Arreth stemmte seinen Zweihänder auf seine Schulter, damit das Gewicht der Klinge ihn während des Ansturms nicht behindern würde. Schnee stob zu beiden Seiten auf, als die Männer durch ihn hindurchpflügten. Kurz bevor sie die Gestalt erreichten trennten sie sich, zogen einen Bogen in Entgegengesetzte Richtungen, um ihr von zwei Seiten zu begegnen. Kurz vor dem Zusammenprall spannte er sich, fasste den ledernen Griff mit beiden Händen um möglichst viel Kraft hinter den Schlag zu legen. Er konnte nicht genau sagen was Tiran auf der ihm gegenüberliegenden Seite tat, doch verließ er sich darauf, dass ihr Timing stimmte. Tiran holte mit seinem Klingenstab aus während Arreth sein Schwert aus der Drehung wuchtete und es ihrer Kontrahentin entgegenschleuderte. Dieses Mal waren beide vorbereitet. Der Aufprall erfolgte wieder, doch da der Angriff aus zwei Richtungen erfolgte, waren die Schilde gezwungen sich zu verteilen. Der Schild flammte auf, doch heller als zuvor und die vielen Lichter auf der Oberfläche schienen nacheinander zu verlöschen bis nur noch eine Handvoll auf jeder Seite übrig war. Arreth Zweihänder prallte durch einen Impuls der durch die Schilde verlief zurück und auch Tiran wich zurück. Blitzschnell veränderte sich das dunkle Metall am Handgelenk der Fremden. Es schien wieder jeglichen Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren, wurde flüssig und bildete eine neue Bedrohliche Form.
Eine schwarze Sense materialisierte sich in ihrer Hand und es waren Arreth und Tiran die sich in der Verteidigung wiederfanden. Ihr Mantel bauschte sich auf und etwas traf Tiran rücklings in der Rückzugsbewegung und brachte ihn ins Taumeln, während die Frau zusammenfuhr und Arreth entgegen sprang, der selbst im Rückzug begriffen war. Die furchtbar gezackte Sense schnellte mit einer Geschwindigkeit vor die nicht zu einer so ungewöhnlichen Waffe passen wollte. Ihm blieb grade noch genug Zeit seine Parierklinge zu lösen um den Schlag abzufangen. Doch wider erwarten, blieb der Aufprall aus, denn das dunkle Metall schien durch den hellen Stahl in Arreth Hand zu gleiten als ob er nicht existent wäre. Sein Oberarm brannte höllisch als er in den Schnee stürzte. Doch schlimmer Als der Schmerz war der widerspenstige Gedanke in seinem Kopf dass er den Streich doch pariert haben müsste. Wie konnte das möglich sein? Doch ihm blieb wenig Zeit sich zu wundern. Die verhüllte Gestalt baute sich vor ihm auf und die Sense fuhr wieder auf ihn herab. Er rollte sich seitwärts ab, entging dem Hieb. Beim zweiten zog er seinen Zweihänder vor sich und hoffte darauf dass nicht auch diese Waffe ihn im Stich lassen würde. Blaue Funken stoben auseinander als die beiden schwarzen Klingen aufeinander trafen. Die Unbekannte wirkte nicht überrascht, vielmehr umspielte ein amüsiertes Lächeln ihre Mundwinkel. Mit einer Hand hielt sie problemlos den Druck auf Arreth aufrecht während sie mit der anderen fast zärtlich an der scharfen Schneide des Obsidianschwertes entlangfuhr. Plötzlich sprang sie zu Seite als Tirans Klingenstab nach ihr schlug. Die Gesichtszüge des Schmieds waren entschlossen und obwohl der Streich in ihrem Rücken geführt war, wich sie ihm spielend aus.
Tiran half Arreth auf die Beine während die Unbekannte wieder neben ihre Geisel gesprungen war. „Die ist um einiges härter als die Göre vom Todesberg“ schnaubte er. „Hast du meine Parierklinge gesehen“ stieß Arreth schwer atmend hervor und reichte ihm das was von der Stahlklinge übrig geblieben war, während er einen Fetzen seines zerrissenen Ärmels um die Schnittwunde band.
