-
Krieger
Auch, wenn Lenjia viele Fragen an Mika hatte, bekam sie keine Gelegenheit dazu, ihm auch nur eine zu stellen. Die Luft musste sie sich für den schnellen Lauf durch die Steppe sparen.
Sie verkniff sich auch die Frage, ob er sie abhängen wollte, stattdessen fiel sie in einen leichten Trab und joggte nun neben Mika her. Beide vermieden es, den anderen anzusehen.
Das Erste, was Lenjia auffiel, als sie Kakariko erreichten, war der Geruch zwikende Rauchgeruch. Irgendwo musste es in dem kleinen Dorf gebrannt haben, von ihrem Standpunkt aus konnte sie jedoch nichts erkennen.
„Wo müssen wir eigentlich hin?“, fragte Lenjia, als sie durch das Tor von Kakariko traten.
“Zum Hexenladen, sonst ist hier ja nichts zu holen.“ Zielstrebig steuerte Mika auf den Krämerladen gegenüber von Faruns Haus zu. Hastig ging Lenjia neben ihm etwas in Deckung. Hoffentlich schaute die Labertasche von Schwester nicht ausgerechnet jetzt aus dem Fenster!
Fortuna schien gütig gestimmt. Es passierte glücklicherweise gar nichts.
Sie folgte Mika durch die Tür in den kleinen Laden, der mit vollgestopften Regalen kaum Platz zum Durchgehen ließ.
Mika nickte Timotheus, dem Ladenbesitzer, kurz zu, bevor er auf eine schäbige Holztür, versteckt neben der Theke, zusteuerte.
“Du willst zu Korta?“, fragte Timotheus und schaute Mika mitleidig an. Mika lächelte matt. „Ich muss.“
“Gut, dann sei aber vorsichtig. Sie ist geldgierig wie eh und je.“
Mika hob die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte und trat durch die Tür. Lenjia schlüpfte unter seinem Arm hindurch und wäre fast von der kleinen Anhöhe gefallen. Mika packte sie an der Schulter.
„Es ist empfehlenswert die Leiter zu benutzen.“
Seufzend wand sie sich aus seinem Griff und kletterte die Leiter runter.
“Warum hat sie keine Fronttür?“, fragte Lenjia nun und betrachtete das kleine Haus. Mika stieg die letzten Sprossen hinunter und drehte sich um. „Korta? Sie mag es nicht gestört zu werden. Wenn jemand wirklich etwas von ihr will, dann macht er sich auch die Mühe hierhin.“
Mika steuerte auf das Haus zu. „Hör zu: Überlasse das Reden mir. Starr sie nicht so an. Sag nichts über ihre Katze und - hör zu! - fasse nichts an.“
Lautlos öffnete er die Tür und trat ein. Ein Geruch aus Kräutern und Gewürzen schlug Lenjia entgegen und nahm ihr den Atem. Sie konnte es jedoch vermeiden, wie ein Goldfisch nach Luft zu schnappen.
Im Raum war es fast dunkel. Überall an den Seiten standen bunte Kessel aus denen Rauch aufstieg. Mika schritt bereits den Teppich entlang zur Theke, wo eine kleine faltige Frau saß. Sie stierte Mika aus einem faltigen Gesicht heraus an und streichelte dabei eine schwarze Katze.
“Wie kann ich dir helfen?“, fragte sie nun. Ihre Stimme hörte sich an, als hätte sie ein Stück Kreide verschluckt. Lenjia näherte sich langsam. Abgesehen von der Frau war es auch die Katze, die sie aus gelben Augen heraus anstarrte. Sie gab keinen Laut von sich, saß nur reglos auf dem Schoß der Ladenbesitzerin und starrte Lenjia fast missfallend an.
“Die Schatulle, den ich vor ein paar Tagen gebracht habe...“, flüsterte Mika und sah dabei vorsichtig zu Lenjia rüber. Als er sich versichert hatte, dass sie nicht zuhörte, beugte er sich etwas weiter vor und flüsterte nun noch leiser. „Ist sie nun vollständig gesichert? Einen weiteren Unfall kann sich Ziffer nicht leisten.“
Kortas Augen blitzten interessiert auf. Ein Lächeln breitete sich auf dem faltigen Gesicht aus, jedoch war es mehr hämisch als freundlich. „Natürlich. Einen Moment.“
Eine kleine Schublade unter der Theke öffnete sich wie von selbst. Nach einigem Kramen holte die Hexe ein kleines goldenes Kästchen heraus. Das Abbild eines Drachen war darauf zu sehen, der sich selbst in den Schwanz biss und einen Ring um einen roten, geschliffenen Rubin bildete. Hastig steckte Mika es in seine Manteltasche und kramte dann aus der anderen einen großen Beutel heraus.
“Hier.“ Er warf den Beutel auf die Theke. Kortas zog an dem geflochtenem Bändchen und schaute in den Beutel.
„Ich hoffe für dich, dass es die genaue Anzahl ist“, zischte sie leise. Mika verkniff sich einen Seufzer. Es war zwar nicht so, dass Korta jemandem ein Haar krümmen würde, aber sie konnte ziemlich fies werden, wenn es um die Preise ihrer Arbeit ging. Wortlos warf er weitere 2o Rubine auf den Tisch, bevor er sich entgültig umdrehte. Lenjia wandte mühsam den Blick von einem Kessel ab, der gerade Rauch in Form einer, sich das Haar kämmende, Meerjungfrau von sich gab.
“Einen schönen Tag wünsche ich Euch, Mika“, rief sie ihm nach. „Es könnte Euer Letzter sein!“
Erneut bahnte sich ein hinterhältiges Lächeln durch die Falten. Mika knallte die Tür hinter sich zu.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln