Von einem Soldaten des Königs bekam Blastaar die Karte, auf der die fünf Aufgaben standen, die es zu bewältigen galt, bevor der Pyromagus seinem Ziel – dem Sieg über die Schnitzeljagd von Hyrule – einen großen Schritt näher kam. Etwas allerdings stimmte nicht: Auf der Karte standen gar keine Aufgaben, nur das königliche Symbol von Hyrule. Blastaar sah sich etwas verwirrt um, dann tippte er von hinten dem Soldaten auf die Schulter, der ihm eben die Karte gegeben hatte.
„Ah, das ist was besonderes“, sagte er. „Kommt bitte mit.“
Der Pyromagus folgte dem Soldaten zu einer abgelegen Sitzgruppe in einem Pavillon, das wegen der Festspiele auf der zugigen Spitze des Todesbergs aufgebaut war. Dort saßen und standen auch einige Leute, offenbar alle Mitspieler der Schnitzeljagd. Ein groß gewachsener Barbar mit Glatze und nur einem Auge, auf dessen Rücken ein großer Zweihänder saß, ein junger Mann mit langen schwarzen Haaren, der an der Sehne seines Langbogens herumspielte, eine Frau Mitte vierzig, von der Blastaar direkt spürte, dass sie eine Zauberin war, und ein blutjunges Mädchen, die auch eine Zauberin zu sein schien. Sie war sehr hübsch, Blastaar musste kein Sterblicher sein, um das zu erkennen. Der Pyromagus würde davon allerdings unbeeindruckt bleiben, dessen war er sich sicher.
Ein älterer Herr mit grauen Haaren und vernarbtem Gesicht – anhand der Kleidung konnte Blastaar erkennen, dass er ein ranghohes Mitglied der Garde sein musste, bestimmt ein Offizier – trat ins Zelt und bat die Versammelten mit lauter und kräftiger Stimme, ihnen zuzuhören. Dann hub er an zu sprechen.
„Verehrte Teilnehmer der Ersten Schnitzeljagd von Hyrule! Ihr fragt euch sicher, warum ihr nicht wie eure Konkurrenten bereits bei der Erledigung eurer Aufgabe seid. Die Antwort ist einfach: Wir – das heißt die Veranstalter des Turniers – haben zwischen allen Aufgabenkarten fünf spezielle Karten versteckt. Das waren die Karten mit dem königlichen Siegel. Es bedeutet, dass ihr alle, die ihr hier versammelt seid, an einer besonderen zweiten Runde teilnehmt, für die wir euch bitten, laut eure Namen und zu nennen und einmal hier zu unterschreiben“, sagte er und reichte ein großformatiges, kompliziert geschriebenes Stück Pergament herum, das bestimmt ein Vertrag war, dann hing er sehr schnell und mit äußerst leiser Stimme an: „Weil vermutlich die nächste Aufgabe etwas heftiger wird und ihr im Falle eines Falles unter Umständen einen etwas schmerzhaften Tod sterben könntet.“
Blastaar war sich sicher, dass den Mann alle Anwesenden gehört hatten, und es ihnen egal war. Er nahm das Pergament entgegen, las Sätze wie „Der Teilnehmer ist einverstanden, sämtliche anfallenden Arztkosten selbst zu tragen“ und „Der Teilnehmer wird das königliche Haus im Todesfalle nicht verklagen und/oder als Geist heimsuchen“, dann sagte er laut und deutlich Jack Skellington – seinen Standartnamen, reiste er inkognito – und gab das Papier weiter.
„Faucon“, rief der einäugige Barbar laut und unterschrieb unter größten Mühen.
„Pierce“, sagte die junge Zauberin und kritzelte mit einem selbstgefälligen Lächeln ihren Namen zu Papier.
„Macadamia“, näselte die ältere Zauberin mit dem Hauch einer Verachtung für alle anderen Anwesenden und schrieb in großen, schwungvollen Lettern ihren Namen nieder.
