Am nächsten Tag war Tiran sehr müde, jedoch auch sehr froh. Ren hatte wirklich Talent. Er wies eine natürliche Liebe für geschmiedetes Eisen auf, wie Tiran selbst, und erfreute sich an der Praktik des Schmiedelebens. Sein eigenwilliger, teilweise arroganter Charakter störte Tiran dabei nicht. Er hatte schon so mache eingebildete Leute getroffen, genug um zu erkennen wann man von wahrer, gefährlicher Arroganz reden konnte und wann man es mit der gutmütigen und natürlichen Überheblichkeit der Jugend zu tun hatte.
Ren wollte wirklich lernen, das bewies er schon nach Tagesanbruch, als er von Tiran seine ersten Aufgaben erhielt. Sie musste noch immer auf ihre Ausrüstung warten und manch anderer Schüler wäre frustriert über die Aufgaben, die Tiran zunächst stellte: Im ganzen Haus sauber machen, die alten Aushänge mit dem Aufruf an einen Schüler in der ganzen Stadt abzunehmen und von Tür zu Tür gehen und erste Bestellungen für die Schmiede entgegennehmen. Zuerst hatte Tiran mit einem Hagel von Protesten und gewaltiger Entrüstung gerechnet, doch schon bald erkannte er, dass Ren ein Junge war, auf den man sich verlassen konnte. Er maulte nicht über die Pflichten, die ihm auferlegt wurden und brachte seinem Lehrer erstaunlicherweise gebürtigen Respekt entgegen, eine Eigenschaft, die Tiran schon fast für vergessen hielt unter der Jugend.
Obwohl er die Nacht über nicht geschlafen hatte, legte er sich nicht hin, sondern gab Ren seine Aufgaben und machte sich auf zu den Goronen. Zum einen musste er sich natürlich des Eisens annehmen, zum anderen war nun der Moment gekommen, an dem es hieß aus seinem Wunsch Wirklichkeit zu machen: Er würde den Führer der Goronen nach der Kunst des magischen Schmiedens befragen. Notfalls würde er neben seinem Beruf sogar in die Lehre gehen, so glühend war sein Wunsch dieses seltene Handwerk zu lernen. Er verabschiedete sich von seinem neuen Lehrling und verließ Kakariko durch das Tor zum Todesberg. Während des Aufstieges wehte der Wind über ihm und neben ihm und um ihn herum. Er pfiff aus allen kleinen Schluchten und Spalten und sein hohes Jaulen erfüllte die Leere des Berges. Da in letzter Zeit recht wenig Leute den Weg hinauf nach Goronia beschritten war der Schnee in den oberen Bereichen des Berges tief und Tiran versank teilweise bis an die Knie in der kalten, weißen Masse. Doch der Weg durch den Schnee, der unangenehme Wind und die Kälte des neuen Tages konnten Tiran nicht beirren. In ihm glühte der Wunsch nach der magischen Kunst und diser Wunsch spendete ihm Wohlwollen für die Zukunft, Zuversicht und Freude. Entgegen der allgemeinen Meinung ein Wunsch, oder der Wille, die den Geist entflammten, könnten auch dem Körper Wärme spenden, war Tiran bei seiner Ankunft in Goronia total durchgefroren. Solche schönen Vorstellungen waren etwas für Dichter und Poeten, dachte Tiran leicht grimmig, als er durch die Tore Goronias trat und auf die nächste Fackel, die er sah, zuschritt. Normale Menschen mussten wohl mit normalen Feuer vorlieb nehmen. Nicht die lodernden Flammen des Geistes oder des Willens, sondern schlichtes reales Feuer.
In Goronia lag selbstverständlich kein Schnee, da es nicht unter freiem Himmel lag und die beständige Hitze des Inneren des Berges sorgte für wohlige Wärme.
Da es nicht das erste Mal war, dass er bei den Goronen zu Besuch war, machte sich Tiran zielstrebig auf den Weg zu Link, dem Führer des Volkes. Auf seinem Weg grüßte er die ihm entgegen kommenden Goronen und empfing im Gegenzug die von ihnen typische Freundlichkeit. Nach wie vor brachte ihm sein Klingenstab einige neugierige Blicke ein, doch da es nicht in der Art der Goronen lag aufdringlich zu sein, drängte sich ihm niemand auf. Unter allen Völkern der Welt war Tiran das hylianische Volk natürlich am nächsten, gehörte er doch zu ihnen. Doch war er den Goronen ihm Geiste eher geneigt als den Menschen. Er achtete das alte Bergvolk und empfand großen Respekt vor ihrem Können in der Schmiedekunst. Sie waren nette Geschöpfe und zu jedermann freundlich und aufgeschlossen. Für Tiran waren sie die lebendige Verkörperung so mancher Ideale, wie etwa Toleranz und Großzügigkeit, um nur zwei zu nennen.
