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Ritter
Das Telefon riss ihn aus einigen Stunden Schlaf, die er erst bemerkte, als er aufstand und nach dem Höhrer griff. Er gähnte ein unbeteiligtes "Ja?" in die Leitung.
"Al!" krächzte eine vertraute Stimme aus dem Höhrer. "Mensch, da ist mein Vetter einmal in der Stadt und lässt dann nichts von sich höhren! Was machst du so?"
Am liebsten hätte er ihm die Situation plastisch dagestellt. Er war abgebrannt, de facto dazu gezwungen wieder die schiefe Bahn einzuschlagen und selbst dieser kurze Anruf konnte für ihn und seinen Vetter tödlich sein.
"Es ... geht so. Ich bin nur leider wohl im Moment etwas blank, aber das wird sich geben!"
"Blank? Wie blank?"
Er fasste sich an die Stirn. Die Sorge, die sein Vetter in dieser unscheinbaren Frage mitklingen lies, hätte ihn wachsamer machen sollen. Aber er war einfach zu müde um sich große Sorgen um das machen zu können, was er da von sich gab. Er redete es einfach ohne zu denken.
"Na ja, ich habe irgendwie Probleme mit meiner...Pin! Die haben mir die Karte gesperrt und irgendwie wollen die mir die bei der Bank nicht erneuern und...na ja, sowas halt!"
"He, wenn du irgendwie Bargeld brauchst, dann.."
"Nein, Nein!" wimmelte Trialleone seinen Vetter ab. "Das ist nicht nötig, ähm....Ich habe eh vor, etwas länger hier zu bleiben und da werd ich wohl irgendwie mein Geld verdienen müssen. So ein ganz normaler Job halt. Nur...du weist ja, wie schwer das ist, auf dem Arbeitsmarkt was zu finden..."
Sein Text kam ihm auf einmal so unsagbar blöd vor. Dennoch antwortete sein Vetter auf diese Aussage mit der von ihm gewohnten Zuversicht.
"Sozusagen als Ausgleich zu dem eintönigen Leben als vierzigreichster Mann der Westküste? Hehe! Aber vielleicht hätte ich da was für dich! Vor kurzem hat eine Bekannte von mir gesagt, dass sie dringend eine helfende Hand brauchen könnte, wahrscheinlich so ein einfacher Schreibtischdienst, gutbezahlt. Geht um was Großes, wofür sie sich zuverlässige Leute wünschen würde, meinte sie. Ich kann dir ihre Geschäftsnummer geben, sag ihr einfach, ich hätte dich geschickt."
"Ähm..."
Trialleone hatte keine Lust auf eine größere Diskussion, deswegen antwortete er einfach mit "...jup, kann ja nichts schaden!"
"Sekunde, ich such sie schnell raus....Anweiler..Auerhahn...ah, da haben wirs. Ayana!"
Hätte er just in diesem Moment was getrunken, hätte er sich böse verschluckt.
"Ayana? Doch nicht etwa die Lilly Ayana?"
"Genau die! Kennt ihr euch etwa?"
"Nicht direkt, hab von ihr mal irgendwo was gelesen. Gib mir mal bitte die Nummer!"
Er schrieb die Nummer auf einen Zettel mit und hielt diesen wie ein Schatz vor sein Gesicht, ehe er sich von seinem Vetter verabschiedete und auflegte. Lilly Ayana. Der Name hatte es sofort bei ihm klingeln lassen. Klar, hatte der Ayanaclan doch in den "guten alten Zeiten" unter Takumi auch mit der Famillie Facchini in einer Art Hassliebe gestanden und sie genauso oft gerettet wie abserviert. Es war ruhig um sie geworden nach Takumis Tod und Lyllis Übernahme, nach aussen hin gab man sich legal wie immer, doch Trialleone wusste genau, wie sehr der Schein in diesem Gewerbe trügen konnte.
Takumi war einst einer der Erbfeinde derjenigen, die nun hinter ihm her waren und augenscheinlich seine einzige Möglichkeit zu überleben. Ohne zu zögern griff er zum Telefon und wählte die Nummer...
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