„Ashton“, grinste der Waldläufer mit dem Langbogen, schrieb seinen Namen hin und lächelte dabei die Zauberin Pierce an, die rot wurde und sofort wegsah. Dann reichte er die Liste dem Gardeoffizier.
„Danke. Nun, meine Damen und Herren, ihr fragt euch sicher, was euch erwartet. Wenn ihr mir bitte folgen würdet.“ Der Offizier führte alle hinaus und auf der Rückseite des Berges, wo sie eine Seilwinde nahmen, die ins Tal führte. Während der Fahrt sprach der Offizier weiter. Seine Stimme war so laut, dass sie problemlos das monotone Quietschen der Seilwinde übertönte: „Im diesem Tal liegt ein verfallenes Bauwerk, dem die Dörfler von Kakariko den Namen Teufelsvilla gegeben haben. Man munkelt, es sei ein verfluchter Ort – was natürlich vollkommener Quatsch ist –, wo tödliche Fallen und grausame Monster aufwarten.
In Wahrheit ist es jedoch einfach nur eine alte Ruine, in der wir ein magisches Artefakt versteckt haben. Gut, die eine oder andere eventuell tödliche Falle könnte noch drin sein, aber das wäre ein Millionentreffer. Gut möglich, dass sich auch einige Ungeheuer in dem Bauwerk verschanzt oder eingenistet haben, aber das dürfte für euch ja alle kein Problem sein, nicht? Gut. Eure Aufgabe jedenfalls ist es, das Artefakt zu finden. Wer mit ihm in der Hand aus der Türschwelle hinaustritt, hat die zweite Aufgabe offiziell bestanden.“
Alle Teilnehmer traten aus der Seilwinde aufs dürre Gras der Talsteppe hinaus und marschierten langsam auf die ominöse Teufelsvilla zu, als Faucon der Barbar fragte: „Also nur eine Aufgabe anstatt drei? Wir finden das Artefakt, und gut ist?“
„Nicht ganz“, antwortete der Offizier. „Innerhalb des Hauses erwarten euch dennoch drei mehr oder weniger gleichwertige Aufgaben, die ihr zu bewältigen habt. Alles in allem ist diese Aufgabe dadurch natürlich etwas fordernder gegenüber den anderen, aber ich bin ganz gewiss, dass ihr es dennoch schafft.“
Während die Teilnehmer aus der Hörweite des Offiziers in die große, dunkle, mit Spinnenweben und Staub übersäten Eingangshalle der Teufelsvilla traten, warf Pierce plötzlich in die Runde: „Hey, wie wär’s, wenn wir da drin zusammenarbeiten? Ich meine, das wird da drin bestimmt ’ne harte Nummer werden. Wäre doch eigentlich besser, wenn wir uns irgendwie gegenseitig helfen, um den Quatsch überhaupt zu überleben, oder was meint ihr?“
„Gute Idee“, sagte Ashton sofort lächelnd und legte seinen Arm auf Pierce’ nackte Schultern. „Am besten bilden wir Zweierteams.“
„Dann bliebe einer übrig, Genie“, entgegnete Blastaar mit seiner kratzenden Stimme.
„Damit habe ich kein Problem“, warf Macadamia ein. „Denn ich werde alleine vorgehen.“
Faucon verschränkte die Arme und meinte: „Die Kleinen haben vielleicht gar nicht so unrecht, Madam. Würden wir ein Zweierteam und ein Dreierteam bilden, würden wir hier bestimmt ohne große Probleme durchkommen.“
„Ja, eben“, fügte Pierce hinzu. „Wer das Artefakt kriegt, können wir ja später immer noch entscheiden. Keine Ahnung, auslosen oder so halt. Was meint ihr?“
„Meinetwegen“, seufzte Macadamia und kratzte sich mit Zeigefinger und Daumen an den Nasenflügeln.
„Bist du auch dabei, Jack?“ fragte Ashton Blastaar, der beinahe gar nicht reagiert hätte, weil er sich nicht daran gewöhnen konnte, mit dem Namen angesprochen zu werden. Dann jedoch nickte er heftig. Vielleicht konnte er diese verquere Situation irgendwie zu seinem Vorteil ausnutzen. Immerhin musste er das Artefakt ja nicht als erster in Händen halten, er musste nur damit über die Türschwelle treten. Und das würde er ja irgendwie hinkriegen.