Als er den unbewachten Raum des Anführers betrat überkam ihn Ehrfurcht, so wie es immer geschah, wenn er in der Nähe von Link war. Als einziges noch lebendes Wesen in Hyrule hatte er persönlichen Kontakt zum gleichnamigen Helden der Zeit gehabt. Er hatte die Schreckensherraschft Ganondorgs erlebt und seinen Fall. Er hatte große und geringe Leute kennengelernt und ihr persönliches Streben nach Macht mitverfolgt. Letztendlich hatte er auch die dunkle Zeit überstanden, in der das Land ins Chaos stürtzte, als Villon sich erhob. Er war eine bemerkenswerte Persönlichkeit und unter seinen gütigen, weisen Augen kam sich Tiran unbedeutend un klein vor.
Dennoch begrüßte er Link mit fester Stimme und mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
" Es ist länger her seit ein Hylianer mit mir persönlich reden wollte. Dein Name ist Tiran sagst du? Ja, ich erinnere mich an dich...es ist lange her seit du uns besucht hast. Du warst vor Jahren ein berühmter Schmied in Hyrule. Ich kann mich an deine Arbeit erinnern, selbst wir Goronen waren beeindruckt gewesen."
" Meine Arbeit konnte nur gut werden schließlich kam mein Eisen ja immer von den Goronen des Todesberges", feixte Tiran, woraufhin Link breit grinste.
" Ja, ich erinnere mich an dich. Du schienst für einen Hylianer ungewöhnlich viel von einem Goronen in dir gehabt zu haben, Bursche!", meinte er. Obwohl es schon Jahre her war, dass man Tiran einen " Burschen" genannt hatte, nahm er es stillschweigend hin. Link war immerhin mehr als doppelt so alt wie er selbst, da konnte er selbst jemanden in Tirans Alter als Burschen bezeichnen.
" Nun, Tiran, was führt dich nach so langer Abwesenheit zu uns? Es hieß du hättest Hyrule verlassen." " Ja, das habe ich. Es ist eine längere Geschichte, doch um sie zu erzählen bin ich schließlich hierhergekommen", schloss er lächelnd. " Nun dann erzähl. Ich seh schon, es könnte länger dauern, wenn du willst kannst du dich hinsetzen.", bot er Tiran an, welcher dankend annahm. Auch wenn Tiran das Reisen in rauen Gebieten gewohnt war, war eine solche Besteigung eines Berges immer recht anstrengend, ob man nun daran gewöhnt war oder nicht. Er erzählte Link von dem Fund des Shiekahschwertes, von seiner Reise und seiner Suche nach Hinweisen auf die magische Schmiedekunst. Er erzählte von den seltsamen Schmiedeverfahren, die er kennengelernt hatte und von den ungewöhnlichen Waffen, die er gesehen hatte. Er zeigte Link seine eigene Waffe und die Runen darauf und erklärte, dass er scheinbar etwas falsch gemacht habe, da die Magie nicht richtig wirke. Zur Untermauerung zeigte er ihm die vielen Narben auf seinem Arm. Schließlich holte er seinen größten Schatz, seinen magischen Hammer, aus seinem Versteck. Neugierig betrachtete Link dieses Werkzeug magischer Handwerkskunst.
" Lange ist es her, seit diese Kunst in hohem Maße in Hyrule ausgeübt wurde, aber sie ist uns Goronen nicht unbekannt. Dieser Hammer ist eine wirklich gute Arbeit, ich kann dich nur beglückwünschen. Er ist sehr wertvoll. Und was deinen Klingenstab betrifft: Die Runen sind mit aller Sorgfalt gezeichnet worden und sind der natürlichen Konsinstenz der WAffe und des Eisens angepasst. Sie passen zu der Länge, dem Gewicht und der Form der Waffe. Natürlich hätte man es noch ein wenig genauer hinbekommen können, doch für deine erste Arbeit ist es wirklich sehr gut. Es muss also eher an der Magie selbst liegen." Er sah Tiran auf, wie um ihn zu Reden zu bringen und Tiran sah sich dazu verleitet zu sagen: " Daran habe ich auch schon gedacht. Ich war äußerst überrascht, wie viel Kraft mich das mentale Arbeiten mit der Magie gekostet hat und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass der Fehler daherrührt, dass ich einen Moment unachtsam war oder etwas in der Art. " Link nickte, als sehe er seine Vermutung bestätigt.