Tiran pfiff leise durch die Zähne und schmiss den Griff weg. „Aber dein Schwert hat ihren Sensenstreif abgeblockt? Ich würde nicht zuviel drauf geben, dafür weiß ich noch nicht genug. Aber ich glaube unsere magischen Waffen sind stabil genug für dieses komische Zeug an ihrem Unterarm.“
Arreth schulterte wieder sein Schwert. „Diesmal bin ich vorsichtiger, sie ist für so eine unauffällige Gestalt verflucht schnell und stark wie ein Stier dazu. In was sind wir da reingerutscht?“
„Ich habe keine Ahnung, aber wenn es so weitergeht kommen wir nicht mehr in einem Stück raus. Sie ist durch unsere Angriffe nicht mal ins Schwitzen gekommen und die Magie meines Klingenstabs war ineffektiv gegen ihre Schildzauber.“
Arreth nickte. „Eine Große Auswahl bleibt uns nicht, ich habe keine weiteren Tricks auf Lager. Aber ich habe den Eindruck dass sich zumindest ihre Schilde nicht von den Angriffen erholen. Viele von diesen Lichtern sind nicht übrig geblieben nach unserem letzten Mal“ stellte er grimmig fest. „Wenn ihr die Lichter ausgehen probiers noch mal mit deinem magischen Angriff. Vielleicht bringt uns das weiter“ „Viel bleibt uns nicht“ seufzte Tiran. „Auf ein neues“ Beide bewegten sich langsam auf die ruhige Gestalt zu die nicht sonderlich beeindruckt wirkte sondern mit ihrem kühlen lächeln neben der durch den Schrecken erstarrte Geisel stand. Nur das Knirschen des Schnees war zu hören als sie sich vorsichtig voranbewegten, so als ob alles in ihrer Umgebung die Luft anhielt und mit Spannung auf den Ausgang des Kampfes wartete.
Die Sense war wieder verschwunden und an ihrer statt bedeckte wieder der Panzerhandschuh ihren Unterarm. Arreth knirschte ärgerlich mit den Zähnen. Diese Unbekannte verhielt sich wie ein Fechtlehrer und wechselte ständig zwischen Offensive und Defensive hin und her, als ob es sich um einen Übungskampf handeln würde.
Wieder umkreisten sie die Frau, die es mit seliger Ruhe zur Kenntnis nahm und wie eine Statue dastand als beträfe sie das ganze nicht mehr als ein entferntes Schaustück.
Wieder und wieder liefen sie gegen die Barrieren an und der Schnee machte es ihnen schwer den Gegenangriffen auszuweichen die ihnen jedes Mal entgegenschlugen. Doch die Lichter auf den Schilden schwanden weiter und als der Glanz der Schilde endlich knistern erlosch, konzentrierte sich Tiran darauf die Energie seines Stabs zu entfesseln, während Arreth sie beschäftigte. Inzwischen war Arreth mit schnittwunden überseht und auch Tiran hatte Blessuren davongetragen. Ihm viel es nicht leicht mit seinem Zweihänder der Geschwindigkeit der Fremden zu begegnen doch ihm gelang es sie so lange unter Druck zu setzen bis Tiran bereit war.
Arreth wich mit einem Satz zurück, war sich aber sicher ein letztes höhnisches Lächeln zu sehen die ihre Lippen kräuselten.
Der magische Strahl schoss durch die Luft und lies die umliegende Luft hörbar knistern. Die Windmagie hinterließ eine Schneise im Schnee und schien ohne Zweifel ihr Ziel treffen. Kurz vor dem Aufprall verdichtete sich die Energie auf einmal schlagartig zu einer kleinen Kugel die die restliche Magie in sich aufzusaugen schien. Sie schrumpfte und verschwand geräuschlos als hätte sie nie existiert.
Arreth Augen waren in Verblüffung geweitet wobei es Tiran nicht besser Ging.
„Jetzt muss uns was anderes einfallen“ keuchte Tiran.