Ich hab's eben durch, nicht grad das tollste Ende gehabt, aber mal schaun, vielleicht beim nächsten Mal.
Ich hab die ganze Entstehungsgeschichte des Spiel ja nur so am Rande mitbekommen, hab aber mitbekommen das es 6 Jahre oder so in der Entwicklung war. An dieser Stelle also erstmal Respekt an alle Beteiligten, ich denke es hat sich gelohnt. Allerdings...ich glaube ein weiteres Jahr hätte diesem Spiel definitiv gut getan. Eine gewisse Fehlerdichte war bei einem technich so aufwändigen Projekt wohl eh zu erwarten, und es gibt durchaus schlimmere Makerspiele in der Hinsicht. Aber manches hätte echt nicht sein müssen, besonders bei dieser Menge an Betatestern. Außerdem habe ich das unbestimmte Gefühl das der Macher sich wohl mehr vorgenommen hatte als letztendlich umgesetzt wurde. Da hat er wohl nach anfänglicher Euphorie die Lust verloren und wollte es nurnoch schnell fertig haben (denk ich mal, Zeit und Budget werden ja weniger treibende Faktoren gewesen sein, bei nem Makerprojekt). Vieles wirkt hingeschludert, einiges unfertig und das der Name der Tochter von Lucy im laufe des Spiels immer mehr zu Lousie mutiert fand ich auch etwas befremdlich (oder war das so geplant? wenn, dann hab ich's nicht verstanden).
Insgesamt ist es trotzdem ein tolles Spiel, dennoch hinterlässt es einen unschönen Eindruck. Es macht vieles richtig, aber eben auch so manches falsch. Ich versuch mal ein kurzes Review (auch wenn das viele schon vor mir gemacht haben).
Grafik: uneingeschränktes Highlight des Spiels. Alles sehr schön(-schaurig) und atmosphärisch gestaltet. Sehr gutes Mapping, wunderschöne Schnee- und Lichteffekte, aufwändige Animationen und hoher Detailgrad machen das Spiel zu einem Erlebnis.
Sound und Musik: Das zweite Highlight. Stimmungsvolle Musik und Geräuschkulisse und (meist) passende Soundeffekte bilden des zweiten Stützpfeiler der Atmosphäre.
Atmosphäre: Zwiespältig! Durch Optik und Akustik hervorragend inszeniert kommt die Horrorstimmung gut rüber, wird jedoch immer wieder durch die teils konfuse Handlung, sowie unlogische (Re)aktionen der Charaktere gestört.
Handlung: Die ist ganz sicher kein Glanzlicht! Das meiste ist ja ganz passable "Mann versucht seine Familie vor dem ultimativen Bösen zu retten"-Standrdkost. Nicht schlecht, aber eben auch nicht unbedingt innovativ und größtenteils bekannt. Viele der Zwichensequenzen und teils ganze Handlungsstränge sind aus kommerziellen Spielen geklaut und teilweise nahezu 1:1 übernommen. Oft geht es zudem recht konfus zu und so manche Reaktion von Lio und einigen der anderen Personen im Spiel ist sind einfach nur unglaubwürdig.
Rätseldesign: Auch nicht so toll gelungen! Zwar sind einige der Aufgaben recht interessant und fordernd,meist beschränkt sich aber alles darauf Gegenstände zu suchen und irgendwo einzusetzen. Dadurch das diese dann am Zielort vom Protagonisten automatisch verwendet werden nimmt man dem Spieler zwar die lästige Ausprobiererei ab, welche bei den wenigen Anhaltspunkten, die so mancher Gegenstand über seinen Verwendungszweck bereithält, ab, allerdings verkommt dadurch der gesamte Rätselpart zu simpler Laufarbeit. Das Schlimmste sind aber unsichtbare oder unsinnig platzierte Items. Die Sache mit dem Herzschlüssel oder das Schildteil auf dem Friedhof sind da nur einige Beispiele.
Manchmal entbehren die Aufgaben auch jeglichem Sinn: So schleppt man zum Beispiel lange Zeit zwei Federn mit sich rum. Wenn man dann endlich die Tür findet, zu deren Öffnung man diese braucht wird man ziemlich enttäuscht, denn in dem Raum ist außer ein Bischen Geld nichts, was den Aufwand rechtfertigen würde. Beim Diaraum, welchen man per Code erst entriegeln musste ist sogar überhaupt nichts drin (außer Monstern natürlich). [Anmerkung] Ich habe beim Durchspielen scheinbar einige Gegenstände nicht gefunden (die ich aber scheinbar auch nicht brauchte) und eventuell waren es auch Bugs, verursacht durch das häufige Switchrecycling, die die Gegenstände dort einfach nur deaktiviert hatten bevor ich sie aufheben konnte, der Punkt ist jetzt also mit Vorsicht zu genießen^^°
Kampfsystem: Teilweise richtig gut, mit einigen kleinen aber gravierenden Mängeln! Ich finde es erstmal gut dass man die Monster mit Treffern auf Distanz halten kann, das macht die ganzen Kämpfe wesentlich angenehmer als bei manch anderem Makerspiel. Waffenwahl und -handhabung sind auch sehr gut gelungen (auch wenn's mit dem Gamepad etwas umständlich war). Weniger gut gelungen sind das Balancing (das MG ist saustark und die Munition dafür viel zu billig, mancher Endgegner ist mit einem Schuss weg, etc.) und das einige Monster direkt vor Türen lauern und einen sofort packen ehe man reagieren kann.
Spielfluss: Schwer zu bewerten, aber durch viel sinnloses Rumgerenne wegen mangelnder Anhaltspunkte wurde schon mal einiges an Geschwindigkeit aus dem Spiel genommen. Unschön auch das Shopsystem: es reagiert recht langsam und die vielen "Hallo, ich hab was zu verkaufen""Bitte kauf etwas""Möchtest du das kaufen?""Danke dass du das gekauft hast""Ich freue mich schon auf deinen nächsten Einkauf"-Textboxen, die ja eigentlich dank der Sprachausgabe auch eher sinnlos waren, haben mich schon irgendwie extrem angenervt, genauso wie der bei jedem Selbstverteidigungs-Item das man findet neu aufpoppende Erklärungsscreen wie diese zu benutzen sind. [Anmerkung] Das ist jetzt eher konstruktive Kritik als wirklicher Minuspunkt, aber mich hat das schon sehr gestört.
Mein Fazit: Ein ambitioniertes Projekt, welches durch mangelnde Sorgfalt und einige unausgegorene Konzepte (wie etwa dem etwas zu kurz gekommenen "Verstand"-Feature) kurz vorm Gipfel der Maker-Legende schlapp macht.
Die vielen Mängel kann man dem Spiel und seinem Schöpfer durchaus verzeihen, immerhin ist es zumindest fertig geworden (^^°) und macht auch Spaß, einfach totschweigen sollte man sie nicht (macht ja eh keiner hier), denn dann wäre wohl kaum mit Besserung zu rechen.
MfG
Lil_Lousie