Trotz des recht milden, sogar etwas sonnigen Tages wehte ein kühler Wind durch die Straßen von Kakariko. Feiner Schnee wurde den Bewohnern ins Gesicht geweht, die zum Teil wütend wegen des Winters waren und die sich zum Teil über den Schnee freuten. Die Meisten Bewohner Kakarikos waren Hylianer, die auf warme Kleidung angewiesen waren und so sah man zahlreiche Wollmützen und Schale, hohe Stiefel und dicke Mäntel. In dieser Menge an warmen Stoffen und eilenden, beinahe gesichtslosen Menschen fiel eine Gestalt besonders auf. Es handelte sich dabei um einen breitschultrigen Mann mit dunklem Bart. Er trug robuste, stark abgetragene Lederkleidung und sein brauner Umhang umflatterte ihn wild. Sein ganzes Erscheinungsbild ließ darauf schließen, dass er eine lange Reise hinter sich hatte, denn sein Gesicht war gebräunt und sein großer Rucksack schien übervoll zu sein. Am meisten Aufmerksamkeit erregte wahrscheinlich der seltsame Stab, den er bei sich trug. Wie eine Lanze erschien er, doch war er kürzer, als man es normalerweise kannte und hatte außerdem keine Spitze. Stattdessen liefen zwei elegante, gebogene und gewellte Klingen an beiden Enden aufeinander zu, ohne sich jedoch zu treffen. Die gesamte Waffe schien aus Metall zu sein. Diese unbekannte Waffe er schien den Leuten merkwürdig. Sie war fremdartig und auf unbestimmte Art und Weise sehr nobel. Sie passte nicht wirklich zu dem großen Mann mit den breiten Schultern, der eher einen bodenständigen Eindruck erweckte.
Der Mann drehte sich hin und wieder zu den Leuten die ihn anschauten und lächelte ihnen zu, rief freundliche Grüße oder winkte. Wenn ihm eine Böe Schnee ins Gesicht bließ, lachte er und schüttelte die schulterlangen Haare, in deren Locken sich etwas von dem weißen Pulver verfangen hatte und mit seiner freien Hand fuhr er sich über den Bart. Nach einiger Zeit bog er links von der Hauptstraße ab und schlug den Weg zum höher gelegenen Viertel Kakarikos ein. Er steuerte auf ein Haus ganz am Ende der Straße zum Todesberg zu, nicht weit entfernt vom Tor zum Gebirgspass. Das Haus war verlassen, die Fenster mit Brettern vernagelt und die Tür abgeschlossen. Einst hatte es einem Schmied und seiner Frau gehört und alle wußten, dass er das Haus seinem Sohn vererbt hatte. Nicht wenige kannten ihn, Tiran den Schmied, doch mit dem Bart und der seltsamen Aufmachung erkannte ihn niemand, denn 5 Jahre war es her, seit er seinen Geburtsort zuletzt aufgesucht hatte. Den Norden hatte er verlaßen und viel Zeit im Süden verbracht, so dass seine Haut von einem frischen Braun war. Schnee hatte er lange keinen mehr gesehen und so freute er sich über den hylianischen Winter, als er in seinem Heimat zurückgekehrt war.
Nun stand er lächelnd vor dem Haus seiner Eltern, seinem Haus. Die Reise war lang gewesen und er hatte viel Wissen erlangt. Instinktiv griff er an die Stelle, an der er seinen Hammer befestigt hatte. Seinen wertvollsten Besitz, den Höhepunkt seines jetzigen, magischen Könnens. Der Süden hatte ihn vieles gelehrt und seltsame Orte hatte er bereist auf der Suche nach verborgenem Wissen. Nun war es an der Zeit in Hyrule weiterzusuchen. War Hyrule nicht eines der magischsten Länder? Und war es nicht die Heimat des Schattenvolkes, der Shiekah, von denen das Schwert kam, das Tirans Leben veränderte? Mit einem Blick auf den gewaltigen Todesberg dachte Tiran an die Goronen, Meister der Schmiedekunst. Er hoffte von ihnen vieles zu erfahren, vieles zu lernen über jene Kunst des Schmiedens, die nur die wenigsten wahrlich beherrschen.
Ein Blick auf sein Haus ließ ihn jedoch laut seufzen. Sein Besuch bei den Goronen musste warten, denn zuerst musste er sich um die dingensten Angelegenheiten kümmern. Aus einer seiner vielen Taschen kramte er einen schlichten Schlüssel hervor und schloss die Tür auf. Sein Zuhause war leer und kalt, voller Spinnweben und Staub. Mit einem Auflachen trat er ein und die Tür schwang mit lauten Knarren hinter ihm zu. Ich werde sie wohl bald ausbessern lassen müssen, dachte er schmunzelnd. Seinen Rucksack stellte er an der Wand ab und dann schritt er rasch die drei Räume des Hauses ab. Mit dicken Decken umhüllt, standen zumindest noch der alte Tisch, das Bettgestell und eine leere Truhe da. Fehtle nur noch alles andere. Ein kleiner Hinterhof schloss an das Haus an. Er war von einer mittleren Mauer umgeben, über die jeder normale Mann einfach drüber steigen konnte, wenn er wollte. Natürlich war er leer. In Gedanken ging Tiran alles durch, was er am nächsten Tage erledigen musste, um sein Zuhause wieder bewohnbarer zu machen und hier eine kleine Schmiede einzurichten. Als Schmied in Hyrule hatte er gut verdient und war deshalb alles andere als arm, auch wenn er nicht wirklich reich war. Das meisten von seinem Geld würde er innerhalb der nächsten Tage ausgeben müssen, doch, optimistisch wie nunmal war, blickte er heiter in die Zukunft. Wenn man ihn wiedererkannte und sich an ihn gewöhnt hatte, würden die Leute von ganz allein zu ihm kommen. Ob er nun Waffenschmied, einfacher Schmied oder ein Meister der magischen Schmiedekunst war, in jedem größerem Wohnort brauchte man einen Schmied.
Erleichtert wieder zu Hause zu sein, holte Tiran eine Decke aus seiner Tasche, breitete sich auf dem kalten Holzboden aus und legte sich hin. Tief in seinen Umhang gehüllt schlief er mit einem Lächeln ein. Er war zu Hause, er würde eine kleine Schmiede errichten und würde weiter die Geheimnisse der hohen Kunst studieren.