Das Eisen wurde von den Goronen wie versprochen bald geliefert und damit konnte Tiran endlich wieder das normale Leben eines Schmiedemeisters führen. Schon sehr bald kamen die Leute wegen größeren Aufträgen als Hufeisen oder Nägeln und die Zahl der Arbeiten wuchs mit jedem Tag. Lethan hatte scheinbar wirklich gute Arbeit geleistet, wie es vom Nachrichtenmeister Hyrules auch zu erwarten war. Viele von Tirans Kunden kannte er noch von früher, viele kamen aus der Schlossstadt, wo er mehr oder weniger berühmt gewesen war. Schon sehr bald galt es Schwerter und Schilde für Adlige oder Wachen anzufertigen, kompliziertere metallene Instrumente nach den Instruktionen von Weisen und Wissenschaftlern und selbst eine komplette Rüstung.
Sein Ruf machte schnell die Runde und dafür war Tiran dankbar denn so sammelte sich das Geld schnell wieder an, welches er zuvor für seinen Neustart hatte ausgeben müssen. Neben all der harten Arbeit versuchte er Ren alles zu vermitteln, was er wusste und zu lehren hatte. Der Junge zeigte Interesse und Talent und erwies sich als außerordentlich hilfreich. Er fügte sich sehr schnell in das anstrengende Schmiedeleben und jammerte nicht über die körperlichen Arbeiten, die er zuhauf zu verrichten hatte. Schon bald ließ Tiran ihn kleinere Aufträge wie Handwerkszeuge alleine schmieden und vertraute dabei auf das Geschick des Jungen, während er selbst sich um die anspruchsvollen Waffen und die Rüstung kümmerte. Abends, wenn Tiran keine Lust hatte etwas zu Essen zu machen, begaben er und Ren sich oft in eine Taverne und ließen es sich dank des königlichen Visums, welches Tiran bei der großen Schnitzeljagd gewonnen hatte, auf Kosten der Krone gut gehen.
Wobei es der Schmied nicht zu sehr übertrieb. Er wollte es sich nicht mit irgendwelchen Beamten im Schloss verscherzen, die sich mit seinen Ausgaben herumplagen mussten. Er mochte einst auf sie angewiesen sein. Spätestens dann, wenn er sich Zutritt zur großen Schlossbibliothek verschaffen wollte.
Denn neben all der vielen Arbeit vergaß Tiran nicht um seinen Traum: die magische Schmiedekunst. Nach einiger Zeit hatte er sich Ren anvertraut, ihn vorerst jedoch noch zu Stillschweigen verpflichtet. Ren war mehr als nur interessiert gewesen, er war begeistert. Mit ehrfürchtigem Staunen hatte er dem magischen Hammer angesehen und hatte nicht gewagt ihn zu berühren. Mit ganz anderen Augen sah er nun den Klingenstab und Tirans Narben. Tiran versprach in Zukunft zu schauen ob Ren ebenfalls das Talent für dieses mystische Handwerk zeigte, doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.
Um nun endlich weiterzukommen mit seinem Vorhaben schickte Tiran seinen Lehrling zum Tempel der drei Einheiten, auf dass er in der dortigen Bibliothek so viele Informationen zusammentrug wie er konnte. Zwei Bücher nur fand Ren, doch diese durfte er ausleihen und zu Tiran bringen, welcher daraufhin seine Schmiede für zwei ganze Tage schloss, um die Schriften zu kopieren und eingehend zu studieren.
Vieles von dem, was dort stand war ihm bereits bekannt doch einiges war neu. Vor allem zwei Dinge erregten seine Aufmerksamkeit. Zunächst hieß es da in einem der Bücher, dass magische Gegenstände immer auf die Berührung nackter Haut reagierten. Sie passten sich zunächst ihrem Besitzer an und funktionierten bei ihm am besten. Ohne, dass man es wahrnahm, wurde die Magie solcher Dinge jedoch ein wenig verfälscht, sollte sie von anderen Personen berührt werden: Sie ging über auf die Person, die sie berührt hatte, oder sie empfing etwas von der Aura, welche die Person ausstrahlte. Dies würde jedoch bei den meisten nie dazu führen, dass ein solcher magischer Gegenstand unnütz wurde und eine einzige kurze Berührung war auch nicht weiter schlimm. Anders sah es aber bei Magiern oder magischen Wesen aus. Diese konnten Waffen verunreinigen, sie verändern oder sie gar schwächer machen. Tiran war sehr dankbar für diese Informationen und ersann im Kopf bereits Pläne darüber, wie ein Schutz gegen so etwas möglich wäre.