„Gut“, meinte Pierce. „Dann gehe ich mit Jack, und Ashton, Macadamia und Faucon bilden ein Team. Finden das alle in Ordnung?“
Bis auf Ashton, der auf Pierce’ Entscheidung etwas verwirrt reagierte, nickten alle Anwesenden, dann wandten sich Faucon und Macadamia in blindem Einverständnis der erstbesten Tür in der Eingangshalle zu. Ashton trottete ihnen etwas lustlos hinterher.
„Wollen wir dann hier lang?“ fragte Pierce freundlich lächelnd und öffnete eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite, die in den Keller führte.
„Was immer du meinst“, schnarrte Blastaar und trat auf die Treppe.
Als die beiden Schnitzeljäger gerade auf die Treppe traten, klappten plötzlich die Stufen um, und die Treppe verwandelte sich in eine Rutsche, die die zwei ins Untergeschoss des Gebäudes beförderte, das knapp einen Meter hoch von trübem, tiefgrünem Wasser überflutet war. Überall ragte Müll aus dem Wasser und in der ferne hörte man ein dunkles Raunen.
„Wo sind wir?“ fragte Pierce. „Sieht nach einem Gewölbe aus.“
Plötzlich bildete sich ein leichter Wellengang, und Blastaar flüsterte: „Hier ist irgendwas.“
„Du hast recht. Ob das die erste Aufgabe ist?“
Blastaar wollte gerade antworten, als sich plötzlich etwas um seine Hüfte schloss und ihn hoch in die Luft riss. Aus dem Augenwinkel erkannte der Pyromagus einen riesigen, schwarzroten Tentakel, der ihn gegen die nächste Steinwand klatschte und auf einen Müllhaufen donnerte. Er hatte sich kaum von dem Schlag erholt, als blitzartig ein – nein, zwei – weitere Tentakel aus dem Wasser und packten Pierce. Der Fangarm, der Blastaar gepackt hatte, ließ direkt von ihm ab und wickelte sich um Pierce, die sofort angeekelt aufschrie.
Blastaar kam das alles sehr gelegen, damit hatte er eine Konkurrentin ausgestochen. Er wandte sich ab und schoss durch ein großes Abwasserrohr aus dem Gewölbe in Sicherheit, während Pierce hinter ihm laut aufschrie. Der Pyromagus machte sich seine eigenen Gedanken, was ein halbes Dutzend unkontrollierter Tentakel wohl mit einem blutjungen halbnackten Mädchen anstellten.
Nachdem er ungefähr eine Minute gerannt war, kam Blastaar in eine senkrecht verlaufende Röhre, an deren Seite eine Leiter nach oben und unten verlief. Er entschied sich logischerweise für den Weg nach oben und kam wenig später an eine offene Luke an, die in einen großen Saal führte. Vorsichtig schlich er gebückt an der Wand entlang in Richtung der nächstgelegenen Tür, die jedoch gerade, als er sie öffnen wollte, von selbst aufging. Auf der anderen Seite standen Faucon und Macadamia, die sich halb zu Tode erschraken, als sie Blastaar sahen, sich dann aber augenblicklich beruhigten, als sie ihn erkannten.
„Wo ist Pierce?“ fragte Faucon, während Blastaar zeitgleich fragte: „Wo ist Ashton?“
„Dieser Feigling Pierce ist abgehauen“, sagte Macadamia und verschränkte kopfschüttelnd die Arme. „War wohl doch zu viel für ihn.“
„Und das Mädel und ich sind im Keller so einem Monsterviech begegnet. Hat sie erwischt. Ich hab“, hüstelte Blastaar, „alles getan, was ich konnte. C’est la vie, oder wie das heißt.“
„Und wir mussten ein paar bescheuerte Schalter- und Schieberätsel über uns ergehen lassen.“
„Dann hat ja jeder von uns eine Prüfung bestanden“, schlussfolgerte der Pyromagus. „Bleibt noch eine.“
„Sieht so aus“, meinte Macadamia desinteressiert, quetschte sich an Blastaar vorbei in den großen Saal, den sie durchquerte und auf die Doppeltür auf die gegenüberliegende Seite zulief. Als sie ungefähr in der Mitte war, brach plötzlich der Boden unter ihr weg, und sie stürzte laut kreischend in die Tiefe.
