Die Bücher Luzifers
ein Horrorspiel von Kelven


Die Ein-Mann-Spielefabrik namens Kelven hat mit den „Büchern Luzifers“ eine knackige Mischung aus Horrorelementen, Rätseln und Action auf die Beine gestellt. Warum? Es spielt sich einfach flott. Die Rätsel sind leicht genug, um in kurzer Folge für einen steten Nachschub an kleinen Erfolgserlebnissen zu sorgen, der den Weitermachantrieb befeuert. Und die Actionkämpfe des selbsterstellten Kampfsystems sorgen für abwechslungsreiche Hektik. Zusätzlich bietet das Spiel noch etwas eher seltenes, nämlich den Verzicht auf unnötige Längen. „Die Bücher Luzifers“ sind kurz und kompakt gehalten und schöpfen die Spielzeit gelungen aus. Soweit der Grobüberblick, jetzt geht es ins Detail.

Handlung:
Draußen regnet es. Drinnen sitzt ein Privatdetektiv in seinem Büro. Natürlich öffnet sich die Tür und natürlich kommt eine Frau hinein. Und selbstverständlich braucht sie die Hilfe des Detektivs. Schon das Intro verrät, dass die Handlung hier nur den Zweck erfüllt, die einzelnen Schauplätze des Spiels zu ordnen und aneinander zu reihen, so dass sich niemand sorgen muss, von Innovationen überfordert zu werden. Der Detektiv heißt übrigens John.
So macht man sich mit seiner Spielfigur auf und stellt schon bald fest, dass etwas Unheimliches und Bedrohliches den Auftragsort heimgesucht hat. Entstellte Kreaturen lauern unserem Helden auf und müssen entschlossen bekämpft werden. Etwas überraschend stellt sich noch ein weiterer Klient ein, der John auf die Fährte eines Buches setzt, das Luzifer persönlich geschrieben haben soll.

Spielweise/Gameplay
Die Steuerung ist schnörkellos und auf schnellen Spielbetrieb ausgerichtet. Angeklickt werden muss nichts, es reicht, einfach dagegen- oder darüberzulaufen. Wichtige Objekte blinken ohnehin. Wer es schon immer gehasst hat, jeden Schrank, jeden Stuhl, jede Vase anzuklicken, wird „Die Bücher Luzifers“ also um so mehr lieben.
Leider hält das Menü hier nicht mit, denn vor allem die Objektverwaltung ist umständlich geraten. Anstatt eine Übersicht aller Dinge zu bieten, die man mit sich trägt, wird immer nur ein einzelnes angezeigt und man muss so Stück für Stück für Stück (ja, das nervt) weiterklicken, um das Gesuchte auswählen zu können. Vor allem, wenn man im späteren Spielverlauf so einiges bei sich hat, nimmt das unfreiwillig Tempo aus dem Spiel.
Aber nun zurück zu erfreulicheren Dingen. Da Kämpfe sowieso einen Großteil des Spiels ausmachen, bleiben wir doch gleich bei ihnen. Sobald der Held mit einem Monster in Berührung kommt, wird er auf einen Extra-Kampfbildschirm versetzt, wo er sich gegen 2,3,4 Gegner in Echtzeit zu behaupten hat. Per Knopfdruck wird geheilt und geschossen, manche Waffen streuen zudem in der Art einer Schrotflinte ihre Munition aus, und allgemein gilt: Neue Waffen sind ungleich wirkungsvoller als alte. So fängt man mit Pistolen an und endet mit irgendetwas ich glaube raktenwerfendem, also auf jeden Fall großkalibrigerem. Wer schlecht zielt, hat irgendwann ein Munitionsproblem. Bosskämpfe sind deutlich schwieriger als die gegen das normale Kanonenfutter. Leider folgen alle Bosskämpfe dem selben Muster, lediglich die Anforderungen an die Reaktionszeit erhöhen sich, so dass der taktische Aspekt kaum zum Tragen kommt. Aber das ist bei einem Action-KS auch von vornherein so angelegt.
Die Rätsel lassen sich in zwei Kategorien einordnen. Einmal gibt es die „Finde Schlüssel Nr. Soundso für Tür Nr. Diesunddas“-Sorte. Und dann gibt es noch die Sorte der guten Rätsel. Glücklicherweise wurde Sorte 1 auf das Nötigste beschränkt und Sorte 2 herrscht vor – zumindest in meiner Erinnerung. Hier muss man Allerlei hin- und herschieben, kleinere Codes dechiffrieren und zuweilen auch über mehrere Räume hinweg Zusammenhänge erkennen. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht verstiegen happig. Ich bin ein eher durchschnittlicher Rater und musste nur zweimal in die Forenhilfen sehen. Schlaue Ratefüchse werden das also achselzuckend abtun, andere werden auch nicht gerade verzweifeln.

