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Ehrengarde
Die sanften Harfenklänge blieben nicht ungehört. Auch wenn der Wind sie irgendwann beinahe zerriss und für die normalen Ohren Sterblicher unhörbar machte, horchte ein Wesen auf. Aus einer tiefen Meditation gerissen und von leichten Klängen eines seltsamen Instruments umgeben, schreckte der Mann hoch, blieb aber gleich darauf wie angewurzelt stehen. Seine Augen schweiften in weite Ferne, während er mit der Hand einen imaginären Taktstock schwang und die Klänge, die durcheinander und verwirrend waren, in eine angenehme und harmonische Beziehung brachte. Mit einem schwenk seiner Hand wiederholte sich die Musik, wurde lauter und verharrte an einigen Stellen, als ob sich der Mann die Noten ansah, wie ein Chirurg einen gebrochenen Knochen. Mit einem breiten Lächeln änderte er eine Note hier, nahm eine dort heraus, änderte den Takt an einigen Stellen und lies die Melodie wieder frei,
Das Ergebnis war der Melodie von Alomar nicht unähnlich, wenn auch auf eine subtile Weise wesentlich sanfter und erholsamer.
„Das... ist einfach unglaublich...“ murmelte der Mann vor sich hin, als er die Musik wieder und wieder durch den Raum schweben lies und sie mit leuchtenden Farben auch für den normal Sterblichen sichtbar machte. „So nah an der Perfektion.“ hauchte er und befahl den Noten an einen Platz an der Wand, die übersäht war von Linien, Noten, Akkorden und Notizen. „Konsum!!“
Just in dem Augenblick wurden mit schwungvollen Gesten zwei Flügeltüren aus Glas geöffnet, die den Weg auf eine weite Terrasse freimachten. Kräftige und selbstsichere Schritte erklangen auf den schwarzen Marmorboden. Der Magier legte seine Hände auf das Geländer und atmete tief durch. Sonnenlicht glänzte auf blauen Haaren, die dem Magier bis zu den Hüften reichte und kunstvoll geflochten waren. Smaragdgrüne Augen nahmen die Landschaft vor dem Magier in sich auf, suchten nach einem Beweis für die Richtigkeit des Ortes. „Ha! Diesmal sind wir richtig, Adan. Ich sagte doch, das ich es finden werde.“
Adan Tanc, ein in ehren ergrauter Mann um die 55 Jahre, trat aus dem Schatten der Überdachung und schlenderte neben den Magier, bevor er ihm einen leichten Schlag auf den Kopf gab. „Nach drei falschen Welten wird man das wohl auch noch erwarten dürfen! Himmel, lass dich das nächste Mal einfach vom Rat leiten, anstatt uns auf eine solche Höllenreise zu schleifen.“ Der Magier wirkte zerknirscht und rieb sich die Stelle an seinem Kopf. „Hey, ich dachte ihr wolltet mal raus, zumindest sagtet ihr es. Außerdem brauche ich den Rat nicht!“ Adan sah den Mann neben sich lange an und bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, woraufhin der Magier in den Boden zu sinken schien. „Ist gut, ist gut. Ich gebe zu, mich dreimal geirrt und die falschen Welten ausgesucht zu haben. Aber Spass hatten wir doch...“ sagte er leiser und erwartete eine Reaktion. Adan grunzte etwas. „Ja, Spass hatten wir, stimmt. Aber den noch hätte ich getrost auf diese Horden von Kakerlaken, Feuersbrünste, komische Wesen mit fünf Armen und den... den...“ Adan schüttelte sich und auch der Magier schien in eine Zitrone gebissen zu haben. „Ähm... Ich schlage vor, dass wir den letzten Vorfall nicht mehr erwähnen.“ meinte Adan und hüstelte. Der Magier nickte eifrig. „Also, wo sind wir?“ „Allem Anschein nach, haben wir Hyrule gefunden. Es passt zu der Vision, die ich erhielt.“ „Und wie nennen die Bewohner diese Welt?“ „Hyrule.“ Stille folgte auf diesen Worte. “Sie…haben den wahren Namen ihrer Welt herausgefunden?” Der Magier nickte nur kurz und Adan pfiff leicht durch die Zähne. „Ob sie wohl wissen, welche Macht sie haben könnten?“ Ein Kopfschütteln. „Und wenn, dann hoffe ich, dass wir schnell verschwinden können.“
Adan schien etwas zu bemerken. „Es ist Winter.“
Der Magier nickte wieder.
