„Aus dem Weg!“, brüllte eine männliche Stimme den vor Angst erstarrten Wachmann an. Noch nie hatte der arme Kerl so etwas widerliches und abstoßendes gesehen. Es war einfach gigantisch und strahlte gleichermaßen rohe Gewallt und Dunkelheit aus.
Etwas riss ihn mit voller Wucht zur Seite bevor auf dem Platz auf dem er stand eine glühende Lavafaust hinabsauste und den Boden zerschmetterte. Ratlos blickte er in das Gesicht seines Retters und sah das bärtige Gesicht eines jüngeren Mannes. Er ließ aber keine Zeit für unnötige Worte als der Mann bemerkte, dass der hilflose Kerl noch immer starr war. „Jetzt sei nicht wie angewurzelt und komm zu dir!“. Er half der Wache auf und machte sich davon zu einer jungen Frau in einem langärmligen Hellblauen Oberteil.
Yuki hatte ihren Mantel ausgezogen, weil der Lavagolem einfach zu viel Hitze für sie ausstrahlt. Sie hatte sich gerade an die Kälte gewöhnt und dann so was. Ein passendes Kartensortiment hatte sie sich schon sorgsam aufgefächert in der rechten Hand.
„Hast du einen Plan?“, fragte sie Terian hastig als sich der wieder zu ihr hinüber bewegte. „Muss ich denn immer für alles eine Antwort haben?“, antwortete er verärgert. Das ganze erinnerte ihn daran, wie er noch vor kurzem zu ihr stand, aber er wollte ja versuchen es zu vergessen auch wenn er es wohl nie werden wird. In so kurzer Zeit konnte man nicht verlangen, dass alles so wie früher ist. Er schluckte es runter und machte weiter: „Hast du denn irgendeine Idee?“. Beide waren planlos denn mit purer Waffengewalt würde man diesen Golem nicht bezwingen können. Leider waren sich dieser Tatsache, die verzweifelt kämpfenden Stadtwachen nicht bewusst. Die Wachen konnten nichts anderes tun als mit ihren Klingen zu versuchen ein wenig Schaden auszuteilen. Der Golem merkte nicht einmal die gezielten Hiebe. Panik machte sich bei den Wachen breit.
Die beiden hatten dadurch aber Zeit sich Gedanken darüber zu machen. „Probieren wir es doch einfach einmal mit einem Eiszauber...“.
Sie bewegte sich ohne eine Antwort abzuwarten zu dem Golem hin und warf ihm eine Karte entgegen. Sobald sie ihn berührte hörte man ein Klirren, das sich dem Zerspringen eines Glases ähnelte. Der Golem knurrte während seine Lava verfärbte in etwas leicht gräuliches, aber sich sofort wieder umbildete. Erbost drehte er sich zu Yuki und seine schwarzen Augen starrten lehr auf. Er streckte seine Hände aus und stapfte zu ihr. Der Golem wollte sie packen und der Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht! Was auch immer der Golem berührte... Es blieben Brandspuren zurück. Man sah dadurch seine Fußstapfen auf dem ehemals edlen Boden.
Yuki wich eher langsam zurück und warf ihm immer wieder Eiskarten zu, die ihm aber nichts auszumachen schienen. Man hörte nur das Klirren und das verärgerte Grollen. „Was ist denn nur los mit dem Vieh?“. Sie war sich ganz sicher, dass es wenigstens ein wenig nutzen würde. Irgendwann hatte sie keine Karten mehr und ihr Lähmzauber wirkten zusätzlich nicht und dann stand sie mit dem Rücken zur Klosterwand. Das Ungetüm kam näher und näher, viel näher als ihr lieb war!
Doch der Golem stockte kurz vor ihr wieder. Etwas gefiel ihm wieder nicht denn es steckte Terians Schwert in seiner Hüfte und der Golem zog es aus sicher heraus und warf es danach einfach weg.
Als er sich umdrehte war Yuki schon spurlos verschwunden und stand schon neben Terian.
