Hab's mal noch fertiggeschrieben. Allen Haterz zeige ich den Mittelfinger! Das ist MEIN Humor!! Und wenn jemand Kritik äußert, es ist eben TRASH! Vorhang auf für Teil 6!

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Und so verbrachte Mark viele lange Stunden seines Lebens damit, die Löcher in Rosis Lebkuchenhaus mit Karton zu überkleben. Die Sonne schien ihm dabei erbarmungslos auf den dröhnenden Kopf, und immer wieder suchte er Rosi in ihrer rosafarbenen Küche auf, um sich zu vergewissern, daß seine Kartonkleberei ihren Wünschen entsprechend verlief. Rosi überprüfte daraufhin mittels Wasserwaage penibel die Winkel der aufgeklebten Kartonscheiben, und mehr als einmal riß sie eine solche wütend wieder weg und schnauzte Mark an. "Du kannst gar nichts, Schätzchen! Du bist zu blöd für diese Welt! Das ist die einfachste Arbeit, die es gibt, und nicht einmal das kriegst du auf die Reihe?"

Als es zu dämmern begann, verstand Mark erst, daß er wieder völlig ausgehungert war. Zu trinken hatte er stets genug, denn in Rosis Trinkbrunnen gleich nebenan floß Cherry Cola in Strömen. Aber Rosi brachte ihm nichts zu essen, und zu allem Übel bereitete sie für sich selber eine Weihnachtsgans vor, obwohl es Hochsommer war. Der Geruch der Weihnachtsgans begann schließlich, unerträglich zu werden. An Lebkuchen war längst nicht mehr zu denken: Ein Biß davon, und Mark hätte sich übergeben. Er hatte keine Wahl: Er mußte Rosi konfrontieren. Und wenn es bedeutete, daß er anschließend wegen Sachbeschädigung von der Polizei verhaftet würde.
"Rosi. Es tut mir fürchterlich leid, daß ich dein Anwesen beschädigt habe. Aber du mußt meine Situation verstehen."
"Och, das Büblein will nun auf Mitleid machen? Husch, verzieh dich!", entgegnete Rosi mit vollem Mund, und mit einer Handbewegung versuchte sie, Mark zu verscheuchen. Der ging auf die Provokation allerdings nicht ein.
"Ich wollte mir in Paris das Leben nehmen... Bin anschließend vom Eiffelturm in ein viel zu tief fliegendes Pappflugzeug gesprungen, mußte gegen Ovomaltine-Zombies kämpfen, landete bei den Teletubbies, verübte ein Massaker, und dann werde ich hier auch noch von einem Daniel-Küblböck-Verschnitt versklavt?!"
"Hättest du dir eher überlegen sollen! Dieses Lebkuchenhaus war mein Kindheitstraum. da mir mein Papi als Kind nie erlaubt hatte, Süßigkeiten zu essen. Dann schickte er mich zur Bundeswehr, um aus mir einen 'richtigen Kerl' zu machen, weil ich mich immer heimlich geschminkt hatte... Wie du sehen kannst, ohne Erfolg, Schnuckel!" Rosi spuckte einen Knochen der Gans vor sich auf den Boden, schenkte sich ein Glas Aperol Spritz ein und zündete sich eine Mentholzigarette an. "Als der Alte endlich verreckt war, konnte ich mir mit dem Erbe diesen Wunsch erfüllen. Und dann kommt so ein Ray-Ban-Penner mit verbrannten Haaren und blutüberströmter Kleidung und frißt mir einfach ein Loch in meine immobiliäre Kindheitsbewältigung?"

Mark zögerte. Er nahm sich zum ersten Mal die Sonnenbrille aus dem Gesicht und blickte Rosi in die Augen. Und auf einmal sah er ein, daß Rosi und er doch mehr Gemeinsamkeiten aufwiesen, als er zunächst angenommen hatte: Auch sie mußte unter einem tyrannischen Vater leiden, der aus ihr einen Menschen machen wollte, der sie nicht war. Er erinnerte sich an seine eigene Geschichte, die zwar weitaus blutiger und extremer war, aber im Gegensatz zu ihm war es Rosi gelungen, sich selbst zu finden und einen Traum zu verwirklichen. Er hatte bloß sieben Jahre in der Psychiatrie Medikamente gefressen, in Selbstmitleid gebadet und an einen dramatischen Suizid in Frankreich gedacht. Und nicht einmal jener war ihm gelungen.
"Na gut, Rosi. Ich verstehe dich und werde dein Haus reparieren. Aber bitte gib mir wenigstens etwas zu essen, denn sonst breche ich zusammen!"
Rosi war überrascht und berührt von Marks Reaktion. Tränen stiegen in ihre Augen. Sie riß der Weihnachtsgans einen Flügel aus, warf ihn Mark vor die Füße und verschwand daraufhin bitterlich weinend im Bad. Mark verschlang den Flügel, machte sich auch noch an Rosis Überresten zu schaffen, und betrat voller Elan wieder den Vorgarten, wo er noch zwei weitere Löcher reparierte, ehe die Arbeit getan war.

Voller Freude betrat er das Haus. "Rosi! Ich habe es vollbracht! Ich habe dein Lebkuchenhaus repariert!"

Keine Antwort.

"Rosi!"

Er durchsuchte die Zimmer des Hauses, doch von Rosi war weit und breit keine Spur zu finden. Auch im Bad nicht. Das Haus war scheinbar verlassen. Mark setzte sich an den Küchentisch, rauchte ebenfalls eine Mentholzigarette und versuchte, über seine Lage nachzudenken. Vielleicht sollte er erst einmal schlafen. Das Teletubby-Blut auf seinem Hemd begann langsam zu riechen, also entledigte er sich seiner Kleidung, die er in die Biomülltonne vor dem Eingang warf, fand in Rosis Kleiderschrank ein hypermaskulines Lederkostüm, das er sich für den morgigen Tag bereit legte, nahm ein Bad in der goldenen Badewanne mit rosenförmigen Drehknöpfen, und versank im Bett.

Am nächsten Vormittag wachte er wieder in seinem Pariser Hotelzimmer auf. Ihm dröhnte der Schädel, denn am Vorabend hatte er sich in Saint Germain ordentlich gehen lassen, was sich nie gut mit seinen starken Antidepressiva vertrug. Das führte öfter zu bizarren Träumen, in denen sich allerhand Eindrücke aus seinem bisherigen Leben vermischten.
Rosi war eine weitere Patientin in der Psychiatrie, die sich dort das Leben genommen hatte. Sie hatte die Angewohnheit, sich mit zerbrochenen Süßigkeiten die Arme zu ritzen. Die Teletubbies bereiteten ihm als Kind schlaflose Nächte. Ovomaltine war früher sein Lieblingsgetränk, und jeden Morgen vor der Schule saß er mit seinem Vater in der Küche und stärkte sich mit einem Glas für den Unterricht.
Er blickte hoch auf die weiße Zimmerdecke, wo sich das warme französische Sonnenlicht immer weiter vordrängte, und lächelte.