Die zweite erwähnte Sache war von eher praktischer Natur: In einem alten Text (er war in althylianisch verfasst, was immer noch häufig als Sprache und Schrift der Gelehrten verwendet wurde. Tiran hatte sie auf seinen Reisen lernen müssen, um überhaupt etwas über die hohe Kunst zu lernen, nach der er trachtete) wurde ein Mineral beschrieben, welches besonders aufnahmefähig war der Magie gegenüber. Von den großen, magischen Schmieden der Shiekah von einst ward dieses Gestein als eine Art Vorratsspeicher verwendet, oder mehr noch als etwas wie ein Reifefass. Denn Magie kann man in jedem Material unterbringen, wenn man weiß wie, das besonderer an diesem speziellen war, dass es Magie über längere Zeit hinweg mehrte bzw. verstärkte. Es ließ die Magie im wahrsten Sinne des Wortes reifen.
Zudem bot die Gelegenheit Magie aufzubewahren mehr Möglichkeiten innerhalb der hohen Kunst. Nur die wenigsten magischen Gegenstände wurden direkt aus magischem Material geschmiedet, denn solches war sehr selten und über alles wertvoll. In den alten Tagen war es normal gewesen auf diese Art und Weise zu schmieden doch dies war schon längst nicht mehr so. Viel Wissen war verloren gegangen darunter auch, welche Materialien von Natur aus magisch waren und wo sie zu finden waren. Ansonsten musste man sich heutzutage damit begnügen Gegenstände mit Magie zu füllen. Wenn die Quellen stark und der Schmied geschickt waren, dann waren diese Dinge dann meist von ähnlicher Qualität wie die von einst. Dabei geschah es oft, dass etwas Magie übrig blieb, oder dass bestimmte Magie nicht zur Waffe passte.
Es war gefährlich Zauber und mystische Entladungen einfach sich selbst zu überlassen und deshalb war der Gedanke daran, sie einschließen zu können verlockend. Wenn man genug gesammelt hatte, konnte man gar Zauber kreuzen und Magien miteinander verbinden, dachte Tiran mit leuchtenden Augen. Die damit gefüllten Gegenstände mussten noch mächtiger und besser werden…
Dem Text war zudem eine Zeichnung eines solchen Minerals beigefügt und ein erklärender Abschnitt in dem auf Besonderheiten und mögliche Fundorte eingegangen wurde. Tiran beschloss diese Zeichnung den Goronen zu zeigen, denn wer, wenn nicht das Steinvolk, würde wissen wo man am besten Gestein mit solchen Attributen fand? Bei der Abreise legte er alle laufenden Arbeiten auf Eis und gab Ren die Erlaubnis seine eigenen kopierten Schriften von seien Reisen und die beiden Bücher aus dem Tempel zu kopieren. Er würde wohl für einige Tage weg sein, bis dahin musste sein Schüler alleine mit den kleineren Aufträgen zurechtkommen müssen.
Auf dem Weg durch den Schneematsch des Todesberges, bekam er von Zeit zu Zeit den Eindruck von machtvollen Ausstrahlungen im Westen. Er wusste, dass sein magisches Gespür ungewöhnlich gut entwickelt war, mochte er selbst auch nicht zaubern können, doch es war eine sehr hilfreiche Eigenschaft für das magische Schmieden.
Bei den Goronen angekommen traf er sich direkt mit Link, um ihm zu berichten, was er neues in Erfahrung gebracht hatte und um ihm das Bild zu zeigen. Der Gorone zeigte sich abermals freudig überrascht ob Tirans Eifer und rascher Auffassungsgabe und versicherte ihm, nach einem Besuch in der Bibliothek des Schlosses würde er bei den Goronen schmieden dürfen. Das Geld für die Goronenrüstung hatte Tiran bereits zusammen. Dann besah sich der Führer des Steinvolkes aufmerksam die Zeichnung und die Beschreibung.
„Hm“, murmelte er. „Diese Art von Gestein ist hier am Todesberg nicht zu finden. Vielleicht tiefer im Gebirge, doch kann ich dir nicht sagen wo genau. Hm…die Felsen im Gerudotal würden meines Erachtens nach eine solche Struktur zulassen. Allerdings müsste man sich dann tiefer ins Gebirge begeben, über den Canyon und die Gerudofestung hinaus. Dorthin wo die Felsen noch unberührt sind. Sofern du keinen Goronen mitnimmst, wirst du dieses Gestein nicht finden fürchte ich. Wir kennen es zwar doch verlangte es uns nie danach, deshalb haben wir hier keines vorrätig, tut mir leid.“
„Ich habe keine Zeit für eine solche Reise fürchte ich…“, überlegte der Schmied laut. „Ich habe jetzt schon einige Aufträge stehen und liegen lassen müssen und wenn ich mich dann noch zur Schlossstadt aufmache, wird wieder viel Arbeit liegen bleiben. Mein Lehrling ist noch nicht soweit, dass er kompliziertere Ausrüstung für unsere Kunden schmieden kann. Ich muss jemanden finden, der sich zusammen mit einem Goronen dorthin aufmacht. Aber wer begibt sich heutzutage schon freiwillig in die Nähe der Kriegerfrauen? Weißt du jemanden?“
Link lächelte. „Zufällig kenne ich da tatsächlich jemanden…“