen an.
    „Mein Name ist Rika! Ich bin auch Soldatin.“

    Der Schock.
    Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter wie noch nie.
    Ein stechender Schmerz durchrannte meine Brust.
    Sie hieß Rika.
    Sie hieß tatsächlich Rika.
    Und sie hatte rote Haare. Genau wie meine Rika…
    Als ich der Soldatin Rika in die Augen sah, erkannte ich plötzlich eine wage Ähnlichkeit mit meiner geliebten Rika.
    „Geht es dir nicht gut? Du bist gerade ziemlich zusammengezuckt…“, sagte sie.
    „Nein nein, es geht schon…. Ich möchte gern zu Aron.“
    Obwohl ein tiefer Schmerz durch meinen Körper fuhr und mich Trauer überkam, tat ich so, als sei nichts gewesen.
    Ich sah wieder dieses Bild vor mir…
    Rika, in meinen Armen… das Gesicht ihres Mörders….
    „Na, du musst schon mit mir mitkommen, wenn du zu Aron möchtest. Komm schon!“
    Nach kurzer Besinnung folgte ich Rika, die das Tor öffnen ließ und mich über den großen Platz vorm Schloss führte.

    „Sir Aron gab König Gerard eine persönliche Empfehlung von dir.
    Es dürfte kein Problem für dich sein, uns beizutreten.
    Zumal wir sowieso auf der Suche nach neuen Männern für die Armee sind, da wir in letzter Zeit doch einige Verluste hinnehmen mussten.“
    Rika erklärte mir noch einiges und sagte mir, wie ich der Armee beitreten konnte.
    Dazu musste ich in eins der Gebäude neben dem Schloss, wo ich ein Formular ausfüllte und meine physische Stärke getestet wurde.
    „Mit etwas Glück kannst du schon heute Abend mit König Gerard oder einem seiner Offiziere sprechen, die dann über dich entscheiden.“, fuhr Rika nach der Anmeldung fort.
    „Darf ich fragen, wieso du der Armee beigetreten bist?“, fragte ich sie daraufhin.
    Sie lächelte.
    Doch es war nicht wirklich ein glückliches Lächeln.
    „Ich weiß, was du denkst. Dass ich eine Frau bin und Frauen normalerweise nicht in Berufen Platz finden, wo es um Disziplin oder Stärke geht.
    Doch ich bin in die Armee eingetreten, um der Welt das Gegenteil zu zeigen.
    Und außerdem bin ich jemandem etwas schuldig….“
    Es schien, als wolle Rika nicht fortfahren.
    „Mein Ziel ist es, Garde oder sogar Leibgarde von König Gerard zu werden, so wie Sir Aron.“
    Aron war Garde des Königs?
    Das erklärte seine Ansehnlichkeit unter den anderen Soldaten, die ich zuvor traf.
    Ich hatte nicht gedacht, dass er einen so hohen Rang direkt an der Seite des Königs besaß.
    Deshalb sprach Rika ihn auch mit „Sir“ an.
    „Morgens treffen wir Soldaten uns meistens hier auf dem großen Platz vorm Schloss.
    Dann beginnt das Training.“
    „Training?“, fragte ich.
    „Ja, wir üben den Umgang mit unseren Waffen und kämpfen ab und zu gegeneinander, um einfach besser zu werden. Natürlich verletzen wir uns dabei nicht gegenseitig.
    Das ganze dient eben nur der Übung.
    Die oberen Offiziere schauen uns dabei zu und unterrichten uns sozusagen.
    Nach einigen Stunden bekommen wir dann mittags schließlich einen Auftrag zugeteilt, den wir für den Rest des Tages ausführen.
    Jeder Soldat bekommt an jedem Tag eine andere Aufgabe, das ist rein zufällig.
    Wenn du aber Pech hast, könntest du auch eine ganze Woche lang nur die Wache spielen.
    So habe ich zum Beispiel für heute den Auftrag bekommen, das Tor zum Schloss zu bewachen.
    Wachdienste sind ehrlich gesagt die langweiligsten Aufgaben, die wir bekommen können.“
    Als sie das sagte, grinste sie.
    „Mit dem Formular hast du jedenfalls erstmal alles getan, was du für deine Anmeldung tun konntest. Dir wurde ein Zimmer im Inn gemietet, richtig?
    Sir Aron oder ich werden dir heute Abend alle weiteren Infos erteilen, sobald ein Offizier dein Formular durchgelesen hat.
    Vielleicht trägst auch du schon morgen eine blaue Rüstung.“
    Sie zwinkerte mir zu.
    „Hoffentlich.“
    Ich lächelte sie an.
    „Ich muss dann jetzt meinen Posten wieder antreten.
    Bis heute Abend kannst du dir die Zeit noch ein wenig in der Stadt vertreiben wenn du möchtest.
    Schließt die Tore wieder!“, sprach sie zu zwei weiteren Soldaten, die offenbar für heute den Auftrag erhielten, die Tore zu bewegen.
    Ich wunderte mich, was es doch so alles für Aufträge für die Soldaten gab, doch ich bekam auch ein wenig Angst davor.
    Mussten manche Dinge nicht wirklich unheimlich langweilig sein?
    Doch das war mir egal,
    denn ich wollte schließlich stark werden.
    Und stark werden würde ich durch jenes morgiges Training auf dem riesigen Hof vor dem Schloss.
    Die Tore wurden geschlossen.
    „Wenn etwas ist, kannst du jederzeit herkommen und mich nach Hilfe fragen.“
    Dankend nahm ich Rikas Angebot an.
    „Dann machs gut, vielleicht bis heute Abend!“
    So verließ ich sie und erkundete neue Stadtteile, die mir noch unbekannt waren.

