Der eiskalte Wind schnitt in die Haut wie Klingen und zwang die beiden Wanderer gebückt vorwärts zu gehen. Schneeflocken schossen an den Verhüllten vorbei während sie sich durch das Gestöber kämpften. Arreth hatte die Kapuze seines schweren Reisemantels tief ins Gesicht gezogen und doch schien der gefütterte Stoff die beißende Kälte nie sehr lange von seinem Körper fern zu halten. Schon bald setzte sich die Kälte tief in seine malträtierten Knochen und er biss die Zähne zusammen bis sie hörbar knirschten. Gordo war auf Grund seiner Abstammung viel weniger anfällig für das Getose und seine breiten Umrisse ragten vor Arreth auf und boten ihm ein wenig Schutz vor dem gnadenlosen Sturm. Die Sichtweite schrumpfte je tiefer sich die beiden in den Canyon bewegten und die Windgeschwindigkeiten nahmen zu, künstlich beschleunigt durch die hoch aufragenden Wände. Vor einem Tag hatten sie die Lon-Lon Farm passiert wo der Schnee zwar auf der weiten Ebene höher aufragte doch der Wind nicht so gewütet hatte. Arreth rieb seine Hände energisch zusammen um einen Rest Wärme zu entfachen. Seine beiden Bartzöpfe flatterten schon lange nicht mehr im Wind und er fürchtete sie könnten jeden Moment wie ein Eiszapf abbrechen. Gordo blieb stehen und gestikulierte hektisch um Arreths’ Aufmerksamkeit auf eine Felsnische zu lenken die im Windschatten lag. Er ließ sich seitwärts in die Nische fallen und verfluchte lautstark das Wetter was ihrem Vorhaben so übel Mitspielte. Gordo, kein Freund vieler Worte seit je her, nickte ihm als Zeichen seiner Zustimmung stumm zu. Sie entfachten ein Feuer aus dem zuvor eingesammelten Brennholz. Mit ihren Rücken schützen sie die Flammen vor dem erlischen während die Wärme das Eis aus ihrem Inneren verbannte.
Mehrere Stunden vergangen bis der Sturm endlich an Intensität abnahm.
Nach einer weiteren Stunde Marsch erreichten sie die Hängebrücke die im Wind auf und ab tanzte wie die Banner der Schlossstadt. Böen schüttelten die Konstruktion die Mitleid erregend knirschte während sich die Taue bogen und sich gegen den Wind auflehnten. Stumm setzten beide Schritt um Schritt auf die Schwankende Brücke.
Als eine weitere Sturmböe auf sie hinabpeitschte und die Brücke bedrohlich zur Seite schwenkte, verharrten und verlagerten beide ihren Schwerpunkt so tief wie möglich damit die Brücke wieder zur Ruhe kam. Arreth Hände waren mittlerweile von den vereisten Stricken aufgescheuert.
Als sie die Brücke hinter sich gelassen hatten und sich dem Gerudo-Tal näherten, tat die Nähe zur Wüste ihr übriges und Schnee und Eis wichen vor der natürlichen Grenze.
Arreth und Gordo strichen ihre Kapuzen zurück und betrachteten ehrfürchtig die Trutzburg die sich in die Flanke des Berges vor ihnen schmiegte. Mauer reihte sich an Mauer und die aus grobem Stein gefertigten Türme erhoben sich wie stille Wächter. Von Zeit zu Zeit blitzte die Sonne auf polierten Waffen oder Rüstungen der Gerudo Kriegerinnen. Gordo war der Meinung dass das von Tiran geforderte Erz nur auf einer bestimmten Höhe vorkäme. Um Zutritt zu den Hängen des Berges zu bekommen mussten sie sich allerdings an einem bewachten Pass vorbei schleichen.