Blastaar und Faucon begutachteten das Geschehene noch einen Moment mit hochgezogenen Augenbrauen, dann verließen sie den Saal und traten in einen Korridor hinaus, der auf den ersten Blick unendlich lang schien. Allerdings war er, wie das gesamte Gebäude, ein architektonischer Geniestreich: Er verlief nicht gerade, sondern knickte ganz leicht ab, sodass er gar kein richtiges Ende zu haben schien.
„Da waren’s nur noch zwei, hm?“ fragte Faucon und zog einen Mundwinkel hoch.
„Ja, sieht so aus“, entgegnete Blastaar. Kurze Zeit schwiegen beide, dann ging der Pyromagus in die Hocke und schlug Faucon mit seinem Regenschirm in die Kniekehlen, worauf der Riese zu Boden ging. Dann schoss er blitzschnell vor und rannte den Gang entlang.
Faucon knurrte, dann sprang er mit einer Leichfüßigkeit, die man ihm auf den ersten Blick nie zugetraut hätte, auf und rannte seinem Teamkollegen, der soeben wieder zu einem Konkurrenten geworden war, hinterher. Nach wenigen Schritten hatte der Barbar den Pyromagus bereits aufgeholt, nach einigen weiteren Schritten hatte er ihn überholt.
Als Blastaar plötzlich abbremste und durch die nächste Tür rannte, wirbelte Faucon herum und rannte ihm hinterher, im Glauben, dass sein Gegenspieler etwas entdeckt hatte. Als der Barbar gerade die Tür durchquert und den vollkommen leeren Raum dahinter erkannt hatte, knallte die Tür hinter ihm zu. Blastaar hatte sich in einer Ecke versteckt und war blitzschnell heraus gerannt, als Faucon den Raum betreten hatte. Als er wieder im Gang war, klemmte der Pyromagus schnell einen Stuhl, der neben der Tür stand, unter die Türklinke, dann rannte er in die gegenüberliegende Tür, die wieder in die Eingangshalle führte.
Blastaar stand im ersten Stock und blickte auf die Treppe ins Erdgeschoss herunter. Das hätte er auch leichter haben können, dachte er bei sich und kratzte sich dabei am Kopf, als er plötzlich einen spitzen Gegenstand an seiner Schläfe spürte.
„Treff ich also doch noch einen“, sagte eine ihm bekannte Stimme, und Blastaar drehte seinen Kopf zur Seite – Ashton war noch da, und richtete einen Pfeil auf ihn!
„Sind’s also nur noch wir beide, wie’s aussieht. Pierce, Macadamia und Faucon sind mir gerade verschütt gegangen.“
Plötzlich meldete sich eine dritte Stimme zu Wort: „Stimmt, bis auf ein kleines Detail!“ Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand eine klatschnasse und ziemlich wütend dreinblickende Pierce in zerrissenen Kleidern. „Du Heckenpenner hast mich in diesem gottverdammten Rattenloch zurückgelassen!“ schrie sie Blastaar an.
Der reagierte gelassen: „Hatte ich kein Problem mit. Ich wusste, dass du dich leicht befreien konntest. Zufälligerweise hab ich nämlich rausgekriegt, dass du alles bist, aber kein Hyrulianer. Das spürt man, weißt du?“
„Tatsächlich, Herr Skellington? Oder sollte ich sagen Remus Jinenji Blastaar?“
„Wovon zum Teufel redet ihr da?“ warf Ashton total verwirrt ein.
„Erstens“, sagte Pierce, „ist das da ein Pyromagus und ein gesuchter Krimineller. Liest du eigentlich keine Zeitung, du hirnverbrannter Popanz?“
„Zweitens“, fügte Blastaar hinzu, „ist das da nicht diese kleine Magier••••••••, auf die du latent schwules Baumkind so offenkundig abgefahren bist, sondern ein – wenn mich meine Erinnerungen an die Arkanen Schriften aus der Festung des Bösen Königs nicht täuschen – Magier aus der Fünften Dimension, und sein Name ist … Mxyzptlk!“
Kaum hatte Blastaar den Namen ausgesprochen, platzte Pierce’ Haut wie eine Schale von ihrem Körper und enthüllte einen kleinen, pechschwarzen Mann mit roten Schlitzaugen und einem unglaublich klischeehaften Zaubererumhang voller Sterne und Monde. Ashton machte mit einem schrillen Quietschton einen Satz zurück, als zeitgleich Faucon durch die Tür brach und grölend nach Jack Skellington rief.
Gerade hatte er geendet, als Blastaar sich umdrehte und den Barbaren mit einem Wink seines Regenschirms über die Balustrade ins Erdgeschoss beförderte, wo er krachend auf den uralten Parkettboden aufschlug und dort regungslos liegen blieb. Durch den Ruck war der Hut des Pyromagus von seinem Kopf geflogen und offenbarte seine lang wallenden, blondweißen Haare, sein schwarzes Gesicht und seine gelben Knopfaugen.
Ashton schaute verwirrt zwischen Blastaar und Mxyzptlk hin und her. „Entschuldigt meine etwas mittelalterlich unkonforme Ausdrucksweise“, rief er, „aber was zum verdammten Teufel geht hier eigentlich ab?“
„Etwas“, antwortete Mxyzptlk, „das nicht mehr unter deinen Aufgabenbereich fällt, Zuckerpüppchen.“ Dann hob der Magier aus der Fünften Dimension seine schwarzen Finger und feuerte einen Kugelblitz auf den Waldläufer, der ihn durch ein großes, trübgläsernes Fenster beförderte. Blastaar und Mxyzptlk schauten durch die neue Öffnung und erkannten eine breite Holztreppe nach oben. Während der ohnmächtige Ashton auf dem Rücken liegend Sterne zählte, traten der Pyromagus und der Magier aus der Fünften Dimension im stillen Einverständnis die Treppe nach oben auf den Dachboden.
„Endlich!“ donnerte eine körperlose Stimme, als die beiden den Söller betraten. „Endlich ist es jemandem gelungen, die tausend Rätsel der Teufelsvilla zu lösen! Willkommen in meinem Refugium! Wenn ich mich vorstellen dürfte …“ Kaum war die Stimme verebbt, erschien mitten auf dem Holzboden ein süffisant lächelndes, schwarzes Gesicht. „Mein Name ist Groll, der mächtige Groll!“
„Ist uns offen gestanden egal“, meinte Blastaar knapp. „Ich habe keine Zeit mehr für dieses kindische Schnitzeljagen. Ich will ihn!“ Damit meinte er Mxyzptlk, der offenbar genau dasselbe zu denken schien.
„Was?“ Das sprechende Gesicht, das sich als Groll vorgestellt hatte, schien beleidigt. „Das könnt ihr nicht machen! Ich bin das letzte Rätsel der Teufelsvilla, das Grauen aus dem Tal! Ich verschlinge Seelen und Mut, ich verheere Helden und Herzen, ich …“
„Wenn es keine Umstände bereitet“, unterbrach Blastaar Groll, „würden wir gerne erst diese Sache hier klären. Die Magier aus der Fünften Dimension dienen Vaati, dem Herrn der Winde, und der ist der Erzfeind von Ganon, dem Bösen König.“
„Pah!“ schrie Mxyzptlk und spuckte verächtlich aus. „Vaati ist der wahre Meister des Bösen. Dereinst wird er wieder frei kommen und diese Welt vernichten. Etwas, zu dem dein toller Ganon ja nun nicht fähig war. Ich meine, wie oft hat er’s schon versucht? Fünfmal? Siebenmal? Und wie oft wurde er von drittklassigen Helden mit Holzschwert aufgehalten, hä? Ich sag’s dir, mein Freund: Jedes mal! Jedes verdammte mal!“
„Wenigstens beschäftigt Ganon nicht jämmerliche Magier, die man mühelos besiegen kann, wenn man ihren Namen kennt!“
Mxyzptlk wurde langsam nervös. „Wenigstens sieht Vaati nicht aus wie ein Eber auf Landurlaub, du … da!“ Mit dem letzen Wort schleuderte er einen Kugelblitz in Blastaars Richtung, den dieser mit seinem Regenschirm umlenkte.