    Dabei musste ich auch viel an Rika denken.
    Sie war die wohl einzige Frau in der ganzen Armee.
    Wer oder was sie wohl zu diesem Beruf trieb?

    Die ganze Zeit über hatte Rika mich angelächelt oder in freundlichem Ton mit mir geredet.
    Ob sie etwas an mir fand?
    Sie ist ja schon ziemlich nett und hübsch, aber…..
    Ich kann das noch nicht!
    Ich kann nicht wieder mit einer Frau zusammen sein, die darüber hinaus auch noch meiner verstorbenen Liebe ähnelt.
    Es geht einfach nicht.

    So vertrieb ich mir die Zeit bis zum Abend in den Weiten der schier endlosen Stadt.

    Ich hatte noch ein paar Münzen von Aron übrig und hätte mir am liebsten im Pub mal ein Bier gegönnt.
    Das schien hier ein sehr beliebtes Getränk zu sein.
    In Nostria hatten wir so etwas nicht.
    Doch als ich in der Abenddämmerung vor dem Pub stand, tippte mich jemand von hinten an.
    Es war Rika.
    Mit Freude sprach sie zu mir: „Du bist jetzt ein Soldat von Lombardien.“
    Unglaublich!
    Anscheinend wurde mein Formular schon bestätigt.
    Ich war nun wirklich schon ein Soldat?
    Das ging… alles etwas einfach und schnell.
    Doch ich war glücklich.
    „Mein Auftrag für heute ist erledigt. Ich entspanne mich noch ein wenig im Pub.“, sagte Rika, „Gehe zur Kantine neben dem Schloss. Abends halten sich dort immer einige Soldaten auf, du kannst ja mal Bekanntschaft mit ihnen schließen, wenn du möchtest. Aron ist auch dort.
    Der Offizier, der morgen früh das Training auf dem Platz leitet, möchte dann übrigens mit dir reden. Wenn du Glück hast, kannst du schon morgen beim Training mitmachen oder einen Auftrag ausüben.“
    Morgen würde ich schon den Tätigkeiten eines Soldaten nachgehen!
    Ich war wirklich stolz.
    Das war erst der zweite Tag in Gareth für mich und mein Leben schien plötzlich besser zu laufen denn je.
    „Machs gut, Toanh. Bis morgen!“
    Rika betrat den Pub.
    Ich wäre gerne mit ihr hineingegangen und hätte mal dieses Bier probiert, doch mir war es viel wichtiger, nun zur Kantine zu gehen.
    Ich war schließlich Soldat, und die anderen Soldaten sollten mich kennen.
    Ich machte mich wieder auf den Weg zum Schloss.
    Dabei hielt ich mich stets an den Weg über den Marktplatz, der mir bis dahin schon sehr vertraut war.
    Doch auf dem Marktplatz machte ich eine grausame Begegnung….

    Ich erblickte diesen Mann.
    Er war auch ein Soldat, denn er trug die blaue Rüstung.
    Angstschweiß lief mir über die Stirn.
    Ich blieb stehen und der Soldat kam immer näher auf mich zu.
    Ich schaute ihn an.
    Meine Augen waren starr.
    Ich war unfähig, mich zu bewegen.
    Ich sah das Gesicht dieses Verbrechers….
    Das Gesicht des Mörders von meiner geliebten Rika.
    Ich sah dieses Gesicht in meinem Kopf als auch direkt vor mir.
    Dieser Soldat….
    Er trug das gleiche Gesicht wie das des Plünderers.
    Er hatte zwar keine Narbe, keine Bartstoppeln und sah gepflegt aus, doch dieses Gesicht war unverkennbar!
    Ich hätte es auf 100 Meter Entfernung erkannt!
    Das war das Gesicht des Mörders von Rika!
    Es war der Plünderer!
    Ich kam nicht davon ab, den Kerl anzustarren.