Bei Einbruch der Dunkelheit huschten sie entlang der Schatten der zackigen Felsnadeln auf den Pass-Grad zu, auf dem eine kleine Einheit Gerudos wache schob. Arreth fiel fast selbst wie ein zum leben erwachter Schatten aus der Dunkelheit und verschwand ungesehen in der nächsten Deckung. Als die letzte Wache das Tor passiert hatte, gab er Gordo ein Zeichen. Gordo war selbst im Dunkeln auszumachen und deshalb war Arreth konzentriert um seinen Freund an den Wachen vorbei zu koordinieren. Arreth war es sogar möglich knapp hinter dem Rücken der Krieger vorbei zu schleichen ohne auch nur ein Geräusch zu verursachen.
Letztendlich war es beiden möglich den Pass zu überqueren und sie machten sich daran in die Höhe zu steigen. Gordo tippte Arreth leicht auf die Schulter und signalisierte ihm so dass sie die Höhe erreicht hatten. „Ab hier trennen wir uns auf“ sagte Gordo ruhig. „Auch wenn das Gestein von der selben Farbe ist wie der Rest des Berges, wirst du es bei Dunkelheit leicht erkennen können“ ohne eine weitere Erklärung verschwand Gordo in Entgegengesetzter Richtung in der Nacht. Es dauerte nicht lange als Arreth etwas Seltsames sah; Eine Felsformation ragte in der Dunkelheit auf von dem ein Nebel aufstieg der in einem schwachen Blau und Grün leuchtete. Der Nebel waberte geheimnisvoll und zog Arreth in seinen Bann. Er stieß den vereinbarten Ruf aus und kurz darauf kam Gordo herbeigeeilt. Zusammen Schlugen sie einen Großen Brocken heraus den Gordo sich auf den Rücken band. Zuletzt brach Arreth mit dem Meißel ein faustgroßes Stück ab, um das sie Tiran extra gebeten hatte. Arreth zog einen Handschuh aus und legte das Metall auf seine Handfläche. Er fühlte sich merkwürdig kalt an. Der Nebel hüllte seine Hand ein und kribbelte leicht bei Kontakt. Hastig schlug Arreth den Stein in ein Tuch und verstaute ihn in seinem Rucksack. „Wenn man es in sehr heißem Feuer schmiedet, verschwindet der Nebel und der Stahl wird sehr leicht“ erklärte Gordo. Er sah aus als hätte er einen dampfenden Fleischknödel auf dem Rücken der still vor sich hinqualmte. Der Nebel schien dem Goronen nicht das Geringste auszumachen.
Als beide vor dem Pass ankamen musste sich Arreth eingestehen, dass es nun unmöglich war den Goronen mitsamt seiner Fracht unbemerkt an den Gerudos vorbei zu schaffen.
„Wir treffen uns wieder an der Brücke, so lange werden sie mich nicht verfolgen“ versicherte er Gordo flüsternd. Gordo nickte wieder nur. Er war zuversichtlich und von den Fähigkeiten seines Freundes überzeugt. Arreth trat aus dem Schatten „Oy! Ich scheine mich verlaufen zu haben, wo ist denn die Herrentoilette?!“ alarmiert fuhr die Gerudo um der er zugerufen hatte. „ALARM!!“ „Das ist dann wohl mein Stichwort“ Arreth schwang sich mit wehendem Mantel über die niedrige Palisade. Die Kriegerin die am nächsten war hieb mit ihrem Speer nach ihm. Der Streich war schlecht gezielt und Arreth bereits außer Reichweite. Pfeile surrten durch die Luft, doch als er die Schatten außerhalb der Fackellichter erreichte hatten die Schützen kein Ziel mehr. Eilig setzten sie ihm nach.
Eine halbe Stunde Später schälte sich eine Gestalt aus den Schatten an Gordos Seite. Arreth geräuschloses Erscheinen schien Gordo nicht im Geringsten zu überraschen. Ohne ein weiteres Wort kehrten sie dem Gerudo-Tal den Rücken und machten sich auf den Rückweg.