„Die Sache wird mir hier zu heiß...“, wendete sie sich voller Besorgnis zu ihm. „Ich denke wir können da nichts mehr tun...“. Wieder war Terian innerlich zerrissen. Was sollte das? Das war nicht die Frau die er kannte. Sie würde doch nie aufgeben.... Niemals! Bei so etwas nicht. Hatte er sich in ihr getäuscht. Yuki konnte einfach nicht mehr. So viel war da auf einmal da gewesen vieles hatte sich geändert in nur einem Schlag. Was wollte man von ihr? Sie kann doch nichts alles alleine tun... Sie wollte es nicht zugeben, aber da war etwas das sich in ihr Herz bohrte. Nur was?
„Hör zu! Diesmal bist du nicht alleine. Ich bin da und die Wachen! Auch wenn du es nicht glauben willst... Sie können uns helfen.“ Terian jedoch hatte er von all dem eine leise Ahnung und wusste genau was er ihr sagen musste in diesem Moment. Ja es wirkte und baute sie wieder auf...

„Rede mit ihnen während ich den Golem beschäftige...“ ohne eine Antwort abzuwarten wagte er sich in den unfairen Zweikampf. Sie kletterte auf einen größeren Schutthaufen und wandte ihre Stimmen den Wachen zu: „WACHEN! Hört mir zu!“. Leider war auch Nerd unter den Wachen und brüllte zurück: „Die kenn ich doch... SCHNAPPT SIE!“. Die Wachen glaubten wohl, dass Yuki den Golem beschworen hat und stürmten auf sie zu. Yuki schrie panisch: „Hallt, hallt,... ich bin unschuldig!!!“. „Glaubt ihr kein Wort! Sie hat eine Wache angegriffen und Kinder misshandelt!“ rief Nerd zurück. „Was?“ entsetzt kam ihr jetzt was, die Wachen damit überhaupt meinten! Die dumme Geschichte mit dem Kind am Marktplatz machte sie jetzt auch noch zur Kinderschänderin?
Anscheinend konnte es nicht schlechter kommen.
Als die Wachen die Hände schon um sie geschlungen haben schrie sie weiter: „Jetzt hört mir mal zu! Wir brauchen euch!!!“. Es wirkte, die Wachen ließen etwas lockerer und warn verwirrt.
„Ihr braucht uns? Was soll das heißen? Die Wachen brauchen niemanden außer unseren König!“.
Nerd kam hervor und strich mit seinem Zeigefinger über ihre Wangen: „Sprich... Was meinst du damit?“. Yuki wandte ihren Kopf angewidert weg: „Ja ihr habt mich verstanden... Wir brauchen euch, aber nur mehr und nicht jetzt...“. Nerd sah Terian kalt zu wie er mühevolle den Golem ablenkte. Anscheinend schien der Wache das nicht zu kümmern. „Das ist also dein Komplize, he?“.
„Nein... er hat mit allem nichts zu tun... Ich habe mit nichts zu tun...“. „Das entscheide immer noch ich! Man hat mich befördert weißt du?“. Yuki lachte höhnisch: „Nach der Schlappe mit mir am Tor? Hast es wohl vertuschen können oder wie?“. Er gab ihr eine Ohrfeige. Yuki kochte, aber musste Ruhe bewahren. Sie konnte nicht einfach jetzt die Wachen angreifen, weil sie wirklich gebraucht wurde. Irgendwann würde er schon dafür büßen! „Ich kann euch sagen wie wir diesen Golem besiegen können...“. „Ist dir wohl dein Golem nicht hellhörig oder wie?“ Nerd wirkte nach seiner Beförderung nicht mehr nervend sondern arrogant und stärker. „Nun den... Meine Männer lassen dich kurz los. Dann besiegen wir das Mistkerl und dann ergibst du dich uns, einverstanden?“.
Yuki verstand nicht ganz seinen Sinneswandel. „Und was wenn ich mich euch nicht so einfach ergebe?“. Nerd lachte und sah sie verstohlen an: „Das mag sein, aber ich kann nur gewinnen... Wenn wir den Golem besiegen winkt mir noch eine Beförderung und das in nur so kurzer Zeit! Und glaub mir... ich finde dich!“. War er jetzt einfach nur blöd oder eingebildet, fragte sich Yuki selbst.
Wenn er sie bis jetzt nicht bei dem ganzen bemerkt hatte, würde er sie nie finden können.
„Dann lasst mich los...“. Nerd nickte den Wachen zu und erst dann taten sie wie ihnen gesagt. „... und ich erkläre euch unseren Plan.“