" Es ist eine sehr schwierige und anspruchsvolle Kunst, und du weißt natürlich, dass sie auch überauß gefährlich ist, du hast es ja schon am eigenen Leibe erfahren müssen. Dennoch bin ich überzeugt, dass du deine sache gut machen wirst. Du bist also hierhergekommen und Hilfe zu erbitten, ja? Leider muss ich dir sagen, dass auch wir Goronen diese Kunst nicht mehr ausüben, doch das ist kein Grund zur Besorgnis. Die Praktik ist uns noch vertraut und der Todesberg ist im ganzen Land wahrscheinlich der beste Ort, um Waffen dieser Art zu schmieden. Natürlich brauchst du dafür noch einige Hilfsmittel."
" Ich weiß, es ist noch einiges zu tun. Leider habe ich mein gesamtes Geld ausgegeben und eine anständige Schmiede einrichten zu können und ich habe im Vorraus bereits einen großen Vorrat an Eisen bestellt", er reichte Link das Schreiben von Havor, welches der Anführer der Goronen wegen der genannten Menge, überrascht musterte. " allerdings rechne ich damit, dass ich wie früher viel Geld verdienen werde, da mein Name im Land recht bekannt ist. Deswegen werde ich mir bald eine Goronenrüsrung kaufen, sie kosten doch noch 300 Rubine, oder?" Link nickte bestätigend. " Gut, dann werde ich mir also bald diese Rüstung anschaffen und mir einen Raum hier in Goronia mieten." "Das wird nicht nötig sein", fiel ihm Link ins Wort. " Wir nehmen kein Geld vor die Benutzung unserer Räume und ich denke es wird auch kein Problem sein dir einen dauerhaften Raum in Goronia zu beschaffen. " Strahlend dackte Tiran dem Goronen und fuhr fort:
" Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir helft! Nun ja...wahrscheilich wisst ihr es doch, ach immer diese Redewendungen. Wie dem auch sei. In der Zeit, in der ich Geld sammeln werde, werde ich durch das Land reisen und nach alten Schriften oder Büchern suchen, die sich mit diesem Handwerk beschäftigen. Könnt ihr mir geeignete Orte nennen? Ich dachte in erster Linie an die Bibliothek im Tempel der drei Einheiten."
" Das würde ich für den Anfang auch vorschlagen. Und wer weiß, vielleicht wird dir auch der Zutritt zur königlichen Bibliothek im Schloss gewährt, wenn du dir wieder einen Namen gemacht hast. Komm also wieder, sobald du bereit bist. Dann werden wir uns deiner annehmen und zusammen werden wir diesen vergessenen Zweig unserer Kunst neu beleben. Ich denke es wird auch uns Goronen nur zum Vorteil gereichen, wenn wir uns wieder weiterschulen. Ich sollte dir danken dafür, dass du neuen Wind nach Goronia gebracht hast. Vielleicht finden wir ja sogar Gefallen am Schmieden dieser einzigartigen Klingenstäbe? Um das Eisen werden wir uns kümmern, du wirst es in zwei Tagen bekommen, bei der Menge schaffen wir es einfach nicht bis morgen. Doch jetzt lasse ich dich gehen, du siehst aus, als könntest du etwas warmes zu essen und natürlich zu trinken gebrauchen!", sagte Link freundlich.
"Ich hoffe ihr werdet es nicht Leid, wenn ich mich andauern bedanke, doch was soll ein einfacher, armer Schmied angesichts solcher Freundlichkeit sonst tun?", lachte Tiran.
" Sie annehmen natürlich!". Link klopfte Tiran auf die Schulter, was angesichts der Tatsache, dass er ein ausgewachsener Gorone war, keine Kleinigkeit für einen menschlichen Körper darstellte, doch Tiran hielt tapfer sein Gleichgewicht.
"Ich denke, ich komme nachher zu dir, auch wenn du bald von Gesellschafft ungeben sein wirst. Dann kannst du uns allen von deinen Reisegeschichten erzählen!" So verbrachte Tiran einen geselligen Abend bei den Goronen, Es wurde gelacht und gescherzt, und er hatte viel Freude daran wieder in der Gesellschaft dieses gutmütigen Volkes zu sein, doch schließlich machte er sich doch noch auf den Heimweg, obwohl im LInk angeboten hatte, in Goronia zu übernachten.
Er kam spät nach Hause, denn er musste beim Abstieg vorsichtig sein, war es immerhin schon dunkel und teilweise rutschig, und als er eintraf fand er Ren schlafend vor. Bei all seinem Fleiß und seinem Eifer war er dennoch ein junger Bursche, der des Schlafes bedrufte und so legte sich Tiran möglichst leise ebenfalls hin. Er hatte ein wenig Schlaf nachzuholen und am nächsten Tag würde er seine Möbel bekommen.