"Noch ein Stück!", keuchte Ren atemlos. Tiran hob den großen Schrank noch einmal an und schob ihn in Rens Richtung, welcher gleichzeitig an dem schweren Gebilde zog und es zur gewünschten Position brachte. Nach Luft schnappend warfen sich die beiden auf den Boden und beglückwünschten sich händeklatschend. Den ganzen Tag hatten die beiden damit verbracht das Haus in ein richtiges Zuhause zu verwandeln. Zusammen hatten sie den letzten Dreck und Staub beseitigt und überlegt welche Möbelstücke an sie an welcher Stelle abstellen würden. Im Laufe des Tages war alles angekommen, was Tiran bestellt hatte und freundlicherweise hatte man ihm das eine oder andere kleine Geschenk gemacht. Am Nachmittag halfen gut 20 Menschen dabei seine Schmiedeausrüstung herzobefördern. Kein leichtes Unterfangen wenn man bedenkt, dass das Haus in dem Tiran die Sachen gelassen hatte mehrere Straßen weit entfernt lag. Als letztes hatten sie Rens Bett aus dessen Haus geholt. Sein Vater war nicht dagewesen, er musste nach Hyrule um seine Frau, Rens Mutter, abzuholen, die einige Tage bei ihren Verwandten verbracht hatte.
Nun, nachdem sie auch den großen Schrank nach einstimmiger Entscheidung an eine andere Stelle geschoben hatten, waren sie zielmich erschöpft, doch der Anblick ihres nun vollendeten Wohn- und Arbeitsplatzes stimmte sie fröhlich. Die drei Zimmer des Hauses waren nun nicht mehr leer.
Im großen Eingangsraum hatten sie die eigentliche Schmiede eingerichtet: Der große Schmelzofen, der Amboss, ein gewaltiges Regal für das zahlreiche Werkzeug....Alles war vorhanden. Die beiden hinteren Räume waren in eine Vorratskammer und den Wohnraum verwandelt worden. Zwei Betten, zwei Truhen, zwei Schränke füllten den größeren der beiden Räume. Ein kleiner Tisch und zwei Stühle standen unter einem der beiden Fenster.
Der winzige Anbau in dem sich die Tür zum ebenfalls winzigen Hof befand war kurzerhand mit Gerümpel vollgestopft worden. Die Vorratskammer war noch recht leer, doch in einigen Monaten würde sich das nach und nach ändern, wenn sie dort Waffen, Nahrung und sonstiges lagern würden. Zum kochen würden sie die frühere Feuerstelle aus Tirans Kindheit benutzen, denn sie befand sich auf einer kleinen steirnernen Erhöhung, so dass die Brandgefahr stark gesenkt wurde.
"Nun, das wäre also geschafft. Wir sind endlich eingerichtet. Hast du schon alle Sachen, die du brauchst von Zuhause hergeholt?"
" Nein, es fehlen noch einige Kleinigkeiten, aber die kann ich morgen holen."
"Hol sie jetzt, dann kann ich schon einmal anfangen das Abendessen zu machen!"
Es war immer wieder faszinierend ein Gesicht zu beobachten, in dem mehr als nur eine Emotion zum Ausdruck gebracht wurde. Rens Gesichtsausdruck mochte man als eine Grimasse aus Überraschung, Unglauben und Spott deuten. Tiran las kurzerhand eine Zustimmung heraus.
Schließlich brachte Ren zögernd seine jugendhafte Ansicht zum Ausdruck, die in schlichten Worten ausgedrückt etwa so lautet: "Du bist ein Mann!"
"Das hast du sehr gut erkannt, ich kann mich wohl glücklich shcätzen einen solch scharfsinnigen Schüler zu haben.", bemerkte Tiran gelassen. Normalerweise hätte Ren auch gelassen geantwortet, doch im Augenblick war er wohl zu erschüttert, um so eine Nebensächlichkeit zu kommentieren.
"Männer kochen nicht!", stellte er mit leidenschaftlicher Inbrunst klar.
" Eine völlig veraltete Vorstellung", winkte Tiran ab. " Wenn ich mir kein Essen zubereiten könnte, wäre ich auf meiner Reise in der Wildnis verhungert. Und jetzt geh los!"
Widerstrebend machte sich Ren auf den Weg. Er hätte zu gerne weiter auf dem Thema herumgeritten, doch dazu war ja später noch Zeit. Selbst wenn Tiran der Meinung war er könne kochen, hieß das noch lange nicht, dass er es auch wirklich konnte. Skeptisch würde Ren nachher alles schärfstens kritisieren, was ihm aufgetischt wurde. Ein Mann konnte einfach nicht gut kochen, ausgeschlossen. Tiran hatte es zugegeben, einzig und alleine die Not hatte ihn dazu getrieben kochen zu lernen...
