Die Sonne leuchtete goldenen über Viljiö und von Osten schlichen sich schon die ersten Schatten heran. Dumpf wehten die letzten verhallenden Schläge der Schmieden und Münzprägereien über den Ort, die Straßen lichteten sich. In wenigen Stunden würde es finstere Nacht sein und die Stadt läge in tiefen Schlummer. Aber bis dahin blieb noch Zeit.
Ein einzelner Mann trieb sein langbeiniges Ross erbarmungslos zum Nordtor des äußersten Festungsringes. Er stoppte nichteinmal, als ein junger Bursche in seinen Weg und beinahe unter die Hufe des Tieres geriet. Erst als das Tor in Sichtweite kam und die beiden Wachen ihn bemerkten, lenkte er ein und ließ das Pferd in einen schnellen Trab fallen. Aber nicht lange, denn er deutete den beiden nur auf seine Satteltasche, auf der ein Wappen prangerte, und einen Brief, dessen blutroter Sigellack das gleiche zeigte. So war sein Ziel erkannt und der Mann hindurch gelassen. Zwischem äußeren und inneren Festungsring verfiel er wieder in einen Galopp, um dann das gleiche Spiel zu wiederholen, bis er im Hofe der Burg stand. Ein Stallbursche kam eilig herbei gelaufen und nahm ihm das abgemühte Tier ab. Beide, Pferd und Reiter waren schweißdurchnäßt. Doch Zeit blieb nicht. Mit dem Brief in der Hand hastete der Mann zu der Türe, wurde von einem finster dreinblickenden Bewaffneten abgefangen und schließlich doch noch Königspaar und Herzog angekündigt. Nachdem man berichtet hatte, zu welchem Zweck der Mann so eiligst erschienen, ließ man ihn eintreten.
Auf dem prunkvollen Throne saß der König, daneben auf einem zweiten, kleineren seine Gemahlin und etwas tiefer auf einem schnörkellosen, aber nicht minder bequem wirkenden Stuhle der Herzog, dem der Brief galt. Die drei umstanden, mit neugierigen Blicken, Kanzler, Lords und Höflinge. Es schien, die Runde sollte soeben aufgelöst werden. Höflichkeiten wurden schnell ausgetauscht, die Zeit verstrich zu langsam und man wartete schon zu lange auf die ersehnte Antwort. So hatte der Bote schnell den Brief, mit blutrotem Lack versiegelt, an den nervösen Herzog übergeben, der ihn fahrig aufriss und den Inhalt überflog.
Die gepressten Lippen lockerten sich zu einem Lächeln erst, dann zu einem Lachen dem die Gestalt des Herzog sich mit ganzem Herzen ergab. Er warf die Arme in die Höhe, umarmte den Nächsten, der ihm zur Seite stand und winkte dann mit dem Papier zu seiner Nichte und dem König.
"Es ist soweit!", rief er mit der ehrlichen Freude eines liebenden Vaters,
"Die Vorbereitungen haben begonnen, wir sollen sie ihm schicken. König Alf wird sie ehelichen, meine Kleine."
Schnell noch wurde dem Gesinde befohlen den Boten der guten Nachricht aufs köstliche zu bewirten, sowie gut zu entlohnen und einen anderen nach Svill und Njiöldir zu entsenden um die Vorbereitungen auch dieserseits zu vollenden, dann begoß man das bald anstehende Ereignis mit dem guten Wein und prostete auf das junge Mädchen, das oben in ihrer Kammer saß und sich ahnungslos mit ihren beiden Freundinnen beschäftigte.

Sig bitte aus!