    Als er sah, wie ich ihn anschaute, kam er zu mir.
    „Hey, du bist doch Toanh, oder?
    Du warst heute Mittag zusammen mit Rika auf dem Hof vorm Schloss.
    Du trittst König Gerard bei, stimmts?“
    Ich konnte nicht sprechen.
    Ich stand starr da.
    Dieser Mann lag ein sehr freundliches Gesicht auf.
    Doch dieses Gesicht war nur eine Maske!
    Ich konnte in seinen Augen genau denselben, kriminellen Glanz erkennen, wie auch der Plünderer ihn besaß.
    Sein Lächeln war teuflisch.
    „Ich bin Kesake! Freut mich, dich kennen zu lernen.“, sprach er wie aus normalem Menschenmunde.
    „Ja…. Ganz… meinerseits.“ Ich schaffte es doch noch, diese Worte herauszubringen.
    „Ich wünsche dir viel Erfolg in der Armee König Gerards!“
    Und er ging weiter.
    In eine kleine Gasse, die ich noch nicht kannte.
    Er war außer Sichtweite.

    Ich wisch mir den Angstschweiß von der Stirn.
    Mein Herz raste.

    Dieser Kerl….
    Ist zu nett, zu menschlich…. als dass er ein Plünderer hätte sein können!
    Aber sein Gesicht….
    Es suchte mich bis heute heim, dieses Gesicht des Mörders.
    Kesake hatte genau das gleiche Gesicht!
    Es war unmöglich, dass ich es hätte verwechseln können.
    Doch wie konnte dieser Kerl ein Soldat sein?
    Vor wenigen Tagen noch hatte er meine Heimat zerstört…
    Und meine große Liebe.
    Oder verwechsle ich ihn etwa doch nur?

    Wie hypnotisiert ging ich langsam weiter in Richtung Schloss.
    Doch ich konnte nicht mehr!
    Mich suchten plötzlich schreckliche Gedanken auf.
    Diese Bilder…. wurden schärfer und schärfer.
    Ich sah die Bilder vom Tod Rikas wieder vor mir.
    Selbst, wenn ich die Augen geöffnet hatte.
    Ich ertrug es nicht!
    Ich wollte mich schlafen legen, damit ich diese grauenhaften Bilder nicht mehr sehen musste.
    Ich rannte zum Inn auf mein Zimmer.
    Ich rettete mich in den Schlaf.

    So schlimm war dieses Gefühl noch nie…..

    Doch der Schlaf konnte mich auch nicht vor diesen Bildern schützen.
    Ich sah Rika vor mir, blutüberströmt und mit schwarzen Augen…
    Daneben stand Kesake in der blauen Rüstung, mit einem blutverschmierten Schwert in der Hand…
    Träumte ich?
    Ja, das musste ein Traum gewesen sein!
    Ich sah Plünderer….
    Die toten Dorfleute….
    Dann war da plötzlich Gareth!
    War es Gareth?
    Ja, ich glaube schon!
    Aber…. Es war dunkel….
    Jetzt war da ein dunkler Ort….
    War es Nacht?
    Oder war es ein Keller?
    Da standen Leute….
    Komische Leute, mit schwarzen Umhängen gekleidet.
    Sie standen alle in einem Kreis….
    Ich sehe Rika….
    Sie ist tot!
    Auch die Soldatin Rika, sie ist tot!
    Beide Rikas sind getötet worden!
    Aron steht regungslos daneben….

    Ich renne fort.




    Ich öffne blitzschnell die Augen.
    …………..
    „Es war ein Traum…“, flüsterte ich zu mir selbst und wich den Schweiß von meiner Stirn.
    Ich war in meinem Zimmer im Inn.
    Ich hatte bloß geträumt.
    Langsam verschwand das Bild von Kesake.
    Ich wurde ruhiger.
    Ich erinnerte mich daran, dass ich Kesake begegnet bin und mich in den Schlaf retten wollte.
    Retten, vor diesen grausamen Bildern.
    Doch im Schlaf sah ich noch viel schlimmere Bilder!
    Was war das?
    Wieso war auch die Soldatin Rika tot? Wieso stand Aron nur starr daneben?
    Wer waren diese Leute in den Umhängen?
    Es…. war zu dunkel…

    Ich stand auf.
    Ich war froh, dass es nur ein Traum war.
    Morgen früh würde ich das wieder vergessen können und ich würde ein neues Leben als Soldat beginnen!
    Doch ich konnte die Bilder einfach nicht vergessen, ich konnte sie nicht „fortscheuchen“.
    Ich wollte diese Bilder nicht sehen!
    Ich dachte, vielleicht würde es helfen, zu schreiben….
    Meine Geschichte aufzuschreiben….