Dann sprang Blastaar vor und feuerte einen Flammenball in Richtung seines Gegners, der ihn voll traf und gegen die nächste Wand hämmerte. Der Pyromagus trat vor den Magier aus der Fünften Dimension, hielt ihm seinen Regenschirm an die Kehle und sagte: „Einer Sache solltest du dir gewahr sein, Mxyzptlk. Ganon und alle seine Diener sind unbezwingbar. Und niemand, hörst du, niemand besiegt uns! Vielleicht kleine stumme Jungs mit Pudelmütze, aber bestimmt nicht jemand, den man in seine eigene Dimension zurückschicken kann, indem man seinen Namen rückwärts spricht! Lktpzyxm!“
Mit einem lauten, scheinbar unendlich in die Länge gezogenen „Nein!“ löste sich Mxyzptlk in einem grellen Lichtblitz auf und verschwand.
Blastaar klopfte sich die Hände ab, als hätte er eine schwere Arbeit verrichtet, dann meinte er zu Groll: „Witzige Sache mit diesen Magiern aus der Fünften Dimension. Ich meine, ich als Pyromagus bin noch einfacher zu besiegen, aber wie genau das funktioniert, hat bisher noch niemand rausgekriegt.“
„Dann kämpfe jetzt endlich gegen mich!“ rief Groll und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Kämpfe und unterliege! Ich bin der Schrecken aus dem Lehm, das …“
Noch während Groll sprach, richtete Blastaar seinen Regenschirm auf die Stelle in Grolls Gesicht, die seine Stirn gewesen wäre, besäße er einen richtigen Kopf. Dann feuerte der Pyromagus eine Feuerlanze zwischen die Augen des sprechenden Gesichts, worauf dieses seine Augen schloss, einmal in einer Mischung aus Zorn und Freude aufschrie und dann vollkommen verschwand.
„Jämmerliche Schwächlinge, alle miteinander“, murmelte Blastaar und marschierte durch eine kleine Tür am anderen Ende des Raumes, die er vorher nicht erreicht hatte, als Groll den Weg versperrt hatte.
In der Kammer dahinter schwebte auf einen zweckmäßigen Steinpodest etwas blaues, das wie ein großer Wassertropfen aus Gusseisen aussah. Wenn das nicht das gesuchte Artefakt war, wusste Blastaar auch nicht mehr weiter. Er packte den Tropfen, wirbelte auf der Stelle herum und sauste die Treppe hinunter in die Eingangshalle, wo er über Ashton hinwegflanierte, der gerade unter größten Mühen aufgestanden war. Im Vorbeigehen krallte der Pyromagus sich seinen Hut und verdeckte wieder sein Gesicht, das nicht erkannt werden durfte, dann trat er über die Türschwelle hinaus auf die Ebene und hatte damit den zweiten Teil der Schnitzeljagd gewonnen.
Am Fuß des Todesbergs erwartete Blastaar bereits der Offizier, der ihn freundlich begrüßte: „Willkommen zurück, Jack Skellington. Es freut mich zu sehen, dass Ihr es geschafft und das Artefakt sicher bei Euch habt. Herzlichen Glückwunsch. Habt Ihr noch etwas zu sagen, bevor wir Euch dann die dritte und abschließende Prüfung der Ersten Schnitzeljagd von Hyrule zeigen?“
„Oh ja“, meinte Blastaar nickend. „Was immer in der letzten Stunde passiert ist, ich bereue nichts!“