Ich bin dir noch eine vollständigere antwort für mein Schweigen schuldig geblieben, oder?

Das Problem mit den youkai liegt in der Mythologie des Shinto selbst. Unter Umständen bist du schon über den Stehsatz "In Japan gibt es Myriaden von Göttern" gestolpert denn genau darin liegt der Knackpunkt.

Ein jeder Gott kann, sofern ihm nicht genügend Respekt gezollt wird/seine Kreise gestört werden tatari ausüben. Tatari bedeutet, dass er durch ein gewaltsames Zeichen auf seine Existenz und seine Bedürftnisse in seinem Wohnbereich aufmerksam macht. Dies kann Nebel, Regen, Sturm, Todesfälle oder Krankheiten umfassen. Im Falle der Krankheiten wurden auch Mononoke als Schuldige dargestellt, Tote oder lebende Geister die unzureichend Befriedigt worden waren. Manchmal fraßen sie sogar Leute und sind damit mit den ursprünglichen Oni ident.

Denn die Oni, welche durch den Import des Buddhismus den indischen Devas in Aussehen und habitus angeglichen wurden waren ursprünglich lokal gebundenen (wie die Götter) für Menschen schädliche Ereignisse - tatari praktisch. Abgesehen davon, dass sie ausgetrieben und nie durcnh Ritual befriedigt wurden. Entweder mit Beschwöhrungen oder durch Helden, welche die doppelte Verunreinugung durch Gewalt und Gewalt gegen Götter nicht zu fürchten hatten (diese Herren wurden, btw, später zu den Samurai).

All diese Kategorien - die tatari Inkarnationen der Kami, die Mononoke und die Oni zusammen mit vom Buddhismus verdrängten Schamanistischen Gottheiten (wie die Yamabau, eine Vegetations-Wachstums/Vergehensgöttin aus den Bergen und ihre Priesterinnen. Ihr Mythos wurde vollständig vom Shugendo vereinnahmt und zu einer phalliozentrischen Praktik transformiert wurde...faszinierendes Gebiet, sage ich dir) irgendwann während oder kurz nach der Heian-Periode zu den Youkai zusammengefasst. Hinzu kamen Objekte, welche dem chinesischen Lebenszyklus zufolge lange genug existiert hatten, um zu geringeren Kami zu werden und die gemischten Youkai, die ungesehene Geschehnisse Erklären sollten. Dazu wurden noch die Neuinterpretationen alter Gestalten des Theathers der Edozeit gerechnet werden, wie die Ubagashi, welche abura-sumashi in neuer, moralisierender und dramatisierter Gestalt darstellen.

Was vor dir liegt sind also Myriaden von Youkai, das groß davon nur mit zwei Sätzen charakterisiert.

In Sachen Shinto gibt es ein Buch, welches weite Teile des Kojiki und des Nihongi - die grundsätzlichen Mythologien des Shinto Seite an Seite ins Deutsche übersetzt hat, aber ich finde es momentan in meinem Zimmer nicht. Ich werde dir deswegen eine PM senden.

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Gibt es vielleicht auch einige guten, deutschen Seiten?
Japanologie= Russisch, Englisch oder Französisch lernen wenn es einem vor dem japanischen graust. Die Russen scheinen effektiv am meisten Material zusammengetragen zu haben, die französische Literatur ist am besten geschrieben und die Englische am leichtesten zugänglich. Deutschland und Österreich haben auch keinen schlechten Ruf, arbeiten allerdings vielleicht eine Spur zu akademisch für ein großes Publikum.