    Es hilft!
    Die Nacht ist fast vorüber.
    Ich habe alles aufgeschrieben….
    Die Bilder suchen mich nicht mehr heim.
    Hoffentlich bleibt das so!
    Gleich trete ich mein Amt als Soldat an!

    Ich muss mit Aron und Rika sprechen….
    Vielleicht hilft Sprechen noch mehr als Schreiben.






    das wars
    hoffe auf feedback
    gruß, Jason

    Geändert von Rinober (02.05.2007 um 13:53 Uhr)

  2. #2
    hi ^^

    Bewertung deiner Story:

    Toanh? Finde ich irgendwie nicht gut den Namen.....klingt so,als hättest du den Namengenerator ausprobiert,habe ich gestern nämlich auch versucht und da kamen auch so ähnlich merkwürdige Namen dabei raus oO

    Ansonsten klingt das wirklich gut. Fast wie ein Film ^^
    Du hast das sehr schön erzählt und das Lesen deiner Story war keine Zeitverschwendung(*puh*).
    Nunja,es wird aber bestimmt schwer das so umzusetzen,obwohl....naja,wird schon klappen.

    Ist das dein ganzes Intro und dann wenn er aufwacht beginnt die richtige Geschichte oder wie?
    Hast du bereits was gemacht oder musst du erst anfangen,wüsste nämlich schon gerne,wann man noch mehr zu sehen bekommt(Screens,etc.).

    Ps: Fürs nächste mal schreib am Besten nicht gleich auf einmal so viel.
    Ich würde dir raten,dass aufzuteilen und dann Stückchenweise zu präsentieren,da du so mehr Leser anlockst,denn so ein langer Text kann wirklich abschrecken.(Nur mich nicht )
    Also viel Glück und Erfolg noch,denn die Story hat echt Potenzial.

    Geändert von Princess Aiu (10.06.2006 um 14:46 Uhr)

  3. #3
    So Jason, dann wolln wa mal^^

    Also Toanh is wirklich schon ein recht seltsamer Name, solltest du echt ändern
    Naja, Nostria und Gosho gefallen mir ach nich ganz, aber sie sind annehmbar.
    Ansonsten gefällt mir die Story auch wirklich gut, hoffe doch, dass du das ordentlich mit guter Musik und vielen Posen umsetzten kannst. Aber wie ich dich kenne, wird das schon irgendwie....vielleicht...

  4. #4
    Wow ... was ne Story ... man merkt du hast dir echt mal mühe gegeben ... ist wirklich fesselnd ...
    Bin mal gespannt wie du das umsetzen willst, allein schon von der Größe her ... Ich wäre sehr enttäuscht wenn die Hauptstadt am Ende aus 5 Häusern besteht!
    Was den Namen angeht solltest du ihn ruhig lassen. Ist halt mal was neues. (einige Namen stammen ja eh aus VD, bzw. sind davon inspiriert hab ich den Eindruck ....)

    Tja ... ich bin wirklich mal gespannt ... wenn du das richtig umsetzt wirds ein absoluter Hammer ... Zumal das ganze recht tiefgrübndig werden wird ... zumindest nachd en Verschwörungstheorien die du da andeutest ... ich bin echt mal gespannt ....

  5. #5
    Soderla, ich habe mich nun auch durch diese fesselnde Geschichte gewühlt und bin vom Erzählstil und der Geschichte, sowie den tragischen Wendungen mehr als angetan, ein ganz, ganz deutlicher Pluspunkt
    Hut ab und Respekt!

    Trotzdem einige Punkte, die ich anmerken möchte: Ich würde die DSA-typischen Namen aus dem Spiel nehmen oder aber aus dem Spiel gleich ein DSA-Projekt machen was ebenfalls auf jeden Fall eine mehr als interessante Idee wäre, da es in dieser SParte absolutes Neuland wäre.

    Die Namen der Hauptcharaktere gefallen mir persönlich sehr gut, daran habe ich Nichts auszusetzen, aber es gibt einen Punkt, den solltest du auf jeden Fall ändern.

    Du hast zahlreiche englische Modewörter und auch Rollenspielbegriffe eingebaut, die diesem Text viel Würze nehmen und das Ambiente stark drücken.

    Wörter wie "Inn", "Pub" "Kollege" "Zimmer klarmachen" "Training" oder "Wow!" passen gar nicht in die Geschichte und sind deines Erzähstiles meiner Meinung nach nicht würdig.

    Ansonsten aber eine wirklich großartige Sache, das Ganze, weiter so

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