Atmosphäre
Horrorspiele machen es sich selbst besonders schwer. Sie müssen nicht nur die üblichen Standards anderer RPGs erfüllen, sie müssen zugleich auch noch ganz besondere Vorzüge in einem Punkt aufweisen: Atmosphäre. Ein schlechter Witz kann alles versauen, zuviel Action verhindert den erwünschten Spannungsaufbau, Musikstücke müssen unbedingt passen und so weiter, und so weiter. Sind „Die Bücher Luzifers“ also nicht nur irgendein gutes Spiel, sondern auch noch ein gutes Horrorspiel? Gehen wir die Punkte einmal durch: Grafik sowie Klang und stimmungserzeugender Rest.
Grafisch sind auch „Die Bücher Luzifers“ unverkennbar ein echter Kelven. Das Ganze wirkt so, als ob er irgendwo einen Multifunktionsbausatz bereithält, aus dem er in schneller Folge neue Spiele zusammenbaut. Wenn man nur einen flüchtigen Blick auf „Die Bücher Luzifers“ wirft, ist es fast unmöglich zu sagen, um welches Kelven-Spiel es sich handelt. Die Optik lässt sich in drei Worte fassen: Austauschbar, beliebig, abwechslungsarm.
Musikalisch nimmt sich das Spiel ganz anders aus. Hier ist mit sicherer Hand ausgewählt worden und die Soundeffekte sitzen auch passabel (vor allem im Kampfsystem). Außerdem weiß Kelven, dass ein Horrorspiel sehr von bewusst eingesetzter Leere lebt, die den Spieler mit seinen Gedanken allein lässt. Die unheilvolle Stimmung droht so also nicht von unpassenden Zombieschwemmen hinweggespült zu werden. Anderes, wie Kerzenleuchter und ähnliche genreüblichen Gegenstände, werden eingesetzt und zeugen so zwar von gestalterischer Mühe, scheitern aber am generellen grafischen Manko. ABER: Auch wenn man sich in Kelven-Spiele erst einmal hineingucken und optisch eingewöhnen muss, ist sein ganz eigener Grafikstil letztlich kein Hindernis für unbeschwerten Spielspaß. Meine Eingewöhnungszeit lag bei ca. 2 Minuten.

So, viel Text. Das Fazit steht schon ganz am Anfang, dann kommt jetzt noch die Kurzübersicht des Pro & Contra:

+ flotte, abwechslungsreiche Vollversion
+ gelungenes eigenes Kampfsystem
+ gut abgestimmte Rätseldichte, meist originell
+ hoher Weitermachantrieb (WMA; früher hieß das „Motivation“)

- Uninspirierte Grafik
- Gegenstandsmenü unglücklich
- Kleiner Bug im Kampfsystem (Hin und wieder geht der Schuss durch den Gegner einfach durch)


Bilder


So empfängt einen das Spiel.


Wenn es draußen regnet, ist man meistens im Intro.


Bei wichtigen Sequenzen werden kleine Filme abgespielt. Hier geht jemand hinter der Scheibe entlang. Und es ist nicht der Putzmann.


Der Kampfbildschirm. Alles, was sich außer uns bewegt, muss erschossen werden. Die Kisten können sowohl helfen als auch behindern, je nachdem, wie man sich anstellt.


Keine Sorge, das Spiel ist nicht auf Tartarisch. Es ist nur ein Rätsel.


Das Menü bietet nicht nur Informationen sondern auch bunte Bilder.