Als sein Schüler weg war setzte Tiran einen Topf Wasser auf. Das Feuer war schon recht heiß, weil er es vor etwa zwei Stunden bereits angezündet hatte. Aus der Vorratskammer holte er sich alles was er brauchte. "Von wegen Männer können nicht kochen und es sei Frauensache!", dachte der Schmied schnaubend. Wenn dem so wäre wären die Männer nahezu ausgestorben und die Welt würde von Frauen beherrscht werden, die auf unheimliche Art den Gerudokriegerinnen ähnelten...
Keine ganze Stunde später war Ren mit seinen Sachen wieder da.
"Das hat aber lange gedauert", meinte Tiran stirnrunzelnd woraufhin Ren erwiderte: " Ich habe mir überlegt, ob ich es wagen soll wiederzukommen. Aber...die Neugier hat schließlich über meine Bedenken über grausame Magenkrämpfe gewonnen." Ein strahlenderes Lächeln hätte er kaum zu Stande bringen können, dachte sich Tiran leicht pikiert.
"So, du glaubst also nicht daran, dass ich gut koche, ja? Wir werden ja sehen..." Prüfend schaute er sich seinen grinsenden Lehrling an, wobei er in Gedanken seine Meinung über den Jungen nochmals gut überdachte.
" Mach dich nützlich und deck den Tisch. Es gibt Suppe."

Gut eine halbe Stunde später sagte Ren: " Meint ihr wirklich, dass es etwas bringt mich hungern zu lassen, um mich zum essen zu zwingen? Das wird meine Meinung nicht bessern, Meister." " Nenn mich nicht so, so alt bin ich nun auch noch nicht. Ich heiße Tiran." Ren nahm es ohne Widerrede hin.
Mit einem Blick, den man getrost als konzentriert bezeichnen konnte, kostete Tiran seine Suppe. Dann füllte er Rens schale und stellte sie vor ihm brüsk auf den Tisch. Sein Schüler wartete bis sich Tiran ebenfalls etwas eingegossen hatten und sich hingesetzt hatte. Dann hob tauchte er seinen Löffel ein und hob ihn an. Herausfordern hoben sich seine Augebrauen in die höhe, als er sagte: "Der Geruch kann mich nicht täuschen..." und den Löffel in den Mund schob. Stille. Verblüffung. Er schluckte. Leider beherrschte er es noch nicht so gut, seine Gefühle soweit zu kontrollieren, dass sie ihm nicht ins Gesicht geschrieben standen. Genüsslich fing Tiran an zu essen. " Guten Appetit Ren", sagte er freundlich.
"....guten Appetit Tiran"
Während sie aßen, funkelten sie sich gegenseitig über den Schüsselrand hinweg an.
Die stumme Konversation zwischen den beiden könnte in Worten etwa so geheißen haben: Das Essen ist hervorragend.
Verdammt....
Es ist wirklich hervorragend.
Aber wie ist das möglich?
Ich bin so gut...
Es ist noch nicht vorbei!
Natürlich nicht, du hast noch nicht meine Hauptgerichte probiert!
Verdammt...
Sie werden hervorragend werden!
Wieso kannst du...?
Ich bin einfach gut!

Nach dem Essen gingen beide recht früh ins Bett. Tiran sprach unvermittelt in die Stille hinein:
" Morgen bekommen wir unser Eisen von den Goronen und holen uns einen großen Vorrat an Kohle. Es könnte ein anstrengender Tag werden, schlaf also ruhig etwas länger morgen." "Ist gut..."
Tiran legte sich in eine gemütliche Position und zog die Decke über sich. Als er vorhin aus dem Fenster geschaut hatte, hatte es wieder angefangen zu schneien und es war trotz der glühenden Kohlen (das letzte was noch vom Feuer übrig war) ein wenig kühl. Das Haus musste sich wohl wieder erst an Bewohner in seinem Inneren gewöhnen, die es lieber warm als kalt hatten.
Während er in Gedanken schon beim nächsten Tag war, wurde Tiran in seinen Gedankengängen unterbrochen.
" Wieso kannst du so gut..?
" Nur weil ich notgedrungen in der Wildnis kochen musste, heißt das nicht, dass ich es schlecht machen wollte oder mir keine Mühe gab. Ich bin bei allem, was ich mache gründlich, merk dir das. Das ist die Grundvorraussetzung für diesen Beruf."
" Ja..."
"Morgen abend zeige ich dir, wie ich die Suppe von heute gemacht habe!"
Stille.