„Ein recht starker Wind weht.“
Wieder nur ein Nicken.
„Es ist kalt.“
Nun schien auch der Magier etwas bemerkt zu haben und schlang sich die Arme um den Körper und zog seine Roben enger um sich. Zitternd trabten die Beiden wieder in das Schloss und schlossen die Türen hinter sich.
„Warum ist es Winter?“
„Och weißt du Adan, das hat etwas mit den Rotation des Planeten, mit der Sonne und irgendwie etwas göttlicher Willkür und schlechtem Humor zutun.“
Frostige Stille.
„Konsum... In deiner Vision war es Sommer...“
Nicken.
Adan gestikulierte wage. „Und jetzt ist Winter.“
„Oh... Ich verstehe.“
„Bist du dir sicher, dass es der richtige Planet ist?“
Drohung schwang mit in der Frage und Konsum überlegte Fieberhaft. Er griff aus der Luft ein Plättchen, welches mit grünem Rauch beschrieben war.
„Also, nach allem was hier steht sind wir richtig. Hyrule... See... Schlossstadt... Elfenähnliche Bewohner, steinfressende Bewohner, Amphibien... Passt. Hier soll sich der Typ namens Villon rumtreiben, den ich ausschalten soll.“
Konsum warf das Plättchen wieder weg und drehte sich dann zu Adan.
„Ja, wir sind hier richtig.“
„Und warum im Namen des Dämons ist es dann Winter?!“
Konsum wurde ziemlich kleinlaut.
„Weil... ich mich in der Zeit geirrt habe?“
Adan wurde ganz ruhig. So ruhig, dass Konsum meinte, etwas schreckliches würde geschehen, doch der Mann neben ihn begnügte sich damit, Konsum wieder einen leichten Schlag auf den Kopf zu geben, bevor er etwas von einem Bad murmelnd von dannen zog.
Als Konsum allein war und er wieder aus dem Fenster schaute, dämmerte ihm, dass er sich wieder geirrt und eine Reise vorgenommen hatte, die völlig sinnlos war.
„Verdammter Mist, verdammter.“
Artemis rannte die langen Korridore entlang, schnitt einige Kurven und stolperte über einen Teppich, fiel hin, stützte sich auf seinen Händen ab und schlug ein Rad, nur um unbeirrt weiterzulaufen. Er kannte das Schloss viel zu gut.
Nachdem er einige Zimmer des Schlosses abgesucht hatte, fand er Konsum noch immer vor dem Fenster stehen, in irgendwelchen Gedanken versunken, die wahrscheinlich nicht einmal besonders wichtig waren. Immerhin war dies dort Konsum, oder Ke’Thal, wie er genannt werden wollte. Ein Sklave des Äthers, mächtigste Person im Multiversum, oberster Gott auf einem Planeten, Waffenmeister der Triade des Nordsterns und unumstrittener Herr der Ewigkeit. Und nach seinem Blick zu urteilen, hatte er sich wieder einmal geirrt.
„Lass mich raten. Es ist die falsche Zeit, richtig?“
Ein säuerlicher Blick und Artemis nickte.
„Was gibt es?“
„Hier, auf dieser Welt, habe ich einen Jünger der Musik gefunden!“
Konsums Gesicht blieb unbewegt.
„Einen Jünger der Musik!“ wiederholte Artemis, diesmal mit mehr Nachdruck und einem sehr geduldigen Ton.
Wieder keine Reaktion. Artemis lies die Schultern sinken.
„Konsum, hier ist jemand, der die Musik beinahe so sehen kann, wie ich. Er hat begonnen die Macht der Töne zu erkunden, verstehst du was ich sage?“
Konsum nickte.
„Ich hoffe dir ist klar, dass wenn du die Person herholst, er die Prüfungen bestehen muss. Andernfalls können wir ihm nicht helfen.“
Artemis nickte mit einem Lächeln.
„Ich glaube, das wird kein Problem sein.“
Schon war er verschwunden und Konsum blieb wieder allein zurück, betrachtete den Schnee und fragte sich, wann es wohl jemanden auffallen würde, dass ein riesiges Schloss, mitten in der Steppe aufgetaucht war.
„Winter...“ grummelte er nur und verschwand in Richtung Küche.
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