Diomedes verweilte noch ein wenig in Müdigkeit. Er schaute sich kurz im Raum um, ehe er etwas sagte.
Verlasst beide bitte den Raum. Lasst mich einen Augenblick mit der Dame alleine. sagte er.

Was habt ihr vor? fragte Silan neugierig.

Das lasst meine Sorge sein. Geht bitte. Und schließt die Tür.

Silan ging sofort. Buddha hingegen schaute Diomedes irritiert und verdächtigend zugleich an, ehe er sich langsam entfernte.

Was wollt ihr mit mir anstellen? fragte Erell. Ihr Ton hatte Diomedes gar nicht gefallen, aber auch nicht kalt gelassen. Es klang wie ein Angebot, schon fast wie eine Aufforderng, zu eindeutiger Sache. Der Reiz ihres Körpers spiegelte sich in ihrer Stimme vollends wieder. Mehr Herzlichkeit und Wärme konnte eine Stimme nicht haben.

Reden... fürs erste. sagte Diomedes, doch an Erells Blick erkannte er, dass seine Absichten der ihren alles andere als identisch waren.
Zuerst einmal... wer seid ihr? fragte er.

Ich weiß nicht genau... Wie würdet ihr mich nennen?

Bitte unterlasst diese Witze... ich habe euch etwas gefragt.

Ich weiß es wirklich nicht... irgendwie kommt mir alles so verschwommen vor, woran ich mich versuche zu erinnern.

Diomedes legte den Kopf zurück in den Nacken, wie immer, wenn er versuchte, die Fassung wieder zu finden. Wollt ihr mir sagen, ihr habt Amnesie? fragte er.

Was weiß ich... Ich kann mich nicht erinnern.

Diomedes sah ihr in die Augen, wie um sie zu prüfen, doch dabei wurde er von ihrem Blick gestochen wie von einem Dolch, mitten ins Herz. Es war ein warmer, fesselnder Blick, voller Leidenschaft. Diomedes fühlte ein leichtes zittern in sich. Doch wenige Sekunden später wich er ihr aus, und drehte sich um.

Könnt ihr euch an gar nichts erinnern? Wisst ihr nicht, was ihr da draußen gemacht oder gesucht habt? fragte er zögerlich weiter.

Ich weiß es nicht.... sie sagte einen Moment nichts. Wart ihr es also der mich gerettet hat?
Ich habe euch nur da raus geholt. Dankt dem Wirt, dass er euch versorgt hat.

Aber ihr habt mich her gebracht? Dann gehört das wohl euch.
Wie aus einem Reflex drehte sich Diomedes um, und errötete sogleich, als er Erell nahezu unbekleidet vor sich sah. Sie reichte ihm seinen Mantel, und lag nur noch in den Fetzen ihres ohnehin schon sehr knappen Kleidchens da.
Bitte... behaltet ihn doch noch ein wenig. stotterte Diomedes hervor. Er schluckte heftig.

Na gut, wenn ihr meint... sagte Erell lächelnd. Ein Lächeln, von dem Diomedes wusste, dass er Zeit seines Lebens wohl kein süßeres sehen würde. Langsam hüllte sie sich wieder in den Mantel, Diomedes nicht von ihrem Blick befreiend.

Wie würdet ihr mich nun nennen? Oder soll ich ohne Namen rumspazieren? fragte Erell.

Diomedes überlegte nicht lange. Ein Name sprang ihm sofort ins Gedächtnis. Lilith nenne ich euch.

Das gefällt mir. sagte Erell. Mit der Hand winkte sie ihn zu sich heran. Diomedes ging langsam, wie von einem Magnet angezogen, auf sie zu. Wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen. Er atmete schwer, wie verzaubert stand er da. Und versank in dem endlosen Glanz ihrer smaragdgrünen Augen.